S/W-Challenge Teil 3 von 5

Moin.

Auch heute geht es wieder Schwarz-Weiß zu in meinem Blog. Wem das hier zuviel Schwarz-Weiß-Malerei ist, der sollte heute und noch die nächsten beiden Tage besser mal einen Bogen um diesen Blog machen, denn ich stecke gerade mitten in der Mitte der Schwarz-Weiß-Challenge. Was das ist und warum ich damit meine geneigten Leser quäle? Hier nachschauen, lesen und staunen.

Heute geht es mal wech von Menschenfotografie, raus ins Watt. Ab in die bisweilen leere Einöde, die – mit den richtigen Wolken garniert – ihren eigenen Reiz hat. Auch in Schwarz-Weiß.

Soweit Schwarz-Weiß für heute.

Bis morgen dann.

S/W-Challenge Teil 2 von 5

Sodele, hier kommt denn mal der nächste Beitrag zur S/W-Challenge. Wer keine Idee hat, worum zum Teufel es hier geht, sollte vielleicht mal kurz zu Teil 1 springen und sich Erleuchtung holen.
Eifrige Blogleser werden sich vielleicht erinnern, dass ich zur Entstehung dieses Fotos schon mal was geschrieben habe, und zwar hier. Hilft aber nix, ist immer noch eines der besten SW-Portraits, die ich so auf meiner Platte habe…. was jetzt irgendwie entweder für meine damalige Genialität oder eine nur geringstmögliche Steigerungsfähigkeit spricht.

Aber egal… ihr wolltet ein SW-Foto, ihr bekommt ein SW-Foto. Biddesehr:

Bis morgen dann.

S/W-Challenge Teil 1 von 5

Moin miteinander.

Also erstmal für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Auf Facebook gibt es derzeit mal wieder eine Challenge. Da geht es aber ausnahmsweise mal nicht ums Saufen (ganz übel) oder einfach nur kaltes Wasser (sinnfrei und im Zweifel tödlich) oder Kübel mit Eiswasser (bescheuert, aber wenigstens für einen guten Zweck). Es geht einfach mal nur darum, Schwarz-Weiß-Fotos zu zeigen. Das tut im Zweifel nicht weh und verfolgt keinen tieferen Sinn, als die eigene Arbeit mal an fünf aufeinander folgenden Tagen in Schwarz-weiß zu präsentieren. Tendenziell ist die Challenge sogar dazu gut, einfach mal gute Schwarz-Weiß-Fotografie zu zeigen und ist von daher absolut angenehm. Da mache ich also gerne mit, zumal ich daraus natürlich wunderbar 5 Blogposts generieren kann…
Vielen Dank also an meinen Fotobuddy Thorsten Kleemann für die Nominierung.
Im S/W-Foto des Tages  seht hier eines “meiner” Brautpaare, eins meiner absoluten Lieblings-Hochzeitsfotos, aufgenommen im Frühjahr 2013. Ich mag ja diese wirklich ungestellten Momente total, wo sich das Brautpaar einfach nur mit sich selbst beschäftigt und dann durch solche Gesten die Bedeutung und die Grundlage dieses mitunter total durchgeplanten Hochzeitstages zum Vorschein kommt.
In diesem Sinne, bis morgen, zum zweiten Teil der Challenge…

Girl + Car + Night + Flash = Foto

Es war für mich ein ziemlich besonderes Shooting, denn sowas in der Art hatte ich noch nie gemacht.
Angefangen hatte es, als mein Fotobuddy Toto (Facebook) meinte, er hätte Kontakt zu jemandem, der einige ältere, gepflegte Fahrzeuge habe, und ob wir nicht mal damit ein paar Fotos machen sollten.

Klar doch, machen wir.

Also haben wir uns ein Model organisiert, Kim. Gut, also eigentlich ist Kim selber Fotografin, hat aber auch mal gemodelt, würde gut ins Thema passen und hat auf die Anfrage hin “Ja” gesagt.

Wobei “Thema” sich so leicht sagt. Die Stichworte “Auto + Mädel” bedeutet ja – jedenfalls in einer Google Bildersuche – oft eher grobe Geschmacklosigkeit bis Porno.

Also mal ehrlich: Die Menge schlechtestens fotografierter Bilder von weit überwiegend nackten Frauenkörpern in oft ziemlich merkwürdigen bis obszönen Posen vor, in, an oder auf Fahrzeugen jeglicher Gattung und jeglichen Pflegezustandes ist einigermaßen erschlagend. Es ist ja echt nichts dagegen zu sagen, wenn so ein Bild ein wenig knistert oder dezent(!) vorhandene(!) körperliche Vorzüge betont, aber was man in dem Kontext so im Internet zu sehen bekommt, tut gelegentlich schon einigermaßen weh.
Und wenn es dann unbedingt Porno sein soll, kann man auch dieses Sujet (das Wort wollte ich schon immer mal benutzen…) doch bitte sorgfältig und mit Sachverstand fotografieren…

OK, Tschuldigung für den kleinen Exkurs, zurück zum Thema.
Thema sollte also bei uns halt nicht die bloße plakative Darstellung des weiblichen Körpers (und auch nicht die plakative Darstellung des bloßen weiblichen Körpers) vor einem Fahrzeug sein, sondern es sollte eben ein bißchen in Richtung “Lifestyle” gehen. Und da das für uns das erste Mal war, das wir uns an ein solches Thema gewagt haben, firmierte das Ganze bei uns absolut als Testshooting. Um es ‘noch einfacher’ zu machen, haben wir das Shooting für den Abend, zur blauen Stunde, angesetzt. Mit anderen Worten: Wir wussten, dass wir mit rapide nachlassendem Umgebungslicht während des Shootings zu tun haben würden, und dass wir mit unseren Blitzen ein Auto sowie das Model gezielt aus der immer dunkler werdenden Umgebung würden beleuchten müssen.

Es würde – da waren wir uns einig – entweder eine coole Sache oder eine wertvolle Erfahrung werden. Am Ende war es beides – aber ich will ja nicht vorgreifen.

Eine Woche vor dem Termin ist uns nämlich zunächst mal das Auto abhanden gekommen, weil der Besitzer leider verhindert war. Aber unser Model hat den Termin gerettet, indem sie meinte, sie könne da vielleicht was organisieren. Und das hat sie dann auch. Gut, es war dann kein Ford Capri aus den 80ern ….. aber zu einem saucoolen Porsche Panamera sagt man ja wohl nicht gerade nein, oder ;-)? Jedenfalls hat ihr Kontakt zu Sven und dessen spontane Bereitschaft, sein Auto zur Verfügung zu stellen, heftig zum Gelingen des Abend beigetragen. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an alle beide!

Es ist schlußendlich ein lustiger Abend geworden – und das allein ist ja bei einem Shooting schon mal mindestens die halbe Miete. Zudem sind bei Toto und bei mir ein paar wirklich nette Bilder entstanden – jedenfalls nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung. Und das ist gerade für ein „erstes Mal“ sicherlich nicht ganz schlecht. Hier mal ein kleiner Eindruck:

Was also gab es an diesem Abend an Erkenntnissen?

Ein Auto in der Dämmerung auszuleuchten kann materialintensiv und schwierig sein.

Zeitweise waren 4 bis 5 Blitze nur damit beschäftigt, das Auto aus seiner Umgebung zu schälen. Die Blitze waren in aller Regel mit ziemlich engen Reflektorstellungen eingestellt, damit nicht das gesamte Auto einfach in Licht gebadet würde, sondern dessen Formen durch Licht- und Schatten herausgehoben wurden. Dazu gehörte mit fortschreitendem Abend auch ein Blitz IM Auto, der dafür sorgte, dass dort nicht einfach nur ein schwarzes Loch hinter der Windschutzscheibe entstand.

Ein gescheiterter Ansatz des Abends war es übrigens, Licht UNTER das Auto zu bekommen. Was wir auch versuchten führte bestenfalls zu eng begrenzten hellen Spots unter dem Auto. Eine flächige Lichtverteilung, die das Auto vom Boden trennte haben wir nicht hinbekommen. Letztlich völlig logisch, denn der Unterboden des Autos eignete sich ebenso wenig als Reflektionsfläche, wie der relativ dunkle Asphalt an unserer Location.

Fokussieren ist ganz schön schwierig, wenn das Abblendlicht des Autos prächtig in die Frontlinse leuchtet.

Klar: Auto am Abend bedeutet ‚Licht an‘. Das haucht dem Auto Leben ein und macht mitunter nette Strahlenkränze um die Scheinwerfer. Nur: Durch die Kamera schauen und irgendetwas anderes als den Scheinwerfer erkennen war dann kaum noch drin. Kim war machmal nur noch als Schemen erahnbar. Entsprechend hatte auch der Autofokus Mühe, am Model Kontraste zum Arbeiten auszumachen. Angesichts dieser Verhältnisse war die fokusbedingte Ausschussquote bei den entsprechenden Bildern noch erstaunlich gering. Zwar saß der Fokus nicht immer 100-prozentig, aber nur wenige Bilder waren richtig daneben. Überraschend.

Fokussieren ist auch ganz schön schwierig, wenn es dunkel wird.

Nicht wirklich überraschend, oder? Das das Problem vorhersehbar war, ging einfach der Griff zur nächstgelegenen Taschenlampe, mir der dann das Model zum Fokussieren angeleuchtet wurde. Vorher hieß es natürlich „Bitte Augen schließen!“ – oder es wurde nur auf das Kleid geleuchtet, denn das vom Kleid in Gesicht reflektierte Licht reichte zum Fokussieren meist schon aus.

Du musst Dich entscheiden…

… und zwar, welches Übel das Geringere ist. Beim ersten Set des Abends, wo das Model auf dem Boden (aber natürlich auf einem Kissen!) neben dem Porsche saß, hatte ich vom Stativ aus fotografiert. Warum? Nun, weil ich – wenn der Abend dunkler und die Belichtungszeit mithin länger werden würde – mir keine Verwacklungen einfangen und zudem die Kamera auf dem „bestmöglichen“ Blickwinkel auf Auto und Model festnageln wollte. Ist mir auch gelungen – aber zu gut. Ich war sozusagen in die typische Stativfalle getappt: Steht das Stativ erstmal, muss man schon aktiv daran denken, es auch mal umzusetzen, sonst bleibt es einfach stehen und man fotografiert die ganze Zeit von der gleichen Stelle mit dem gleichen Blickwinkel. Und wenn es halt so viele andere Dinge zu bedenken gibt und insbesondere umgebungslichtmäßig die Uhr tickt, kann das auch schon mal untergehen. Ich habe das erste Set jedenfalls in der Tat nahezu durchgängig aus unveränderter Position fotografiert. Doof.

Aber wenigstens ist mir das rechtzeitig vor dem nächsten Set noch ein- und aufgefallen, so dass ich dieses Set dann mal aus der Hand fotografiert habe. Folge: viel mehr Auswahl, was den Blickwinkel angeht – sehr angenehm. Nachteil allerdings: es war inzwischen so dunkel, dass ich bis auf 1/6 sec. Belichtungszeit runtergehen musste, um die Hafenlichter im Hintergrund mit einzufangen. Da aber in unserer Nähe auch die Straßenbeleuchtung aktiv war, fingen sich durch die Lange Belichtungszeit auch das Model und Auto das eine oder andere Photon aus dem Umgebungslicht ein. Zwar bestimmte weitestgehend das Blitzlicht die Belichtung von Model und Auto, so dass die Aufnahmen aufgrund der kurzen Abbrenndauer des Blitzes im Wesentlichen unverwackelt waren, aber dort, wo der Pegel des Blitzlichtes nachließ, sieht man durchaus leichte Verwacklungen bzw. Bewegungsunschärfen.

Sellerie, wie der Franzose sagt. Man kann in so einer Situation eben nicht beides gleichzeitig haben: uneingeschränkte Beweglichkeit und völlige Verwacklungsfreiheit. Mal wieder hat sich gezeigt, dass beim Fotografieren fortlaufend Kompromisse geschlossen werden müssen.

Manchmal ist das Leben einfach.

Zurück zum ersten Set. Wir hatten ja zuallererst die Ausleuchtung des Autos eingerichtet. Dann hatten wir unser Model ins Bild gebracht und dabei deren Sitzposition so gewählt, dass Sie von dem leicht herausstehenden Vorderrad nicht verdeckt wurde. Dann folgte ein kleiner Testschuß und BINGO. Einer der für das Auto zuständigen Blitze gab völlig automatisch ein wunderbares hartes Hauptlicht auf unser Modell. Wir mussten nur noch einen Blitz auf der anderen Seite des Autos tiefer positionieren, weil der über die Motorhaube hinweg auf unser Model strahlte und dadurch eine unschöne Schattenkante entlang ihrer Wange produzierte. Dann noch den für die Felge zuständigen Blitz ein bißchen gedreht und in der Leistung angepasst, und schon hatten wir unser Aufhelllicht. So gelang die Ausleuchtung von Kim ganz ohne zusätzlichen Blitz.

Die einzige “Schwierigkeit” dabei war nur, herauszufinden, welcher Blitz für welches “Problemchen” verantwortlich war. Es standen ja genug Kandidaten herum…

Übrigens: Wenn ihr sowas macht und Helfer vor Ort habt: Bleibt bei eurer Kamera und dirigiert eure Helfer, um die Blitze einzustellen. Hatte ich bei der Gelegenheit auch gemacht, später allerdings bin ich dann auch selber mal von der Kamera zum Blitz gehüpft und wieder zurück. Bringt nix außer Hektik. Wenn ihr bei der Kamera bleibt und von dort aus dirigiert, ist das alles viel entspannter. Und wir hatten an dem Abend an Helfern keinen Mangel. Neben meinem Fotobuddy Toto waren ein weiterer Freund und natürlich noch der Besitzer des Porsche vor Ort.

Vorbei ist vorbei.

Eigentlich war das Licht schon echt weg. Also, so richtig weg, im Sinne von kohlschwarzer Himmel. Trotzdem hatte ich die Idee, noch ein Set auszuprobieren, bei dem das Model im Auto sitzen sollte (Model warm = Model glücklich!). Meine Vorstellung war, dass das Foto rein mit künstlicher Ausleuchtung durch die Blitze zustandekommen sollte, und von daher das fehlende Umgebungslicht irrelevant wäre.

Die dezenten Einwände meiner Helfer ignorierte ich dabei völlig, denn schließlich wollte ich ja FOTOS MACHEEEEEEENNNNNNN….

Nunja, was soll ich sagen: Nach dem ersten Testschuß ereilte mich dann aber doch sehr schnell die Einsicht, dass ich da auf einem Irrweg war, und dass ich mir diese Bildidee mal für später aufbewahren sollte. Wenn es vorbei ist, ist es auch einfach mal gut.

Putzen, bis der Arzt kommt…

Man sollte sich echt nicht täuschen lassen: Auch ein super gepflegtes und auf den ersten Blick sehr sauberes Auto sollte man wohl nochmal intensiv im Hinblick auf restliche Wasserflecken unter die Lupe nehmen. Was habe ich mich bei der Nachbearbeitung geärgert. Dabei sah der Porsche so top gepflegt aus. War er auch. Aber trotzdem habe ich Wasserflecken wegstempeln müssen wie ein Weltmeister. Anscheinend kommen die bei Beschuss mit Blitzlicht nochmal besonders gut zur Geltung.
Und es ist ja nicht so, als hätte ich nicht vorsorglich ein bißchen Material zur Autopflege dabei gehabt. Ein Kanister mit Wasser, ein Eimer und diverse Lappen; hatte ich alles im Kofferraum. Aber als Sven mit dem Auto ankam, sah das so picobello sauber aus, so dass wir uns da nicht weiter drum gekümmert haben. Alles gut.
Bis zur Nachbearbeitung der Fotos.

Nunja, beim nächsten Shooting mit Autobeteiligung wird das Auto vorher definitiv nochmal genauestens unter die Lupe genommen und porentief gereinigt.

Also, viel gelernt, viel gelacht und ein paar nette Fotos gemacht. Insgesamt also ein gelungenes Shooting, das in jedem Fall irgendwann nochmal neu aufgelegt wird.

Blitzsynchronzeit pt. 3 – Entschuldigung und letzte Reste

Dies ist Teil 3 meiner dreiteiligen Serie zur Blitzsynchronzeit.
In Teil 1 ging es darum, was die Blitzsynchronzeit eigentlich ist und warum sie ein Problem sein kann.
In Teil 2 hatte ich begonnen, mich zu Lösungs- bzw. Umgehungsmöglichkeiten der Blitzsynchronzeit auszulassen.

Bevor es weitergeht erstmal eine kleine Entschuldigung: Ich hatte ursprünglich nicht gedacht, dass das hier eine Serie wird und ich euch dermaßen mit diesem Thema belästige. Eigentlich wollte ich nur mal kurz den Begriff der Blitzsynchronzeit erläutern. Aber das alleine ohne Erklärung, wo und warum die Blitzsynchronzeit problematisch sein kann, kam mir dann zu dürftig vor. Und dann dachte ich mir, wenn ich ein Problem darstelle, muss ich auch Lösungsmöglichkeiten anbieten.

Und spätestens beim Supersync dachte ich darüber nach, ob ich eigentlich ganz bescheuert war, dieses Thema anzureißen. Und nein, ich möchte diese letzte Frage NICHT von euch beantwortet bekommen…

Also: Entschuldigt die relative Ausführlichkeit. Aber ihr seid ja auch ein bißchen selber Schuld, wenn ihr meinen Blog auch so gewissenhaft lest 😉

ZURÜCK ZUM THEMA:

Was kann man also sonst noch tun, um nicht auf 1/250 sec. Blitzsynchronzeit (oder langsamer) festgenagelt zu sein?

Benutzt eine Kamera ohne Schlitzverschluss.

Ich weiß, ich weiß. Hat man vielleicht nicht gerade herumliegen und man kauft sich ja wohl nicht zur Lösung eines einzelnen Problems gleich eine neue oder weitere Kamera. Aber es ist halt eine Option, die verfügbar ist, und vielleicht steht der eine oder andere ohnehin gerade vor Überlegung eine neue Kamera anzuschaffen und wusste nicht, dass das hier ein Entscheidungskriterium sein kann. Das kommt dann halt immer darauf an, wie stark der eine oder die andere ein solches Feature brauchen kann und er/sie es wertet. Oder es hat jemand eine solche Kamera, ohne zu wissen, welche Fähigkeiten diesbezüglich in ihr schlummern. Meine olle Nikon D70s hat zum Beispiel dank eines teilelektronischen Verschlusses eine Blitzsynchronzeit von 1/500 sec.

OK, also, welche Kameras kommen denn da in Frage?

Naja, halt insbesondere alle Kameras mit Zentralverschluss – also Kameras, wo der Verschluss statt vor dem Sensor im Objektiv eingebaut ist. Zum Beispiel die Fuji x100s. Schaut mal in diesen Artikel des Master-Strobisten David Hobby. Bei weit offener Blende (f/2) geht da wohl Blitzsynchronisation bis 1/1000 sec.

Desweiteren haben einige Mittelformatkameras Zentralverschlüsse. Die aktuelle Hasselblad H5D synchronisiert Blitze bis zur kürzestmöglichen Verschlusszeit der Kamera von 1/800 sec. (was mir jetzt angesichts der 1/8000 sec. meiner DSLR irgendwie recht langsam vorkommt, aber das ist jetzt hier nicht das Thema und ich kenne mich in dem Bereich der Mittelformatkameras auch bei weitem nicht aus, so dass mir ein Urteil darüber mal besser verkneifen sollte). Andere Mittelformatkameras haben lt. einem Wikipedia-Artikel Blitzsynchronzeiten von bis zu 1/2000 sec. Welche das sind wird dort aber praktischerweise nicht verraten…

Aber Achtung: Ihr könnt nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass Mittelformatkameras einen Zentralverschluss und damit superschnelle Blitzsynchronzeiten haben. Die aktuelle Pentax 645 Z hat z.B. einen Schlitzverschluss und eine Blitzsynchronzeit von 1/125 sec! Da muss man also wirklich im Einzelfall genau hinschauen. Und in diesem Metier wird es dann nun wirklich richtig teuer, das ist mir schon klar. Aber unerwähnt lassen wollte ich das dann doch nicht.

SO. Mehr fällt mir jetzt aber im Moment echt nicht ein zum Thema Blitzsynchronzeit.

Das heißt, doch, eins noch:

Man kann sich die Limitationen der Synchronzeit durchaus auch zu Nutze machen und eine Abschattung des Bildsensors durch eine Verschlusslamelle bewußt einsetzen. Dazu verweise ich nochmal auf einen Artikel bereits erwähnten des Meisters aller Blitze, David Hobby. Schaut mal hier.

Jetzt ist aber Schluss.

Viel Spaß beim Synchronisieren Fotografieren und bis bald.

Blitzsynchronzeit pt. 2 – Umgehungsstrategien

WAS die Blitzsynchronzeit ist, und warum sie bisweilen zu einem Problem werden kann, hatte ich ja hier im letzten Blogpost beleuchtet. Heute geht es um die Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, um diese Schallgrenze zu knacken oder zu umgehen.

Blitz ausschalten

Nein, das soll kein Witz sein. Bevor ihr euch nämlich vor Ort im Shooting mit irgendeiner der nachfolgend geschilderten hochtechnischen und kompromißbehafteten Umgehungsstrategien auseinandersetzt, atmet erstmal durch, schaut euch um, und überlegt, ob das Foto, dass ihr machen wollt tatsächlich unbedingt den Einsatz eines Blitzgerätes erfordert. Wenn es nämlich zum Beispiel nur um ein bißchen Aufhellung geht, reicht ja vielleicht auch ein passender Reflektor. Oder ihr müsst vielleicht nur geringfügigste Änderungen der Ausrichtung oder Gestaltung vornehmen und könnt mit dem natürlichen Licht fotografieren.

Auf alle Fälle sollte man getreu dem Motto „Lass weg, was Stress macht“ die Option „Blitz aus“ als mögliche Problemlösung in Erwägung ziehen.

FP bzw. HSS

FP (Focal-Plane-Modus [Nikon]) bzw. HSS (High-Speed-Sync [Canon]) ist eine herstellerspezifische Lösung, die sich im Zusammenspiel aus den Kameras mit den jeweiligen Systemblitzgeräten – a.k.a. Taschensonnen – nutzen lässt. Das ist also per se nichts für den Einsatz rein manueller Blitzgeräte – egal ob Aufsteckblitz oder Porty, sondern eine Lösung, die nur im jeweiligen proprietären
Blitzsteuerungssystem des Herstellers anwendbar ist. Und auch da muss man vorher – jedenfalls bei Nikon – genau schauen, ob a) der Blitz hierfür geeignet ist und b) die Kamera diese Technik unterstützt. Generell kann man davon ausgehen, dass „je teurer, desto ja“ gilt – also dass die hochpreisigeren Kamera- und Blitzmodelle eines Herstellers diese Lösung unterstützen.

Was ist FP/HSS denn nun?

Ihr erinnert euch an die schematische Darstellung der Verschlussbewegung bei sehr kurzen Verschlusszeiten aus dem vorherigen Blogpost? Diese hier?


Um bei einer solchen Verschlussbewegung trotzdem die ganze Sensorfläche mit Photonen aus dem Blitzlicht beschießen zu können, wird bei Nutzung von FP/HSS der Blitz im Prinzip in ein Stroboskop verwandelt. So kann der Blitz über die gesamte Zeit, die die Schlitzöffnung des Verschlusses für den Weg über den Sensor braucht, eine gleichmäßige Lichtmenge abgeben.

Der Vorteil: Selbst bei kürzesten Verschlusszeiten kann ich mit Blitzlicht fotografieren.

Der Nachteil: Die Leistungsfähigkeit des Blitzes geht prächtig in die Knie. Denn der Blitz kann ja nun nicht mehr die gesamte Kondensatorladung geballt in einen einzelnen Blitz stecken, sondern muss die Ladung des Kondensators ja häppchenweise abgeben, damit jedes Teilstück des Bildsensors die gleiche Lichtmenge abbekommt. Da kommt man dann schnell an die Leistungsgrenze des Blitzgerätes, auch wenn man den Blitz so nah wie möglich ans Model gestellt hat. Abhilfe schafft dann im Zweifel nur, die Zahl der Blitzgeräte zu vervielfachen.

Supersync

Im Gegensatz zur FP/HSS wird aus dem Blitz kein Stroboskop gemacht, sondern er blitzt nur einmal. Beim Supersync macht man sich aber das Zusammentreffen eines a) relativ langsam abbrennenden Blitzes mit einer b) insgesamt sehr kurzen Belichtungszeit zu nutze.

Was heißt das jetzt?

Zunächst einmal muss man wissen, dass auch ein Blitz – den wir ja nur als einen superkurzen Lichtimpuls wahrnehmen – technisch betrachtet eine gewisse Zeit andauert und während dieser Dauer unterschiedlich hell ist. Insofern kann man das Verhalten eines Blitzes beim Abbrennen als sog. Abbrennkurve wie nebenstehend gezeigt skizzieren.

Der Blitz erreicht also kurz nach dem Auslösen seine höchste Leuchtkraft. Diese sinkt dann nach dem Peak zunächst recht schnell und im weiteren Verlauf immer langsamer. Die insgesamt abgegebene Blitzleistung wird dabei durch die ausgefüllte Fläche unterhalb der Blitzkurve dargestellt. Je nach Bauart des Blitzes kann die faktische Dauer eines Blitzes bei gleicher Lichtmenge sehr kurz (z. B. 1/5.000 sec.) oder relativ lang (1/500 sec.) sein. In Abbrennkurven übersetzt kann man das so darstellen:

WENN JETZT meine Belichtungszeit kürzer ist als die Abbrenndauer des Blitzes UND ich es schaffe, den Beginn der Belichtung mit der Abbrennkurve meines Blitzes in geeigneter Weise zu synchronisieren, dann stellt ja der einzelne Blitz angesichts der superkurzen Belichtungszeit im Prinzip ein Dauerlicht dar. Auch das zur Veranschaulichung mal als Skizze:

Der Vorteil:

Ich kann auch bei superkurzen Belichtungszeiten kräftige Blitzleistung abrufen, weil der Blitz die gesamte Kondensatorladung in einen einzelnen Blitz pumpen kann.

Der Nachteil:

Über die Dauer der Belichtung kann die Blitzleistung variieren – siehe obige Kurve. Und damit können sich aufgrund des während der Belichtungszeit über den Sensor wandernden Schlitzes vom Verschluss unterschieldich hell belichtete Zonen im Foto ergeben.

Vor allem aber gibt es SEHR viele Variablen, die zum Gelingen oder Scheitern dieser Methode beitragen:

Zunächst einmal wären da die auf den Blitz bezogenen Variablen:

  • Wie lang ist die Abbrennzeit?
  • Welche Charakteristik hat die Abbrennkurve?
  • Und um es ganz einfach zu machen sind Abbrennzeit und Abbrennkurve auch noch je nach verwendeter Leistungsstufe des Blitzes unterschiedlich – ein schwächerer Blitz ist typischerweise von kürzerer Dauer als ein stärkerer Blitz

Dann wären da die Variablen in Bezug auf die Kamera:

  • Wie hoch ist die Auslöseverzögerung?
  • Wie schnell ist die Signalverarbeitung in der Kamera?
  • Wie schnell ist die eingestellte Belichtungszeit?
  • Wie groß ist der Sensor? Bei einem größeren Sensor muss der Verschluss ja einen längeren Weg zurücklegen als bei einem kleineren Sensor.

Und nicht zu vergessen die Variablen in Bezug auf die Verbindung zwischen Kamera und Blitz:

  • Geschwindigkeit der Signalverarbeitung bei Funkauslösung
  • Geschwindigkeit der Signalübertragung bei Kabelauslösung

Alle diese Dinge müssen zueinander passen, damit es „im richtigen Moment“ blitzt. Und damit ist klar, dass ich hierzu keine konkreten Empfehlungen aussprechen kann. Da muss man selber mal ran, um auszuprobieren, welche Auslöser mit welcher Kamera und welchem Blitz bei welcher Belichtungszeit und Blitzleistung zu guten Ergebnissen führen. Googelt mal im WWW nach Supersync, da finden sich einige Erfahrungsberichte, die aber immer mit dem gleichen Disclaimer versehen sind: Nämlich dass diese und jene Kombination bei dem Autor funktioniert haben. Das heißt aber nicht, dass es bei einer anderen Kamera des gleichen Herstellers – oder sogar mit dem genau gleichen Kameramodell – auch bei euch funktioniert. Ist das Leben nicht schön mit available Light?

Soweit zu Supersync.

Sonst noch was?

Ein paar abschließende Möglichkeiten, die Blitzsynchronzeit auszuhebeln kommen im nächsten Teil. Da wird es dann auch wieder etwas einfacher… Erholt euch gut.

Was ist eigentlich diese Blitzsynchronzeit?

Also, kleine Vorwarnung: Jetzt wird es streckenweise etwas technisch. Noch habt ihr Zeit auszusteigen und vielleicht doch lieber ‘nen Kaffee zu trinken, euch in die Sonne zu legen oder euch auf die Couch zu hocken. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Noch da? OK, selber Schuld!

Die Blitzsynchronzeit einer Kamera ist eine Hürde, die sich immer dann einem guten Foto in den Weg stellt, wenn man bei reichlich vorhandenem Umgebungslicht mit möglichst offener Blende und Blitzlicht fotografieren will. Denn was passiert, wenn man draußen bei hellem Tageslicht die Blende weit öffnet – also so in Richtung f/2 oder so? Genau, die Belichtungszeit geht schnell mal in Richtung 1/1000 sec. oder noch kürzer. Und so kurze Belichtungszeiten packen die meisten Kameras in Verbindung mit Blitzlicht nicht. Die Blitzsynchronzeit stellt dabei nämlich die Grenze für die kürzestmögliche Belichtungszeit bei Nutzung von Blitzlicht dar. Warum das so ist, versteht ihr hoffentlich am Ende dieses Blogposts.

Schlitzverschluss

Zum Verständnis des Mysteriums „Blitzsynchronzeit“ muss man erstmal wissen, dass die handelsüblichen Spiegelreflexkameras über einen sogenannten „Schlitzverschluss“ vor dem Bildsensor verfügen. Grundsätzlich wird über diesen Verschluss geregelt, wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Die Zeitspanne, die der Sensor dem Lichteinfall durch das Objektiv ausgesetzt ist, ist dann unsere Belichtungszeit. Soweit ganz einfach.

So ein Schlitzverschluss verfügt über zwei „Vorhänge“, die beide den kompletten Bildsensor überdecken können. Im Ruhezustand – also wenn gerade keine Belichtung stattfindet – verdeckt ein Vorhang den Sensor und einer ist geöffnet. Drückt ihr nun auf den Auslöser wird der erste Vorhang geöffnet, der Sensor wird dem Licht ausgesetzt und mit dem zweiten Vorhang wird der Sensor dann wieder verdeckt. So in etwa:

Disclaimer: Ich bin weder Kamerainschenöhr noch Schlitzverschluss-Nerd. Ob jetzt der Verschluss von oben nach unten läuft oder unten nach oben bzw. ob meine schematischen Darstellungen sonstige Ungenauigkeiten enthalten ist a) deshalb zu entschuldigen und b) für die Behandlung des Themas hier egal.

Wenn nun die Belichtungszeit immer kürzer wird, kommt es dazu, dass der zweite Vorgang bereits losläuft, um den Bildsensor wieder zu verdecken, bevor der erste Vorhang überhaupt ganz geöffnet ist. Es läuft dann sozusagen nur ein Schlitz über den Bildsensor und exponiert immer nur eine Teilfläche des Sensors dem einfallenden Licht.

So in etwa kann man sich das vorstellen:

Und was hat das jetzt mit meinem Blitz zu tun?

Ganz einfach:

  • Blitzt ihr bei einer längeren Belichtungszeit – bei der ja der ganze Bildsensor dem einfallenden Licht ausgesetzt ist – wird das Blitzlicht logischerweise vom gesamten Sensor aufgezeichnet.
  • Blitzt ihr aber bei einer sehr kurzen Belichtungszeit – bei der nur so eine Schlitzöffnung über den Sensor wandert – bekommt natürlich nur der Teil des Sensors das Blitzlicht ab, der just im Moment des Blitzes dem Licht ausgesetzt ist. Der Rest des Bildes ist dann sozusagen nur ein Available-Light-Foto ohne Blitzlicht.

Was ist jetzt also die Blitzsynchronzeit?

Das ist jetzt hoffentlich wiederum ganz einfach:
Das ist die kürzestmögliche Belichtungszeit, bei der der gesamte Sensor freiliegt, der Blitz gezündet und die abgerufene Blitzleistung vollständig freigesetzt werden kann. Bei den meisten (mir bekannten) Kameras beträgt diese Blitzsynchronzeit 1/200 sec. oder 1/250 sec.

Und warum ist das jetzt nochmal eine Hürde?

Ganz klar: Wenn einerseits das helle Tageslicht draußen Belichtungswerte von – sagen wir mal – ISO 200, f/2.8 und 1/1.000 sec. diktiert, euer Blitz andererseits aber nur bis 1/250 sec. mitspielen kann, dann habt ihr ein Problem. Denn bei ISO 200, f/2.8 und 1/250 sec. habt ihr eine satte Überbelichtung um zwei Blendenstufen durch das Tageslicht. Also müsst ihr irgendwie über ISO und Blende zwei Blendenstufen Licht aus der Kamera heraus halten. Wenn die ISO-Werte noch Luft nach unten haben (hier also bis ISO 50), habt ihr Glück.
Wenn nicht, müsst ihr zwangsläufig die Blende schließen und wärt dann bei f/5.6. Das wollt ihr aber im Zweifel ja aus gestalterischen Gründen nicht – denn siehe oben: Die Situationsbeschreibung war offenblendiges Foto mit Blitz und outdoor.

AHA. Und was kann ich nun machen?

Das, liebe Leser, kommt in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Blitzen.

Fensterlicht

Irgendwie ist ja immer das gleiche: Wenn ich zu einem Shooting fahre, ist mein Auto in der Regel ganz schön vollgepackt. Hintergrundsystem, Blitze, Lichtstative, Schirme, Softboxen, Reflektoren, Sandsäcke etc.. Eine Riesenschlepperei.

Und dann vor Ort? Oft genug entstehen die besten Fotos ganz einfach mit dem Licht, dass ohnehin durch die Fenster in die Wohnung meiner Kunden fällt. Wie oben zum Beispiel.

Superschönes, weiches Licht von der Seite, so dass das Gesicht schön modelliert wird.

In der Wand links vom Model (vom Fotografen aus gesehen), waren drei relativ kleine Fenster, die diese Szene für die Aufnahmewerte von ISO 800, f/2.8, 1/100sec. absolut hinreichend ausgeleuchtet haben – und zwar bei relativ diesigem Wetter.

Klar, über eine große Softbox von links oder einen größeren Diffusor, hinter dem ein Blitz steht, hätte ich ein genauso weiches Licht künstlich setzen, und damit meinen ISO-Wert in den Keller drücken können. Mit einer solchen  Fensterlichtsimulation hätte ich aber nur ein vergleichsweise kleines Stück Raum ausleuchten können.  Zudem wäre noch ein zusätzlich ein Aufhelllicht für die Schattenbereiche nötig gewesen. Ich hätte also mein Model nur in einem sehr begrenzten Stück Raum fotografieren können – na herzlichen Dank. Erklärt ihr mal einem kleinen Kind, dass es jetzt mal kurz genau “DA” stehen bleiben muss, damit der Fotograf ein gut ausgeleuchtetes Foto machen kann… Wünsche viel Erfolg dabei.

Die Fenster hingegen sorgten im kompletten Wohnbereich für eine super weiche Ausleuchtung; ich musste nur die Empfindlichkeit meiner Kamera ein bißchen aufdrehen, und schon konnte ich einfach drauf los fotografieren. Aufbau und Einrichtung der Fensterlichtsimulation zuzüglich der Positionierung meines Modells im “Sweet-Spot” hätten dagegen wieder mehr Zeit erfordert und die Geduld meines Models vermutlich weit über Gebühr strapaziert. Und dass ich mein Modell nicht an einer bestimmten Stelle im Raum festnageln muste, machte dieses Foto überhaupt erst möglich.

Und die Moral von diesem Blogpost? Den ganzen Kram zu Hause lassen und nur noch mit Fensterlicht fotografieren? Besser mal nicht darauf verlassen, den Murphy ist ein … und schlägt immer wieder zu. Also sollte man schon für alle Eventualitäten gerüstet sein, aber eben auch einfach mal durch den Raum schauen und auf das ohnehin vorhandene, natürliche Licht achten. Vielleicht seid ihr dann schon mit allem versorgt, was ihr braucht…

Viel Spaß beim Fotografieren und bis bald.

Wie groß soll denn die Softbox sein?

Diese Frage wurde neulich von einem fotointeressierten Freund an mich herangetragen, der soeben dabei ist, sich in den immerwährenden Malstrom der ewigen Fotozeuchmaterialbeschaffung zu stürzen. Gott sei seiner Seele gnädig…

Wie auch immer, jener Freund erhoffte sich natürlich ein paar konkrete Tipps und Hinweise, die ihm dazu verhelfen sollten, aus der schier unendlichen Masse angebotener Softboxen für seinen Systemblitz die genau für ihn richtige auszuwählen. Eine schier unglaubliche Erwartungshaltung. Denn wie immer in der Fotografie lautet die Antwort hier natürlich auch (und jetzt alle gemeinsam:)

ES KOMMT DARAUF AN.

Seufz. Mal wieder. Also, worauf kommt es diesmal an?

Naja, die Stichworte sind zum Beispiel: Anwendungszweck, gewünschte Lichtqualität, und gewünschter/nötiger Arbeitsabstand. Doch der Reihe nach:

Anwendungszweck:

Das ist grundsätzlich schnell erklärt. Wenn ich Produktfotograf für Schmuck oder andere Kleinteile bin, komme ich tendenziell mit einer ziemlich kleinen Softbox hin (z. B. 40×40 cm), weil die im Verhältnis zu den fotografierten Objekten schon ganz schön groß ist.

Möchte ich regelmäßig Personengruppen, Elefanten oder Autos ausleuchten, muss es halt etwas größer werden. Da ist dann auch eine 150cm Octabox nicht unbedingt übertrieben.

Für die folgenden Schilderungen gehe ich einfach mal von dem Anwendungszweck meines Freundes aus: Portraits von Einzelpersonen.

gewünschte Lichtqualität:

Gemeint ist hier vor allem der Grad der Härte des Lichtes. Der Zusammenhang zwischen der relativen Größe der Lichtquelle und der Härte des Lichtes ist bekannt? Wenn nicht, bitte hier entlang und mal einen kurzen Blick auf die Grundlagen werfen. Ich warte solange.

So, zurück? Oder gar nicht weg gewesen? OK, dann geht es weiter.

Wie hart oder weich ich mein Licht mache, basiert ja idealerweise auf zwei Dingen:

a) Auf den lichtbezogenen Erfordernissen der fotografierten Person
b) Auf dem persönlichen Geschmack

Bei b) kann ich nicht viel helfen. Schaut euch um. Schaut viele Bilder an, findet heraus, welche euch gefallen und findet dann heraus, wie sie wohl gemacht wurden. Ihr werdet mit der Zeit herausfinden, welche Sorte Licht euch im jeweiligen Anwendungsfall mehr zusagt. Experimentiert. Leiht euch von einem Kumpel mal das eine oder andere Lichtformerchen aus und lebt nach dem Grundsatz ‚probieren geht über studieren‘. Das braucht allerdings Zeit und der Geschmack verändert sich ja auch mit der Zeit. Aber nur so geht es.

Zu a): Was zum Teufel sind lichtbezogene Erfordernisse? Naja, mal ganz plakativ und vereinfacht: Von einer jungen Frau mit glatter Haut kann ich auch mit hartem Licht ein durchaus schmeichelhaftes Portrait machen, bei ihrer Oma wird das dann schon schwieriger. Da führt dann der Einsatz harten Lichtes eher zu einem Charakterportrait. Das ist nicht per se zu verdammen, man sollte nur die unterschiedliche Wirkung von hartem vs. weichem Licht kennen und unterscheiden, was denn das Ziel der jeweiligen Portraitsitzung ist. Oder ich fotografiere einen kantigen Kerl, dessen 3-Tage-Bart und Linien dem Gesicht prächtig Charakter geben. Da wäre weiches Licht dann eher kontraproduktiv, denn das würde der Kantigkeit und Ausdruckskraft zuwiderlaufen.

Diese Erfordernisse jedenfalls sind es, die im Zweifel die Wahl des geeigneten Lichtformers bestimmen.

Arbeitsabstand:

In dem oben verlinkten Grundagenartikel hatte ich ja schon mal die Wirkung des Abstands der Lichtquelle von der portraitierten Person angesprochen. Essenz: Je näher dran, desto weicher das Licht, bzw. die Umkehrung: Je weiter weg, desto härter das Licht.

Angenommen, ich habe eine Softbox mit einer Größe von 60x60cm, und weiß, die würde mir bei einer Entfernung von einem Meter den genau idealen Härtegrad an Licht geben. Dann stelle ich folglich  das Stativ mit dem Blitz und der Softbox ca. 1m von der Person entfernt auf, so dass das Licht etwa aus einem 45° Winkel zur Kameraachse von links und leicht von oben kommt. Nun kann ich schön eng geschnittene Portraits von der Person machen.
Was wäre aber, wenn ich der Person Raum in meinem Bild geben will? Wenn also z. B. links von der Person noch negativer Raum vorhanden sein soll?

Voraussichtlich hätte ich dann wohl mein Lichtstativ im Bild und möglicherweise noch einen Teil der Softbox gleich dazu.

Ich müsste also mein Stativ aus dem Bild heraus bewegen. Da ich typischerweise weder den (horizontalen) Winkel meines Lichtes zur Kameraachse noch den vertikalen Winkel des Lichtes zur portraitierten Person ändern möchte, bleibt mir nur der Weg nach hinten und nach oben aus dem Bildfeld der Kamera heraus.

Und was passiert dann?

Meine Lichtquelle wird in Relation zur Person kleiner, das Licht also härter. Um nun ein gleich weiches Licht wie vorher zu bekommen, müsste ich also eine entsprechend größere Softbox nehmen.
(Ja, ich weiß: Ich kann auch einem Galgenstativ versuchen, das Stativ aus dem Bildfeld zu bekommen und die Softbox trotzdem an der annähernd gleichen Stelle zu positionieren; aber hier geht es ja erstmal um Plan A und noch nicht um die Pläne B bis Z).

Insofern bestimmt auch der Arbeitsabstand irgendwo die benötigte Größe der Softbox, denn der Abstand des Lichtformers von der Person ist untrennbar mit der Lichtqualität verbunden.

Sonst noch was?

Ja klar, jede Menge. Neben den idealisierten Abhandlungen darüber, dass die Anforderungen des Motivs, der Bildaussage und der Bildgestaltung die Größe des Lichtformers bestimmen, kommen ja noch ein paar Nebensächlichkeiten hinzu. Zum Beispiel die Größe des Raumes, den ich überhaupt zur Verfügung habe. Gerade wenn ich in der Raumhöhe beschränkt bin, kann ich schlichtweg mein Licht nicht unendlich weit nach hinten ziehen, um massig negativen Raum im Bild zu produzieren, weil ich – je weiter ich nach hinten gehe – ja auch nach oben gehen muss, um das Licht dennoch ein wenig von oben kommen zu lassen.

Heißt übersetzt: Eine große Monstersoftbox nutzt mir da überhaupt nichts, wenn ich die nicht hoch genug fahren kann.

Dann ist da natürlich die Frage der Kosten.

Und die Frage, welche Softbox-Modelle in welchen Größen für meinen Blitz überhaupt verfügbar sind.

Und die Frage, ob das Handling beim Auf- und Abbau der Softbox eine Rolle spielt. Wenn z. B. die Softbox nur einmal aufgebaut und dann im einsatzbereiten Zustand gelagert wird, spielt das keine Rolle. Da ist es egal, wenn der Aufbau fummelig ist. Bin ich aber mit meinem Softboxen ständig unterwegs oder knapp an Lagerplatz, wäre z. B. eine Softbox mit stabiler Schirm-Mechanik eine sinnvolle Sache.

Aha. Und wie hilft das jetzt meinem Freund?

Naja, er weiß jetzt, dass er sich vorrangig mal überlegen sollte, was wohl der vorrangige Einsatzzweck der Softbox sein wird. Und er kennt jetzt ein paar Grundlagen, wie Größe und Distanz der Lichtquelle die Qualität des Lichtes beeinflussen. Und er weiß, dass er sich für Portraits von Einzelpersonen in engeren räumlichen Verhältnissen erstmal am besten eine Softbox mittlerer Größe kauft. Und, dass er für die Abdeckung eines größeren Bildfeldes immer noch zum Schirm greifen kann und wo er sich einen Haufen Zeug zum Experimentieren leihen kann.

Also dann, bis bald.

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Licht sehen – reverse engineering

Einem Foto ansehen – oder sich zumindest vorstellen – zu können, wie es ausgeleuchtet wurde, ist eine praktische Sache. Mitunter eine unmögliche Sache, oft genug aber finden sich in einem Foto wenigstens einige Anhaltspunkte für das zugrundeliegende Beleuchtungskonzept. Man muss im Zweifel nur wissen, wo man hinschaut und worauf man achten sollte. Und ein bißchen Übung bzw. Erfahrung in Sachen Ausleuchtung ist natürlich auch hilfreich. Aber da ja jeder mal irgendwo anfängt, hier mal aus meiner Sicht die Kernpunkte, die helfen, die Lichtsetzung eines Fotos durch einfaches Anschauen zu entschlüsseln:

Es klingt vermutlich einigermaßen offensichtlich, aber das Erste ist, gezielt nach Licht und Schatten zu schauen. Wo ist Licht? Wo ist Schatten? In einem Portrait eignen sich hierfür in aller Regel die Nase und das Kinn. Werfen diese Partien Schatten? Wenn ja, wohin fallen diese?

Das sollte euch etwas über die Ausrichtung des Hauptlichts sagen, und zwar über den Winkel in der Horizontalen zur Kameraachse und über den Winkel in der Vertikalen, also wie steil das Licht auf die portraitierte Person auftrifft.

Auch der Übergang der Schattenbereiche in helle Bereiche verrät etwas, nämlich, ob ein eher
weiches Licht aus einem größeren Lichtformer gesetzt, oder ein hartes Licht aus einem kleinen Lichtformer auf die Person geworfen wurde. Zu den Zusammenhängen zwischen der Größe des Lichtformers und dem Härtegrad des Lichtes siehe meinen Blogbeitrag „Von weichem und von hartem Licht“. Sind die Übergänge hart und wie mit dem Bleistift ins Gesicht gemalt spricht dies für eine kleine Puntklichtquelle, sind die Übergänge verlaufend und soft, war eine eher größere Lichtquelle am Werk.

Hier mal ein paar Beispiele:

hartes Licht: erkennbar an den tiefen und definierten Schatten an Nase und Kinn
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Ein tiefer Blick in die Augen der portraitierten Person verrät möglicherweise auch noch etwas über die Form des als Hauptlichts verwendeten Lichtformers. Die Form des Lichtreflexes – wenn denn einer vorhanden ist – sagt euch, ob z. B. ein Schirm, eine Beauty-Dish oder eine rechteckige Softbox am Werk war.
Im Beispielbild kann man z.B. anhand der Form und der sichtbaren Streben ganz gut erkennen, dass ein Durchlichtschirm am Werk war.

Wie dunkel die Schattenbereiche sind, sagt euch etwas darüber, ob es ein Aufhelllicht gegeben hat und wie stark das Hauptlicht über den Level des Aufhelllichtes eingestellt war. Habt ihr tiefe, richtig dunkle Schatten, war das Hauptlicht im Vergleich zur Aufhellung sehr dominant. Sind die Unterscheide nur geringfügig, war das Hauptlicht vielleicht gerade mal eine halbe Blende heller als das Aufhelllicht. Eine Aufhellung über eine separate Lichtquelle oder einen Reflektor kann man auch oft anhand von Spiegelungen in den Augen der portraitierten Person erkennen. Fehlen diese, war möglicherweise gar keine „künstlich gesetzte“ Aufhellung im Spiel, sondern das „Aufhelllicht“ entstammt dem natürlich vorhandenen Umgebungslicht.

Sind Lichtkanten an Haaren, Wangen, Hals, Schultern oder Armen vorhanden? Nur auf einer oder auf beiden Seiten? Wenn ja, waren Akzentlichter im Spiel, die in irgendeiner Form von hinten auf die Person gestrahlt haben. Wie breit die von den Akzentlichtern erzeugten Lichtkanten sind, verrät wiederum etwas über den Winkel, den diese zur Person hatten.

Akzentlicht auf nur einer Seite bei einem Outdoor-Portrait? Und womöglich auch noch leicht orange eingefärbt? Womöglich war das einfach die Sonne. Wie bei dem Portrait in meinem Blogpost hier.

Also, ihr seht: Ein genauerer Blick auf ein Bild kann durchaus viel über seine Entstehung verraten.

Schnappt euch einfach mal die nächstgelegene Fernsehzeitung, ein Magazin, eine Werbung oder was auch immer, und versucht euch mal an ein bißchen reverse engineering anhand der darin abgebildeten Fotos. Passt aber bitte auf, dass ihr dabei nicht zu lange mit starrem Blick vor irgendwelchen Werbeplakaten oder Zeitungsständen in der Stadt stehen bleibt; könnte etwas komisch aussehen…. Und die Antwort „Ich habe einfach nur die Lichtsetzung des Fotos da analysiert“ glaubt euch auch kein Mensch, nachem ihr minutenlang auf das Cover des aktuellen Playboys geschaut habt… Nur so als kleiner Hinweis am Rande ;-).

Also, bis bald.

Teilen und Liken sind übrigens schwerstens erwünscht. Ich freue mich über jeden Leser. Und da ihr eh grad am Ende des Artikels seid, habt ihr die Share-Buttons der Social-Media-Netzwerke quasi direkt vor der Nase. Benutzt sie bitte! Danke!