neues Spielzeug…

Also, eigentlich hat das ganz schön lang gedauert. Denn schon als ich mich daaaaaamals – das war so
vor etwa drei Jahren – in ernsthafter Kaufabsicht mit der erstmaligen Anschaffung von Studioblitzen und natürlich den zugehörigen Lichtformern beschäftigt habe, hatte ich sie schon auf der Liste:

Striplights.

Vor ein paar Wochen sind dann endlich zwei Stück davon in meinen Materialschrank eingezogen.

Was das eigentlich ist?

Nein, das sind keine speziellen Gerätschaften, die eigens zum Beleuchten von sich allmählich im Takte eingängiger Musik entkleidenden Mitmenschen hergestellt werden. Es sind ganz einfach rechteckige Softboxen, die eine sehr kurze und eine sehr lange Seite haben und so das Licht in Form eines Streifens – eines “Strip” eben – von sich geben – siehe Bild..

Wofür man so etwas braucht?

Daran arbeite ich noch… Naja, das ganze Brimborium, das um die Wahl des bestmöglichen Lichtformers gemacht wird, hat ja einen Grund: Als Fotograf hat man ja einen gewissen Kontrollfimmel, was die Lichtverteilung im Bild angeht (jedenfalls sollte man den haben). Oft genug leiden Fotos ja ganz einfach darunter, dass zu viel Licht da ist. Oder genauer gesagt: Licht dort ist, wo besser Schatten sein sollte. Denn die Schatten sind ja grundsätzlich der beste Freund des Fotografen, helfen sie doch, dem Fotosubjekt Räumlichkeit und Tiefe zu verleihen, obwohl man es auf ein zweidimensionales Medium gebannt hat.

Und gerade Striplights haben ja die herausragende Eigenschaft, dass sie in einer Achse groß genug sind, um weiches, schmeichelndes Licht zu spenden, die andere Achse aber schmal genug ist, um ungewolltes Streulicht zu vermeiden. Sie sind also hervorragend geeignet, die Verteilung von Licht und Schatten auf einem menschlichen Körper zu kontrollieren. Oder anders gesagt:
Weil Striplights in ihrer Form in etwa der eines Menschen entsprechen – eher schmal, aber hoch (…also, jedenfalls meistens…) – sind sie eben besonders gut zur gezielten Ausleuchtung derselben geeignet. Und dass es im Zweifel immer gut ist, wenn die Lichtquelle der Grundform des Fotosubjekts folgt, ist einer dieser Grundsätze eines gewissen Joe McNally, die sich bei mir im Kopf richtig festgekrallt haben.

Nun ja, und so habe ich dann kürzlich mal zugeschlagen und zwei Striplights gekauft. Da ich seinerzeit bei meiner Studioausstattung was Blitze und Lichtformer angeht zur Marke Jinbei gegriffen habe – bekommt man hier in Deutschland bei meinem Studiotechnik-Lieblingsshop Foto-Morgen – habe ich da natürlich auch wegen der Striplights zugeschlagen. In meinem Fall sind es Striplights von Jinbei (also Bowens-Bajonett) mit Schirmmechanik für den einfachst- und schnellstmöglichen Aufbau im Format 30cm x 140cm. Der Vollständigkeit halber habe ich die dann gleich mal mit Waben eingekauft, damit die bestmögliche Lichtkontrolle zur Verfügung steht. Und ehrlich gesagt ist so eine Wabe von Jinbei mit nichtmal 20 € nun echt kein Kostenfaktor.

Inzwischen war ein Striplight auch schon mehrfach im Einsatz, zum Beispiel bei einem Boudoir-Shooting mit Christin und einem Babybauchshooting. In beiden Fällen war nämlich – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten – das Herausarbeiten der jeweiligen Formen des Körpers durch gezielten Einsatz von Licht und Schatten der Schlüssel zu guten Fotos. Das gleiche Prinzip eines hohen aber schmalen Lichtformers hatte ich ja schon bei diesem Babybauchshooting hier verfolgt; nur eben ohne Striplight (hatte ich da noch nicht), sondern mittels einer Zimmertüre.
Ging auch, aber jetzt geht’s eben auch unabhängig von den baulichen Gegebenheiten.

Auf dem Foto von Christin kannst Du den “Effekt” des Striplight daran erkennen, dass die weiße Decke, auf der sie liegt zum linken unteren Bildrand hin dunkler wird und nicht weiß ausgebrannt ist, obwohl in dieser Richtung ja der Blitz stand. Der Blitz ist von seiner Ausrichtung also genau auf ihre Körperachse gerichtet, und hält so das Licht von der Decke fern. Trotzdem hat ihr Körper an seiner oberen Kante schon wieder den Anflug eines Schattens. Das ist das, was ich weiter oben im Blogpost mit Kontrolle des Lichtes meinte: Das Striplight mit Wabe ermöglicht eben einen sehr schmalen Lichtkegel, gibt aufgrund seiner Länge aber dennoch weiches Licht. Mit einer breiteren Softbox wäre so eine kontrollierte Ausleuchtung nicht möglich gewesen oder hätte zusätzlicher Tricks mit Abschattern bedurft, damit die Decke zu hell wird und so die Aufmerksamkeit von Christin ablenkt.

Ist doch immer wieder schön, mit neuem Material zu arbeiten. Vor allem, wenn es ausnahmsweise mal wirklich sinnvolle Anschaffungen waren 😉

Wie immer freue ich mich, wenn Du Anmerkungen oder Rückfragen hast, oder/und den Blogpost teilst und mir so hilfst, mehr Leser zu erreichen. Davon habe ich finanziell nichts, ich freue mich nur einfach, wenn die Leserschaft meines Blogs wächst. Also: Hau in die Tasten.

Bis bald.

“Ich hole dann mal die Handschellen…”

Also ehrlich. Wenn Fotografen und Models aufeinander treffen ergeben sich ja manchmal Situationen und Unterhaltungen, die, wenn man sie nachher Außenstehenden erzählt, unter Umständen leichte Sprachlosigkeit erzeugen und/oder gewisse Hintergedanken auslösen, während Model und Fotograf in der Situation selbst eigentlich nur völlig entspannt das nächste Foto im Sinn haben. Den als Überschrift dieses Blogposts dienenden Satz sprach unlängst Christin, ein Model aus Velbert, als sie im Zuge eines Boudoir-Shootings in reizende Wäsche gekleidet vor mir stand, und wir an den Punkt unseres Shootings angelangt waren, an dem ihre kleidsamen Handfesseln als ergänzendes Accessoire mit in die nächste Bildserie hinein sollten.

Dass die beim Shooting entstehenden Bilder ein gewisses Kopfkino erzeugen, war im konkreten Fall letztendlich der Sinn des Fotoshootings. Aber die Atmosphäre beim Shooting selber war eben ganz einfach nett-freundlich-professionell. So soll das ja auch sein. Und so war der eingangs zitierte Satz eben ganz einfach eine völlig unaufgeregte sachliche Information.

In der Rückschau fand ich diese Differenz zwischen der Bildwirkung einerseits und der Atmosphäre beim Shooting andererseits irgendwie total faszinierend.

Aber mal der Reihe nach:

Im Vorfeld war ich sehr gespannt auf das Shooting, denn es beinhaltete mehrere “Erstmaligkeiten” für mich.

Erstens hatte ich bis dahin noch nie ein professionelles Model selber gebucht. Entweder hatte ich “normale Privatpersonen” vor der Kamera, oder reine “Hobbymodelle”, also Leute, die wirklich nur sehr gelegentlich mal vor einer Kamera stehen.

Mit professionell arbeitenden Modellen war ich bisher immer nur im Rahmen von Workshops zusammengetroffen. Einfach mal auf das Jobangebot von Christin in einer Model-Börse hin ihren Stundensatz anzufragen und schließlich das Shooting zu vereinbaren, war durchaus von etwas Nervosität meinerseits begleitet. Denn sie modelt seit 11 Jahren und hat offenkundig eine ganze Menge Erfahrung und tolle Fotos angesammelt. Fast 500 (ausschließlich!) positive Shootingbewertungen sprachen da eine deutliche Sprache.
Würde ich da als Fotograf mithalten können? War ich ‘würdig’?

Ein blöder Gedanke eigentlich, denn schließlich kann ich ja nun doch vorne und hinten bei meiner Kamera unterscheiden. Aber trotzdem kribbelte es etwas beim Abschicken der Nachricht in der Modelbörse.

Als zweiter Punkt war das Thema für mich neu. Den Bereich der Boudoirfotografie hatte ich bis dahin noch nicht wirklich betreten.
Da ich aber auch in diesem Bereich meine fotografischen Dienste anbieten wollte, brauchte in natürlich zwei Dinge: Erfahrung und werbewirksame Fotos. Und beides bekam ich, indem ich Christin für das Shooting buchte. Ich habe sie als Model dabei auch mit Bedacht ausgesucht. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahren würde sie vom Posing her ein ziemlicher Selbstläufer sein. Zweitens machte sie einfach einen sympathischen und netten Eindruck. Und drittens bot sie mit ihren Home-Shootings eine hervorragende und vielseitige Shootinglocation an. Und das alles zu einem vertretbaren Preis.

Schlußendlich war das von Beginn bis Ende ein absolut angenehmes Shooting. Es war einfach völlig entspannt. Beginnend beim Einstiegsschwätzchen zum Kaffee, über das Einstiegsportrait, die ersten leichter bekleideten Fotos bis hin zu den Fotos mit leichten Anleihen aus dem verspielten Fetisch-Bereich.

Stets war die Atmospäher locker, nett und professionell.
Und meine Grundannahmen bezüglich des Posing, des Umgangs und der Location wurden absolut bestätigt.

Aus meiner Sicht ein hervorragender Einstieg in diesen Themenbereich. Und eine Investition, die sich absolut gelohnt hat.

Unterm Strich kann ich zu der Differenz zwischen der Bildwirkung des fertigen Fotos und der Atmosphäre bei der Erstellung des Fotos nach dieser Erfahrung eigentlich festhalten: Ein Shooting ist ein Shooting, ein Mensch ist ein Mensch und Licht ist Licht. Und solange allen Beteiligten klar ist, was das Ziel des Shootings ist, ist es eigentlich völlig egal, ob man gerade ein Portrait oder ein sinnliches Boudoir-Foto schießt. Es geht am Ende doch immer “nur” darum, den Menschen vor der Kamera bestmöglich in Szene zu setzen – wenn auch in durchaus unterschiedlicher Art und Weise.

Eigentlich ist das eine beruhigende Erkenntnis. Nicht nur für mich als Fotograf, sondern insbesondere auch für diejeinigen, die sich vielleicht mit dem Gedanken tragen, von sich selber sinnliche Fotos machen zu lassen. Oh, und nur für den Fall: Hier ist mein Kontaktformular 😉

In diesem Sinne: Bis bald.

Was wirklich zählt…

Ich schreibe hier ja oft darüber, WIE ich ein bestimmtes Foto gemacht habe. Also, welches Licht aus welcher Richtung, aus welchem technischen Hintergrund heraus, etc. pp..

Das ist auch sicherlich für einige nicht uninteressant (hoffe ich jedenfalls), denn dabei trete ich ja auch immer mal wieder meine Fehlentscheidungen breit. Oder erzähle von den Stellen, wo die Wirklichkeit meinen fotografischen Plänen aber mal ganz fies die Zunge heraus gestreckt hat, und dann spontan der fotografische Masterplan umgestrickt werden musste.

Wie auch immer: Vorwiegend geht es dabei um ‘fotografische Technik’. Die ist hier und heute aber mal ganz still und nicht gemeint. Daher:

zählt nix, ist nur technisches Geraffel

DENN was ist natürlich noch viel wichtiger als der Technikkram?
Na klar:

Der MENSCH vor meiner Kamera und meine VERBINDUNG zu ihm.

Die besten Fotos eines Menschen – und eben nicht nur seiner äußeren Hülle – entstehen immer dann, wenn ‘die Chemie stimmt’, also wenn Fotograf und Fotografierte(r) eine Verbindung miteinander haben, wenn Vertrauen da ist, wenn die Kamera nicht der dicke, schwarze Klotz ist, der unweigerlich zwischen Model und Fotograf steht und die Kommunikation behindert.

Denn die Menschen vor meiner Kamera begeben sich ja in eine sehr verwundbare Situation. Sie sehen nicht, was ich sehe. Sie wissen nicht,
dass und wie mein Licht die mit nacktem Auge sichtbare Situation verändert. Die Umsetzung mancher Posingtipps fühlt sich unter Umständen ganz merkwürdig an, ohne dass der Mensch vor der Kamera selber sehen kann, dass das aber gut aussieht.

Als Fotografen verlangen wir also von den Menschen, die wir fotografieren, ganz schön viel Vertrauen in uns und unsere merkwürdigen Ideen und Anweisungen. Und wir verlangen, dass sie die Schutzwände, die jeder Mensch um sein Innerstes gebaut hat, wenigstens ein bißchen einreißen, damit wir dann den “echten Menschen” fotografieren können.

Eine gewisse Zurückhaltung ist also insbesondere bei Menschen, die nicht oft fotografiert werden, absolut nicht überraschend. Diese Zurückhaltung im Laufe eines Fotoshootings zu überwinden und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen ist meines Erachtens die größte Hürde, die es in der Fotografie von Menschen zu überwinden gilt.

Ob ich das immer schaffe? Oft ja, aber eben leider nicht immer. Manchmal scheitert es ganz einfach am Faktor Zeit. Je nach Persönlichkeitstyp braucht es einfach etwas Zeit, um das nötige Vertrauensverhältnis wachsen zu lassen. Und diese Zeit hat man nicht unbedingt immer. Denk zum Beispiel mal an eine Hochzeit. Klar, Braut und Bräutigam lernen mich vor der Hochzeit ein wenig kennen und sind am Tag der Hochzeit selber sowieso emotional im Ausnahmezustand (hoffentlich jedenfalls…). Da hatte ich bisher eher weniger Probleme. Aber die diversen Freunde und Familienmitglieder des Brautpaares, die auch mal vor die Kameralinse geraten? Zeit, zu jedem Einzelnen eine Vertrauensbasis aufzubauen hat man jetzt auf einer Hochzeit mal eher nicht.

Im Fall eines “ganz normalen” Einzelshootings mit Erwachsenen aber gelingt es eigentlich fast immer, ein ausreichendes Vertrauensverhältnis aufzubauen, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt. Am besten vorher schon so gut wie möglich miteinander bekannt machen, und dadurch versuchen, so früh wie möglich mit der Bildung eines Vertrauensverhältnisses zu beginnen. Insofern ist die Zeit VOR dem Shooting eine ziemlich wichtige, und genau deshalb ist der Schnack beim Kaffee vor dem Shooting so bedeutend.

Und wenn ich dann beim einleitenden Schnack den Grundstein zu einer Vertauensbasis gelegt habe, muss ich beim Shooting selber natürlich darauf weiter aufbauen. Das heißt insbesondere, dass ich alles tun muss, um die Person vor der Kamera in seiner/ihrer Situation zu beschützen und nicht alleine zu lassen. Zum Beispiel kann ich nicht einfach wortlos die Kamera auf ihn oder sie richten, ein paar Fotos machen und ebenso wortlos (am besten noch kopfschüttelnd) auf das Kameradisplay schauen oder am Licht rumfummeln.

Da gilt die ewige Weisheit:

REDEN HILFT.

Wenn Du noch Testfotos machst, um Dein Licht einzurichten, sag das. Wenn Du mit einem Foto nicht zufrieden bist, weil das Licht nicht perfekt ist, sag, dass das Foto schon ganz klasse ist, Du jetzt aber noch das Licht optimierst, um das Tüpfelchen auf dem “i” hinzukriegen. Denn wenn Du einfach nur die Stirn in Falten legst oder den Kopf schüttelst, bezieht der Mensch vor der Kamera das natürlich gleich auf sich und wird verunsichert. Und wenn Du mit einem Foto nicht zufrieden bist, weil die Pose unvorteilhaft ist, sei trotzdem begeistert von dem Foto. Und dann schlägst Du einfach vor, vielleicht noch eine andere Pose auszuprobieren… 😉

Du musst übrigens auch immer “echt” sein – so jedenfalls meine Meinung. Ich habe nämlich beim Fotografieren den Kopf absolut voll mit Mensch, Pose, Zeitplan, Fototechnik und was auch immer zum Fotografieren noch dazugehört. Da können sich meine drei armen Synapsen nicht auch noch damit beschäftigen, z.B. das Bild eines obercoolen Jet-Set-Fotografen zu projezieren.
Ich bin ich.
Und entweder, mein Kunde und ich passen irgendwie zusammen oder eben nicht. Im letzteren Fall ist es dann einfach nicht mein Kunde. Gut, wenn man das erst beim Shooting selber feststellt, muss man da irgendwie durch, das hilft dann alles nichts. Aber in der Regel stellt sich sowas ja bei den Kontakten im Vorfeld zu einem Fotoshooting heraus.

Manchmal bekommt man von erfahrenen Fotografen ja auch als Tipp mit auf den Weg gegeben, dass man den Mensch vor der Kamera bloß nicht mitbekommen lassen soll, wenn man als Fotograf an irgendeiner Stelle das Foto vergeigt hat – Fokus sitzt nicht, Blitzauslöser vergessen, Objektivdeckel noch drauf etc. (Nein, dass ist MIR natürlich alles noch nicht passiert! Hab ich nur mal von gelesen….. *Hust*). Das mag in bestimmten Anwendungsbereichen auch seine Berechtigung haben. Etwa, wenn man mit Supermodels, hochrangigen Politikern oder Stars zu tun hat, die allesamt einen straffen Zeitplan haben und ihre Zeit absolut effizient genutzt wissen wollen. Da kann ich dann verstehen, dass man sich als Fotograf absolut keine Blöße geben möchte. (Andererseits: Technische Pannen und blöde Fehler sollten einem in dem Metier sowieso nicht unterlaufen – da muss dann einfach alles bis zum Eintreffen der Person eingerichtet und dreifach getestet sein)

Aber im Privatkundengeschäft oder beim Zusammentreffen mit “Spaß-an-der-Freude-Models”? Da finde ich es eher sympathisch und ehrlich, zu seinen Fehlern zu stehen. Jedenfalls, solange man nicht einen Klopper nach dem nächsten bringt. Das wäre dann doch irgendwann einfach nur peinlich. Aber auch dann sollte man nicht vorrangig an den besten Vertuschungstechniken für die eigenen Fehler feilen, sondern daran, die Fehlerquote zu senken ;-).

So, worum ging es jetzt eigentlich?

Um den Mensch VOR der Kamera. Der muss sich möglichst wohlfühlen.
Denn sonst fotografierst Du oft nur eine Show-Oberfläche, aber eben nicht den Mensch darunter.

100% Model-Fotografie – Ein Workshopbericht aus Zingst

Moin. Vor ein paar Tagen hatte ich ja schon berichtet, dass es mich kürzlich nach Zingst auf das Umweltfotofestival verschlagen hatte. Dort habe ich einen zweitägigen Workshop von Martin Krolop, oder besser: dem Krolop-Gerst-Team, besucht.
Wie es war? Mit einem Wort: Klasse. Grandios. Lehrreich. Spaßig. OK, das waren jetzt vier Wörter. Und damit Du genau weisst, warum ich so begeistert war, werde ich hier mal ein bißchen ausholen:

Warum eigentlich genau dieser Workshop?

Von Beginn an war für mich klar, dass ich in Zingst ein oder zwei Workshops zum Thema “Menschenfotografie” besuchen wollte. Landchaftsfotografie betreibe ich im Urlaub und bei anderen seltenen Gelegenheiten zwar auch mal, aber das ist bei mir sowieso eher eine Nischen-Angelegenheit, in der ich für mich auch keinen Workshop-Bedarf sehe. Aber für Tipps und Tricks erfahrener Fotografen bei der Fotografie von Mitmenschen bin ich immer zu haben. Also lag mein Fokus auf  Menschenfotografie-Workshops.

Den Workshop “100% Model-Fotografie” habe ich mir letztlich ausgesucht,

  • weil hier die Teilnehmerzahl auf angenehm überschaubare 12 Personen begrenzt war, und daher der persönliche Kontakt mit dem Dozenten und die eigenen Praxisphasen im Zweifel zahlreicher/tiefgehender/intensiver sein würden, als bei einem Workshop mit 25 Teilnehmern und
  • weil ich mir im Gegensatz zu einem eintägigen Workshop einen verbesserten Lerneffekt durch das Sichten der Ergebnisse des ersten Tages und die Umsetzung des einen oder anderen Tipps vom Vortag am Tag 2 versprach.

Naja, und schon auch weil hier das Preis-Leistungsverhältnis echt gut war. Also, aus Teilnehmersicht betrachtet.
Und so wurden jedenfalls aus den geplanten “ein oder zwei Workshops” “ein zweitägiger” Workshop.

Und wie war es nun?

Nun, meine Erwartungen an den Infogehalt und die Menge der Tipps, die ich für mich mitnehmen würde, wurden absolut übertroffen. Der Titel des Workshops war wirklich treffend gewählt, weil Martin tatsächlich aus allen Bereichen, die mit dem Fotografieren eines Menschen/Models zu tun haben, zahlreiche Tipps und Tricks zum Besten gab.
Da waren viele grundlegende Themen dabei, über die man(n) sich vielleicht bisher gar keine großen Gedanken gemacht hat, das aber vielleicht besser mal ändern sollte.

So war zum Beispiel der Bereich “Kommunikation mit dem Model” ein ganz großes Thema, und zwar nicht nur was die offenkundige, verbale Kommunikation anging. Martin regte insbesondere anhand verschiedener Beispiele auch schwerstens zum Nachdenken darüber an, wie die eigenen Äußerungen sowie Mimik und Gestik während des Fotografierens beim Model aufgenommen werden – ein bißchen Shootingpsyschologie sozusagen.

Dazu mal ein kleines Beispiel:
Ich hatte die Ehre, im Zuge einer Blitzlichtdemonstration auf den Auslöser zu hauen und ein prächtig überbelichtetes Foto von Testmodel Martin zu machen. Später dann wurden die Einstellungen korrigiert und ich löste noch einmal aus.
Was antwortete ich auf Martin’s Frage, wie es nun aussehe? Na klar: “Besser.”  Und das war ja auch objektiv richtig, das Foto war (deutlich) besser (belichtet) als das vorhergehende.

Was aber – so Martin’s dezenter Hinweis – kommt bei einem Model an, dem man nur ein knappes “Besser!” um die Ohren haut?
Ganz einfach: “Es mag zwar besser sein, sieht aber immer noch k#cke aus.”

Lerneffekt eingetreten.

Solcherlei Tipps gab es an allen Ecken und Enden, und gerade dieser Themenbereich war für mich echt der interessanteste und wichtigste. Denn wenn aufgrund von Patzern im Umgang die Kommunikation und Chemie beim Shooting nicht stimmt, nutzt auch die ausgefeilteste Kamera- und Lichttechnik nichts. Dann werden die Bilder einfach nicht so gut, wie sie hätten sein können. Ein technisch nicht optimal belichtetes Foto kann man im Zweifel in der Nachbearbeitung retten.
Den Ausdruck des Models aber nicht!
Natürlich gab es auf dem Workshop auch Tipps zur Lichtsetzung in reichlicher Fülle. Zum Beispiel demonstrierte Martin eindrucksvoll, dass der Grundsatz “Viel hilft viel” nicht immer der maßgebliche Leitspruch beim Fotografieren ist. Anders ausgedrückt: Wenn mein Motiv schon zu 90% vom Umgebungslicht gut ausgeleuchtet ist, muss ich nicht noch 120% Licht durch einen Blitz oder einen in die pralle Sonne gehaltenen Silberreflektor dazu geben.
Es reicht, wenn ich dezent und zielgerichtet nur die fehlenden 10% ergänze. Zum Beispiel in Form einer weißen Reflektorbespannung, die einfach direkt auf den Tisch vor das Model gelegt wird und noch nicht mal direkte Sonneneinstrahlung abbekommt. Erstaunlich, was das bißchen zusätzliche Aufhellung für einen Unterschied macht!

Nur muss man dazu eben auch mal genau hinschauen und

  • sich bewußt sein, was für ein Motiv man vor sich hat und welches Licht hierfür angemessen ist,
  • erkennen, wieviel von dem gewünschten Licht vielleicht bereits da ist und ob es an der richtigen Stelle sitzt,
  • und dann eben mit Augenmaß(!) Licht hinzufügen.

Ach noch was: Zum “Hinschauen” muss man natürlich was sehen können. Das klingt jetzt ein ganz kleines bißchen banal. Aber es klingelt vielleicht bei Dir, wenn ich die Stichworte “Kameradisplay” und “Sonnenschein” einwerfe? Wobei ja eigentlich schon “Kameradisplay” und “draußen sein” reicht. Denn selbst ohne direkte Sonneneinstrahlung sieht man an der frischen Luft nicht mehr ganz genau, was das Kameradisplay da gerade anzeigt. Jedenfalls dann, wenn man erkennen möchte, wie die eigene Kamera Lichtnuancen verarbeitet. Deshalb war natürlich auch das wichtigste Stück Ausstattung bei einem Outdoorshooting wieder ein Thema, das Martin angerissen hat: die Displaylupe, aka Viewfinder. Dazu hatte ich hier vor einiger Zeit auch schon mal was geschrieben.

Auch Martins Grundansatz, Probleme zu vermeiden statt Probleme zu lösen, war so ein eigentlich ganz einfacher aber wesentlicher Punkt, den man sich am besten ins Gehirn brennen sollte. Denn wer hat das nicht schon mal erlebt, dass man sich in einer Shooting-Situation befand, die nicht optimal war, und die sich auch nicht über noch ‘nen Reflektor und noch ‘nen Blitz und dann noch dies und dann noch das optimieren ließ.
Vielleicht wäre also die Lösung gewesen, sich einfach mal umzudrehen und die ganze Situation zu verändern, so dass das Problem, das man eben noch lösen wollte, gar nicht erst auftritt? Und solltest Du Dich fragen, wo denn der Unterschied zwischen Problemvermeidung und Problemlösung ist, empfehle ich in der Tat, mal einen Workshop bei Martin besuchen. Das heißt, empfehlen kann ich so einen Workshopbesuch bei Krolop-Gerst sowieso aus voller Überzeugung, aber in diesem Fall eben erst recht.
Bildverwaltung und Bildbearbeitung war dann auch noch Teil des Workshops, auch hier gab es einige sehr interessante Tipps und einen “HandvordieStirnschlag”-Moment. Als nämlich Martin seine Methode der doppelt selektiven Bildbearbeitung vorstellte und den Grund dafür nannte: nämlich, dass im Zweifel kein Foto die gleiche Bearbeitung (z.B. Belichtung hochziehen) an allen Stellen braucht, sondern stattdessen lokale und zielgerichtete Korrekturen einzelner Bildbereiche vorgenommen werden.
In dem Moment, wo er das aussprach und zeigte, war die Methode sowas von logisch und einleuchtend, dass man sich fragt, warum man darauf nicht schon lange selbst gekommen ist. Und die wenig schmeichelhafte Antwort auf diese Frage kann ja leider nur lauten, das man wohl das Gehirn wohl einfach mal nicht eingeschaltet oder den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hat.

Wurde denn eigentlich bei so vielen Themen auch fotografiert?

Was heißt hier “so viele Themen”? Das war doch immer noch nur ein Ausschnitt. Meine Mindmap über die Erkenntnisse aus dem Workshop hat 6 Hauptzweige und lockere 40 Einzelpunkte.
Aber um die Frage zu beantworten: Na klar, sogar reichlich. Vieles wurde ja auch bei der laufenden Vorbereitung der jeweiligen Foto-sets gezeigt und erklärt.
Krolop-Gerst hatten Annetta als Model engagiert, die die ganze Zeit über mit guter Laune, freundlichstem Umgang und Arbeitseifer den auf Workshops üblichen beständigen Fotografenwechsel meisterte und die eher früh-frühlingshaften und weniger sommerlichen Temperaturen auch mit leichterer Bekleidung ertrug.
Die Shootingphasen waren so organisiert, dass wir Workshopteilnehmer Annetta nacheinander im zuvor erläuterten und aufgebauten Setup fotografierten. Der jeweils Fotografierende wurde dabei unter die Fittiche von Marc Gerst genommen, der Tipps gab, wie und was man verbessern könnte.
Hier hatte ich auch wieder so ein persönliches AHA!-Erlebnis, als Marc mich beim ersten Set nach kurzer Zeit dazu anhielt, selber ‘statischer’ zu werden, also meine Position nicht so viel zu verändern. Ich sollte vielmehr eine Position einnehmen und aus der heraus eine Zeitlang fotografieren. So würde ich mich besser auf die ganz konkrete Situation einstellen und besser auf Annetta achten können, was den Ergebnissen gut tun werde.
Und was soll ich sagen: Bei der abendlichen Bildkontrolle am Rechner sieht hat man in der Rasteransicht in Lightroom einen klaren Cut an genau dieser Stelle. Danke, Marc!

Während also ein Teilnehmer fotografierte, hielt der Rest der Truppe etwas Abstand vom Foto-Set und hatte Pause. Das heißt, “Pause” ist hier eigentlich nicht der richtige Begriff, denn die Zeit wurde natürlich genutzt, um Martin mit Fragen zu löchern, oder den Fragen anderer Teilnehmer an Martin interessiert zuzuhören, oder mit anderen Teilnehmern zu quatschen und Erfahrungen oder Blödsinn auszutauschen. Diese “Wartezeit” war jedenfalls alles andere als “Leerlauf”.

Playmate Annetta Negare photographed at a Workshop in Zingst

Und lustig war es in der Zeit allemal. Insbesondere, wenn das Foto-Set samt Model in Hotpants und Karo-Bluse (also durchaus vollständig aber eben dezent knapp bekleidet) mitten in der City of Zingst aufgeschlagen wird und ganze Busladungen urlaubernder Mitmenschen vorbeikommen, die gerne auch mal das Erwerbsleben altersbedingt deutlich hinter sich gelassen haben. Da könnte man anschließend schon eine kleine Gesellschaftsstudie schreiben… Grob zusammengefasst würde der Tenor wohl lauten, dass die Herren sich generell weltoffen und an ihrer Umwelt interessiert zeigten, während die zugehörigen Damen eher den ursprünglich anvisierten Zwecks ihrer Reise zielstrebig weiter verfolgten und sich gegenüber ihren Ehemännern zum Teil recht mitreißend verhielten…

Sonst noch was?

Die Disziplin in der Gruppe war aus meiner Sicht übrigens sehr gut. OK, Martin hatte gleich zu Beginn ja auch klare Worte gesprochen und mit Rauswurf gedroht, sollte jemand nicht den (eigentlich selbstverständlichen) Anstand besitzen und mitfotografieren, während eigentlich gerade ein anderer Teilnehmer dran ist. Schade, dass solche Hinweise offenbar nötig sind – bei dieser Gruppe war nach meiner Wahrnehmung aber insoweit alles im Lot.
Abschließend erwähnenswert wäre noch, dass sich ein kleines Trüppchen Workshopteilnehmer abends an der Strandbar Tschuldigung: der Sunbounce-Lounge natürlich! getroffen hat und die netten Pläuschchen dort weitergeführt wurden. Eigentlich ist es ja mit der nötigen Schlafenszeit eines Familienvaters mit kleinen und teilweise sehr früh aufstehenden Kindern nur bedingt vereinbar, sich abends aus der Bar kehren zu lassen und dann das letzte Bier noch in Ruhe am Stehtisch vor der Bar auszutrinken oder zu der dann nächstgelegenen bewirtschafteten Sitzgelegenheit umzuziehen. Aber was will man machen, wenn’s halt grad so interessant und/oder lustig ist…

Das Resümee

Wenn Du Dich für Menschenfotografie interessierst und einen Workshop randvoll mit wertvollen, unverwässerten und klaren Ansichten und Einsichten besuchen möchtest, besuch mal einen Workshop von Krolop-Gerst. Und wenn Du das in Zingst auf dem Fotofestival erledigst, bekommst Du eine gehörige Portion des “Spirit of Zingst” obendrauf.

Beides absolut empfehlenswert!!

ein Besuch in Zingst

Kürzlich war ich in Zingst. Kennst Du nicht? Solltest Du mal nach googeln, dort finden nämlich regelmäßig fotografisch interessante Veranstaltungen statt. Zum Beispiel das Umweltfotofestival Horizonte Zingst. Und rein zufälligerweise fiel der Familienurlaub mit der Zeit des Fotofestivals zusammen.

Was das Festival auszeichnet, sind

  1. die vielen Ausstellungen, sowohl Indoor als auch Outdoor,
  2. die vielen Workshops und Vorträge
  3. und nicht zuletzt das abendliche Treffen an der Sunbounce Lounge am Strand, um dort nach Sonnenuntergang die Bilderflut zu genießen und mit den Workshop-Kolleginnen und Kollegen zu schnacken.

Dazu kommt dann noch der Fotomarkt, auf dem so einige Vertreter der Hersteller und Vertreiber von fotobezogenem Material und/oder Dienstleistungen über ihre Produkte informieren (und diese natürlich auch gerne verkaufen) und reichlich andere Aktionen, die einen Bezug zur Fotografie haben. Ganz Zingst ist dann für 8 Tage von der Fotografie geprägt. Was da so alles los ist, kannst Du mit einem Blick in das Programm des diesjährigen Fotofestivals nachschauen.

Ich war jetzt das zweite Mal dort, und es war wiederum ein tolles Erlebnis. Der Workshop, den ich gebucht hatte, war grandios (dazu mehr in einem weiteren Blogpost). Und für die abendlichen Treffen an der Sunbounce-Lounge hatte sich wieder ein richtig nettes Grüppchen aus den Workshopteilnehmern gebildet.

Ich muss gestehen, dass ich die Ausstellungen dieses Jahr leider etwas vernachlässigt habe – irgendwie ließ sich ein Abstecher in die diversen Ausstellungsräume diesmal nicht so gut mit dem Familienurlaub übereinander bringen, so dass ich im Wesentlichen nur die Outdoor-Ausstellungen gesehen habe. Aber die waren schon mal wieder so richtig klasse. Insbesondere die auf 3×3 Meter große Wände gezogene Fotos der Handmalereien (Handimals) des Künstlers Guido Daniele, der Hände sehr realistisch in Tiere umgestaltet. Eine der nächsten Stationen dieser Ausstellung ist übrigens der Petersplatz in Rom. Kommt ja fast an den Vorplatz vom Heim der Fotografie in Zingst, dem Max-Hünten-Haus, ran…

Richtig gut fand ich auch die Ausstellung der Fotos von Naturgewalten am Strand von Zingst. Leider gibt es dazu auf der Website des Fotofestivals keine Online-Galerie, so dass ich die Fotos nicht mit Dir teilen kann.

Zu meiner Workshop-Erfahrung schreibe ich ja noch einmal einen gesonderten Blogpost. Hier nur soviel, dass da wirklich für jeden was dabei ist. Klar, bei einem UMWELTfotofestival liegt der Schwerpunkt logischerweise irgendwie auf Flora und Fauna, aber auch die Fotografie von Menschen kommt nicht zu kurz.

Kommen wir nun zum dritten wesentlichen Faktor: Dem “Spirit of Zingst”, dem abendlichen Treffen zur Bilderflut am Strand. Es ist schon wirklich etwas Besonderes, beim Sonnenuntergang am Strand auf den Beginn der Show zu warten und dann die Bilder des Tages auf einer riesigen Kinoleinwand am Strand anzuschauen.
In Form eines iPhone-Panos sieht das dann bei Blickrichtung von der Leinwand in Richtung Strandbar so aus, wie im Titelbild dieses Blogbeitrags.

Und das hier ist dann der Blick auf die Leinwand:

Der einzige erkennbare Nachteil dieser abendlichen Treffen ist – jedenfalls wenn man als Familienurlauber mit kleinen, frühaufstehenden Kindern in Zingst ist – das frühe Aufstehen am Morgen danach. Aber das ist eben auch selbstgewähltes Schicksal.

Alles in allem kann ich echt eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, dass Du mal schaust, ob Zingst mit dem Fotofestival in Deine Urlaubsplanung passt. Bei mir passt es in den nächsten Jahren leider wohl nicht mehr so gut, denn für uns beginnt in diesem Sommer die Schulpflicht. Und das Fotofestival ist nun mal ein Stückchen vor dem Sommerferien. Leider.

Bis bald auf diesem Kanal, dann mit einem Bericht über den Workshop, den ich besucht habe.

Packen für den Urlaub…

Alle Jahre wieder…. Nein, nicht das Christuskind, sondern der Urlaub. Und damit der Widerstreit aus dem Wunsch nach möglichst schlankem Urlaubsgepäck einerseits und dem Wunsch, möglichst alle fotografischen Eventualitäten abdecken zu können andererseits.

Es ist aber auch echt ein Kreuz, dass man da auf sich lädt, wenn man einmal angefangen hat, mit dem richtig guten Zeug zu fotografieren und wenigstens ein paar Basics für vernünftige Lichtsetzung dabeihaben möchte.

Nun geht es dieses Jahr wieder nach Zingst an die Ostsee, wo – rein zufälllig natürlich – der Familienurlaub mit einem dortigen Fotofestival zusammenfällt. Bei dem natürlich auch ein Fotoworkshop gebucht ist. Auch rein zufällig natürlich. Und eventuell soll noch ein kleines freies Shooting stattfinden. Und die Kinder wollen unbedingt ihre Festtagskleidchen mitnehmen, so dass sich ein Strandshooting mit dem aufgebrezelten Nachwuchs förmlich anbiedert. Ich habs aber auch schwer…. 🙂

Was also alles mitnehmen, und dabei möglichst geringes Stauraum-Volumen beanspruchen?

Nehmen wir doch erstmal die Kameratasche auseinander:

Gut, ein Kamerabody ist gesetzt. Das ist natürlich meine aktuelle Hauptkamera die D800. Bei den Objektiven sind angesichts der anstehenden Shootings und des Workshops auf alle Fälle das 50/1.8 und das 85/1.8 gesetzt. Was aber ist mit dem 70-200? Das ist ja ein echter Brocken. Ich habe deshalb echt mit dem Gedanken gespielt, es dieses Jahr zu hause zu lassen, und als längste Brennweite mein 100er Makro mitzunehmen. Aber dann habe ich nochmal in die Aufnahmen vom letzten Jahr geschaut, und siehe da: Gut 50% aller Fotos des Urlaubs sind mit dem 70-200 gemacht worden, und zwar deutlich jenseits der 100mm. Also kommt es doch mit. Außerdem sind 200mm um Längen besser als 100mm, wenn es um total verschwommene Hintergründe geht.
Dann mal ein Blick in die Weitwinkel-Abteilung. Mein 16-35 hatte ich letztes Jahr noch nicht, was sehr dafür spricht, es mal einzupacken. Denn das verspricht Bildwinkel, die mir letztes Jahr am gleichen Urlaubsort nicht möglich waren. Das geht aber nur, wenn das 24-70 dafür zu Hause bleibt. Hmmm.

Ein Blick in die Fotos des letzten Jahres zeigt: Das 24-70 war das am zweitmeisten genutzte Objektiv im Urlaub.
Also doch das 24-70 einpacken und das Weitwinkel daheim lassen?

Nein! Denn ein Blick auf die bei Nutzung des 24-70 tatsächlich eingesetzten Brennweiten zeigt, dass mehr als 90% aller Fotos entweder am unteren oder oberen Anschlag, also mit 24mm oder 70mm, gemacht wurden. Die durch einen Blick auf die Fotos bestätigte Vermutung: Das 24-70 war entweder nicht weitwinklig genug oder hatte nicht genug Tele. Es war halt nur einfach drauf und “jemand” war zu faul, das Objektiv zu wechseln, oder – was noch wahrscheinlicher ist – die eigentlich benötigten Brennweiten mitzuschleppen. Es war einfach nur die bestmöglich erscheindende(!) Ein-Objektiv-Lösung, mit der Folge, dass die damit gemachten Fotos überwiegend wenig überzeugen.

Dieses Jahr heißt es also: Weitwinkel unter Ergänzung der beiden Festbrennweiten plus gutes Tele.

Moment mal gerade…..

So, da bin ich wieder. Nein, ich hab mit keinen Kaffee gekocht, ich hab nur gerade noch meine D300s als Backup-Kamera und das gute alte 18-70er als Leichtgepäck-Lösung in die Taschen gezwängt.
Warum? Nun, weil mir beim Schreiben der obigen Zeilen der blöde Spruch einfiel, dass ein Fotograf ohne Backup-Kamera kein Fotograf mehr ist, wenn die Hauptkamera ausfällt. Und das erschien mir dann angesichts der fotografischen Pläne für den Urlaub doch etwas gewagt. Naja, und das 18-70 passte halt noch. So gerade. Also… fast problemlos jedenfalls.

Dann haben wir die Kameratasche aber mal so richtig randvoll gepackt.

Fehlt noch die Lichtabteilung.

Eigentlich hätte ich ja gerne meinen Porty mitgenommen, so von wegen der Strandaufnahmen mit Blende 16. Geht aber nicht. Noch ein zusätzlicher fotobedingter Koffer ist dem Ladevolumen einfach nicht zuzumuten. Also Systemblitze. Und weil mit einem einzelnen Blitzchen f/16 schon mal schwierig wird, am besten gleich alle drei. Plus Funkauslöser, Neiger und dem üblichen Krams, den man ergänzend so braucht. Und natürlich eine kleine Softbox, in dem Fall eine meiner 60×60 Ezyboxen. Ist ja schlank gefaltet, braucht also fast keinen Platz.
Und so ein kleiner Sunbouncer – mein Mini – mit der Diffusorbespannung und einer reflektierenden Bespannung muss auf alle Fälle auch mit. Den brauch ich ja schon allein für das Strandshooting mit meinen beiden Prinzessinnen auf alle Fälle. Zählt also quasi nicht zum Foto- sondern zum Familiengepäck ;-). Dann natürlich noch ein Lichtstativ (Kamerastativ sowieso, aber das passt eh unter den Kofferraumboden) und einen Sandsack, ein Schirmchen und einen kleinen Rundreflektor, und schon ist die Lichtabteilung fertig.

Hat auch gar nicht wehgetan und ist dabei halbwegs schlank geblieben:
Die Blitze samt zugehörigem Kram passten noch in die Fototasche und die Fotozubehörtasche, und die übrigen Hardware (Lichtstativ, Schirm, Ezybox und Sunbouncer) ergaben 2 lange, aber dünne Taschen und eben die flache dreieckige Tasche der Softbox. Damit habe ich bei geringstmöglichen Packmaßen durchaus vielfältige Möglichkeiten im Gepäck.

Warum ich das eigentlich alles schreibe? Nunja, ich denke vor der Problematik “WAS NEHME ICH MIT” stehen eigentlich alle immer mal wieder. Ob der Grund nun einfache Platzprobleme sind, die die Größe der Familienkutsche und die Raumanforderungen des übrigen familiären Gepäcks mit sich bringen, oder ob der Grund in einer Flugreise mit den dortigen Gepäckbeschränkungen liegt, ist ja eigentlich egal.

Ich wollte an dieser Stelle eigentlich im Wesentlichen deutlich machen, wie ich das dieses Mal gelöst habe und wie mir ein gezielter Blick in die Daten der bisherigen Fotos bei den Entscheidungen geholfen hat.

Theorie und Praxis: eine Fotocollage

Moin. Kennst Du das auch? Da hat man mal in den unendlichen Weiten des Internets eine coole Idee für ein Foto gesehen. Man macht sich daran, die Idee selber umzusetzen. Und obwohl man schon beim Shooting selber sieht, dass die Umstände vor Ort nicht ganz ideal für das gewünschte Ergebnis sind, macht man trotzdem weiter. Schließlich will man das ja mal ausprobieren…

Es ging dabei um Folgendes: Ich hatte eine Fotocollage gesehen. Die Mitglieder einer Familie haben sich in unterschiedlichsten Besetzungen und Posen in einen festen Rahmen gestellt und sind darin fotografiert worden. Die dabei entstandenen Einzelfotos hat der Künstler dann in einer Anordnung von – ich glaube – 3 Reihen á 6 oder 7 Bildern zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Sah cool aus – wollte ich auch mal machen – und habe ich jetzt gemacht, siehe oben.

Und ich habe dabei viel gelernt!
Der Fachbegriff dafür heißt, glaube ich, “Lernen durch Schmerz”. Im konkreten Fall war es der Schmerz stundenlanger Arbeit in Photoshop, die erforderlich wurde, um die Problemchen auszukurieren, die die für diese Fotocollage suboptimalen Gegebenheiten vor Ort so mit sich gebracht haben.

Als da wären:

Der Hintergrund

Der Hintergrund ist, wie oben ersichtlich, eine gefrostete Glastür. Durch diese konnte man natürlich die Helligkeitszonen des dahinter liegenden Raumes als Umrisse oder Schemen erkennen. Mit anderen Worten der hinter der Tür stehende Esstisch war als dunklelbrauner Fleck erkennbar, der Fussboden als hellbraune Fläche und so weiter. Deshalb war sofort klar, dass ich hinter der Tür einen eigenen Hintergrund aufbauen und beleuchten musste, um die Einflüsse des Raums hinter der Tür auszublenden.
Also – so war der Plan – schnell ein Stück weißes Molton aufgehängt und mit einem Blitz von hinten durchleuchtet, und schon sollte mein gleichmäßiger Hintergrund fertig sein.

Soweit die Theorie.

Aufgrund der räumlichen Verhältnisse – die Tür war in einem kleinen Wandstück eingebaut, das zu den angrenzenden Wänden im 45-Grad-Winkel stand – konnte ich aber mein richtiges Hintergrundsystem nicht aufstellen, sondern musste hilfsweise ein Galgenstativ nehmen.

Dankenswerter Weise war das stabil genug für diese Aufgabe. Man glaubt ja gar nicht, was so ein Stückchen Stoff für eine Belastung sein kann… aber es ging. So gerade.

Dann musste der Hintergrundstoff natürlich noch sehr nah und exakt von hinten an die Türe herangelegt werden, weil man sonst im unteren Bereich der Tür den Holzfussboden gesehen hätte.

Nunja, alles etwas fummelig, aber machbar. Und vor allem ohne Nachwirkungen in Bezug auf spätere Bildverarbeitung.

Nächstes Problem: Nicht gerade “unendliche Weiten…”

Auf der anderen Seite Tür, dort, wo schließlich die Bilder entstehen sollten, war natürlich der Flur. Und so ein Flur ist in einem normalen deutschen Einfamilien-Reihenhaus ja schon mal nicht unbedingt ein Ballsaal. Mit anderen Worten: Da war so gut wie kein Platz. Und deshalb hockte oder kniete ich mehr oder weniger direkt vor einer Wandecke unterhalb meines Hauptlichts und hatte dort vielleicht gerade mal einen knappen Meter Distanz zur Tür und zu meinen Fotosubjekten.

Warum war das ein Problem?

Nunja: Erstens musste ich mit einem extremen Weitwinkel arbeiten, um überhaupt den ganzen Türrahmen + Boden auf das Foto zu bekommen. Das zog dann dank des hochkantigen Aufnahmeformats den Türrahmen und die Familienmitglieder teils deutlich in die Länge. Besonders die am unteren Bildrand gelegenen Füße….

Zweitens war nicht daran zu denken, ein Kamerastativ aufzustellen, um die Perspektive der Kamera auf die Tür festzunageln. Das hätte ganz einfach nicht gepasst.

Das Ergebnis:
Mangels festgezurrter Kameraposition hatte ich Schwankungen im Bildwinkel, die – bedingt durch die extreme Brennweite – teils zu deutlich unterschiedlichen Bildanteilen von Fußboden zu Türrahmen führten. Gerade beim starken Weitwinkel wirken sich ja schon kleinste Änderungen im Bildwinkel ziemlich krass aus.

Daher musste ich zunächst einmal für jedes Bild einzeln die Perpektivkorrektur vornehmen, damit der Türrahmen nachher horizontal und vertikal auch schön gerade war. Das sollte zwar in der Theorie die Upright-Funktion von Lightroom vollautomatisch erledigen können, aber das ist eben auch nur eine Theorie…. Da war nix mit flächendeckender Automation oder dem Übertragen von Einstellungen, sondern es hieß „jedes Bild bitte einzeln zur manuellen Korrektur antreten”

Dann musste ja in der Collage der Türrahmen möglichst immer auf der gleichen Höhe enden. Aufgrund der Schwankungen der Kameraposition und -ausrichtung war das aber eben nicht automatisch der Fall. Und ich konnte ja auch nicht einfach an der Unterkante des Türrahmens schneiden, weil ich dann den Leuten ja ständig die Füße amputiert hätte. Ein bißchen Fußboden brauchte ich also schon. Und folglich musste ich die Türrahmen- und Fußbodenanteile jedes Bildes unabhängig voneinander von Bild zu Bild angleichen.

Teilweise hatte ich zu viel Boden, dann wurde der geschnitten und/oder gestaucht, was den durch das Weitwinkel lang gezogenen Füßen im Einzelfall sicherlich gut tat. Aber natürlich durfte nur der reine Fußbodenteil gestaucht werden, denn der Türrahmen musste ja die an den Nachbarbildern ausgerichtete Länge behalten.

Teilweise hatte ich aber auch zu wenig Boden. Also raus mit dem Kopierstempel und anderen Clone-Werkzeugen und fröhlich Fliesenfußboden hinzu erfunden… Und weil öfters mal keine frei sichtbare Fuge im richtigen Winkel verfügbar war, kann ich jetzt auch richtig gut mit der Winkeleinstellung im Kopierstempel-Werkzeug umgehen…

Unterm Strich bedeutete das Zusammenstellen der Collage lockere 8 bis 10 Stunden Photoshop-Arbeit.
Die Quintessenz des Ganzen:

Sowas mache ich nur nochmal bei optimalen Bedingungen.

Das heißt:

  1. Es ist genug Platz für ein Kamerastativ. Das ist – glaube ich – das Wichtigste: Perspektive festnageln!!! Dann kann man nämlich nachher einmal(!) in einem Bild die nötigen Perspektivkorrekturen vornehmen und diese auf alle anderen Bilder übertragen. Mit anderen Worten: Schon bei der Aufnahme schaffe ich die Voraussetzungen, damit ich es bei der Bildverarbeitung später einfacher habe.
  2. Es ist genug Platz, um mit einer mittleren Brennweite zu arbeiten. Kein Problem mehr mit Weitwinkel-Verzerrungen in Form von langen Füßen. Am besten gleich eine Festbrennweite, damit man direkt auch ein versehentliches Verstellen der Brennweite ausschließen kann.
  3. Ich habe idealerweise einen vollständigen (=vierseitigen) Rahmen, in den sich die Leute komplett hereinstellen können. Das eliminiert das Fußboden-Problem vollständig. Kein Strecken oder Stauchen von Bildanteilen mehr, damit der Türrahmen auf allen Bildern an gleicher Stelle endet. So kann ich schon in Lightroom genau auf die äußeren Kanten des Rahmens schneiden, und die Bilder vor der Verarbeitung zur Collage in Photoshop mit festgelegter Bildhöhe exportieren, und schon sind alle Einzelfotos automatisch exakt gleich hoch.

Damit sollten dann alle Bilder weitestgehend automatisiert verarbeitbar sein und die gleichen Abmessungen haben. Damit müsste ich es dann beim Zusammensetzen zur Collage auch bedeutend(!) einfacher haben – denke ich mir. Werde ich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit herausfinden.

Bis bald.

Buchvorstellung: Zack Arias – Photography Q&A

Hallo. Schön, dass Du wieder da bist.

Ich hatte vor einer ganzen Weile schon einmal eines der Bücher aus meinem fotobezogenen Buchregal herausgezogen und kurz vorgestellt. Heute ist mal ein anderes dran, das ich nach dem
ersten Lesen auch immer mal wieder hervorziehe: Photography Q&A.

Der Autor ist Zack Arias, ein Fotograf aus Atlanta.  Er hatte einen Tumblr-Blog aufgesetzt mit dem Titel Photography Q&A, wo man ihm jedwede mit Fotografie zusammen hängende Frage stellen konnte. 1.500 Fragen und Antworten sind zusammengekommen. Manchmal ist die Antwort ein einfaches “Yes”, manchmal füllt sie einige Seiten. Das Projekt ist seit 2013 abgeschlossen, das Archiv der Fragen und Antworten ist hier aber noch zugänglich. Aus diesen Fragen und Antworten heraus ist das Buch hervorgegangen. Natürlich nicht mit allen 1.500 Fragen, sondern mit einer herunter editierten Auswahl.

Mr. Arias schreibt im Vorwort, dass er an der einen oder anderen Stelle über die im Blog gegebenen Antworten hinausgeht, und er streut auch gelegentliche “Visual Intermission” genannte Kapitel ein, damit das Buch nicht ausschließlich aus Text besteht.

Sein Schreibstil ist sehr ehrlich und erdig, eben ganz wie man es von einem Typ wie ihm erwarten würde. Wenn ihr wissen möchtet, was er für ein Typ ist, schaut auf seine Website, oder googelt mal nach seinem Youtube-Kanal. Als Startpunkt hier mal die Links zu zwei seiner Videos, die ich richtig gut finde:
Transform :: A short film for www.ScottKelby.com
Crop Sensors vs Full Frame :: Crop Or Crap?

Alsooooo, wenn Du seinen persönlichen Stil magst, und Bücher magst, schau doch mal, ob die in ein Buch gegossene Essenz seines Q&A-Blogs was für Dein Bücherregal ist (Amazon-Link).

Und solltest Du in diesem Blogpost eine Bereicherung Deines heutigen Tages sehen, oder zwischendurch mal kurz geschmunzelt haben, oder wenigstens nicht gegähnt, dann teile den Blogpost vielleicht mit Deinen Freunden auf den diversen Social-Media-Kanälen. Die entsprechenden Knöppchen dafür habe ich gleich hier unten persönlich hingemalt. Von Hand! Echt!

Bis bald.

Der Handbelichtungsmesser

Also so schnell kann es manchmal gehen. Vor wenigen Tagen noch schrieb ich hier in einem Blogpost einen kleinen Exkurs, wie ich auch ohne Handbelichtungsmesser die Lichtintensität auf meinem Studiohintergrund messe und auf deren Gleichmäßigkeit achte, und nun habe ich doch zugeschlagen und einen Handbelichtungsmesser gekauft.

Nun ist ein Sekonic L-758 D (Amazon-Link) ist bei mir eingezogen.

Warum überhaupt einen Handbelichtungsmesser kaufen?

Diese Frage war sozusagen mein Hauptknackpunkt. Schließlich habe ich ja einen Belichtungsmesser in meiner Kamera eingebaut. Allerdings kann ich mit dem Belichtungsmesser in der Kamera ja nur reflektiertes Licht messen, sprich eine “Objektmessung” vornehmen. So kann ich insbesondere mit der Spotmessung der Kamera in Kombination mit den Halbautomatiken bzw. der Belichtungswaage schon relativ gut gezielte Belichtungswerte ablesen und einstellen.

kleiner Exkurs: WAS IST EINE OBJEKTMESSUNG?

Die Kamera misst mit dieser Methode das Licht, das vom fotografierten OBJEKT (egal, ob Ziegelstein oder Model) in sie hinein REFLEKTIERT wird. Soweit, so einfach.
Das “Problem” (es ist nicht wirklich eins, man muss es halt nur wissen) ist eben nur die INTERPRETATION des Messergebnisses. Vereinfacht gesagt geht die Kamera als Grundannahme davon aus, dass das fotografierte Objekt von der Helligkeit her einem mittleren Grauton entsprechen soll – die berühmenten “18% Grau”. Dies gilt jedenfalls überwiegend für eine Spotmessung mit der Kamera. Matrixmessungen, Selektivmessungen und wie sie alle heißen lassen wir jetzt mal außen vor, da spielen ja noch ganz andere Faktoren bei der Deutung der Messwerte in ein Belichtungs-Zahlenpaar eine Rolle.
Also, jenes 18%-Grau ist die Maßgabe, anhand derer die Kamera mit ihrer Objektmessung die Belichtungswerte bestimmt. Und wozu führt das? Klassisch für die Erläuterung hierzu ist das berühmte Brautpaar; sie im weißen Kleid, er im schwarzen Anzug. Beide stehen an der gleichen Stelle im gleichen Licht.
Messe ich beide nacheinander mit dem Messspot meiner Kamera auf den jeweiligen Kleidungsstücken(!), gibt die Kamera mir deutlich unterschiedliche Belichtungswerte.

Kann das richtig sein? Nein! Natürlich nicht, denn die beiden stehen ja im gleichen Licht. Für eine korrekte Belichtung müsste ich demnach die jeweils gleichen Belichtungswerte für Braut und Bräutigam verwenden.

Warum also macht die Kamera das nicht? Weil sie eben stur ihren mittelgrauen Maßstab zugrunde legt. Egal was ich tatsächlich unter meinem Messspot habe, die Kamera spuckt Belichtungswerte aus, die für ein mittelgraues Objekt passend wären. Nun ist ein weißes Brautkleid aber eben weiß und nicht mittelgrau. Und ein schwarzer Anzug ist eben schwarz und auch nicht mittelgrau.

Folge:
Ich muss bei der Objektmessung fein aufpassen, was für ein Motiv ich habe und die Messergebnisse darauf basierend selber interpretieren. Die Messergebnisse sind IMMER abhängig von der Reflektionsfähigkeit und Farbigkeit des fotografierten Objekts.
Etwas bösartig formuliert: Der Fotograf muss beim Belichtungsmessen sein Gehirn eingeschaltet lassen.

Der Handbelichtungsmesser kann dagegen vor allem eine direkte Lichtmessung vornehmen. Dabei wird – der Name sagt es schon – direkt die einfallende Lichtmenge gemessen und zu Belichtungswerten verarbeitet. Man ist damit unabhängig von der Beschaffenheit des beleuchteten Objekts/Subjekts. Und genau diese Funktion soll ja – so jedenfalls die Meinung der PRO-Handbelichtungsmesser-Gemeinde – das Leben insbesondere bei Studioshootings, aber auch bei Outdoorshootings deutlich vereinfachen: Einfach eine Lichtmessung machen, die Werte in die Kamera übertragen und los geht’s mit dem Fotografieren.

Ohne die Abhängigkeit der Messung von der Reflektionsfähigkeit oder Farbe des fotografierten Objekts oder Subjekts entfällt also ganz einfach ein Stück Denkarbeit, nämlich die Deutung der Messergebnisse unter Berücksichtigung des fotografierten Objekts/Subjekts. Nun ist eine solche Ausdeutung für sich allein genommen im Regelfall nicht so super schwierig; im Normalfall hat man jedenfalls spätestens nach ein paar Testschüssen die passende Belichtung ermittelt. Aber wenn ich mir das Leben bei einem Fotoshooting einfacher machen kann, dann tue ich das. Auch wenn es – wie in diesem Fall den einen oder anderen Euro kostet. Ehrlicherweise war nämlich der Preis-/Nutzengedanke das Einzige, was mich bislang vom Kauf eines Handbelichtungsmessers abgehalten hat, denn als Hobbyist mache ich ja nun nicht gerade wöchentlich mindestens zwei große Shootings. Aber auch, wenn meine Schlagzahl im Vergleich zu einem hauptberuflichen Portraitfotografen reichlich beschaulich ist: Es sind seit dem letzten Jahr doch immer mehr “studioartige” Shootings hinzugekommen, so dass für mich nun der Punkt erreicht war, dass ich die Arbeit mit einem Handbelichtungsmesser mal ausprobieren wollte.

Ja, ich weiß: Ausprobieren? Zu DEM Preis?
Naja es ist halt mein Hobby, und damit also per Definition eine Betätigung in der Freizeit, die primär zum Geldversenken gedacht ist. Außerdem ist Haben besser als Brauchen – habe ich mal gehört…

Warum dann ausgerechnet dieses Gerät?

Nachdem ich die Grundsatzfrage (kaufen/nicht kaufen) für mich beantwortet hatte, kam natürlich folgerichtig die Frage nach dem Modell. Mit dem Sekonic L-758 habe ich schon zu einem eher preisintensiveren Modell gegriffen. War das nötig? Hätte es ein einfacherer Belichtungsmesser nicht auch getan?

Der ausschlaggebende Punkt für den L-758 war eigentlich (nur) die integrierte 1° Spotmessung, also die Möglichkeit, eine Objektmessung mit einem sehr engen Spot zu machen. Das klingt jetzt erstmal wahrscheinlich nicht sehr überzeugend, nachdem ich oben noch geäußert habe, die direkte Lichtmessung sei der Hauptgrund, überhaupt so ein Gerät zu kaufen. Schließlich habe ich eine Spot-Objektmessung schon in der Kamera verbaut. Aber in solchen Situationen schlägt dann bei mir auch immer der “Wennschon,dannauchrichtig-Mechanismus” zu. Klar hätte ich für – sagen wir mal – 250€ einen einfacheren Handbelichtungsmesser kaufen können, der die direkte Lichtmessung beherrscht, und damit vermutlich 80-90% meines gesamten Einsatzbereiches eines derartigen Geräts abdeckt. Aber in den übrigen 10-20% der Fälle hätte ich mich dann vermutlich jedesmal geärgert, beim Einkauf gespart und nicht das bessere Modell gekauft zu haben.

Und ja, es gibt auch Belichtungsmesser, da kann man durch ansteckbare Zusatzgeräte eine Spotmessung bedarfsweise Nachrüsten. Soweit ich gesehen habe, dann aber “nur” eine 5°-Spotmessung und zu Preisen, die zusammen mit dem Grundgerät dann meinem jetzigen Ausgabevolumen gleichkommen, oder in der Summe sogar teurer sind.

Und außerdem habe ich den Vorzug, dass Fotografie mein Hobby ist und damit nicht jede Beschaffung betriebswirtschaftlich bis ins letzte Detail sinnvoll sein muss… (siehe oben).

Ich freu mich jedenfalls über das neue Spielzeug.

Und ob dadurch der Blitzaufbau einfacher wird, werde ich bei passender Gelegenheit berichten.

Kommen wir jetzt zu etwas völlig anderem…

Normalerweise schreibe ich hier in meinem Blog ja relativ ausnahmslos über die Fotografie von Menschen. Heute aber mal nicht. Denn gelegentlich – sehr gelegentlich – gehe ich auch einfach mal vor die Tür und versuche mich in der Fotografie unbewegter Dinge. Landschaften zum Beispiel oder historische Stätten. Und da ich selber auf Sichtweite einer bestimmten historischen Stätte wohne – der Burg Linn inkl. des historischen Ortskerns des ehemals eigenständigen Städtchens Linn, heutzutage ein Stadtteil von Krefeld – ist es nicht verwunderlich, dass ich hiervon so einige Bilder angesammelt habe.

Oben im Beitrag zum Beispiel ein winterlicher Blick auf die Burg. Winter mit liegenbleibendem Schnee ist hier am Niederrhein ja an sich schon nicht so wahnsinnig häufig. Aber das auch noch in Verbindung mit Temperaturen, dass der Schnee mal ein paar Tage selbst auf den Dächern der Burg und den Ästen der Bäume liegenblieb, das war schon eine absolute Seltenheit. Ich habe durchaus das eine oder andere “Schneefoto” von der Burg, aber bis auf dieses hier haben die immer zumindest teilweise schneelose Dächer und Grünzeugs.

Eines meines absoluten Lieblingsfotos der Burg ist aber nach wie vor das hier:

Ich weiß, als eifriger Blogleser kennst Du das schon, weil ich es als einleitendes Bild in meinem Blogpost über ein Pärchenshooting an der Burg Linn verwendet habe.

Es ist zugleich auch eines meiner ältesten Fotos der Burg. Und nein, nicht wundern, das Bild ist natürlich nicht genau so aus meiner Kamera gesprungen. Das hier sichtbare Ergebnis ist ein HDR-Bild aus einer ganzen Belichtungsreihe.

kleiner Exkurs in Sachen Auflösung und Anwendungszweck:
Die Fotos der Belichtungsreihe für das Bild mit der Spiegelung der Burg habe ich übrigens mit meiner allerersten digitalen Spiegelreflexkamera gemacht, der Nikon D70s, mit ihren sagenhaften 6 Megapixeln Auflösung. Aus heutiger Sicht, wo schon Einsteiger-Spiegelreflexkameras satte 24 Megapixel auflösen, geradezu kläglich.

Aber daran sieht man mal wieder, dass gerade für Präsentationszwecke im Internet dieser Auflösungswahnsinn eigentlich keinen Vorteil bringt. Es kommt halt doch immer noch auf den letztlichen Verwendungszweck an. Die Bilddateien meiner D70s sind 3008 x 2000 Pixel groß. Bei einer optimalen Druckauflösung von 300dpi – was die von meinem Lieblingslabor angegebene optimale Auflösung für Poster und fast alle Wandbilder ist – könnte ich damit also ein Poster oder Wandbild von ca. 25x17cm erstellen lassen. Ausnahme: Leinwand. Da liegt die optimale Druckauflösung bei nur 200dpi, wohl weil bei diesem Medium aufgrund der Textilstruktur die Anforderung an die “Pixelschärfe” geringer sind.
Natürlich kann man diese “optimalen” Druckauflösungen durchaus auch unterschreiten. Ich habe von meinen 6MPix-Dateien der D70s Poster im Format 30x45cm an der Wand hängen, mit deren Schärfe ich durchaus zufrieden bin – obwohl das dann einer Druckauflösung von nur ca. 170 dpi entspricht…

Dennoch trachte ich danach, “dieses” Foto mit meiner aktuellen Kamera und entsprechend höherer Auflösung “noch einmal” zu machen. Dem könnte allerdings entgegen stehen, dass nur über einen relativ kleinen Bereich dieser Blick möglich ist, weil ansonsten Bäume den Blick auf die Burg verstellen. Und an genau dieser Stelle ist das jenseitige Ufer des Burggrabens inzwischen mit reichlich Brombeergestrüpp zugewuchert, so dass ein großer Teil der Spiegelung der Burg in eben jenem Gestrüpp ‘hängenbleibt’. Mal sehen, ob die städtische Grünpflege hier irgendwann nochmal ein Einsehen hat…