66 Fotoshootings in 16 Stunden – Posing von Gruppen

Willkommen zurück.

Nachdem ich hier etwas zu den Hintergründen und dem grundsätzlichen Workflow geschrieben und hier noch ein paar Worte zur fotografischen Technik verloren hatte, komme ich heute mal zum Thema “Posing von Gruppen”. Solltest Du erst mit dem heutigen Artikel einsteigen, empfehle ich zum besseren Verständnis der Gesamtsituation die beiden verlinkten Beiträge als Grundstudium ;-).

Neben dem ganzen Workflow und fototechnischen Schnick-Schnack war das Posing jeder Gruppe (es waren ja überwiegend Kleingruppen in Form von Familien) eine der wesentlichen Herausforderungen dieses Fotomarathons. Also sollte ich hierzu auch ein paar Worte verlieren:

Was ist das “Posing einer Gruppe”

Mit dem Begriff meine ich die Anordnung der Personen im Raum. Jeder, der schon mal eine Familie oder sonstige Kleingruppe fotografiert hat, wird das wohl kennen: Bittet man einige Leute, sich zu einem Gruppenfoto aufzustellen, stellen sich alle brav in eine Reihe. Oder sie formen mehr oder minder gebogenen Halbkreis. Alle stehen dabei frontal zur Kamera und lassen ordentlich Platz zum Nachbarn.

Oder sie bilden einfach einen völlig chaotischen Haufen.

Wenn man sowas dann einfach fotografiert, ist das kein Gruppenbild; das ist vielmehr fotografische Körperverletzung. Bestenfalls ist es ein Bild von mehreren sich zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhaltenden Menschen, die im Übrigen scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Da ist man als Fotograf absolut gefragt, die Menschen sinnvoll und zugleich optisch gefällig zu positionieren. Und es gibt ein paar Dinge oder Anhaltspunkte, die einem dabei helfen können:

1.    KEINE LÜCKEN

Die Leute müssen echt auf Tuchfühlung gehen. Sobald man zwischen Ihnen durchschauen kann, ergibt sich im Foto eine deutliche optische Absonderung der Personen voneinander, was dem Eindruck der Zusammengehörigkeit entgegen läuft. Und zwar selbst dann, wenn die Leute das Gefühl haben, schon ‘eng’ zusammengerückt zu sein.

Das Problem ist halt, dass wir Menschen üblicherweise nur in Ausnahmefällen und nur an uns sehr nah stehende Personen heranrücken. Das ist zwar bei Familien (hoffentlich) ein typischer Normalzustand, aber man ist ja nun auch innerhalb einer Familie nicht ständig in Kuschellaune. Insbesondere bei solchen Temperaturen wie an jenem Wochenende (jenseits von 30 Grad Celcius) und in zusätzlicher biedermeierlicher Kleidung  und/oder wenn es gerade mal keine Familie oder enge Freunde, die da zusammen standen, sondern vielleicht “nur” Nachbarn oder andere Bekannte. Dass sich da im ersten Anlauf Lücken ergeben, ist völlig normal und verständlich.

Auf dem Foto wird dann aber selbst ein kleiner Abstand zur visuellen Barriere zwischen den Menschen.

Und diesen Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Abstände im echten Leben gegenüber der Wahrnehmung von deren Abbildung in einem Foto muss man dann ganz einfach mal vermitteln und klarstellen. Damit kann man dann in der Regel alle Lücken schließen.

2.  WAAGERECHTE LINIEN VERMEIDEN

Damit meine ich jetzt nicht die Deckenlinie des Raumes im Hintergrund, die dürfen (sollten) ruhig gerade sein. Ich meine vielmehr eine “Aufreihung” von Köpfen auf gleicher Höhe von links nach rechts. Das lässt eine Gruppe immer sehr statisch wirken und entspricht einfach zu sehr dem Klischee vom mal eben geknipsten “stellt-euch-mal-dahin”-Familienfoto.

Seht zu, dass ihr die Köpfe eurer Gruppenbildteilnehmer irgendwie in aufsteigende Linien gruppiert bekommt. Eine schräge Linie hat nämlich einfach schon mal mehr Dynamik als eine waagerechte, und das ist dann schon mal ein Fortschritt.

3.  DREIECKE BILDEN

Besser noch als schräge Linien: Versucht, Dreiecke zu bilden. Dreiecke haben in Bildkompositionen nämlich die angenehme Eigenschaft, dass der Blick des Betrachters im Bild hängenbleibt, weil die drei Punkte den Blick immer wieder einander zuleiten. Auf einer Linie (auch eine schrägen) kann der Blick immer sehr schnell aus dem Bild gleiten, bei Dreiecken hingegen bleibt der Blick dagegen mit Sicherheit hängen.

Klingt etwas hochtrabend und esoterisch? Das kann sein, aber es ist nachweislich der Fall (“Klingt zwar komisch, ist aber so….”). Wikipedia sagt außerdem, Dreiecke seien ein altbekanntes Stilmittel in der Malerei und habe eine ordnende und harmonisierende Funktion.

Ein Dreieck zu bilden ist natürlich immer recht leicht, wenn ich drei Personen habe. Der oder die Größte kommt in die Mitte dann eine(r) links und eine(r) rechts davon, fertig ist mein Dreieck bei einer Dreiergruppe. Oder ich setze bei einer dreiköpfigen Familie die Mutter auf einen schräg zur Kameraachse stehenden Stuhl, stelle den Vater hinter die Sitzfläche und  das Kind in die Lücke zwischen Stuhl und Vater. Et Voilá: Ein Dreieck. Siehe nebenstehendes Bild.

 

 

Aber was mache ich bei einer Gruppe von fünf oder sieben Personen? Oder bei einer geraden Anzahl?

Ganz einfach: Entweder versuche ich, ein großes Dreieck zu bilden, indem ich die Ankerpunkte mit markanten Personen besetze und “den Rest” auf den Linien dazwischen unterbringe, oder ich Bilde einfach mehrere Dreiecke.

Und das funktioniert dann auch mit einer geraden Anzahl von Leuten.  Hier mal ein paar Bildbeispiele mit Gruppen von vier, fünf und sechs Personen, bei denen ich die Dreiecke mal eingezeichnet habe.

OK, also einfach nur Linien und Dreiecke, ja?

Naja, nicht wirklich. Ob und wen ich jetzt zum Beispiel auf den “Posing-Stuhl” gesetzt habe, hing auch sehr wesentlich davon ab, ob kräftige Größenunterschiede zu beachten waren. Oder ob ein Kleinkind bzw. kleineres Kind mit von der Partie war, das auf einem Schoß untergebracht werden musste, weil es

  • noch nicht selber stehen konnte,
  • oder selbststehend viel zu klein gewesen wäre
  • oder sich auf Mamas oder Papas Schoß einfach viel wohler fühlt (und zudem auch nicht so einfach aus dem Bild verschwinden konnte…).

Farben waren auch so eine Sache. Bei einer größeren Gruppe habe ich natürlich nach Möglichkeit auch  darauf geachtet, dass nicht zwei Personen mit dunkler Kleidung direkt neben- oder voreinander stehen. Das war also auch ein Einflussfaktor.

Und nicht zuletzt wollten wir  den Herren der Schöpfung nicht noch das Anziehen einer langen Hose aufnötigen – von der Passform-Problematik mal ganz abgesehen. Vom Hosenbund an aufwärts waren die Herren also in der Regel stilecht biedermeierlich gekleidet. Unterhalb des Hosenbunds waren Shorts und haarige Männerbeine die Regel. Auch deshalb stehen die Herren der Schöpfung in den Fotos dieses Wochenendes so ziemlich immer hinter jemandem. Schau nochmal das Foto mit der dreiköpfigen Familie weiter oben an. Dass das Kind und die sitzende Mutter des Vaters Beine verdecken, war nicht nur der heroischen Suche nach einer Dreieckskomposition geschuldet. Sehr wesentlich war dabei auch der Wunsch, keine haarigen Beine im Bild zu haben…

Du siehst, es gab da so einige Einflüsse auf die Sortierung der Leute im Foto.

War dann das Posing unter Dach und Fach, ging es darum, die Leute ein wenig aus der Reserve zu locken.

Und genau das Thema schiebe ich jetzt schon seit dem ersten Beitrag dieser kleinen Reihe vor mir her. Aber da hier die 1.000 Worte-Marke auch schon wieder überschritten ist, bin ich so frei, noch ein weiteres Mal zu schieben. Tut mir leid, wenn Du im heutigen Beitrag fest mit diesem Thema gerechnet hattest. Das ist aber – so fürchte ich –  auch wieder nicht in drei Sätzen abgehandelt. Und einen Blogpost mit 2.000 Worten möchte ich dann doch niemandem zumuten.

Also: Im nächsten (und letzten) Teil dieser Reihe geht es dann wirklich um die Animation der zu Fotografierenden. Versprochen.

Bis dahin vielen Dank für Deine Ausdauer und Dein Interesse an meinem Blog. Es würde mich über alle Maßen freuen (nein, das ist nicht ironisch gemeint), wenn Du den Blog in Deinen sozialen Netzwerken teilst und so neue Leser hierher führst.

Bis bald!

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen online. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Lichtsetzung und Technik

In diesem Blogbeitrag hier hatte ich kürzlich erzählt, wie es zu dieser Foto-Marathon-Aktion gekommen ist, und die Rahmenorganisation sowie den grundlegenden Workflow erläutert. Dabei habe ich bewusst den Teil des eigentlichen Shooting ziemlich ausgelassen, denn das ist dann mal heute dran:

Da stand ich also im historischen Ambiente des Jagdschlößchens an der Burg Linn und hatte die Aufgabe, ständig neue Kleingruppen – die meisten Kunden waren Familien – zu gruppieren, zu animieren und zu fotografieren.

Wie ging das jetzt genau vor sich?

Ich fange einfach mal mit der Lichtsetzung an:

Die Vorgabe der Museumsleitung zur Schonung der historischen Wand- und Deckenbemalung sowie der Gemälde im Raum war ganz eindeutig: KEIN BLITZLICHT.

Skizze aus meinem Konzept: Fotostudio mit natürlichem Licht

Allerdings wurde mir gestattet, das in den Raum fallende Tageslicht mit Reflektoren und/oder Diffusoren zu formen. Das bedeutete in Sachen Lichtsetzung erstmal ein Umdenken in Sachen Aufhellung und Hauptlicht.

Hätte ich Blitzlicht verwenden dürfen, wäre das natürlich mein Hauptlicht gewesen und das Fensterlicht mein Aufhelllicht. Da nun das Blitzlicht aus der Gleichung verschwand, war das durch die Fenster fallende Licht automatisch mein Hauptlicht und das von den Wänden bzw. meinem Reflektor reflektierte Licht mein Aufhellicht.
Der als Fotostudio genutzte Raum (siehe auch Beitragsbild oben) hatte – das wird auch auf der Skizze (hoffentlich) erkennbar – drei Fenster. Zwei davon auf der langen Raumseite mit Ausrichtung nach Nordwest (aus Sicht der  Fotografenposition rechts vorn und rechts hinten) und eins nach Südwest (aus Fotografensicht links hinter den Kunden). Das war für die Lichtsetzung mit Fensterlicht insofern vorteilhaft, als dass ich während des gesamten Tages keine direkte Sonneneinstrahlung in Richtung meiner Fotosubjekte hatte. Selbst aus dem südwestlichen Fenster drohte hier keine Gefahr, weil zum Einen große Bäume davor standen, die das Sonnenlicht gut filterten, bevor es auf das Fenster traf und zum Anderen der Raum so groß war, dass Sonnenstrahlen, die sich doch mal in den Raum verirrten auf dem Boden landeten, bevor sie auf meine Kundschaft trafen.  Das Hantieren mit großformatigen Diffusoren zur Abmilderung direkten Sonnenlichts blieb mir damit von vornherein erspart.

Wie kontrastreich das Licht auf meinem Motiv sein würde und wieviel Grundhelligkeit dort ankommen würde, konnte ich bei dieser Anordnung der “Lichtquellen” ohne jedes Hilfsmittel wunderbar durch die Position der Kunden auf der Längsachse des Raumes regulieren. Denn je näher die Leute in Richtung des vorderen Fensters rückten, desto mehr Licht bekamen sie ab, und desto mehr Kontraste ergaben sich zwischen der vom Fensterlicht beleuchteten Seite und der Schattenseite.
Positionierte ich die Kunden dagegen eher mittig vor dem Wandstück zwischen den beiden Fenstern  standen sie sozusagen im Schattenbereich und bekamen – jedenfalls von vorne – kein ‘direktes’ Fensterlicht ab, sondern nur das von den Wänden und der Decke reflektierte Licht. Die Ausleuchtung war damit an dieser Position von vornherein sehr gleichmäßig, was insbesondere bei Gruppenaufnahmen natürlich eine gute Ausgangsposition ist.

Oft zog ich noch einen silbernen Reflektor – meinen kleinen Sunbouncer (Micro-Mini) – hinzu. Der hing an einem rollbaren Stativ mit Auslegearm und stand meist auf ca. 2 Meter Abstand zum vorderen Fenster. Das ergab eine nur SEHR dezente Aufhellung der Schattenseite, denn durch das Fenster fiel ja sowieso schon kein direktes Sonnenlicht, so dass den Reflektor selbst schon nur ein recht diffuses „Nordlicht“ erreichte. Aber „Aufhellung der Schattenseite“ war (meist) auch nicht der wesentliche Grund für den Einsatz des Reflektors. Vielmehr erzeugte der Reflektor in den Augen der Leute kleine Lichtreflexe, “Catchlights” genannt. Die sorgen dafür, dass die Augen – und damit der Gesamtausdruck – viel lebendiger wirken.  Wenn Du das noch nicht gemacht hast, solltest Du da mal bewußt drauf achten; vergleiche einfach mal Fotos mit und ohne Catchlights.

Damit war die Grundausleuchtung von vorn schon mal perfektioniert. Diffuses (also nördliches) Fensterlicht als Hauptlicht und vom Raum gestreutes bzw. vom Reflektor reflektiertes Fensterlicht als Aufhellung.

Der Raum hatte aber noch mehr zu bieten:

Das hintere der nach Nordwest gerichteten Fenster sorgte nämlich für ein nettes Kantenlicht von hinten rechts und das nach Südwest zeigende Fenster für ein nettes Kantenlicht von hinten links. Diese Kantenlichter wurden natürlich immer stärker, je weiter ich die Leute nach hinten positionierte. Und sie waren natürlich nicht immer gleich stark, weil durch das südwestliche Fenster natürlich zeitweise direkte Sonne in den Raum (aber nicht auf meine Kunden!) strahlte. Aber es war nie soviel oder so „problematisch“, dass ich mich genötigt gesehen hätte, das Licht dieses Fenster mittels eines Diffusors abzumildern.

So gesehen bildete der Raum mit seinen drei Fenstern und seiner Ausrichtung ein absolut perfektes Lichtsetup nach, für das ich in einem Studio schon gleich mal 4 Lichtquellen brauchen würde (Hauptlicht, Aufhelllicht, Kantenlicht links, Kantenlicht rechts).

Das eingefügte Bild zeigt einige der genannten Lichtsetzungsschnörkel:

Links am Hals und an der Schulter der Mutter kann man das Kantenlicht vom südwestlichen Fenster gut erkennen.

In Sachen Kontraste zeigt der Blick in die Gesichter von links nach rechts: Die jeweiligen Schattenseiten werden immer ausgeprägter sichtbar. Das liegt zum Einen eben daran, dass sich die Personen weiter rechts vom aufhellenden Reflektor entfernen und somit weniger Aufhelllicht abbekommen, und sie sich zum Anderen der Hauptlichtquelle nähern. Die hellere Seite bekommt also immer mehr Licht ab, was den Kontrast zusätzlich befördert.

Das einzige Manko  meines temporären Fotostudios war halt, dass ich durch die Positionierung der Kunden im Raum und die Ausrichtung meines Reflektors zwar die LichtVERTEILUNG auf meinem Motiv regulieren konnte, nicht aber die maximal verfügbare LichtMENGE.

Und wenn man dann eine 5-köpfige Familie fotografiert, deshalb aus Gründen der Schärfentiefe doch besser mal die Blende auf 5.6 schließt und zudem zur Vorsorge gegen Verwacklungs- oder Bewegungsunschärfe keinesfalls langsamere Belichtungszeiten als 1/80 sec. nutzen möchte (und selbst das ist ja schon sehr grenzwertig langsam), bleibt halt nur die Lichtempfindlichkeit (ISO) als Stellschraube. Daher habe ich – selbst bei dem weit überwiegend tollen Sommerwetter – im Regelfall mit ISO-Werten von 3.200 bis 6.400 fotografiert.

Ein Problem war das jetzt – dank der modernen Kameratechnik – eigentlich nicht; ich habe noch nicht einmal großartig die Rauschunterdrückung bei der Bildentwicklung in Lightroom bemüht. Denn zum Einen ist Bildrauschen bei Nicht-Fotografen ja sowieso kein Thema, zum Anderen wurden die Bilder ja ca. 14×21 cm groß auf einem DIN A4-Blatt ausgedruckt. Und da war dann von Bildrauschen sowieso keine Spur mehr zu sehen, selbst in den Bereichen, wo ich in der Bildentwicklung noch ein wenig aufgehellt habe.

Noch vor 10 Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen. Da fotografierte ich mit meiner Nikon D70s, bei der ISO 1.600 den oberen Anschlag der ISO-Skala bildete und wirklich so gruselig aussah, dass man wirklich nur in absoluten Notfällen über ISO 800 (eigentlich ISO 400) hinaus gehen wollte. Heute – mit meiner D800 – sind solche ISO-Werte ganz einfach mal kein Thema (jedenfalls solange man nicht die Pixel-Peeper-Fraktion in Fotoforen fragt…). Ein Hoch auf die technische Entwicklung der letzten Jahre. Da zeigt sich dann wirklich mal, wie technischer Fortschritt neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet.

 

So, jetzt sind hier auch schon wieder über 1.000 Worte zusammen gekommen. An sich wollte ich ja den Technik-Teil sehr flach halten und mich schon in diesem Artikel der eigentlichen Herausforderung dieses Foto-Marathons widmen: Ständig neue Kleingruppen zu positionieren, sie in kürzester Zeit zu animieren und dabei auch noch zu fotografieren. Nunja, dann mach ich das eben im dritten Teil. Also: Bis bald!

Achso: Wenn Du Fragen hast, immer raus damit. Denn nur wer fragt bekommt Antworten….

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen fertig. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden

Ja, das geht. Und zwar inklusive Bildauswahl, Bildbearbeitung und Druck. Allerdings muss es dann eben auch sehr schnell gehen.

Vielleicht aber mal langsam und der Reihe nach:

WARUM EIGENTLICH macht man sowas?

Wie ich vielleicht schon einmal erwähnte, wohne ich hier auf Sichtweite zur Burg Linn in Krefeld. Um die Burg herum haben sich zur Brauchtumspflege (und einfach weil es Spaß macht) die verschiedensten historischen Gruppen gebildet. Und diese historischen Gruppen haben am letzten August-Wochenende dieses Jahres eine Veranstaltung namens „Lebendige Geschichte auf Burg Linn“ durchgeführt.

In einer dieser Gruppen – der Biedermeiergruppe – sind meine Familie und ich aktiv. Und weil zur Burg Linn auch das Jagdschloss von ca. 1740 gehört, dessen innere heutige Einrichtung einen Querschnitt bürgerlichen Wohnens des 18. und 19. Jahrhunderts repräsentiert und damit gut zur Biedermeierzeit passt, war schnell die Idee geboren, in einem der größeren Zimmer des Jagdschößchens Fotoshootings in biedermeierlicher Gewandung anzubieten.

Jeweils am Samstag und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr waren also das Burggelände, Burg und Jagdschloss für Besucher der Veranstaltung ohne Eintritt geöffnet – das ergibt dann schon mal die oben erwähnten 16 Stunden. Wobei die aktive Shootingzeit eigentlich eher 12 Stunden waren. Denn der Besucherstrom setzte am Samstag erst so gegen 11:00 Uhr ein und ließ um 16:00 Uhr schon wieder nach. Am Sonntag ging es zwar direkt um 10:00 los, dafür mussten wir aber um 17:00 Schluss machen, weil das Jagdschlößchen pünktlich um 18:00 Uhr geschlossen wurde und wir ja vorher noch abbauen mussten.

DIE GRUNDORGANISATION

Das Ganze war also eine Aktion auf einer größeren Veranstaltung und bedurfte so einiger Helfer. Meist zwei bis hin zu vier Leuten betreuten allein die Garderobe, wo sich unsere Kunden in biedermeierliches Gewand kleiden konnten. Ein bis zwei weitere kümmerten sich um die Kasse, Anmeldung und weitere Organisation. Und schließlich gab es noch mich als Fotograf, Bildbearbeiter und Fotodruckbeauftragten.

Im Grunde hat das Ganze dann so funktioniert, dass unsere Interessenten

  • sich anmeldeten und einen kleinen Obulus bezahlt haben,
  • für fünf bis zehn Minuten – je nach Personenzahl – in der Garderobe verschwunden sind,
  • dann für wirklich kurze Zeit (ca. 2 bis max. 5 Minuten) vor der Kamera standen,
  • sich anschließend kleidungsmäßig wieder ‚normalisierten‘ während ich eine Vorauswahl der Bilder traf,
  • danach mit mir am Rechner ihre Lieblingsfoto(s) auswählten,
  • und dann kurz abwarteten, während ich die Fotos (ggf. optimierte und) zum Drucker schickte. Während dieser Zeit waren dann oft schon die nächsten Kunden in der Umkleide…

Um die relativ kurzen Umkleidezeiten zu realisieren – die biedermeierliche Kleidung ist ja nicht gerade schlicht – sind einige Mitglieder der Biedermeiergruppe im Vorfeld tüchtig zu Werke gegangen, um die Kleidung vorzubereiten. Die Kleider wurden zum Beispiel auf der Rückseite aufgetrennt, so dass die Damen und Mädchen wie in einen Kittel hineinschlüpfen konnten. Geschlossen wurden die Kleider einfach mit breiten Klammern hinter dem Rücken.

DER FOTO-WORKFLOW

Der Grundansatz war ja, dass das Shooting vom ersten Posing bis zum fertig gedruckten Bild qualitätiv hochwertig, dabei aber sehr schnell vonstatten gehen musste.

Ich hatte also meinen Laptop vor Ort und habe kabelgebunden direkt auf den Rechner in Lightroom hinein fotografiert; „tethered shooting“ sagt man ja im Fotografensprech dazu. In Lightroom hatte ich mir ein Grundentwicklungspreset erstellt, mit dessen Hilfe Farbprofil, Weißabgleich, Kontraste, Lichter und Tiefen schon recht optimal eingestellt wurden. Dieses Preset habe ich dann im Tether-Modul von Lightroom als Grundprofil ausgewählt, dass direkt bei der Aufnahme auf die Fotos angewendet werden sollte. Somit wurden die Fotos schon bei ihrer Ankunft in Lightroom direkt in die richtige Richtung geschubst.

Zusätzlich hatte ich auf die Grundentwicklung aufbauende Presets entwickelt. Zwei sorgten für eine Aufhellung der oberen linken Bildpartie mittels Verlaufwerkzeug – je eins für Hochformatfotos und eins für Querformatfotos. Ich durfte – das war museale Vorgabe – nur mit natürlichem Licht fotografieren. Aufgrund der Höhe der Fenster und des Lichteinfalls über den Tag hinweg war der untere, rechte Bildbereich bei eher weitwinkligeren Aufnahmen grundsätzlich eine halbe bis eine Blende heller als der obere linke Bildbereich. Das musste also insbesondere bei etwas größeren Gruppen oft ausgeglichen werden.

Außerdem hatte ich Presets entwickelt, die für einen entsättigten Farblook bzw. einen getonten Schwarz-Weiß-Look sorgten, die ich den Kunden alternativ zur Auswahl stellen wollte.

Und damit die Presets nicht irgendwie verstreut in der Presetliste herumlagen, habe ich sie in einem gesonderten ‚Ordner‘ innerhalb der Presetliste gesammelt und den Namen jeweils eine Nummer vorangestellt, die der Reihenfolge der Anwendung entsprach.

Sobald das eigentliche Shooting vorbei und der Kunde/die Kunden wieder in der Umkleide war(en), habe ich aus den insgesamt erstellten Aufnahmen eine Vorauswahl getroffen, indem ich meine Favoriten positiv markiert habe – also ein weißes Fähnchen vergab. Hieraus wählten die Kunden dann mit meiner Unterstützung ihre(n) Favoriten, der oder die gedruckt werden sollten. Diese Fotos bekamen dann zusätzlich zum Fähnchen 5 Sterne. Bei dieser Auswahlgeschichte konnte Lightroom mit seinen Vergleichs-, Auswahl- und Markierungsfunktionen mal so richtig auftrumpfen.

Wichtig ist dabei jetzt nicht, dass man die Markierung genauso mit Fähnchen und Sternchen macht, wie ich es getan habe. Wichtig ist einfach nur, dass man sich VORHER ein System überlegt an das man sich beim Shooting dann auch strikt hält. Sonst läuft man nämlich Gefahr – gerade wenn es im Studio zugeht wie in einem Taubenschlag, dass man die Auswahl von Kunde A noch nicht gedruckt hat, während Kunde B schon wartet und man wegen einer Frage von Kunde C dann die Auswahl des Kunden A vergisst.

Sofern eine individuelle Nachbearbeitung überhaupt nötig war, beschränkte sich diese meist auf eine gezielte Aufhellung mancher Bildpartien. Meist fotografierte ich an den beiden Tagen ja Familien – also Kleingruppen – so dass zwangsläufig oft ein oder zwei Familienmitglieder weiter hinten standen und daher etwas weniger Licht abbekamen, als die weiter vorn stehenden Leute. Oder der eigene Hut oder der des Nachbarn sorgte für etwas Schatten im Gesicht. Das führte dann dazu, dass eine individuelle Aufhellung mit dem Korrekturpinsel in Lightroom sinnvoll und buchstäblich in Sekundenschnelle erledigt war. Was man mit diesem schönen Werkzeug so alles anstellen kann, habe ich übrigens hier mal in einem kleinen Video zusammengetragen.

Auch für den Druck hatte ich spezifische Presets im Druckmodul von Lightroom vorbereitet, die auf Ausgabeformat (Hochformat/Querformat), das ausgewählte Papier und den verwendeten Drucker abgestimmt waren. Hierfür hatte ich an einem Abend ein paar Wochen vor der Veranstaltung eine ausgiebige Testreihe gemacht. Da es für mich das erste Mal war, dass ich Bilder in hochwertiger Form selber drucken wollte, habe ich mir hier natürlich ordentlich Vorlauf und Zeit gelassen. Das war auch nötig um das Zusammenspiel der Druckeinstellungen in Lightroom und im Druckertreiber zu verstehen und zu optimieren. Am Ende hatte ich ein Druckergebnis auf dem Papier, dass dem auf dem (kalibrierten!) Monitor meines Laptops angezeigten Bild sehr nahe kam und dessen Einstellungen dann mit den speziellen Druckpresets für die Fotoaktion fixiert wurden.

Außerdem war in den Druckpresets natürlich das Layout hinterlegt. Ich habe die Fotos mit reichlich Rand drumherum auf DIN A4-Papier gedruckt. Der Text unter dem eigentlichen Foto – inklusive des Logos der Biedermeiergruppe – stand als weitere Bilddatei zur Verfügung und konnte so immer in das zu druckende Bildpaket einbezogen werden.

Wenn das Lieblingsfoto also ausgewählt und (falls erforderlich) noch individuell optimiert worden war, bin ich einfach ins Druckmodul von Lightroom gewechselt, habe das passende Druckpreset ausgewählt, das Bild aus dem Fotostreifen in das Layout gezogen und einfach nur noch den Druckauftrag abgeschickt. Eine Minute und 40 Sekunden später konnte das Foto dann in eine stabile Prospekthülle gesteckt und den Kunden ausgehändigt werden.

WAS ICH DABEI GELERNT HABE

Erstens – und darauf bin ich schon ein bißchen Stolz:

Ich habe diesen Stresstest bestanden, aus wirklich jeder Gruppierung in kürzester Zeit ein paar wirklich ordentliche Fotos herauszuholen. Der Workflow saß und die Kunden waren glücklich. Das gibt wirklich Selbstbewußtsein und Sicherheit in Bezug auf kommende fotografische Herausforderungen.

Zweitens:

Geführte Bildauswahl mit Vorselektion durch den Fotografen erleichtert den Kunden die Entscheidung enorm. Ich hatte zwischendurch auch mal keine Gelegenheit zur einer Vorauswahl. Folge: Der Entscheidungsprozess der Kunden war deutlich langwieriger. Und in 99 % aller Fälle sind die Kunden am Ende meiner Empfehlung gefolgt.

Drittens:

Es ist nicht die Frage, OB die Tethering-Verbindung zu Lightroom vielleicht mal abbricht. Es ist nur die Frage, WANN GENAU sie abbricht. Inzwischen bin ich aber klüger geworden. Eine Empfehlung im Troubleshooting-Guide von Adobe für dieses spezielle Problemchen lautet, dass man speziell bei Nikon-Kameras immer eine leere(!) Speicherkarte eingesetzt haben sollte. In der Tat hatte ich Verbindungsschwierigkeiten, nachdem ich zwischendurch mal ohne die Kabelverbindung auf die Speicherkarte fotografiert habe. Wieder was gelernt.

Viertens:

Selber drucken macht Spaß. Ich muss mich jetzt nur noch entscheiden, welchen Drucker ich für mich selber kaufe…. 😉

Fünftens:

Selbst ISO 6400 braucht bei einer Nikon D800 keine Rauschreduzierung. Jedenfalls nicht für den Druck auf ca. 14×21 cm….

 

Oh – und sechstens: Es ist dann ja doch schön, wenn sich zwischendurch ein kleines Loch im Kundenstrom auftut, und man ein wenig Zeit für ein kleines Shooting mit einem Gruppenmitglied hat. So schnell kommt man dann ja doch nicht wieder in solch historisch passendes Gemäuer.

 

Zu dem eigentlichen fotografischen Herausforderungen dieser zwei Foto-Marathon-Tage schreibe ich in Kürze einen kleinen Artikel. Bis dahin vielen Dank, dass Du meinen Blog liest und viel Spaß beim Fotografieren oder fotografiert-werden.

 

Update: Das mit dem Folgeartikel ist inzwischen erledigt. Hier geht es weiter…

Tipps für die Landschaftsfotografie #1: WARTE AUF DAS LICHT

Heute starte ich mal eine kleine Reihe mit Tipps, Ansichten und Einsichten zum Thema Landschaftsfotografie, die insbesondere dann für Dich interessant sein können, wenn Du jetzt noch nicht der totale Profi in diesem Thema bist.

Los geht es mit DEM absolut essentiellen Basistipp:

Warte auf das Licht.

Welches LICHT?

Kurze und knappe Antwort: Abendlicht, Morgenlicht, blaue Stunde.

Etwas ausführlicher:

Es gehört ja durchaus zum fotografischem Grundwissen, dass die Qualität des Lichtes das Bildergebnis prägt. Der althergebrachte und völlig ausgeleierte Spruch „zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei“ mag dank der Möglichkeiten der Lichtformung für ein Portrait nicht (mehr) angebracht sein. Aber da Lichtformung für eine ganze Landschaft ja doch eher schwierig ist, gilt diese vielbemühte Redensart in diesem Metier durchaus noch. Und Du bist absolut auf das natürliche Licht angewiesen.

Die idealen Zeiten für perfekte Landschaftsfotos sind diejenigen mit tief stehender Sonne sowie die Zeiten direkt vor Sonnenaufgang und direkt nach Sonnenuntergang – letztere nennt man auch gerne „blaue Stunde“. Die – je nach Uhr- und Jahreszeit – goldene/orange/rote Farbe des Lichts einer untergehenden oder aufgehenden Sonne taucht die Landschaft einfach mal in ein richtig warmes Licht, dass wir Menschen weit überwiegend als „schön“ empfinden. Und der Schattenwurf einer tiefstehenden Sonne hilft, die Szene lebendiger zu gestalten und Texturen hervorzuheben. Insgesamt ist dieses Abendlicht (und Morgenlicht) ganz einfach unvergleichlich viel besser geeignet, als eine sommerliche Mittagssonne.

Mitten im Winter können dann – jedenfalls in den hiesigen Gefilden – die fotografische angesagten Uhrzeiten allerdings über den ganzen Tag verteilt liegen, denn da steigt die Sonne auch zur Mittagszeit sowieso nicht mehr ganz so hoch, so dass auch dann schon wenigstens passables, wenn nicht sogar richtig schönes Licht vorherrschen kann.

Das Grundproblem dabei ist natürlich, dass man sich oft die Zeit zum Fotografieren nicht immer allein nach dem Sonnenstand aussuchen kann. Man denke an Gruppen- oder Rundreisen, oder vielleicht fällt die Zeit des Sonnenuntergangs ausgerechnet mit der „zu-Bett-geh-Zeit“ des Nachwuchses zusammen. Das ist dann halt so.

Oder du bist zwar schon zur eigentlich richtigen Zeit am richtigen Ort, aber Petrus hat gerade so richtig schlechte Laune und der vorgesehene malerische Sonnenuntergang ist in der Realität einfach mal ein Totalausfall. So wie hier:

Dazu kann man dann nur sagen: Shit happens. (Wahlspruch des Ober-Niederrheinischen Zirkels der professionellen Hobby-Landschaftsfotografen)

Dann bleibt Dir halt nur die Wahl, ob Du einen Erinnerungsschnappschus bei suboptimalem Licht machst und nach Möglichkeit später nochmal zurückkehrst, oder ob Du Deine Fototour einfach nur in einen Spaziergang an der frischen Luft umwandelst. Du kannst in diesen Fällen jedenfalls nicht erwarten, mehr als ein „Ich-war-da-aber-das-Licht-war-doof-Foto“ aus Deinem Motiv herauszuholen. Also nichts, was Du stolz bei Instagram posten kannst, jedenfalls nicht mit stolzgeschwellter Brust als „Landschaftsfoto“ (vor allem nicht bei einer bekannten Location, von denen es im Internet vor genialen Fotos bereits wimmelt). Als Erinnerungs-ich-war-hier-Schnappschuss geht das natürlich immer, aber das ist dann eben ein anderer Kontext.

Freunde Dich also möglichst frühzeitig mit dem Gedanken an, dass es bei der Landschaftsfotografie einfach dazugehört, auch mal mit leeren Händen nach Hause zu kommen. Darüber kannst Du Dich dann ärgern, musst Du aber nicht. Zumindest warst Du an der frischen Luft und hast Dich mit Fotografie beschäftigt, was allemal besser und gesünder ist, als daheim auf der Couch abzuhängen und sinnlos das Internet leer zu surfen.

Die Sache mit dem WARTEN.

Im eingangs angeführten Merksatz ist das Wörtchen „Warte“ nicht ohne Grund enthalten. Gerade im letzten Urlaub habe ich das wieder erlebt: Ich habe mir ein schönes Fleckchen am Strand ausgesucht, die Sonne steht schon sehr tief und wird innerhalb der nächsten 30 Minuten hinter dem Horizont verschwinden. Meist ist man zu diesem Zeitpunkt nicht alleine an einer solchen Location. Kaum aber ist die Sonne weg, verschwindet auch ein Großteil der Leute, die sich das Schauspiel angeschaut oder/und fotografiert haben. Ich bleibe dann meist noch eine ganze Weile. Denn so manches Mal kommt der beste Teil eines Sonnenuntergangs erst NACH dem Sonnenuntergang. Nämlich in den Fällen, wenn es am Himmel durchaus wolkig zugeht, aber an geeigneter Stelle ein Loch in den Wolken ist, durch das die Sonne die Wolken von unten anstrahlen kann. Und wenn das dann noch von einer Wasserfläche reflektiert wird, kann es so richtig genial werden.
Also: Nicht gleich zusammenpacken, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, sondern lieber mal noch ein bißchen abwarten. Oft passiert außer der Umwandlung von Sauerstoff in Kohlendioxid nichts oder zumindest nicht viel.

Aber wenn was passiert, können das richtige Killer-Fotos werden.

Die VORBEREITUNG

Wenn ich den Ort des Geschehens nicht kenne – im Urlaub zum Beispiel – checke ich im Vorfeld immer den voraussichtlichen Sonnenstand. Dafür gibt es diverse Apps für das Smartphone, die den Sonnenstand für eine beliebige Location zu einer beliebigen Zeit errechnen bzw. vorhersagen. Ich nutze dafür „Sun Surveyor“. Diese App hinterlegt auf Wunsch die Satelliten-Ansichten der Erde von Google-Maps, so dass man sehr detailgenau den Sonnenstand für eine bestimmte Location zu einer bestimmten Zeit im Vorfeld bestimmen kann. Ob andere Apps besser oder doch einfach nur anders sind kann ich nicht sagen; diese wurde mir mal empfohlen, ich fand sie gut und bin dabei geblieben.

Auch andere das Licht beeinflussende Faktoren kann man anhand der Kartendarstellung in der App erkennen:

Unweit der Burg Linn zum Beispiel – einer meiner heimatnahen Lieblings-Outdoor-Fotogelegenheiten – verläuft die A 57 infolge der Überbrückung einer städtischen Hauptverkehrsstraße ein Stück weit oben auf einem hohen Wall. Dieser Wall liegt zwischen dem Burggelände und der untergehenden Sonne. Folglich habe ich an der Burg schon vor dem absoluten Sonnentiefstand den Schatten dieses Walls – was ich beim Timing meines Fotoausflugs natürlich berücksichtigen sollte.

Dieser vorherige Check des Sonnenstands ist – ganz am Rande – nicht nur für Landschaftsfotografie von Vorteil. Auch bei der Planung von Porträtshootings in Form von Homeshootings oder on Location gehört diese Prüfung zur Vorbereitung dazu, damit ich mir schon mal ein Bild machen kann, mit welchen Lichtverhältnissen ich beim Shootingtermin wohl zu tun haben werde. Möchte mein Kunde Fotos im eigenen Garten machen und liegt der zum vereinbarten Termin voll in der Sonne, weiß ich direkt, dass ich einen hinreichend großen Schattenspender aufsuchen oder – wenn nicht verfügbar – mitbringen und aufbauen muss.

Im letzten Urlaub ergab der Check zum Beispiel, dass vom örtlichen Strand aus gesehen die Sonne nicht in das Wasser der Ostsee eintauchen, sondern hinter dem westlichen Ufer der Kieler Förde versinken würde. Damit war dann gleich mal klar, dass eine bestimmte Sorte klassischer Sonnenuntergangsfotos nicht möglich sein würde.

Gerade, wenn man örtliche Besonderheiten als Element in das Foto einbauen möchte empfiehlt sich daher dringend der Blick auf die Karte und den Sonnenstand. Gerade, wenn das Zeitfenster für den Fotoausflug aufgrund anderweitiger Einflüsse nicht allzu groß ist (siehe oben) kann ein bißchen Vorplanung des Standortes nicht schaden. Das habe ich zum Beispiel auch so gemacht, als ich in Zingst die Seebrücke zwischen mich und die untergehende Sonne bringen wollte. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch gelernt, dass die Sonne auf den letzten Metern ganz schön schnell am Horizont entlang flitzt – hier ist mein diesbezüglicher Blogpost.

Die Quintessenz des heutigen Wortausbruchs:

  •  Wenn Du ein richtig gutes Landschaftsfoto machen möchtest, brauchst Du das passende Licht.
  • Das ist typischerweise nicht die sommerliche Mittagssonne, sondern Abendlicht, Morgenlicht und die blaue(n) Stunde(n)
  • Du wirst lernen müssen mit Enttäuschungen zu leben, wenn Petrus milde zu Dir und Deiner erwartungsvoll auf dem Stativ hockenden Kamera herunterlächelt und dann das Schild „No show today“ hochhält.

Die Sache mit dem Stativ werde ich dann mal in der nächsten Folge dieser Reihe aufgreifen. Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Fotografieren!

Headshot Q&A

Moin. Kürzlich habe ich mich mit Lauryi zu einem netten Shootingtag getroffen.

Und weil meine Headshot-Gallerie ja noch Zuwachs vertragen kann, stand natürlich auch ein solcher Headshot auf dem Shootingplan. Also habe ich einfach unter dem (großen) Carport ein Studio aufgebaut und schon ging es los. Oben habe ich Dir ja schon zwei Headshots und ein Foto vom Setup gezeigt. Das Warum/Weshalb/Wieso werde ich mit dem folgenden Q&A erschlagen. Solltest Du allerdings noch weitere Fragen haben, frag mich ruhig. Dafür ist so eine Kommentarfunktion ja da.

Los geht’s:

Warum unter dem Carport?

Da ist genug Platz. Und es hat geregnet. Und ich habe kein festes Studio, sondern mache im Wesentlichen Homeshootings, bei denen ich mein Studio eben dort aufbaue, wo es gebraucht wird. In diesem Fall eben bei mir zu Hause unter dem Carport.

Aha. Aber war die Einrichtung des Lichtes dann nicht problematisch mit diesen Unmengen an natürlichem Licht?

Nö. Bei ISO 50, Blende 18 und 1/125 Belichtungszeit war vom natürlichen Umgebungslicht nix mehr da. Wie Du im Setup-Foto siehst, habe ich auch ein Sonnensegel unter dem lichtdurchlässigen Carportdach hängen. Das habe ich zwar nicht dort hingehängt, damit ich fotografieren kann, aber auch dafür ist es reichlich nützlich.

Hmmm. Blende 18….. Blende 18??? Sag mal, hast Du da nicht schon so richtig fett mit Beugungsunschärfe zu kämpfen?

Nö. Alles gut, nix gebeugt.

Na gut, will ich dann mal glauben. Aber was genau hast Du denn da jetzt alles aufgebaut? Der Carport sieht ja ganz schön zugestellt aus.

Gut, dass Du fragst. Also erstmal: Das Gartenhaus und das Kinderspielhaus hinten links, der Tisch hinten rechts und das grün abgedeckte Etwas nicht ganz hinten links (ein Strandkorb übrigens) haben mit dem Fotosetup nichts zu tun. Die steh’n da immer, OK?

Scherzkeks. Das war ja wohl klar. Nun also mal bitte den restlichen Aufbau erläutern. Vielleicht gehst Du einfach mal von hinten nach vorne durch das Produktionsfoto?

Ja, gerne.

Also: Im Hintergrund ist der Hintergrund (wer hätte das gedacht). In dem Fall ist das eine schmale Rolle mittelgrauer Tetenal-Karton auf meinem mobilen Hintergrund-System. Die gelb-schwarz gestreiften Teile unten am Hintergrundsystem sind Sandsäcke, die das ganze Konstrukt davon abhalten sollen, auf mein Model zu kippen. Hat soweit auch geklappt.

Da bin ich aber froh. Dein Hintergrund hat aber ‘nen gelben Fleck in der Mitte. Hast Du das nicht gesehen?

Der “Fleck” mitten auf dem Hintergrundkarton ist Absicht. Verursacht wird er vom Einstelllicht des Blitzes, der auf dem kleinen Bodenstativ steht und auf den Hintergrund gerichtet ist. Das war einer meiner 500WS-Blitze, versehen mit einem 55 Grad Normalreflektor und einer 20 Grad Wabe. Der Blitz wirft also nur einen engen Lichtspot auf den Hintergrund und verursacht im Foto so diesen ganz minimalen Helligkeitsverlauf aus der Bildmitte heraus. Auf dem Produktionsfoto sieht man der Verlauf aufgrund des Einstelllichtes des Blitzes viel stärker, als nachher die Aufhellung des Hintergrundkartons durch das eigentliche Blitzlicht. Vergleiche mal in den beiden Headshots über diesem Beitrag: das linke Foto ist ohne diesen Spot aufgenommen, das rechte mit.

Gut, das war also der Hintergrund. Was ist mit dem Vordergrund?

Am silbernen Galgen vorne links findest Du das Hauptlicht in Form einer Beauty-Dish, die ich zwecks Abmilderung des Lichtes noch mit der Diffusions-Badehaube verziert habe. Die Dish wird befeuert von meinem Jinbei DC-600-Porty, also einem in Blitzkopf und Generator aufgeteilten, akkubetriebenen Studioblitz. Die Position ist hochfrontal; heißt: Das Model hat exakt mittig “unterhalb” der Beauty-Dish gestanden. Wichtig dabei ist – das habe ich bei diesem Shooting auch wieder gesehen – die Position des Hauptlichtes genau auf das Model abzustimmen. Im ersten Aufschlag hatte ich das Licht zu steil stehen; heißt: die Beauty-Dish zeigte etwas mehr in Richtung Boden als auf dem Setup-Foto. Dass führte dann zu unschönen Schatten im Gesicht, die auch der Reflektor nicht hinreichend aufhellen konnte. Also habe ich die Dish etwas weiter heruntergeholt und den Blitzkopf mit Dish mehr in Richtung Model gedreht. Eine nichtmal große Veränderung, aber in den Fotos ein Unterschied wie Tag und Nacht.

OK. Du sagtest da gerade was von einem Reflektor? Das ist das flache Teil unterhalb der Beauty-Dish, oder?

Genau. Der Reflektor auf dem schwarzen Galgenstativ unterhalb des Hauptlichts ist ein Sunbounce Micro-Mini mit silberner Bespannung. Dessen Job ist die Aufhellung der Schatten, die durch die hochfrontale Position des Hauptlichtes unter den Augenbrauen, der Nase und dem Kinn entstehen. Über die Oberfläche des Reflektors (z.B. silber oder weiß) sowie über die Position (höher oder tiefer) kannst Du die vom Reflektor zurückgeworfene Lichtmenge regulieren. Ich wollte ein klassisches Beauty-Licht in Form einer Lichtzange von oben und unten. Da hierbei oft das von unten kommende Aufhelllicht fast genauso stark ist, wie das Hauptlicht, habe ich halt den sehr effektiven silbernen Reflektor genommen und den so hoch positioniert, wie es nur ging – heißt: gerade so hoch, dass ich genug Spielraum zum Fotografieren eines Kopf-Schulter-Portraits hatte.

Aha. Und das kann nur ein Sunbounce-Reflektor?

Na klar…… ist das totaler Unfug. Ich habe zwar den einen oder anderen Sunbouncer, weil ich die Teile wirklich gut finde, aber das geht grundsätzlich mit jedem x-beliebigen Reflektor.

Und was machst Du, wenn der Reflektor doch nicht genug Licht ins Bild zurückwirft? Zum Beispiel, wenn die silberne Bespannung gerade in der Wäsche ist oder Du den Reflektor tiefer positionieren müsstest, weil Du mehr vom Oberkörper im Bild haben möchtest?

Naja, also wenn ein passives Aufhelllicht mittels Reflektor nicht ausreicht, muss halt ein aktives her. Sprich: Anstelle eines Reflektors käme dann ein weiterer Blitz zum Einsatz, voraussichtlich mit einer Softbox bestückt. Damit könnte ich dann die Lichtmenge nach belieben hochdrehen.

Das ist dann eigentlich schon das ganze Setup. Ansonsten siehst Du im Setup-Foto vorn rechts nur noch meinen Laptop und die Kamera in Ruheposition auf dem Stativ. Wann immer es geht – und bei so kontrollierten Headshot-Setups geht das eigentlich immer- fotografiere ich gerne “tethered” (also kabelgebunden) direkt in den Computer. Die direkte Bildkontrolle in Lightroom am Laptopmonitor ist dann doch eine ganz angenehme Angelegenheit.

Noch Fragen?

Ja, klar. Wie waren denn Deine Kameraeinstellungen?

Hatte ich das nicht schon… Ach, egal. Also erstmal “AN”, dann f/18, 1/125, ISO 50. Kamera: Nikon D800, Objektiv Nikon 70-200/2.8 bei etwa 90-100mm Brennweite.
Gegenfrage: Was nutzen Dir jetzt diese Daten? :-))

Öhm….. Noch ‘ne Frage: warum bist Du von der Brennweite her relativ weit unten geblieben? Werden die Proportionen des menschlichen Gesichts nicht schmeichelhafter dargestellt, je länger die Brennweite ist?

Eindeutiges “JEIN”. Was die optimale Portrait-Brennweite ist, ist absolut vom persönlichen Geschmack und – ganz wichtig – von der Person abhängig, die Du fotografierst. Klar, 85mm gilt an einer Vollformat-Kamera als ultimativer Sweet-Spot für Portraits, genauso gibt es aber 135mm- und 200mm-Verfechter und 35mm-Verfechter. Das kann man wirklich nicht verallgemeinern. Klar ist, dass man bei den weitwinkligeren Brennweiten aufpassen muss, dass Nase und Stirn nicht zu sehr betont werden; andererseits transportiert so eine Spur Weitwinkel-Aroma im Foto eben auch die physische Nähe, die Fotograf und Model beim Fotografieren zueinander gehabt haben; jedenfalls mehr als es ein Distanz-Foto mit 200mm haben würde. Hat das Model aber sowieso schon eine hohe Stirn, wäre Weitwinkel ein Nogo (außer, ich schneide direkt über den Augenbrauen…).

Am Hin- und Her in der Antwort siehst Du aber, dass hier mal wieder die in der Fotografie so häufige Standardphrase passt: ES KOMMT DARAUF AN.

Im konkreten Fall gab es aber noch einen SEHR guten Grund, keine längere Brennweite zu nehmen: Ich hätte dann weiter zurück gehen müssen und wäre dem vorderen Ende des Carports nahe gekommen. Und es regnete ja….

Zum Stichwort “Schneiden”: Warum hast Du ihr immer einen Teil vom Kopf abgeschnitten?

Ganz einfach: Ich steh drauf. Mal im Ernst: Nimm mal so ein Kopf-Schulter-Portrait, bei dem der Kopf komplett mit drauf und vielleicht noch etwas Luft drüber ist. Und dann nimm eine Kopie davon und schneide das mal so, dass der obere Teil des Haarschopfes verschwindet. Dann lass Dir mal beide Fotos direkt nebeneinander anzeigen, und frag Dich, welches Foto mehr Direktheit/Nähe/Wirkung entfaltet. Für mich ganz klar die Fotos mit Anschnitt. Woran das genau liegt, weiß ich nicht. Ich denke, es hat was damit zu tun, dass das Gesicht ganz einfach größer (also “näher”) dargestellt wird. Außerdem sind die Augen beim angeschnittenen Bild tendenziell eher im oberen Bilddrittel als bei einem Portrait mit ganzem Kopf. Da liegen die Augen ganz oft genau in der Bildmitte.

Ob das jetzt eine sinnvolle sachliche Erklärung ist kann ich nur mutmaßen. Ganz sicher ist aber: Ich mag das.

Sonst noch Fragen?

Nein, Danke. Reicht erstmal.

Na, dann zum Abschluss hier noch ein Ergebnis des Shootings, mit dem ich auch sehr zufrieden bin. Rock On!!

Die Kameraposition ist alles…

Es ist ja manchmal krass, was die Veränderung der Kameraposition in Bezug auf das Fotosubjekt – egal, ob das nun ein Mensch, ein Auto, eine Landschaft etc. ist, so an Veränderung der Bildwirkung ausmacht.

Ich nehme jetzt einfach mal die Fotografie von Menschen als Beispiel, ganz einfach, weil das mein Haupttätigkeitsbereich ist.

Als ich mir – es ist nun schon einige Zeit her – der gestalterischen Wirkung des Blickwinkels noch nicht so richtig bewußt war, hatte ich beim Durchschauen der Ergebnisse eines Shootings oft den Effekt, dass ich einige Fotos einer Serie ganz besonders mochte, andere nicht so. So ganz auf Anhieb, ohne dass da jetzt irgendetwas besonders augenfällig wäre. Ich konnte es aber nicht festmachen. Das Licht war in etwa gleich, Pose und Ausdruck auch… es war mir zunächst nicht so recht erklärlich. Oft war es dann aber ganz einfach so, dass die Kamera zwischen den “schon OK, aber nicht so tollen” und den “tollen” Fotos einen anderen, einen für die jeweilige Person besseren Blickwinkel eingenommen hatte.

Leicht erklärbar wird das bei der Fotografie von Kindern – jedenfalls soweit einem die Kinder nicht sowieso schon über den Kopf gewachsen sind:

links: aus Augenhöhe des Kindes fotografiert – rechts: aus Erwachsenenposition fotografiert

Typischerweise werden Kinder von fotografisch unvorbelasteten Eltern, Verwandten etc. aus dem Stand fotografiert. Sprich: Der Erwachsene steht und fotografiert auf das deutlich kleinere Kind herunter. Das Beste, was man über solche Fotos sagen kann, ist wohl, dass das gewünschte Fotosubjekt in 85,76 v. H. der Fälle mit im Bild sein wird. Mache ich das so, erzeuge ich eine klassische Abbildung, dessen, was man als Erwachsener mit bloßem Auge typischerweise sieht: “Kind von oben”. Dazu bekomme ich gratis einen typischerweise weniger guten Hintergrund (den kann ich bei der Fotografie von oben herab nämlich nicht wirklich kontrollieren) ohne Horizont und Himmel (dafür dürfte die Kamera nämlich nicht nach unten geneigt sein), und schon ist das Foto fertig für die Mülltonne. Jedenfalls aus fotografisch-technischer Sicht. Denn selbst das technisch schlechteste Foto der Welt kann für die Eltern, Verwandten, etc, das Beste und Wichtigste sein, wenn das Kind gerade etwas besonders Süßes macht, drollig schaut, etc. Das soll jetzt hier aber nicht das Thema sein.

Zurück zum Blickwinkel:

Folge ich mal der einfachen Empfehlung, ein Kind aus dessen Augenhöhe zu fotografieren, habe ich urplötzlich ein deutlich interessanteres Portrait des Kindes. Interessanter ist es schon allein deshalb, weil der Blickwinkel nicht dem entspricht, den wir Erwachsenen normalerweise einnehmen (Oh, mein Rücken…). Ich bekomme unter Umständen (die “Umstände” wären dann die tatsächlich vorhandene Umgebung, meine Brennweite und die Blendenöffnung) sogar die Möglichkeit den Hintergrund zu beeinflussen, indem ich meinen Blickwinkel leicht nach rechts, links, oben, unten verändere. Auf einmal mache ich also nicht mehr nur eine schnöde Kopie dessen, was mein Auge sieht, sondern ich habe mich in die Lage versetzt, ein Foto zu gestalten. Einfach dadurch, dass ich mich gebückt, hingekniet oder hingelegt habe. In diesem Blogpost hier habe ich – etwa im letzten Drittel – mal ein kleines Beispiel zum Thema “Hintergrundgestaltung” gebracht, in dem ich zeige, was ein paar Grad Änderung des Blickwinkels ausmachen können.

Und wie ist das bei Erwachsenen?

Nun ist das bei Kindern eigentlich sehr offenkundig und leicht nachvollziehbar. Die im Titel genannte Maxime gilt aber – wenn auch wesentlich subtiler – auch dann, wenn es nur um wenige Grad oder wenige Zentimeter geht, etwa wenn man einen Erwachsenen porträtiert.

Als ich zuletzt meinen Freund Toto fotografierte – wir sind in etwa gleich groß – war so ein Fall wieder eingetreten: Er stand inmitten des Lichtsetups, ich war ebenfalls mit den Füßen auf dem gleichen Fußboden, machte das erste Foto, und sah direkt, dass ich meine Position idealerweise etwas erhöhen müsste. Ich fotografierte nämlich zu stark unter sein Kinn, was nicht unbedingt super vorteilhaft für ihn war. Also schnell ein Leiterchen geschnappt, auf die unterste Stufe gestellt und schon….. war ich zu hoch: Er musste dann schon eine Spur zu sehr zu mir heraufschauen. Und es sollte ja ein Business Porträt (also selbstbewußt/kompetent aber nicht arrogant, freundlich aber dabei sachlich) und kein Coverfoto für “Unterwürfigkeit heute” werden. *Zefixnochamol* Also auf der Leiter bleiben, aber in eine leicht gebückte Haltung gehen, und schon passte der Blickwinkel. Es ist manchmal in der Tat ein Spiel um Zentimeter.

links habe ich “vom Boden aus” ganz leicht nach oben fotografiert  // rechts habe ich vom Leiterchen aus exakt auf Augenhöhe fotografiert

Bildwinkel und Bildaussage

Am Ende ist das Ausschlaggebende immer die Frage: Was soll das Bild ausdrücken. Denn ein späterer Bildbetrachter nimmt ja zwangsläufig genau die Position ein, die im Moment der Aufnahme die Kamera inne hatte. Und darüber werden Stimmungen und Tendenzen in das Bild gebracht: Schaue ich auf jemanden herab, oder schaue ich zu jemandem auf.
Das ist nicht nur eine Redensart, die im übertragenen Sinn gilt, sondern zunächst mal ganz wortwörtlich schlichtweg vom faktischen Blickwinkel abhängig. Zum Beispiel war es vor ein paar Jahrzehnten zum Beispiel Standard, Frauen eher von oben herab zu fotografieren, damit sie zur Kamera – und damit zum Bildbetrachter – aufschauten. Das galt wohl als perfekter Ausdruck des weichen, warmen, zurückhaltenden [unterwürfigen] Frauenbildes. Helmut Newton hingegen hat seine Kamera oft in einer tiefere Position gebracht, um den Ausdruck von Stärke, Dynamik und Selbstbewußtsein der Frauen in seinen Bildern zu stärken. Es hat also seine Kamera – und damit den Bildbetrachter! – bewußt in eine tiefe, aufschauende Position gebracht.

Wichtig ist ganz einfach die Klarheit darüber, dass Deine Positionierung der Kamera im Moment der Aufnahme auch den Bildbetrachter auf eine bestimmte Position festnagelt und darüber Tendenzen in die Bildaussage bringt. Dieses Stilmittel solltest Du beim Fotografieren unbedingt im Kopf haben und beachten. Dabei ist es natürlich hilfreich, wenn man sich vorher darüber klar wird, was die Bildaussage denn sein soll…

über farbige Hintergründe

Du kennst das vielleicht: Standardmäßig hat man ja im Fotostudio einen schwarzen und einen weißen, vielleicht auch noch einen grauen Hintergrund. Schön neutral, lenkt nicht vom Modell ab, und so weiter. Sehr sinnvoll. Grundsätzlich.

Was aber, wenn man in einem Foto aus dieser Monochromie mal ausbrechen möchte und es mal bunt treiben will?

Zum Beispiel mit einem satt blauen Hintergrund, weil der sich als Komplementärfarbe von den hiesigen Hauttönen so schön absetzt – so wie auf dem beiliegenden Foto.

Klar, es gibt eine ganze Reihe verschiedener Farbtöne für Hintergrundkartons. Kann man kaufen, muss man aber im Zweifel nicht.

Ein kleines Päckchen Farbfilterfolien für den Blitz tut es manches Mal auch. Denn wenn ich meinen grundsätzlich weiß leuchtenden Blitz durch eine blaue Filterfolie schicke, wird dessen Licht was? Genau, blau. Und trifft nun mein blaues Licht auf einen weißen Hintergrund wird der halt auch blau. Genau so habe ich das für das Foto hier gemacht.

Die beiden Modelle stehen ziemlich direkt vor einem großen, weißen Diffusor – also einem durchscheinenden weißen Tuch.
Dahinter steht mit etwas Abstand ein Blitz auf einem Stativ, der mit einer dunkelblauen Farbfilterfolie versehen ist. Der Blitz leuchtet – durch einen Durchlichtschirm als erste Diffusionsebene – den im Foto sichtbaren Hintergrund (das Diffusortuch) von hinten mit blauem Licht an. Et voilá: mein leuchtend(er) blauer Hintergrund ist fertig.

Es gibt da nur eine weitere Sache, auf die Du dann noch achten musst: Für die Beleuchtung der Person(en) vor dem schön blauen Hintergrund nimmst Du jetzt bitte keinen Durchlichtschirm oder andere Lichtformer mit der Richtcharakteristik einer Blendgranate. Denn jegliches Streulicht Deines Hauptlichtes, dass auf die Vorderseite des Hintergrunds fällt, dezimiert dessen schöne kräftige Farbe. Im vorliegenden Fall würde aus dem kräftigen, strahlenden Blau in ein verwaschenes schmutziges blaugrau werden. Nix gut! Jedenfalls dann nicht, wenn genau dieser Farbton nicht Dein Ziel ist.
Deshalb unbedingt mit Lichtformern arbeiten, die eine kontrollierte Lichtsetzung ermöglichen – hier war das eine Softbox mit Wabe, deren Leuchtfläche nahezu im rechten Winkel zum Hintergrund ausgerichtet war. So gelangte so gut wie kein Streulicht auf den Hintergrund.

anklicken für größere Ansicht

Und um dem Farbschema das Krönchen aufzusetzen, kannst Du noch überlegen, dem Hauptlicht ebenfalls einen kleinen Farbfilter zu verpassen – in meinem Fall war das ein 1/4 oder 1/2 CTO-Filter (“convert to orange” oder “color temperature orange”), also ein nur leicht orangefarbener Filter.

Zur besseren Visualisierung habe ich noch eine meiner berüchtigten Skizzen eingefügt. Ich bilde mir ja immer noch ein, dass sie dem Verständnis dienlich sind, wenn man erstmal den Schock hinsichtlich meiner Zeichenkünste überwunden hat…..

Im Ergebnis aber bleibt festzuhalten, dass Du mit einer kleinen Handvoll Farbfilterfolien – ich habe mir da zum Beispiel für die Systemblitze mal das Filter-Set von Rogue (Amazon-Link) geholt – im Prinzip Hintergründe in jeder gewünschten Farbe erstrahlen lassen kann.

Es muss auch nicht zwingend ein Diffusor sein, der von hinten bestrahlt wird. Ich habe genauso gut meinen mittelgrauen Hintergrundkarton durch Anblitzen von vorne eingefärbt. Ich muss halt nur irgendwie gewährleisten können, dass das Licht für das Modell nicht – oder jedenfalls nicht zu sehr – auf den Hintergrund streut und so die schöne Farbe wieder zunichte macht.
Großzügige Räumlichkeiten und hohe Decken sind dabei natürlich von Vorteil, weil ich ganz einfach das Streulichtrisiko durch größere Abstände zwischen Modell (und damit auch den hierfür zuständigen Leuchten) und Hintergrund minimieren kann. Das obige Foto wurde aber in ausgesprochen beengten Verhältnissen gemacht. Das geht also auch.

Alternativ steht Dir aber natürlich nach wie vor die komplette Palette farbiger Hintergrundkartons (oder -Stoffe) zur Verfügung.
Oh, und so ein Blogbeitrag kann (und soll) auch gerne geteilt werden. Das wiederum würde insbesondere mich sehr freuen.

künstliches Fensterlicht

Ich mag ja Fensterlicht.Wenn ein hinreichend großes Fenster verfügbar und draußen in irgendeiner Form Tageslicht vorhanden ist, die Sonne aber nicht direkt in ‘mein’ Fenster herein scheint, und dann noch die Umgebung des Fensters fotografisch nutzbar ist. Dann ist Fensterlicht oft eine herrliche Angelegenheit zum unbeschwerten Fotografieren.

Was aber, wenn das Shooting im Winter abends stattfindet? Oder sonst eine der oben aufgezählten Voraussetzungen nicht passt?

Muss ich dann auf mein geliebtes Fensterlicht verzichten?

Antwort: JA und NEIN.

JA, denn von Blitzsynchronzeiten und Blitzlichtgeraffel befreites Fotografieren ist dann passé. Dieser Vorteil des Fensterlichts ist dan wirklich weg. Aber zugleich lautet die Antwort auch:

NEIN, denn ich kann mir künstliches Fensterlicht an jeder beliebigen Stelle in jedem beliebigem Raum aufbauen. Dazu braucht es nicht sehr viel an Material und auch nicht unbedingt sehr viel Platz.

Es reicht ein mittelgroßer Diffusor, also im Prinzip ein aufgespanntes, weißes, lichtdurchlässiges Stück Stoff, das von der Rückseite aus mit einem Blitzlicht befeuert wird. Der Diffusor ist sozusagen meine Fensterscheibe, das Blitzlicht die Sonne. Mit “Rückseite des Diffusors” meine ich natürlich die Seite, auf der NICHT das Model steht.

Um nun die Lichtverteilung auf meinem Diffusor möglichst flächig zu halten und keine Hotspots zu produzieren, empfiehlt es sich, das Blitzlicht bereits an der Quelle schon einmal zu streuen. Zum Beispiel, indem Du den Blitz durch eine Softbox oder einen Schirm (oder gar beides) schießt. Oder, indem Du den Blitz vom Diffusor weg richtest und sein Licht von einer vorteilhafterweise nahegelegenen weißen Wand reflektieren und so auf die Rückseite des Diffusors fallen lässt. Da führen wieder viele Wege nach Rom.

Ziel des ganzen ist jedenfalls, den Diffusor – mein Fenster – annähernd gleichmäßig zu beleuchten. Der Diffusor streut das Licht dann seinerseits noch einmal, bevor es auf das Model trifft.

Bei dem Homeshooting mit Daniela habe ich mit dieser Technik gearbeitet.

Als Diffusor war ein PRO-Reflektorrahmen der Firma California Sunbounce mit einer 2/3-Diffusorbespannung im Einsatz. Der stand aufrecht mit seiner Unterkante auf dem Fußende vom Bett und wurde von Stativen mit den passenden Halteklammern gehalten. Hinter dem Reflektor hatte ich einen Kompaktblitz positioniert, der durch eine 60x60er Softbox von Lastolite blitzte. Diese Lichtquelle zielte aus ca. 1 Meter Entfernung auf die Mitte des Diffusors. Das ergab auf der gesamten Diffusorfläche ein annähernd gleichmäßig helles Licht. Und das wiederum ergab dann ein wunderbar weiches, schnell in Schatten abfallendes Licht auf Daniela, siehe oben.

Hier noch eine kleine Skizze vom Aufbau:

Übrigens: Nein, es muss natürlich nicht zwingend so ein eher teurer Sunbounce-Diffusor sein. Ich finde diese Reflektoren halt gut (warum das so ist, hatte ich hier mal aufgeschrieben) und habe inzwischen das eine oder andere Teil aus deren Produktion, so dass ich sie dann auch gerne benutze. Aber im Prinzip würde hier auch ein simples Stück Stoff funktionieren. Vorausgesetzt, es ist eben in ähnlicher Form lichtdurchlässig. Oder das Diffusor-Innenleben eines (größeren) 5in1-Reflektors.

Das ändert nichts am Prinzip.

Und noch ein “Übrigens”: Ja, möglicherweise hätte ich den gleichen Effekt allein mit einer wirklich großen Softbox erreichen können. Hätte den Aufbau nochmals vereinfacht: Einfach die 150cm-Octabox auf einen Studioblitz geschnallt und auf das Stativ gepackt. Das wäre sicherlich auch eine gute Lösung gewesen. ABER zum Einen wollte ich gezielt die oben beschriebene Lösung einmal ausprobieren, zum Anderen war vor Ort ganz einfach nicht genug Platz für die 150er Octabox. Denn das Shooting fand in ziemlich beengten Verhältnissen statt, wie Du hier nachlesen kannst.

in 10 Schritten zum perfekten Katzenfoto

Du wolltest schon immer mal wissen, wie andere Fotografen es schaffen, so tolle Fotos von ihrer Katze zu machen? Heute breche ich ein Tabu und verrate Dir ALLES, was Du wissen musst, um selber zum Shootingstar der Katzenfotografie aufzusteigen. Es ist ganz einfach. Folge einfach nur den nächsten 10 Schritten, und Du wirst sehen: Alles wird gut, sogar Deine Fotos.

  1. Visualisiere Deinen Erfolg
    Ja, das ist mein absoluter Ernst: Wenn Du Dir erst mal vorstellst, dass Du Erfolg haben wirst, kommt der tatsächliche Erfolg ganz automatisch. Und das Beste ist, dass Du beim Visualisieren ganz bequem auf der Couch abhängen oder Du schon mal in Internetforen Deine zukünftigen Fans über Deinen zukünftigen Erfolg informieren kannst. Mega!
  2. Benutze eine Kamera
    Gut, das klingt jetzt erst mal etwas banal und offensichtlich. Aber Du glaubst ja gar nicht, von wie vielen Menschen ich mir vorstellen kann, dass sie auf diesen Gedanken niemals kämen. Man soll ja nie von sich auf andere schließen (oder von einem auf alle und alle gegen einen, oder so ähnlich), und schon deshalb ist dieser Ratschlag absolut unerläßlich. Außerdem ist er faktisch unwiderlegbar. Denn wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass in 100% aller Fälle mit Kamera mehr Fotos entstehen als ohne. Garantiert!
  3. Nimm den Objektivdeckel ab
    Ich habe ja lange überlegt, ob dieser Tipp mit in diese Liste hineingehört. Aber empirische Erhebungen auf breiter Basis und ebensolche langjährigen Erfahrungen haben gelehrt, dass es in Bezug auf Objektivdeckel genau drei Arten von Fotografen gibt:

    1.  die Fotografen, die sowieso nie einen Objektivdeckel drauf haben, damit sie “immer bereit” sind – diese ersetzen den Text bei Tipp 3 bitte durch “Halte ein Staubtuch bereit, um die Frontlinse zu säubern” und gehen dann zu Tipp 4
    2. die Fotografen, die sowieso immer daran denken, den Objektivdeckel abzunehmen, bevor sie die Kamera ans Auge heben – meinen absoluten und rückhaltlosen Glückwunsch, gehe gleich zu Tipp 4.
    3. die Fotografen, die die Kamera ans Auge heben und erstmal schwarz sehen, weil sie (wie immer) diesen dämlichen Deckel auf der Linse gelassen und sich so mal wieder vor ihrer Umwelt total zum Affen gemacht haben. Glücklicherweise haben Katzen ja kein Problem mit Affen, daher geht es gleich mal weiter zu Tipp 4.
  4. Warte auf den richtigen Moment
    Spätestens seit ‘Fluch der Karibik’ ist ja bekannt, dass die Wahl des falschen Moments zu bedauerlichen Missgeschicken führen kann. Solltest Du zum Beispiel ein preiszukrönendes Katzenfoto machen wollen, aber schon auslösen, wenn ein Hund im Sucher zu sehen ist, war das mal ganz einfach nicht der richtige Moment. Außer, Du bist metaphorisch veranlagt, und Du willst die grundsätzliche Wesensgleichheit aller vierbeinigen Haustiere postulieren. Oder der Hund hat zuvor die Katze gefressen. Aber das sind dann auch schon die einzigen zulässigen Ausnahmen. Alle anderen haben bitte zu warten.
  5. Schnapp Dir eine Katze
    Du bist jetzt soweit. Du bist bereit, das Motiv kann kommen. Dein Zeigefinger schebt schon erwartungsfroh über dem Auslöser. Bereit herabzustoßen auf diesen Knopf, der das erste Fingerglied aus der Sicherheit seiner Verschraubung im Kameragehäuse regelrecht zu verhöhnen scheint. Solltest Du nicht zufällig schon eine Katze im Visier haben (siehe 4.) ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Katze zu suchen und sie im richtigen fotografischen Umfeld zu platzieren, damit dein Erfolg (siehe 1) auch ganz sicher eintritt.
  6. Schnapp Dir die Katze nochmal
    Du hast nicht viel Ahnung von Katzen, oder? Du glaubst doch nicht wirklich, dass eine Katze einfach mal höflich da sitzen bleibt, wo Du sie hinsetzt. Also los, auf die Füße und hinterher. Und überleg Dir schon mal, wie Du die Katze in der Fotoposition fixierst. Damit dieser Schritt ohne gröbere Unannehmlichkeiten bei der späteren Reinigung Deiner Kleidung gelingt, solltest Du außerdem einen Verbandkasten bereitlegen. Sollte die Katze fortgesetzterweise nicht kooperieren, macht das aber auch nichts. Einfach Punkt 6 wiederholen, bis einer von euch beiden keine Lust mehr hat…
  7. MACH! DAS! FOTO!
    Endlich. Es ist soweit. Die Punkt 1 bis 6 sind abgearbeitet, die Erwartungen der Fanbase (siehe 1) haben den Druck, ein Meisterwerk zu produzieren, in schier unermessliche Höhen steigen lassen. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Damm brechen zu lassen, den Druck abzubauen, den Startschuss zu geben, nochmal in Ruhe einen Kaffee zu trinken und dann: SCHUSS! UND SIEG! DAS KATZENFOTO IST IM KASTEN!
  8. Mach das Foto nochmal. Diesmal mit Speicherkarte in der Kamera.
    Ähem. Also gut, das mit der Speicherkarte hätte ich vielleicht irgendwo vor der Nummer sieben einbauen sollen, vielleicht als Tipp 3a oder so. Meine Schuld, da hast Du völlig Recht. Aber noch ist nicht alles verloren. Schwupps, rein mit der Speicherkarte in die Kamera – NEIN, nicht die volle! Die leere natürlich! – und schon kann es wieder losgehen. Wieder ist es soweit, die Punkte 1 bis 7 …. etc…blabla… Du weißt schon: siehe Nummer 7…
  9. BEARBEITE DAS FOTO
    Es ist soweit. Die Grundlagen für das Meisterwerk sind geschaffen. Jetzt nimmst Du die noch glühende Speicherkarte aus dem qualmenden Speicherkartenschacht Deiner Kamera, schiebst sie in den Kartenleser Deines Computers und lädst das Bild in die Bearbeitungssoftware. Erschrick nicht, wenn es zunächst mal nur nach einem ganz hundsordninären, gewöhnlichen, völlig belanglosen und leicht unscharfen Foto einer nichtmal besonders hübschen Katze in gruseliger Umgebung aussieht. Wie gesagt: Das sind ja nur die Grundlagen, ein Rohdiamant sozusagen. Das kann quasi gar nicht vom Start weg gut aussehen. JETZT kommt der letzte Schliff, mit dem Du aus Deinem Foto das ultimative Meister-Katzenfoto machst:
    Eigentlich ist es ganz egal, was genau Du in der Bildbearbeitung machst. Hauptsache, es dauert mindestens 10 Stunden, es führt zu einer Bilddatei mit 23 Ebenen (davon mindestens 5 Einstellebenen und 8 mit Ebenenmaske), Du benutzt 13 verschiedene Filter aus der Abteilung “künstlerisch” und – jetzt kommt das Wichtigste – es hat eine weiße Vignette (und zwar eine kräftige).Alternativ Du auch einfach ein HDR draus machen. Dabei wäre dann die Hauptsache, dass Du nicht so zimperlich mit den Reglern umgehst. Viel hilft viel!
  10. ZELEBRIERE DEINEN ERFOLG
    Jetzt ist die Zeit gekommen, die stehenden Ovationen Deiner Fanbase huldvoll entgegen zu nehmen. Natürlich hast Du Dein Meisterwerk umgehend in Dein Facebook-Profil hochgeladen. Ganz bescheiden versteht sich, kein großes Tamtam. Als Titel nur: “mein Katze” oder so etwas Einfaches. Große Werke sprechen schließlich für sich selbst.
    Denk aber daran, nach 10 Stunden des Wartens auf irgendeine verdammte Reaktion mal eine Pause einzulegen, ein Nickerchen zu machen oder einen dreifachen Espresso zu trinken. Und gräme Dich nicht, wenn die Welt Dich nicht sofort mit der gebührenden Lobeswelle überrollt. Du wärst leider nicht der Erste, dessen Werk zu Lebzeiten völlig verkannt wurde. Aber glaube mir, selbst wenn das Lob der weiten Welt ausbleiben sollte: Dein Werk wird nach diesen zehn Schritten absolut einmalig sein.

SO, das war’s. Freu Dich schon mal auf Deinen künftigen Erfolg, denn dieses bisher geheime Rezept ist unfehlbar.

Und für die Unersättlichen habe ich hier noch einen Bonus-Tipp:

  • Traue niemals(!) unvoreingenommen irgendeiner dusseligen 10-Punkte-Liste, die Du im Internet findest.
    Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist der Inhalt nämlich entweder absoluter Humbug oder besteht als belanglosen Allgemeinplätzen. Der Autor macht sich einfach nur den Umstand zunutze, dass die meisten Menschen solchen nur vermeintlich wertvollen Listen der Marke “X Punkt zum Erfolg” sehr zugetan sind, deshalb den Link dorthin in der Hoffnung auf ein (natürlich nicht existierendes) ‘einfaches’ Rezept zum Erfolg anklicken, und so Traffic auf die Seite tragen.
    Nicht, dass es nicht auch mal die eine oder andere fünf-bis-zehn-Punkte-Liste mit tatsächlich wertvollen Tipps oder Inhalten geben kann. Insbesondere, wenn diese Listen schlagwortartig als “Merkliste” für ein eng begrenztes Thema dienen, dessen einzelne Punkte dann in sinnvoller Tiefe ausgeführt werden. Die traurige Wahrheit ist aber, dass die weitaus meisten dieser Listen – besonders die, die ‘schnellen’ Erfolg versprechen – oft nur aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von inhaltslosen Banalitäten bestehen. Oder aus Schlagworten und Phrasen, die eigentlich genauer vertieft und erklärt werden müssten, wozu dann in einer solchen Liste aber gerade mal kein Platz ist. Sonst wäre es ja keine übersichtliche Liste mehr…Ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich Dich mit dieser Methode in meinem Blog gelockt habe. Solltest Du bis hierhin durchgehalten haben, habe ich zumindest die Hoffnung, dass ich Dich ein wenig unterhalten habe. Und wenn Du Dich – wo Du doch schon mal da bist – hier mal umsiehst, wirst Du feststellen, dass dieser Blog im Übrigen eher nicht aus Satire besteht, sondern überwiegend mit tatsächlich ernstgemeinten Ratschlägen, Tipps und Geschichten aus dem Bereich der Fotografie aufwarten kann.Viel Spaß beim Stöbern und Lesen. Und wenn Du magst, lass mir ein Feedback da, was Dir gefallen hat, was nicht, und worüber Du vielleicht gerne was lesen möchtest.

    Bis bald!

Oh, und ein “PS” noch:
Nein, ich habe auch nicht grundsätzlich was gegen Katzen. Nette Tiere. Aus meiner Sicht Allergenträger. Dieser Artikel geht aber gar nicht gegen Katzen oder andere Tiere. Es macht sich bloß (aber nur ein bißchen) über die gelegentlich in Fotoforen verbreitete Praxis lustig, mittels Katzenfotos die Tauglichkeit von Objektiven zu ‘beweisen’. Ich erkenne ausdrücklich an, dass es auch wirklich gute Fotos von Katzen geben kann, und wollte Dir – solltest Du anerkannter Katzenfotoprofispezialist sein – nicht auf die Füße treten. Was Du aber sowieso schon gemerkt hast, so als Profi, nicht wahr?

Entweder Studioblitz. Oder Kompaktblitz. Oder doch Beides?

Irgendwie war das immer so ein Gedankengang in meinem Kopf, wenn ich mir Gedanken über die Umsetzung eines Fotos gemacht habe, und dazu ein Blitzsetup erforderlich war: “Nimmst Du jetzt die großen Studioblitze ODER die kleinen Kompaktblitze dafür.”
Das waren für mich irgendwie immer getrennte Welten mit verschiedenen Vor- und Nachteilen.

Bei den Studioblitzensteht ja auf der “PLUS“-Seite vor allem eins:

  • POWERRRRRR.
    Portrait bei Blende 16 / ISO 100? – Kein Problem!
  • Die Möglichkeit, bei den Lichtformer auch die ganz großen Softboxen nutzen zu können. So eine 150er Octabox ist eben – je nach gefragtem Bildstil – besser als die 60x60er Kompaktblitz-Softbox.

Auf der “MINUS“-Seite der Studioblitze steht ganz eindeutig:

  • Die Abhängigkeit von Steckdosen (jedenfalls bei zwei meiner drei Studioblitze). Strom aus Steckdosen muss erstmal DA sein. Außerdem muss ich dann immer noch Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen mitschleppen, die mir dann beim Fotografieren auch noch mehr oder weniger im Weg liegen.
  • Packvolumen und Gewicht: Große Blitze, große Lichtformer,  Mehrbedarf an Sandsäcken gegenüber den kleinen Kompaktblitzen….. und eben: viel großes Zeug = viel schwer.
  • unter Umständen ZU VIEL Power, selbst in der schwächsten Einstellung. Willst Du Blitzlicht in ein Foto einbetten, in dem das Umgebungslicht eine wesentliche Rolle spielt, kann zuviel Power auch mal ganz schön hinderlich sein.

Bei den Kompaktblitzgeräten steht auf der “PLUS“-Seite vor allem:

  • Portabilität. Klein, leicht, einfach mal schnell in der Fototasche verschwunden. Ein Traum.
  • AKKUBETRIEB. Keine Stromkabel mitschleppen und als Stolperfalle am Set auslegen.
  • kleinste Leistung abrufbar. Siehe beim letzten Nachteil der Studioblitze. 1/128-Leistung eines 50ws Kompaktblitzchens ist im Zweifel wenig genug.

Die Nachteile der Taschensonnen sind dann auch ganz klar. Im Prinzip die Umkehrung der Vorteile der Studioblitze:

  • Weniger POWERRRRRR:  Portrait bei Blende 16 / ISO 100?
    Öhm, ja, also, ohne Diffusor und aus 10cm Abstand geht das sowas von problemlos.
    Achso, mit Softbox und aus 2 Metern Distanz? Najaaaa…..
  • Richtig große Lichtformer? Naja, ein mittelgroßer Schirm geht ja noch. Aber eine wirklich große Softbox…..

Ungeachtet meiner schönen Auflistung der grundsätzlichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Blitzlichtemittenten gilt natürlich: Ob ein grundsätzlicher Vorteil oder Nachteil eines Systems auch in der jeweiligen Situation ein Vorteil oder Nachteil ist, kommt eben sehr stark auf die Situation an. Wie immer.

Aber es wird deutlich: Studioblitze und Kompaktblitze sind völlig gegensätzliche Welten. Und deshalb waren sie auch irgendwie als getrennte Welten in meinem Kopf verankert. Bis ich neulich auf die eigentlich völlig naheliegende Idee kam, die Welten einfach mal zu kombinieren.

Etwas konkreter:

Bei dem Portrait meines Freundes Thorsten (über das ich hier schon mal kurz berichtet hatte) habe ich – für mich wirklich erstmalig – sowohl Studioblitze als auch Kompaktblitze zusammen eingesetzt.

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Wie ging das denn leistungsmäßig zusammen?

Mal umrechnen:
Das Hauptlicht [A], ein Studioblitz mit 500 ws Maximalleistung (bei Leistungsstufe 6) war auf Stufe 2 eingestellt. Der Blitz gab also gerade mal rund 31 Wattsekunden Lichtleistung ab:
Stufe 6 = 1/1 Leistung = 500 ws
Stufe 5 = 1/2 Leistung = 250 ws
Stufe 4 = 1/4 Leistung = 125 ws
Stufe 3 = 1/8 Leistung = 62,5 ws
Stufe 2 = 1/16 Leistung = 31,25 ws

Das Streiflicht [C], ebenfalls ein Studioblitz mit 500 ws war auf Leistungsstufe 3 eingestellt, nach der obigen Umrechnung also 62,5 ws.

Die beiden “großen” Blitze bewegten sich in puncto Leistungsabgabe schon absolut in einem Leistungsbereich, der auch mit Kompaktblitzen gut möglich (bzw. knapp möglich) ist.

Die Kompaktblitze haben also auf voller Leistung geschossen, um da mithalten zu können?

Nein. Großes NEIN. Sogar “Weit gefehlt”.

Der als Aufhelllicht fungierende Kompaktblitz [B] war auf 1/32 Leistung eingestellt, der Spot auf dem Hintergrund [D] sogar nur auf 1/64 Leistung. Das würde, von einer Maximalleistung von 50ws ausgehend (Ja, ich weiß, dass ist von der Reflektorstellung etc. abhängig. Ich pauschaliere hier einfach mal kräftig.), bedeuten, dass das Aufhellicht nur rund 1,5 ws und der Spot auf dem Hintergrund gar nur 0,75 ws Lichtleistung hatte. Was – ganz am Rande – auch bedeutet, dass ich diese zwei Jobs gar nicht an Studioblitze hätte vergeben können.

Also doch wieder eine erhebliche Differenz in der Lichtleistung.
Wie kann es denn dann sein, dass das zusammenpasste?

Nun, zunächst mal musste das Licht der großen Studioblitze ja  noch durch je zwei Lagen Diffusorstoff der jeweiligen Softboxen. Das frisst ordentlich Leistung. Je nach Größe und Bauart können in so einer Box gut und gerne zwischen 1 und 3 Blenden Lichtleistung verloren gehen. Gehen wir hier einfach mal von zwei Blenden aus, würden beim Hauptlicht (wir erinnern uns: rund 32 ws Leistungsabgabe direkt am Blitzkopf) gerade mal noch 8 ws aus dem vorderen Diffusortuch austreten und die Reise zum Fotosubjekt antreten. Beim Streiflicht  wären es immerhin noch rund 16 ws. (Ja, ich weiß, weit weg von wissenschafltich exakter Herleitung. Aber hier geht’s ja nicht ums Millimeter******, sondern um eine praxisnahe Erläuterung des Grundsatzes.)

Außerdem sind die Studioblitze für die hellsten Lichter im Foto verantwortlich, und das auf großer Fläche. Das Aufhelllicht hingegen verhindert ja bloß, dass die vom Hauptlicht verursachten Schatten in tiefem Schwarz versinken. Und der Spot für den Hintergrund erhellt aus kurzer Distanz durch seine Wabe nur einen kleinen Bereich, und hebt diesen auch nur von tiefdunkelgrau auf nicht mal mittelgrau. Dass für diese jeweiligen Tätigkeiten nicht viel Licht nötig ist, versteht sich insofern eigentlich von selbst.

OK, also gut: Es passt.
Aber warum hast Du denn jetzt plötzlich “die Welten” so gemischt?

Also das war so: Irgendwann zwischen dem achten und dem zehnten Espresso hatte ich eine Vision:
Ich stand auf einer grünen Insel inmitten eines großen Wassers, der Himmel teilte sich und eine Stimme sprach von den unentdeckten Wundern auf dem Gebiet der Licht-Emission…

JA, IST JA GUT. Ich hör ja schon auf.

Also….. es war eher….. tja….. wie soll ich sagen…. Bequemlichkeit.
Ja, tut mir leid, ich kann die Enttäuschung verstehen. Hochfliegender wissenschaftlicher Experimtentierwille kommt später, OK?

Also, ich hatte zuerst mit meinen großen Blitzen Hauptlicht und Streiflicht gesetzt. Dann mussten noch das Aufhellicht und der Hintergrundspot gesetzt werden. Und, naja, die Kompaktblitze lagen halt griffbereit, der letzte verbliebene Studioblitz lag noch in seinem Schrank im Keller. Am Ende – ich schrob es oben schon – hätte der mir auch gar nichts genutzt, weil seine Minimalleistung bei 12,5 ws liegt. Klar, ich hätte das Helligkeitsniveau des ganzen Setups erhöhen können und entsprechend die Blende am Objektiv weiter schließen müssen, dann wär’s gegangen. Aber wie ich schon sagte: Die Kompaktblitze lagen da, der andere war im Keller. Zwingenden Gründen muss man eben stattgeben… Und außerdem brauchte ich ja eh zwei und nicht nur einen.

Wie dem auch sei, am Ende hat die Geschichte aber dazu geführt, dass ich die beiden “Systeme” jetzt deutlich mehr als sich gegenseitig ergänzende Dinge sehe. Und das Schreiben dieses Blogposts hat dazu geführt, dass ich doch ziemlich gestaunt habe, wie wenig Lichtleistung da tatsächlich im Spiel war. Was wiederum zeigt, dass die Auseinandersetzung mit einem Thema beim Bloggen wiederum für den Blogger einen vertiefenden Lerneffekt hat.

So, ich hoffe, Du konntest von diesem Blogpost was mitnehmen. Es würde mich freuen, von Dir eine Rückmeldung zu bekommen. Oder Deine Geschichte zu hören, wo es bei Dir einfach mal Klick gemacht hat, und Du erstmalig was ausprobiert hast. Und wie immer: Teilen gibt gutes Karma :-)…