Du kennst das vielleicht: Standardmäßig hat man ja im Fotostudio einen schwarzen und einen weißen, vielleicht auch noch einen grauen Hintergrund. Schön neutral, lenkt nicht vom Modell ab, und so weiter. Sehr sinnvoll. Grundsätzlich.
Was aber, wenn man in einem Foto aus dieser Monochromie mal ausbrechen möchte und es mal bunt treiben will?
Zum Beispiel mit einem satt blauen Hintergrund, weil der sich als Komplementärfarbe von den hiesigen Hauttönen so schön absetzt – so wie auf dem beiliegenden Foto.
Klar, es gibt eine ganze Reihe verschiedener Farbtöne für Hintergrundkartons. Kann man kaufen, muss man aber im Zweifel nicht.
Ein kleines Päckchen Farbfilterfolien für den Blitz tut es manches Mal auch. Denn wenn ich meinen grundsätzlich weiß leuchtenden Blitz durch eine blaue Filterfolie schicke, wird dessen Licht was? Genau, blau. Und trifft nun mein blaues Licht auf einen weißen Hintergrund wird der halt auch blau. Genau so habe ich das für das Foto hier gemacht.
Die beiden Modelle stehen ziemlich direkt vor einem großen, weißen Diffusor – also einem durchscheinenden weißen Tuch.
Dahinter steht mit etwas Abstand ein Blitz auf einem Stativ, der mit einer dunkelblauen Farbfilterfolie versehen ist. Der Blitz leuchtet – durch einen Durchlichtschirm als erste Diffusionsebene – den im Foto sichtbaren Hintergrund (das Diffusortuch) von hinten mit blauem Licht an. Et voilá: mein leuchtend(er) blauer Hintergrund ist fertig.
Es gibt da nur eine weitere Sache, auf die Du dann noch achten musst: Für die Beleuchtung der Person(en) vor dem schön blauen Hintergrund nimmst Du jetzt bitte keinen Durchlichtschirm oder andere Lichtformer mit der Richtcharakteristik einer Blendgranate. Denn jegliches Streulicht Deines Hauptlichtes, dass auf die Vorderseite des Hintergrunds fällt, dezimiert dessen schöne kräftige Farbe. Im vorliegenden Fall würde aus dem kräftigen, strahlenden Blau in ein verwaschenes schmutziges blaugrau werden. Nix gut! Jedenfalls dann nicht, wenn genau dieser Farbton nicht Dein Ziel ist.
Deshalb unbedingt mit Lichtformern arbeiten, die eine kontrollierte Lichtsetzung ermöglichen – hier war das eine Softbox mit Wabe, deren Leuchtfläche nahezu im rechten Winkel zum Hintergrund ausgerichtet war. So gelangte so gut wie kein Streulicht auf den Hintergrund.
Und um dem Farbschema das Krönchen aufzusetzen, kannst Du noch überlegen, dem Hauptlicht ebenfalls einen kleinen Farbfilter zu verpassen – in meinem Fall war das ein 1/4 oder 1/2 CTO-Filter (“convert to orange” oder “color temperature orange”), also ein nur leicht orangefarbener Filter.
Zur besseren Visualisierung habe ich noch eine meiner berüchtigten Skizzen eingefügt. Ich bilde mir ja immer noch ein, dass sie dem Verständnis dienlich sind, wenn man erstmal den Schock hinsichtlich meiner Zeichenkünste überwunden hat…..
Im Ergebnis aber bleibt festzuhalten, dass Du mit einer kleinen Handvoll Farbfilterfolien – ich habe mir da zum Beispiel für die Systemblitze mal das Filter-Set von Rogue (Amazon-Link) geholt – im Prinzip Hintergründe in jeder gewünschten Farbe erstrahlen lassen kann.
Es muss auch nicht zwingend ein Diffusor sein, der von hinten bestrahlt wird. Ich habe genauso gut meinen mittelgrauen Hintergrundkarton durch Anblitzen von vorne eingefärbt. Ich muss halt nur irgendwie gewährleisten können, dass das Licht für das Modell nicht – oder jedenfalls nicht zu sehr – auf den Hintergrund streut und so die schöne Farbe wieder zunichte macht.
Großzügige Räumlichkeiten und hohe Decken sind dabei natürlich von Vorteil, weil ich ganz einfach das Streulichtrisiko durch größere Abstände zwischen Modell (und damit auch den hierfür zuständigen Leuchten) und Hintergrund minimieren kann. Das obige Foto wurde aber in ausgesprochen beengten Verhältnissen gemacht. Das geht also auch.
Alternativ steht Dir aber natürlich nach wie vor die komplette Palette farbiger Hintergrundkartons (oder -Stoffe) zur Verfügung.
Oh, und so ein Blogbeitrag kann (und soll) auch gerne geteilt werden. Das wiederum würde insbesondere mich sehr freuen.