Fluch und Segen von Social-Media

Disclaimer vorweg: Ich gehöre zu den Dinosauriern, die unter sozialen Medien vor allem Facebook und Instagram verstehen. Mir ist klar, dass es auch viele andere, jüngere Plattformen gibt (jünger im Sinne von bisheriger Lebensdauer und – im Regelfall – auch von der Userbase her). Aber ich kann halt nur begrenzt Lebenszeit für mein Hobby opfern und habe insofern im Grund kaum Gelegenheit, fortlaufend den neuesten Sh*t auf diesem Gebiet auszuprobieren…

Geht Dir das eigentlich auch so? Ich setze mich gezielt an den Computer oder ans Tablet mit der Absicht, durch die Veröffentlichung von Fotos oder Blogartikeln etwas Werbung für mein Foto-Business (eine sehr hochtrabende Bezeichnung für meine Micro-Klitsche) zu machen, und schon scrolle ich natürlich erst mal wieder durch den Newsfeed und verliere mich (und eine ganze Menge Zeit) beim Durchblättern weitgehend sinnfreier Postings.

Kaum hebe ich mal den Kopf aus dem ganzen „Content“, um zu tun, was ich eigentlich tun wollte, stelle ich fest, dass mein verfügbares Zeitfenster dafür schon nahezu abgelaufen ist. Denn mein Social-Media-Zeitbudget ist ja nur Teil meines Fotohobbys, das wiederum nur Teil meiner Freizeitgestaltung ist, die nur einen echt kleinen Teil meiner Lebenszeit ausmacht. Soll heißen: Unterm Strich habe ich quasi keine Zeit dafür. Und wenn ich es dann doch mal schaffe, etwas zu posten geht das mangels Reichweite in der Regel sang und klanglos unter. Denn für Reichweite müsste man ja regelmäßig posten, am Besten regelmäßig die tollen Angebote von Facebook und Co zur Bewerbung der Beiträge oder der Seite in Anspruch nehmen.

Oder es gibt mal wieder eine Neuerung, die sich meiner Aufmerksamkeit entzogen hat aber Einfluss auf die Bedienung hat. Zum Beispiel das leidige Kapitel der idealen Bildgröße. Wenn ich z.B. Bilder in gewohnter Größe hochlade und dann feststellen muss, dass das Bild mal irgendwie pixelig und unscharf aussieht. Und schon geht wieder Zeit drauf, um die neue ideale Auflösung zu suchen und die Bilder darauf zu optimieren.

So etwas finde ich echt frustend und irgendwie ist es doch recht weit von dem Grundversprechen einer einfachen und sofortigen Kommunikation entfernt, jedenfalls dann wenn man – wie ich als Fotograf – durchaus Wert darauf legt, dass gerade Fotos auch bestmöglich angezeigt werden.

Ein Beispiel:
Neulich stellte ich fest, dass es für meine Fotografie-Fanpage bei einem großen Anbieter jetzt etwas namens „our story“ gibt, also ein Bereich, in dem man sein „Unternehmen“ vorstellen kann, um dem potenziellen Kunden tiefer gehende Einblicke zu vermitteln. Toll, dachte ich, kopierst du schnell man ein paar Worte von Deiner Webseite rein, dass passt ja inhaltlich hervorragend. Und dann konnte ich natürlich noch ein Bild einfügen. ;Macht man ja auch immer gerne, denn mit Bild erregt man ja bekanntermaßen deutlich mehr Aufmerksamkeit als ohne Bild. Also flugs eine der Collagen ausgewählt, die schon mal als Titelbild gedient haben und dafür optimiert waren. Erkenntnis: Unscharf. Grumpfs.

Also wieder erstmal eine Suche im Internet nach der optimalen Auflösung für diesen speziellen Anwendungsfall. Ergebnis: KEINS, jedenfalls nicht innerhalb von 15 Minuten. Insbesondere nicht in der Hilfe der Plattform. Da stelle ich mir doch die Frage: Ist das eine Art Beschäftigungstherapie? Glauben die, das wären Herausforderungen, die ihre Nutzer täglich brauchen? Wäre es irgendwie zu einfach, bei den jeweiligen Möglichkeiten zur Veröffentlichung von Fotos direkt die optimalen Maße zu hinterlegen? Oder bin ich einfach zu doof? Oder einfach nur schlecht organisiert?

Nunja, jedenfalls habe ich bei der Suche nach der idealen Auflösung eine Webseite gefunden, die – nach eigener Aussage – stets die aktuellen optimalen Auflösungen für die verschiedenen Zwecke in verschiedenen sozialen Medien zusammenstellt. Genau mein gesuchter Anwendungsfall war natürlich nicht dabei. Also auf gut Glück eine neue Collage in Lightroom erstellt und hochgeladen – Gott sei Dank passte das dann wenigstens auf Anhieb so halbwegs. Aber ich hatte ja auch bewusst die Bilder so ausgewählt und positioniert, dass zu den Rändern hin etwas Luft für Beschnitt vorhanden war.

Weitere Erkenntnis beim Blick auf die oben genannte Webseite: Es gibt – gerade für den blauen Riesen – inzwischen wenigstens 8 optimale Bildformate, je nachdem, ob es ein Beitragsbild, ein Titelbild, ein Gruppen-Titelbild oder was auch immer sein würde. Für manche Zwecke gibt es gar zwei empfohlene Formate. Warum? Das ist doch totaler Irrsinn, gerade für Gelegenheitsnutzer wie mich. Wer nicht gerade als ausgewiesener Vollzeit-Social-Media-Experte tätig ist, kann da doch einfach nur noch Fotos in mittelhoher Auflösung hochladen, die genug „Fleisch“ um das eigentliche Motiv drum herum haben, damit es dann für die verschiedenen Zwecke schon irgendwie passt. Das verträgt sich dann natürlich nur schwer mit Bildkompositionen, die bereits bei der Aufnahme auf das jeweilige Bildformat abgestimmt wurden.

Und dies ist nur ein Beispiel, wie soziale Medien, die ja angeblich das Miteinander unkomplizierter und einfacher machen soll(t)en, in der Realität nach meiner Erfahrung oft zu kompliziert geworden sind, jedenfalls für Detailfanatiker wie mich.

Wahrscheinlich ist das auch ein Grund dafür, warum einige Leute sich in den letzten Jahren umorientieren und dem blauen Platzhirsch samt seinen Dependancen den Rücken kehren. Ich überlege ehrlich gesagt ebenfalls, ob sich der Aufwand der Fanpage überhaupt lohnt. Denn manchmal habe ich wirklich den Eindruck, diese sozialen Medien sind einfach nur (noch) zum Zeit-Fressen da und zu nichts anderem.

Nun heißt dieser Beitrag ja Fluch und Segen von Social-Media. Bis hierher war das ja mehr so ein Frustbeitrag (also der “Fluch”-Teil). Damit es damit aber nicht damit endet, muss ich doch festhalten, dass ohne die sozialen Medien die meisten meiner freien Shootings vermutlich nicht zustande gekommen wären. Das betrifft – als kleiner Auszug – zum Beispiel die nachfolgenden Fotos:

Die großen Shootingtage zusammen mit Mella, Nadine und René zum Beispiel. Oder meine Shootings mit Kerstin und Edge-of-Abyss. Fast alle über den blauen Riesen zustande gekommen. Insofern ist also doch eine ordentliche Portion Dankbarkeit angebracht, dass es – bei allen Ärgernissen – eben doch gelingt, mit anderen Menschen nicht nur virtuell sondern auch von Angesicht zu Angesicht in Kontakt zu treten. Und das ist einfach mal fantastisch. Und natürlich auch gelegentliche Frustanfälle wert!