Schon wieder? Also, ich meine: Schon wieder ein Jahr um?
Wer ist eigentlich der Schelm, der da immer heimlich am Kalender schraubt. Der gefühlte Zeitverlust pro Jahr wird irgendwie immer größer. Aber naja, das soll jetzt hier mal nicht das Thema sein, sondern – traditionsreicherweise – ein kleiner Rückblick auf das vergangene Jahr, soweit es meine Fotografie angeht.
Wie immer schaue ich am Ende eines Jahres einmal quer über die Fotos des aktuellen Jahres und schaue einfach mal, was so los gewesen ist. Und siehe da, dieses Jahr war ganz schön was los, auch wenn es sich eigentlich gar nicht so angefühlt hat. Diverse Familienshootings – die eigene Familie mal nicht mitgerechnet -, 3 Hochzeiten, 5 freie Shootings mit Modellen und dazu verschiedene Einzeleinsätze, zum Beispiel der Abschlussball einer Schule, Porträts der Vorstandsmitglieder eines Fördervereins, Einzel- und Gruppenfotos einer der historischen Gruppen hier in Krefeld-Linn und dergleichen mehr. Dazu kamen dann – ebenfalls wie immer – ein paar Fotoaktionen mit Fotobuddy Thorsten Kleemann, wie zum Beispiel ein Funkenflugexperiment am Rhein.
Ganz schönes Programm für einen Hobbyisten wie mich; es hat sich auch irgendwie nicht nach “zu viel” angefühlt. Aber anscheinend ist doch eine Menge zusammen gekommen: „Jahresrückblick 2017“ weiterlesen
Eine Rubrik meines Portfolios habe ich ja mit “Boudoir” betitelt. Zu sehen sind darin vorwiegend weniger bekleidete Damen, meist in reizende Dessous verschiedener Ausprägung gekleidet. Ist “Boudoir-Fotografie” also im Prinzip nichts anderes als die ebenfalls oft als Begriff verwendete “Dessous-Fotografie”?
Im Prinzip schon, nur verschiebt der Begriff den Fokus meines Erachtens auf einem anderen Schwerpunkt. Dessous sind tatsächlich oft Bestandteil der (oder jedenfalls meiner) Boudoir-Fotografie, und ich will auch gar keine Haarspalterei über Begriffsdefinitionen betreiben, das kann nämlich am Ende nur schief gehen. Ich habe ja auch weder den einen noch den anderen Begriff erfunden, sondern mich einfach nur für die Betitelung eines Teils meiner Fotografie für den entschieden, der die Sache für mich besser trifft.
So oder so ähnlich lautete der Untertitel des letzten Homeshootings im gerade erst vergangenen Jahr 2015. Ich hatte mich mit Daniela zu einem Boudoirshooting verabredet, und zwar in der Wohnung einer Freundin von ihr. Daniela schrieb mir vorher, das die Wohnung nicht sehr groß sei, sondern ein rund 30qm großes Einraum-Apartment. Auch ein Handyfoto fand vorab den Weg zu mir. Ich hatte also eine grobe Idee, in welchen räumlichen Verhältnissen das Shooting stattfinden würde.
Als ich dann das Apartment betrat, habe ich dennoch (rein innerlich natürlich) erstmal geschluckt. 30 Quadratmeter ist als Grundfläche für einen einzelnen Raum eigentlich gar nicht mal sooo klein. Aber wie das so ist: Wenn man erstmal die Stellfläche der diversen Möbel abrechnet, bleibt ja schon mal nur grob die Hälfte an nutzbarer Freifläche übrig – und da ist jetzt schon das Bett mit drin, denn das gehört bei einem Boudoirshooting ja zur nutzbaren Grundfläche dazu ;-). Dann braucht es ja aber noch etwas Platz für die mitgebrachte Kleidung des Models und noch etwas mehr für das mitgebrachte Fotozeugs.
Unterm Strich waren vielleicht 8 oder 9 Quadratmeter Shootingbereich übrig (wieder inklusive Bett). Das ist jetzt echt nicht soooo viel und mehr als einmal hätte ich eigentlich gerne mehr Spielraum für die Positionierung meines Lichtes (oder gar eines zusätzlichen Lichtes) gehabt.
Aber – und das ist das Wichtige: Es ging!
Wir haben selbst auf diesem engen Raum einige schöne Fotos in Szene gesetzt. Klar: großzügige Ganzkörperaufnahmen mit viel negativem Raum – Ideen solcher Art gingen gleich mal über Bord. Angesagt waren eher eng geschnittene Teilaufnahmen oder solche, die das Bett mit einbezogen.
Auch das war nicht immer bequem (also jetzt nicht für Daniela, die vorwiegend gemütlich auf dem Bett lag, sondern eher für mich als Fotograf und Daniela’s Freundin, die ich zum Helfen eingespannt hatte…), insbesondere beim Aufbau des Lichtes nicht, oder wenn man sich auf den verbliebenen 30cm zwischen Bett und Galgenstativ mit Blitzkopf und Softbox durchquetschen musste, um nochmal ein Kissen oder die Decke zurecht zu zuppeln. Aber wir waren ja nicht wegen der Bequemlichkeit dort, sondern wegen der Fotos, die wir machen wollten. Zum Beispiel haben wir das Foto oben gemacht, das zu meinen Favoriten aus dem Shooting zählt, und natürlich auch gleich mal in mein Boudoir-Portfolio gewandert ist.
Und so sah das Setup für das Foto aus (jetzt weißt Du auch, warum ich fotografiere und nicht male…):
Was die Pose anging war es entscheidend, dass Danielas Po und Rücken unterhalb der Bettdecke mit zusätzlichen Kissen gestützt wurden. Dabei ging es vor allem darum, dass ihr Körper nicht in die Matratze einsank, sondern obenauf bzw. leicht erhöht lag. Dadurch fiel ihr Kopf auf ‘natürliche Weise’ leicht nach hinten (also zu meiner Fotografenposition hin) ab und überstreckte so ganz leicht den Hals. Und das betont dann wunderbar die Kinnlinie und sorgt für einen guten Blickwinkel auf das Gesicht. Was das Hauptlicht angeht lag das Augenmerk vor allem darauf, es nicht zu hoch zu setzen. Die Softbox, ein 30x140cm großes Striplight mit Wabeneinsatz (eins von diesen hier), war der Lage des Models entsprechend quergestellt und nur leicht höher als Daniela. So erzielte ich die oben ersichtliche Schattenbildung.
Bei höherer Position würden die Schatten weniger stark sein und Danielas Kurven würden weniger gut zur Geltung kommen.
Die Szene diktierte also die Höhe des Blitzes.
Und das wiederum diktierte den Einsatz des Galgenstativs, denn die anderen vor Ort verfügbaren Stative wären schon mit ihrer Mindesthöhe zu hoch gewesen. Mit dem Galgen kann ich ja notfalls bis auf Bodennieau herunter gehen.
Der Einsatz des Galgenstativs wiederum diktierte den Einsatz des “Portys” als dem Blitzlicht der Wahl, denn das Gesicht des kleinen Portykopfes ist doch eine ganze Portion geringer, als das eines klassischen “Monobloc”-Studioblitzes. Und ich war halt zu faul, noch weitere Sandsäcke aus dem Auto zu holen und in das 2. OG zu schleppen. Dank des Porty bin ich mit einem kleinen Sandsack als hängendes Gegengewicht am anderen Galgenende prima ausgekommen.
Das nur mal so als kleines Beispiel dafür, wie ich mich für die Nutzung eines bestimmten Blitzes ganz einfach in Form einer kleinen Domino-Reihe von Wenn-Dann-Beurteilungen anhand der örtlichen Gegebenheiten entscheide.
Soviel also zum Hauptlicht.
Es gab noch eine Aufhellung der Schatten von rechts. Die hat mir allerdings nur sehr wenig Arbeit gemacht, denn sie war quasi in den Raum eingebaut. Wie hierzulande oft üblich waren die (sehr nahegelegenen) Wände nämlich weiß gestrichen und glücklicherweise passte der Grad der Aufhellung gut zum gewünschten Bildergebnis, so dass ich das einfach mal so lassen konnte. Wäre mir das zuviel Aufhellung gewesen, hätte ich zunächst versucht, Daniela inkl. Bett noch ein Stück in Richtung Hauptlicht zu schieben (40cm Spielraum hatte ich ja noch…); notfalls hätte ich rechts neben dem Bett noch meinen schwarzen Molton als Abschatter auf ein Stativ hängen können/müssen. Wahrscheinlich wären dann die Schatten aber wieder zu dunkel geworden und ich hätte doch noch ein “aktives” Aufhellicht von rechts …. ach, egal. War nicht nötig, und das hat mir das Leben bei diesem Set doch sehr einfach gemacht. Dann noch eine schöne SW-Umwandlung und fertig ist ein tolles Foto, dass ich hier unten noch einmal in voller Schönheit einfügt habe – so ein Beitragsbild ist ja doch irgendwie zwingend immer im Panoramaformat…
Also ehrlich. Wenn Fotografen und Models aufeinander treffen ergeben sich ja manchmal Situationen und Unterhaltungen, die, wenn man sie nachher Außenstehenden erzählt, unter Umständen leichte Sprachlosigkeit erzeugen und/oder gewisse Hintergedanken auslösen, während Model und Fotograf in der Situation selbst eigentlich nur völlig entspannt das nächste Foto im Sinn haben. Den als Überschrift dieses Blogposts dienenden Satz sprach unlängst Christin, ein Model aus Velbert, als sie im Zuge eines Boudoir-Shootings in reizende Wäsche gekleidet vor mir stand, und wir an den Punkt unseres Shootings angelangt waren, an dem ihre kleidsamen Handfesseln als ergänzendes Accessoire mit in die nächste Bildserie hinein sollten.
Dass die beim Shooting entstehenden Bilder ein gewisses Kopfkino erzeugen, war im konkreten Fall letztendlich der Sinn des Fotoshootings. Aber die Atmosphäre beim Shooting selber war eben ganz einfach nett-freundlich-professionell. So soll das ja auch sein. Und so war der eingangs zitierte Satz eben ganz einfach eine völlig unaufgeregte sachliche Information.
In der Rückschau fand ich diese Differenz zwischen der Bildwirkung einerseits und der Atmosphäre beim Shooting andererseits irgendwie total faszinierend.
Aber mal der Reihe nach:
Im Vorfeld war ich sehr gespannt auf das Shooting, denn es beinhaltete mehrere “Erstmaligkeiten” für mich.
Erstens hatte ich bis dahin noch nie ein professionelles Model selber gebucht. Entweder hatte ich “normale Privatpersonen” vor der Kamera, oder reine “Hobbymodelle”, also Leute, die wirklich nur sehr gelegentlich mal vor einer Kamera stehen.
Mit professionell arbeitenden Modellen war ich bisher immer nur im Rahmen von Workshops zusammengetroffen. Einfach mal auf das Jobangebot von Christin in einer Model-Börse hin ihren Stundensatz anzufragen und schließlich das Shooting zu vereinbaren, war durchaus von etwas Nervosität meinerseits begleitet. Denn sie modelt seit 11 Jahren und hat offenkundig eine ganze Menge Erfahrung und tolle Fotos angesammelt. Fast 500 (ausschließlich!) positive Shootingbewertungen sprachen da eine deutliche Sprache. Würde ich da als Fotograf mithalten können? War ich ‘würdig’?
Ein blöder Gedanke eigentlich, denn schließlich kann ich ja nun doch vorne und hinten bei meiner Kamera unterscheiden. Aber trotzdem kribbelte es etwas beim Abschicken der Nachricht in der Modelbörse.
Als zweiter Punkt war das Thema für mich neu. Den Bereich der Boudoirfotografie hatte ich bis dahin noch nicht wirklich betreten. Da ich aber auch in diesem Bereich meine fotografischen Dienste anbieten wollte, brauchte in natürlich zwei Dinge: Erfahrung und werbewirksame Fotos. Und beides bekam ich, indem ich Christin für das Shooting buchte. Ich habe sie als Model dabei auch mit Bedacht ausgesucht. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahren würde sie vom Posing her ein ziemlicher Selbstläufer sein. Zweitens machte sie einfach einen sympathischen und netten Eindruck. Und drittens bot sie mit ihren Home-Shootings eine hervorragende und vielseitige Shootinglocation an. Und das alles zu einem vertretbaren Preis.
Schlußendlich war das von Beginn bis Ende ein absolut angenehmes Shooting. Es war einfach völlig entspannt. Beginnend beim Einstiegsschwätzchen zum Kaffee, über das Einstiegsportrait, die ersten leichter bekleideten Fotos bis hin zu den Fotos mit leichten Anleihen aus dem verspielten Fetisch-Bereich.
Stets war die Atmospäher locker, nett und professionell. Und meine Grundannahmen bezüglich des Posing, des Umgangs und der Location wurden absolut bestätigt.
Aus meiner Sicht ein hervorragender Einstieg in diesen Themenbereich. Und eine Investition, die sich absolut gelohnt hat.
Unterm Strich kann ich zu der Differenz zwischen der Bildwirkung des fertigen Fotos und der Atmosphäre bei der Erstellung des Fotos nach dieser Erfahrung eigentlich festhalten: Ein Shooting ist ein Shooting, ein Mensch ist ein Mensch und Licht ist Licht. Und solange allen Beteiligten klar ist, was das Ziel des Shootings ist, ist es eigentlich völlig egal, ob man gerade ein Portrait oder ein sinnliches Boudoir-Foto schießt. Es geht am Ende doch immer “nur” darum, den Menschen vor der Kamera bestmöglich in Szene zu setzen – wenn auch in durchaus unterschiedlicher Art und Weise.
Eigentlich ist das eine beruhigende Erkenntnis. Nicht nur für mich als Fotograf, sondern insbesondere auch für diejeinigen, die sich vielleicht mit dem Gedanken tragen, von sich selber sinnliche Fotos machen zu lassen. Oh, und nur für den Fall: Hier ist mein Kontaktformular 😉