66 Fotoshootings in 16 Stunden – Animation

Willkommen zurück. Und entschuldige bitte die kleine Pause; es war einfach mal viel los. Jetzt geht es aber weiter mit Teil 4 (von 4 übrigens!) einer kleinen Reihe von Blogbeiträgen, die verschiedene Aspekte eines Shootingevents im August dieses Jahres beleuchten. Jeder Artikel ist in sich abgeschlossen, das Gesamtbild hilft aber vielleicht dennoch beim Verständnis oder ist vielleicht ganz einfach von Interesse. Daher stelle ich erstmal eine kleine Linkparade zur Schau:

66 Fotoshootings in 16 Stunden: Startbeitrag mit Erläuterung der Gesamtsituation und des Workflows

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Lichtsetzung und Technik: ein paar Worte zum Licht und dessen Ausnutzung

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Posing von Gruppen: noch ein paar Worte darüber, wie ich mir die Leute in aller Regel sortiert habe

Den heutigen Blogpost habe ich mal einfach mit ANIMATION überschrieben. Damit ist natürlich nicht die Art von Animation am Pool des Pauschalurlaubshotels gemeint, sondern sehr wörtlich die BELEBUNG DER FOTOSUBJEKTE, also der Menschen vor meiner Kamera. Denn ohne Leben, ohne echte Mimik und Ausdruck habe ich zwar vielleicht hübsche oder/und interessante Menschen vor der Kamera, aber die Fotos sind einfach nur Kulisse ohne Leben.

Die Kernfrage ist also:

Wie bekomme ich eine echte Reaktion aus den Menschen, die sich da vor meiner Kamera angehäuft haben?

Und das in kürzester Zeit (die Shootings waren ja immer nur wenige Minuten lang)?

Und zwar möglichst von allen möglichst gleichzeitig?

Antwort: Es kommt darauf an.

Ich weiß: “Buh!” – “Hängt ihn auf!” – “Wo ist das Patentrezept?”

Denn das Anreißen eines Problems ohne Präsentation einer universell und jederzeit vollumfänglich gültigen Patenrezeptlösung ist natürlich ultimativ sträflich. Aber so leid es mir tut: Es gibt einfach kein Patentrezept. Es geht im Kern einfach immer darauf zurück, ob und wie Du mit Deiner Persönlichkeit mit den Leuten vor der Kamera auf einen gemeinsamen Nenner kommst/kommen kannst. Das geht in meinem Fall meist mit lockeren Sprüchen einher, die – aus der Situation heraus gerissen – unter Umständen knapp vor (oder auch mal hinter – je nach Empfindlichkeit) der Grenze zur Unhöflichkeit liegen.

Auf alle Fälle hat es wahnsinnig viel mit Kommunikation meinerseits zu tun, was volle Absicht und eine Art Konzentrationshilfe für mich sowie eine Ablenkungsstrategie für die Kunden ist. Denn typischerweise fühlen sich alle Menschen außer Modellen, die häufig vor einer Kamera stehen, in dieser Position sehr unsicher und verletzlich. Und je mehr ich diese Menschen durch einen beständigen Redefluß von der Situation, in der sie sich gerade befinden ablenken kann, desto weniger Platz ist in deren Köpfen für den Gedanken „Oh je, gleich werde ich fotografiert“. Ich versuche also zu erreichen, dass die Menschen vor der Kamera vor lauter Redeschwall meinerseits möglichst keine Chance haben, sich unwohl zu fühlen. An dieser Stelle hatte ich schon mal was über die Wichtigkeit der Verbindung von Fotograf zu Fotografiertem geschrieben. Eine echte Verbindung aufzubauen war in dem hier vorliegenden Szenario kaum möglich; da ist Humor und lockere Sprüche die einzige und beste Waffe, die ich benutzen kann.

Ein Verwandter, der mich einmal eine Zeitlang beim Fotografieren ständig wechselnder Gruppen auf dem Abschlussball einer Schule beobachtet hatte, lotste mich in einer kleinen Fotopause mit den Worten „Du brauchst jetzt bestimmt erstmal ein paar Sprechperlen.“ an unseren Tisch. Mit anderen Worten: Ich habe auch da ganze Zeit mit den Leuten vor meiner Kamera „intensiv kommuniziert“, um die für die Kunden ungewohnte Situation zu überbrücken und irgendwie eine Verbindung zu bauen.

Es ist natürlich auch nicht alles nur nonsens und Quatsch, was ich da so von mir gebe. Dafür hätte ich überhaupt nicht mehr genug Hirnzellen frei; schließlich müssen Licht, Posing, Fototechnik und der gesamte organisatorische Rahmen im Hinterkopf zeitgleich weiterbedacht und bearbeitet werden. Also erzähle ich den Leuten – zum Beispiel bei der Anordnung einer Gruppe – einfach was ich tue, warum ich das so mache und was ich als nächstes zu tun gedenke. Das holt dann quasi den Prozess, der mich in dem Moment sowieso innerlich beschäftigt nach vorn, so dass ich mich besser darauf konzentrieren kann. Zugleich sorgt es für Kommunikation mit den Kunden und demonstriert nach außen, dass ich weiß, was ich da tue und alles seinen Grund hat. Das sorgt schon mal grundsätzlich für Vertrauen der Fotografierten in meine Fähigkeiten, nimmt damit vielleicht ein paar Sorgen und hilft damit unter Umständen zu mehr Selbstvertrauen vor der Kamera.

Dazu kommt natürlich noch beständiges Loben und das Vorleben von Begeisterung über die soeben angefertigten Fotos.

 

Das mag jetzt vielleicht für den einen oder anderen etwas befremdlich klingen: Ein Fotograf, der die ganze Zeit durcherzählt. Und nein, das mach ich bei individuellen Shootings, die vielleicht ein paar Stunden dauern, nicht so. Jedenfalls nicht so extrem. Denn die Grundbausteine sind an sich die gleichen: Ich muss irgendwie eine Verbindung auf- und Nervosität abbauen. Dazu habe ich bei einem individuellen Shooting aber viel mehr Ruhe und Zeit.

Geht es aber Schlag auf Schlag wie bei der hier geschilderten Situation mit nur wenigen Minuten langen Shootings auf einer Veranstaltung, ist eine gewisse Energie in der Kommunikation meines Erachtens unerläßlich und ein guter Weg zu guten Fotos. Und sei es nur, weil die Menschen vor der Kamera lächeln, weil sie sich über mich amüsieren. Mir doch egal, Hauptsache die Stimmung passt.

 

In diesem Sinne: Frohes Animieren.

Mach Dir aber bloß nicht so viel Arbeit…

Kennst Du das auch? Jemand aus dem Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis fragt Dich, ob Du mal ein Foto von ihr/von ihm machen könntest. Zum Beispiel einen Headshot für die Fotogalerie im Büro. Oder für irgendeinen anderen Zweck, wo ein “einfaches Portrait” gebraucht wird. Du freust Dich, dass Du Deine fotografische Expertise für einen guten Zweck einsetzen kannst und sagst natürlich “Ja”.

Du sagst vielleicht sogar “OK, und weil ich dann sowieso ein bißchen Ausrüstung dabei habe, überleg Dir mal, was Du vielleicht noch für Fotos von Dir brauchen könntest.” So ganz einfach, weil Du Dein Zeug eh mitschleppen wirst und weil Du ein netter Mensch bist. Und weil Du für Deine Freundlichkeit diesen Headshot dann unter Umständen später mal in Deinem Portfolio verwenden kannst.

Und dann kommt er, dieser Satz:

“Mach Dir aber bloß nicht so viel Arbeit, es ist ja nur für XYZ.”

 Aaaargh.

Soll das jetzt ein vernünftiges Portrait werden oder nicht?

Wenn nicht, warum werde ich dann überhaupt gefragt?
Allein die Tatsache, dass ich angesprochen werde und der- oder diejenige nicht einfach irgendjemandem ihr Smartphone in die Hand drückt (oder gleich ein Selfie macht), lässt doch darauf schließen, dass meine Sachkunde als Fotograf gefragt ist.

Jaaa, ich weiß: Dieses Statement ist wirklich nicht “böse” gemeint.

Entweder ist es schlichtweg ein Ausdruck von Höflichkeit, weil man zwar einerseits schon gerne ein gutes Foto von sich hätte, aber andererseits dem Freund/Kollegen/whatever tatsächlich nicht übermäßige Umstände bereiten möchte.

Oder es ist dem Umstand geschuldet, dass in den Augen der meisten Menschen der Fotograf einfach “seine gute Kamera” mitbringt, diese grob in die Richtung der zu fotografierenden Person hält, den Auslöser durchdrückt und schon purzelt dort eine ganze Reihe der tollsten Bilder heraus.

Es ist nur: So geht das leider nicht.

Wenn ich ein handwerklich ordentliches oder vielleicht sogar ein richtig gutes Portrait machen soll, bedingt das je nach gewünschtem Ergebnis und der Situation vor Ort eben einen gewissen Minimaleinsatz von Equipment (und übrigens auch Zeit). Auch wenn ich Materialeinsatz kleinstmöglich halte, habe ich – davon ausgehend, dass ein als Hintergrund geeignetes neutrales Stück Wand vor Ort verfügbar sein wird und daher das Hintergrundsystem im Schrank bleiben kann – doch mindestens ein Licht (besser zwei oder drei) mit entsprechenden Stativen und Auslösern, einen Reflektor (mit Halter und Standfuß), Kamera und Objektiv im Gepäck.

Willkommen im Kampf der Realität gegen uralte Werbeversprechen. Denn wie war das noch – so ganz damals: “Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest.” Und wenn das schon damals galt, dann muss es ja heutzutage angesichts des technologischen Fortschritts erst recht so sein. Da hat das Marketing einer längst untergegangenen Firma wirklich ganze Arbeit geleistet.

Und dagegen gilt es, anzugehen. Je nach Kunde zeige ich zum Beispiel den einen oder anderen Effekt, die diese oder jene Leuchte bringt, direkt auf dem Display der Kamera. Da geht dann dem einen oder anderen doch ein Licht auf – und zwar gleichermaßen im Kopfe wie im Wortsinn. Nur muss ich dazu die entsprechenden Lichter halt erstmal mitbringen, also doch ein bißchen Aufwand treiben.

 

Und es ist es halt ein Prozess, der eine gewisse Weile dauert, bis alle Lichter einer Portraitsitzung in der genau richtigen Weise aufgehen, insbesondere, wenn das Portrait individuell sein soll. Natürlich kann ich ein Portraitshooting beschleunigen, indem ich ein einmal ausgemessenens und funktionierendes Setup immer wieder in genau gleicher Art und Weise aufbaue. Dann kommen aber eben auch die immer gleichen standardisierten Ergebnisse raus. Die sind dann sicherlich auch OK, aber eben nicht mehr. Und sie sind schon gar nicht individuell auf die Person vor der Kamera zugeschnitten.

Solltest Du keine Fotografin/kein Fotograf, sondern vielmehr eine potenzielle Kundin/ein Kunde sein, gehe ein Portraitshooting bitte nicht mit der Erwartungshaltung an, dass der Fotograf ein handwerklich angefertigtes Portrait mit der Geschwindigkeit eines Passbildautomaten heraushaut. Und erwarte, dass auch ein “einfaches Portrait” durchaus komplexe Lichtsetups erfordern kann.

Und wenn Dir ein sachkundiger Freund oder Kollege ein kleines kostenfreies Portraitshooting zusagt, lass ihn einfach machen. Und sag ihm nicht, er soll sich keine Mühe geben. Erstens hört er sowieso nicht auf Dich und zweitens könnte er sich (oder Dich) fragen, ob Du jetzt ein schnelles oder ein gutes Portrait haben möchtest. Da müsstest Du Dich dann wohl entscheiden…. 😉

Platz ist in der kleinsten Hütte…

So oder so ähnlich lautete der Untertitel des letzten Homeshootings im gerade erst vergangenen Jahr 2015. Ich hatte mich mit Daniela zu einem Boudoirshooting verabredet, und zwar in der Wohnung einer Freundin von ihr. Daniela schrieb mir vorher, das die Wohnung nicht sehr groß sei, sondern ein rund 30qm großes Einraum-Apartment. Auch ein Handyfoto fand vorab den Weg zu mir. Ich hatte also eine grobe Idee, in welchen räumlichen Verhältnissen das Shooting stattfinden würde.

Als ich dann das Apartment betrat, habe ich dennoch (rein innerlich natürlich) erstmal geschluckt. 30 Quadratmeter ist als Grundfläche für einen einzelnen Raum eigentlich gar nicht mal sooo klein. Aber wie das so ist: Wenn man erstmal die Stellfläche der diversen Möbel abrechnet, bleibt ja schon mal nur grob die Hälfte an nutzbarer Freifläche übrig – und da ist jetzt schon das Bett mit drin, denn das gehört bei einem Boudoirshooting ja zur nutzbaren Grundfläche dazu ;-). Dann braucht es ja aber noch etwas Platz für die mitgebrachte Kleidung des Models und noch etwas mehr für das mitgebrachte Fotozeugs.

Unterm Strich waren vielleicht 8 oder 9 Quadratmeter Shootingbereich übrig (wieder inklusive Bett). Das ist jetzt echt nicht soooo viel und mehr als einmal hätte ich eigentlich gerne mehr Spielraum für die Positionierung meines Lichtes (oder gar eines zusätzlichen Lichtes) gehabt.

Aber – und das ist das Wichtige: Es ging!

Wir haben selbst auf diesem engen Raum einige schöne Fotos in Szene gesetzt. Klar: großzügige Ganzkörperaufnahmen mit viel negativem Raum – Ideen solcher Art gingen gleich mal über Bord. Angesagt waren eher eng geschnittene Teilaufnahmen oder solche, die das Bett mit einbezogen.

Auch das war nicht immer bequem (also jetzt nicht für Daniela, die vorwiegend gemütlich auf dem Bett lag, sondern eher für mich als Fotograf und Daniela’s Freundin, die ich zum Helfen eingespannt hatte…), insbesondere beim Aufbau des Lichtes nicht, oder wenn man sich auf den verbliebenen 30cm zwischen Bett und Galgenstativ mit Blitzkopf und Softbox durchquetschen musste, um nochmal ein Kissen oder die Decke zurecht zu zuppeln. Aber wir waren ja nicht wegen der Bequemlichkeit dort, sondern wegen der Fotos, die wir machen wollten. Zum Beispiel haben wir das Foto oben gemacht, das zu meinen Favoriten aus dem Shooting zählt, und natürlich auch gleich mal in mein Boudoir-Portfolio gewandert ist.

anklicken für größere Ansicht

Und so sah das Setup für das Foto aus (jetzt weißt Du auch, warum ich fotografiere und nicht male…):

Was die Pose anging war es entscheidend, dass Danielas Po und Rücken unterhalb der Bettdecke mit zusätzlichen Kissen gestützt wurden. Dabei ging es vor allem darum, dass ihr Körper nicht in die Matratze einsank, sondern obenauf bzw. leicht erhöht lag. Dadurch fiel ihr Kopf auf ‘natürliche Weise’ leicht nach hinten (also zu meiner Fotografenposition hin) ab und überstreckte so ganz leicht den Hals. Und das betont dann wunderbar die Kinnlinie und sorgt für einen guten Blickwinkel auf das Gesicht.
Was das Hauptlicht angeht lag das Augenmerk vor allem darauf, es nicht zu hoch zu setzen. Die Softbox, ein 30x140cm großes Striplight mit Wabeneinsatz (eins von diesen hier), war der Lage des Models entsprechend quergestellt und nur leicht höher als Daniela. So erzielte ich die oben ersichtliche Schattenbildung.

Bei höherer Position würden die Schatten weniger stark sein und Danielas Kurven würden weniger gut zur Geltung kommen.

Die Szene diktierte also die Höhe des Blitzes.

Und das wiederum diktierte den Einsatz des Galgenstativs, denn die anderen vor Ort verfügbaren Stative wären schon mit ihrer Mindesthöhe zu hoch gewesen. Mit dem Galgen kann ich ja notfalls bis auf Bodennieau herunter gehen.

Der Einsatz des Galgenstativs wiederum diktierte den Einsatz des “Portys” als dem Blitzlicht der Wahl, denn das Gesicht des kleinen Portykopfes ist doch eine ganze Portion geringer, als das eines klassischen “Monobloc”-Studioblitzes. Und ich war halt zu faul, noch weitere Sandsäcke aus dem Auto zu holen und in das 2. OG zu schleppen. Dank des Porty bin ich mit einem kleinen Sandsack als hängendes Gegengewicht am anderen Galgenende prima ausgekommen.

Das nur mal so als kleines Beispiel dafür, wie ich mich für die Nutzung eines bestimmten Blitzes ganz einfach in Form einer kleinen Domino-Reihe von Wenn-Dann-Beurteilungen anhand der örtlichen Gegebenheiten entscheide.

Soviel also zum Hauptlicht.

Es gab noch eine Aufhellung der Schatten von rechts. Die hat mir allerdings nur sehr wenig Arbeit gemacht, denn sie war quasi in den Raum eingebaut. Wie hierzulande oft üblich waren die (sehr nahegelegenen) Wände nämlich weiß gestrichen und glücklicherweise passte der Grad der Aufhellung gut zum gewünschten Bildergebnis, so dass ich das einfach mal so lassen konnte. Wäre mir das zuviel Aufhellung gewesen, hätte ich zunächst versucht, Daniela inkl. Bett noch ein Stück in Richtung Hauptlicht zu schieben (40cm Spielraum hatte ich ja noch…); notfalls hätte ich rechts neben dem Bett noch meinen schwarzen Molton als Abschatter auf ein Stativ hängen können/müssen. Wahrscheinlich wären dann die Schatten aber wieder zu dunkel geworden und ich hätte doch noch ein “aktives” Aufhellicht von rechts …. ach, egal. War nicht nötig, und das hat mir das Leben bei diesem Set doch sehr einfach gemacht.
Dann noch eine schöne SW-Umwandlung und fertig ist ein tolles Foto, dass ich hier unten noch einmal in voller Schönheit einfügt habe – so ein Beitragsbild ist ja doch irgendwie zwingend immer im Panoramaformat…

Danke, Daniela!

Was wirklich zählt…

Ich schreibe hier ja oft darüber, WIE ich ein bestimmtes Foto gemacht habe. Also, welches Licht aus welcher Richtung, aus welchem technischen Hintergrund heraus, etc. pp..

Das ist auch sicherlich für einige nicht uninteressant (hoffe ich jedenfalls), denn dabei trete ich ja auch immer mal wieder meine Fehlentscheidungen breit. Oder erzähle von den Stellen, wo die Wirklichkeit meinen fotografischen Plänen aber mal ganz fies die Zunge heraus gestreckt hat, und dann spontan der fotografische Masterplan umgestrickt werden musste.

Wie auch immer: Vorwiegend geht es dabei um ‘fotografische Technik’. Die ist hier und heute aber mal ganz still und nicht gemeint. Daher:

zählt nix, ist nur technisches Geraffel

DENN was ist natürlich noch viel wichtiger als der Technikkram?
Na klar:

Der MENSCH vor meiner Kamera und meine VERBINDUNG zu ihm.

Die besten Fotos eines Menschen – und eben nicht nur seiner äußeren Hülle – entstehen immer dann, wenn ‘die Chemie stimmt’, also wenn Fotograf und Fotografierte(r) eine Verbindung miteinander haben, wenn Vertrauen da ist, wenn die Kamera nicht der dicke, schwarze Klotz ist, der unweigerlich zwischen Model und Fotograf steht und die Kommunikation behindert.

Denn die Menschen vor meiner Kamera begeben sich ja in eine sehr verwundbare Situation. Sie sehen nicht, was ich sehe. Sie wissen nicht,
dass und wie mein Licht die mit nacktem Auge sichtbare Situation verändert. Die Umsetzung mancher Posingtipps fühlt sich unter Umständen ganz merkwürdig an, ohne dass der Mensch vor der Kamera selber sehen kann, dass das aber gut aussieht.

Als Fotografen verlangen wir also von den Menschen, die wir fotografieren, ganz schön viel Vertrauen in uns und unsere merkwürdigen Ideen und Anweisungen. Und wir verlangen, dass sie die Schutzwände, die jeder Mensch um sein Innerstes gebaut hat, wenigstens ein bißchen einreißen, damit wir dann den “echten Menschen” fotografieren können.

Eine gewisse Zurückhaltung ist also insbesondere bei Menschen, die nicht oft fotografiert werden, absolut nicht überraschend. Diese Zurückhaltung im Laufe eines Fotoshootings zu überwinden und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen ist meines Erachtens die größte Hürde, die es in der Fotografie von Menschen zu überwinden gilt.

Ob ich das immer schaffe? Oft ja, aber eben leider nicht immer. Manchmal scheitert es ganz einfach am Faktor Zeit. Je nach Persönlichkeitstyp braucht es einfach etwas Zeit, um das nötige Vertrauensverhältnis wachsen zu lassen. Und diese Zeit hat man nicht unbedingt immer. Denk zum Beispiel mal an eine Hochzeit. Klar, Braut und Bräutigam lernen mich vor der Hochzeit ein wenig kennen und sind am Tag der Hochzeit selber sowieso emotional im Ausnahmezustand (hoffentlich jedenfalls…). Da hatte ich bisher eher weniger Probleme. Aber die diversen Freunde und Familienmitglieder des Brautpaares, die auch mal vor die Kameralinse geraten? Zeit, zu jedem Einzelnen eine Vertrauensbasis aufzubauen hat man jetzt auf einer Hochzeit mal eher nicht.

Im Fall eines “ganz normalen” Einzelshootings mit Erwachsenen aber gelingt es eigentlich fast immer, ein ausreichendes Vertrauensverhältnis aufzubauen, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt. Am besten vorher schon so gut wie möglich miteinander bekannt machen, und dadurch versuchen, so früh wie möglich mit der Bildung eines Vertrauensverhältnisses zu beginnen. Insofern ist die Zeit VOR dem Shooting eine ziemlich wichtige, und genau deshalb ist der Schnack beim Kaffee vor dem Shooting so bedeutend.

Und wenn ich dann beim einleitenden Schnack den Grundstein zu einer Vertauensbasis gelegt habe, muss ich beim Shooting selber natürlich darauf weiter aufbauen. Das heißt insbesondere, dass ich alles tun muss, um die Person vor der Kamera in seiner/ihrer Situation zu beschützen und nicht alleine zu lassen. Zum Beispiel kann ich nicht einfach wortlos die Kamera auf ihn oder sie richten, ein paar Fotos machen und ebenso wortlos (am besten noch kopfschüttelnd) auf das Kameradisplay schauen oder am Licht rumfummeln.

Da gilt die ewige Weisheit:

REDEN HILFT.

Wenn Du noch Testfotos machst, um Dein Licht einzurichten, sag das. Wenn Du mit einem Foto nicht zufrieden bist, weil das Licht nicht perfekt ist, sag, dass das Foto schon ganz klasse ist, Du jetzt aber noch das Licht optimierst, um das Tüpfelchen auf dem “i” hinzukriegen. Denn wenn Du einfach nur die Stirn in Falten legst oder den Kopf schüttelst, bezieht der Mensch vor der Kamera das natürlich gleich auf sich und wird verunsichert. Und wenn Du mit einem Foto nicht zufrieden bist, weil die Pose unvorteilhaft ist, sei trotzdem begeistert von dem Foto. Und dann schlägst Du einfach vor, vielleicht noch eine andere Pose auszuprobieren… 😉

Du musst übrigens auch immer “echt” sein – so jedenfalls meine Meinung. Ich habe nämlich beim Fotografieren den Kopf absolut voll mit Mensch, Pose, Zeitplan, Fototechnik und was auch immer zum Fotografieren noch dazugehört. Da können sich meine drei armen Synapsen nicht auch noch damit beschäftigen, z.B. das Bild eines obercoolen Jet-Set-Fotografen zu projezieren.
Ich bin ich.
Und entweder, mein Kunde und ich passen irgendwie zusammen oder eben nicht. Im letzteren Fall ist es dann einfach nicht mein Kunde. Gut, wenn man das erst beim Shooting selber feststellt, muss man da irgendwie durch, das hilft dann alles nichts. Aber in der Regel stellt sich sowas ja bei den Kontakten im Vorfeld zu einem Fotoshooting heraus.

Manchmal bekommt man von erfahrenen Fotografen ja auch als Tipp mit auf den Weg gegeben, dass man den Mensch vor der Kamera bloß nicht mitbekommen lassen soll, wenn man als Fotograf an irgendeiner Stelle das Foto vergeigt hat – Fokus sitzt nicht, Blitzauslöser vergessen, Objektivdeckel noch drauf etc. (Nein, dass ist MIR natürlich alles noch nicht passiert! Hab ich nur mal von gelesen….. *Hust*). Das mag in bestimmten Anwendungsbereichen auch seine Berechtigung haben. Etwa, wenn man mit Supermodels, hochrangigen Politikern oder Stars zu tun hat, die allesamt einen straffen Zeitplan haben und ihre Zeit absolut effizient genutzt wissen wollen. Da kann ich dann verstehen, dass man sich als Fotograf absolut keine Blöße geben möchte. (Andererseits: Technische Pannen und blöde Fehler sollten einem in dem Metier sowieso nicht unterlaufen – da muss dann einfach alles bis zum Eintreffen der Person eingerichtet und dreifach getestet sein)

Aber im Privatkundengeschäft oder beim Zusammentreffen mit “Spaß-an-der-Freude-Models”? Da finde ich es eher sympathisch und ehrlich, zu seinen Fehlern zu stehen. Jedenfalls, solange man nicht einen Klopper nach dem nächsten bringt. Das wäre dann doch irgendwann einfach nur peinlich. Aber auch dann sollte man nicht vorrangig an den besten Vertuschungstechniken für die eigenen Fehler feilen, sondern daran, die Fehlerquote zu senken ;-).

So, worum ging es jetzt eigentlich?

Um den Mensch VOR der Kamera. Der muss sich möglichst wohlfühlen.
Denn sonst fotografierst Du oft nur eine Show-Oberfläche, aber eben nicht den Mensch darunter.

Packen für den Urlaub…

Alle Jahre wieder…. Nein, nicht das Christuskind, sondern der Urlaub. Und damit der Widerstreit aus dem Wunsch nach möglichst schlankem Urlaubsgepäck einerseits und dem Wunsch, möglichst alle fotografischen Eventualitäten abdecken zu können andererseits.

Es ist aber auch echt ein Kreuz, dass man da auf sich lädt, wenn man einmal angefangen hat, mit dem richtig guten Zeug zu fotografieren und wenigstens ein paar Basics für vernünftige Lichtsetzung dabeihaben möchte.

Nun geht es dieses Jahr wieder nach Zingst an die Ostsee, wo – rein zufälllig natürlich – der Familienurlaub mit einem dortigen Fotofestival zusammenfällt. Bei dem natürlich auch ein Fotoworkshop gebucht ist. Auch rein zufällig natürlich. Und eventuell soll noch ein kleines freies Shooting stattfinden. Und die Kinder wollen unbedingt ihre Festtagskleidchen mitnehmen, so dass sich ein Strandshooting mit dem aufgebrezelten Nachwuchs förmlich anbiedert. Ich habs aber auch schwer…. 🙂

Was also alles mitnehmen, und dabei möglichst geringes Stauraum-Volumen beanspruchen?

Nehmen wir doch erstmal die Kameratasche auseinander:

Gut, ein Kamerabody ist gesetzt. Das ist natürlich meine aktuelle Hauptkamera die D800. Bei den Objektiven sind angesichts der anstehenden Shootings und des Workshops auf alle Fälle das 50/1.8 und das 85/1.8 gesetzt. Was aber ist mit dem 70-200? Das ist ja ein echter Brocken. Ich habe deshalb echt mit dem Gedanken gespielt, es dieses Jahr zu hause zu lassen, und als längste Brennweite mein 100er Makro mitzunehmen. Aber dann habe ich nochmal in die Aufnahmen vom letzten Jahr geschaut, und siehe da: Gut 50% aller Fotos des Urlaubs sind mit dem 70-200 gemacht worden, und zwar deutlich jenseits der 100mm. Also kommt es doch mit. Außerdem sind 200mm um Längen besser als 100mm, wenn es um total verschwommene Hintergründe geht.
Dann mal ein Blick in die Weitwinkel-Abteilung. Mein 16-35 hatte ich letztes Jahr noch nicht, was sehr dafür spricht, es mal einzupacken. Denn das verspricht Bildwinkel, die mir letztes Jahr am gleichen Urlaubsort nicht möglich waren. Das geht aber nur, wenn das 24-70 dafür zu Hause bleibt. Hmmm.

Ein Blick in die Fotos des letzten Jahres zeigt: Das 24-70 war das am zweitmeisten genutzte Objektiv im Urlaub.
Also doch das 24-70 einpacken und das Weitwinkel daheim lassen?

Nein! Denn ein Blick auf die bei Nutzung des 24-70 tatsächlich eingesetzten Brennweiten zeigt, dass mehr als 90% aller Fotos entweder am unteren oder oberen Anschlag, also mit 24mm oder 70mm, gemacht wurden. Die durch einen Blick auf die Fotos bestätigte Vermutung: Das 24-70 war entweder nicht weitwinklig genug oder hatte nicht genug Tele. Es war halt nur einfach drauf und “jemand” war zu faul, das Objektiv zu wechseln, oder – was noch wahrscheinlicher ist – die eigentlich benötigten Brennweiten mitzuschleppen. Es war einfach nur die bestmöglich erscheindende(!) Ein-Objektiv-Lösung, mit der Folge, dass die damit gemachten Fotos überwiegend wenig überzeugen.

Dieses Jahr heißt es also: Weitwinkel unter Ergänzung der beiden Festbrennweiten plus gutes Tele.

Moment mal gerade…..

So, da bin ich wieder. Nein, ich hab mit keinen Kaffee gekocht, ich hab nur gerade noch meine D300s als Backup-Kamera und das gute alte 18-70er als Leichtgepäck-Lösung in die Taschen gezwängt.
Warum? Nun, weil mir beim Schreiben der obigen Zeilen der blöde Spruch einfiel, dass ein Fotograf ohne Backup-Kamera kein Fotograf mehr ist, wenn die Hauptkamera ausfällt. Und das erschien mir dann angesichts der fotografischen Pläne für den Urlaub doch etwas gewagt. Naja, und das 18-70 passte halt noch. So gerade. Also… fast problemlos jedenfalls.

Dann haben wir die Kameratasche aber mal so richtig randvoll gepackt.

Fehlt noch die Lichtabteilung.

Eigentlich hätte ich ja gerne meinen Porty mitgenommen, so von wegen der Strandaufnahmen mit Blende 16. Geht aber nicht. Noch ein zusätzlicher fotobedingter Koffer ist dem Ladevolumen einfach nicht zuzumuten. Also Systemblitze. Und weil mit einem einzelnen Blitzchen f/16 schon mal schwierig wird, am besten gleich alle drei. Plus Funkauslöser, Neiger und dem üblichen Krams, den man ergänzend so braucht. Und natürlich eine kleine Softbox, in dem Fall eine meiner 60×60 Ezyboxen. Ist ja schlank gefaltet, braucht also fast keinen Platz.
Und so ein kleiner Sunbouncer – mein Mini – mit der Diffusorbespannung und einer reflektierenden Bespannung muss auf alle Fälle auch mit. Den brauch ich ja schon allein für das Strandshooting mit meinen beiden Prinzessinnen auf alle Fälle. Zählt also quasi nicht zum Foto- sondern zum Familiengepäck ;-). Dann natürlich noch ein Lichtstativ (Kamerastativ sowieso, aber das passt eh unter den Kofferraumboden) und einen Sandsack, ein Schirmchen und einen kleinen Rundreflektor, und schon ist die Lichtabteilung fertig.

Hat auch gar nicht wehgetan und ist dabei halbwegs schlank geblieben:
Die Blitze samt zugehörigem Kram passten noch in die Fototasche und die Fotozubehörtasche, und die übrigen Hardware (Lichtstativ, Schirm, Ezybox und Sunbouncer) ergaben 2 lange, aber dünne Taschen und eben die flache dreieckige Tasche der Softbox. Damit habe ich bei geringstmöglichen Packmaßen durchaus vielfältige Möglichkeiten im Gepäck.

Warum ich das eigentlich alles schreibe? Nunja, ich denke vor der Problematik “WAS NEHME ICH MIT” stehen eigentlich alle immer mal wieder. Ob der Grund nun einfache Platzprobleme sind, die die Größe der Familienkutsche und die Raumanforderungen des übrigen familiären Gepäcks mit sich bringen, oder ob der Grund in einer Flugreise mit den dortigen Gepäckbeschränkungen liegt, ist ja eigentlich egal.

Ich wollte an dieser Stelle eigentlich im Wesentlichen deutlich machen, wie ich das dieses Mal gelöst habe und wie mir ein gezielter Blick in die Daten der bisherigen Fotos bei den Entscheidungen geholfen hat.

Theorie und Praxis: eine Fotocollage

Moin. Kennst Du das auch? Da hat man mal in den unendlichen Weiten des Internets eine coole Idee für ein Foto gesehen. Man macht sich daran, die Idee selber umzusetzen. Und obwohl man schon beim Shooting selber sieht, dass die Umstände vor Ort nicht ganz ideal für das gewünschte Ergebnis sind, macht man trotzdem weiter. Schließlich will man das ja mal ausprobieren…

Es ging dabei um Folgendes: Ich hatte eine Fotocollage gesehen. Die Mitglieder einer Familie haben sich in unterschiedlichsten Besetzungen und Posen in einen festen Rahmen gestellt und sind darin fotografiert worden. Die dabei entstandenen Einzelfotos hat der Künstler dann in einer Anordnung von – ich glaube – 3 Reihen á 6 oder 7 Bildern zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Sah cool aus – wollte ich auch mal machen – und habe ich jetzt gemacht, siehe oben.

Und ich habe dabei viel gelernt!
Der Fachbegriff dafür heißt, glaube ich, “Lernen durch Schmerz”. Im konkreten Fall war es der Schmerz stundenlanger Arbeit in Photoshop, die erforderlich wurde, um die Problemchen auszukurieren, die die für diese Fotocollage suboptimalen Gegebenheiten vor Ort so mit sich gebracht haben.

Als da wären:

Der Hintergrund

Der Hintergrund ist, wie oben ersichtlich, eine gefrostete Glastür. Durch diese konnte man natürlich die Helligkeitszonen des dahinter liegenden Raumes als Umrisse oder Schemen erkennen. Mit anderen Worten der hinter der Tür stehende Esstisch war als dunklelbrauner Fleck erkennbar, der Fussboden als hellbraune Fläche und so weiter. Deshalb war sofort klar, dass ich hinter der Tür einen eigenen Hintergrund aufbauen und beleuchten musste, um die Einflüsse des Raums hinter der Tür auszublenden.
Also – so war der Plan – schnell ein Stück weißes Molton aufgehängt und mit einem Blitz von hinten durchleuchtet, und schon sollte mein gleichmäßiger Hintergrund fertig sein.

Soweit die Theorie.

Aufgrund der räumlichen Verhältnisse – die Tür war in einem kleinen Wandstück eingebaut, das zu den angrenzenden Wänden im 45-Grad-Winkel stand – konnte ich aber mein richtiges Hintergrundsystem nicht aufstellen, sondern musste hilfsweise ein Galgenstativ nehmen.

Dankenswerter Weise war das stabil genug für diese Aufgabe. Man glaubt ja gar nicht, was so ein Stückchen Stoff für eine Belastung sein kann… aber es ging. So gerade.

Dann musste der Hintergrundstoff natürlich noch sehr nah und exakt von hinten an die Türe herangelegt werden, weil man sonst im unteren Bereich der Tür den Holzfussboden gesehen hätte.

Nunja, alles etwas fummelig, aber machbar. Und vor allem ohne Nachwirkungen in Bezug auf spätere Bildverarbeitung.

Nächstes Problem: Nicht gerade “unendliche Weiten…”

Auf der anderen Seite Tür, dort, wo schließlich die Bilder entstehen sollten, war natürlich der Flur. Und so ein Flur ist in einem normalen deutschen Einfamilien-Reihenhaus ja schon mal nicht unbedingt ein Ballsaal. Mit anderen Worten: Da war so gut wie kein Platz. Und deshalb hockte oder kniete ich mehr oder weniger direkt vor einer Wandecke unterhalb meines Hauptlichts und hatte dort vielleicht gerade mal einen knappen Meter Distanz zur Tür und zu meinen Fotosubjekten.

Warum war das ein Problem?

Nunja: Erstens musste ich mit einem extremen Weitwinkel arbeiten, um überhaupt den ganzen Türrahmen + Boden auf das Foto zu bekommen. Das zog dann dank des hochkantigen Aufnahmeformats den Türrahmen und die Familienmitglieder teils deutlich in die Länge. Besonders die am unteren Bildrand gelegenen Füße….

Zweitens war nicht daran zu denken, ein Kamerastativ aufzustellen, um die Perspektive der Kamera auf die Tür festzunageln. Das hätte ganz einfach nicht gepasst.

Das Ergebnis:
Mangels festgezurrter Kameraposition hatte ich Schwankungen im Bildwinkel, die – bedingt durch die extreme Brennweite – teils zu deutlich unterschiedlichen Bildanteilen von Fußboden zu Türrahmen führten. Gerade beim starken Weitwinkel wirken sich ja schon kleinste Änderungen im Bildwinkel ziemlich krass aus.

Daher musste ich zunächst einmal für jedes Bild einzeln die Perpektivkorrektur vornehmen, damit der Türrahmen nachher horizontal und vertikal auch schön gerade war. Das sollte zwar in der Theorie die Upright-Funktion von Lightroom vollautomatisch erledigen können, aber das ist eben auch nur eine Theorie…. Da war nix mit flächendeckender Automation oder dem Übertragen von Einstellungen, sondern es hieß „jedes Bild bitte einzeln zur manuellen Korrektur antreten”

Dann musste ja in der Collage der Türrahmen möglichst immer auf der gleichen Höhe enden. Aufgrund der Schwankungen der Kameraposition und -ausrichtung war das aber eben nicht automatisch der Fall. Und ich konnte ja auch nicht einfach an der Unterkante des Türrahmens schneiden, weil ich dann den Leuten ja ständig die Füße amputiert hätte. Ein bißchen Fußboden brauchte ich also schon. Und folglich musste ich die Türrahmen- und Fußbodenanteile jedes Bildes unabhängig voneinander von Bild zu Bild angleichen.

Teilweise hatte ich zu viel Boden, dann wurde der geschnitten und/oder gestaucht, was den durch das Weitwinkel lang gezogenen Füßen im Einzelfall sicherlich gut tat. Aber natürlich durfte nur der reine Fußbodenteil gestaucht werden, denn der Türrahmen musste ja die an den Nachbarbildern ausgerichtete Länge behalten.

Teilweise hatte ich aber auch zu wenig Boden. Also raus mit dem Kopierstempel und anderen Clone-Werkzeugen und fröhlich Fliesenfußboden hinzu erfunden… Und weil öfters mal keine frei sichtbare Fuge im richtigen Winkel verfügbar war, kann ich jetzt auch richtig gut mit der Winkeleinstellung im Kopierstempel-Werkzeug umgehen…

Unterm Strich bedeutete das Zusammenstellen der Collage lockere 8 bis 10 Stunden Photoshop-Arbeit.
Die Quintessenz des Ganzen:

Sowas mache ich nur nochmal bei optimalen Bedingungen.

Das heißt:

  1. Es ist genug Platz für ein Kamerastativ. Das ist – glaube ich – das Wichtigste: Perspektive festnageln!!! Dann kann man nämlich nachher einmal(!) in einem Bild die nötigen Perspektivkorrekturen vornehmen und diese auf alle anderen Bilder übertragen. Mit anderen Worten: Schon bei der Aufnahme schaffe ich die Voraussetzungen, damit ich es bei der Bildverarbeitung später einfacher habe.
  2. Es ist genug Platz, um mit einer mittleren Brennweite zu arbeiten. Kein Problem mehr mit Weitwinkel-Verzerrungen in Form von langen Füßen. Am besten gleich eine Festbrennweite, damit man direkt auch ein versehentliches Verstellen der Brennweite ausschließen kann.
  3. Ich habe idealerweise einen vollständigen (=vierseitigen) Rahmen, in den sich die Leute komplett hereinstellen können. Das eliminiert das Fußboden-Problem vollständig. Kein Strecken oder Stauchen von Bildanteilen mehr, damit der Türrahmen auf allen Bildern an gleicher Stelle endet. So kann ich schon in Lightroom genau auf die äußeren Kanten des Rahmens schneiden, und die Bilder vor der Verarbeitung zur Collage in Photoshop mit festgelegter Bildhöhe exportieren, und schon sind alle Einzelfotos automatisch exakt gleich hoch.

Damit sollten dann alle Bilder weitestgehend automatisiert verarbeitbar sein und die gleichen Abmessungen haben. Damit müsste ich es dann beim Zusammensetzen zur Collage auch bedeutend(!) einfacher haben – denke ich mir. Werde ich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit herausfinden.

Bis bald.

Pärchenshooting an der Burg Linn

Moin.

Kürzlich hatte ich die Ehre, mit Sandra und Markus eine kleine Runde um die Burg Linn in Krefeld zu drehen, um ein paar Pärchenfotos von den beiden zu machen. Anlass ist – wie so oft bei Pärchenfotos – die bevorstehende Hochzeit.

Nachdem wir unseren Termin schon dreimal wegen Krankheit und/oder Wetter hatten verschieben müssen, erwischten wir nun einen für diese Jahreszeit traumhaft schönen Tag mit nur wenigen Wolken und reichlich Sonne.

Warum die Burg als Location? Ehrlich gesagt, nicht unbedingt wegen der Burg selber. Ich finde nämlich auf den meisten Fotos, wo jemand vor einer Sehenswürdigkeit fotografiert wird, die Konkurrenz zwischen dem eigentlichen Fotosubjekt (hier also meinem Pärchen) und der Sehenswürdigkeit als Hintergrund (hier die Burg Linn) viel zu groß. Da fragt man sich oft, was denn nun eigentlich fotografiert werden sollte. Zwar ist die Person im Vordergrund vielleicht sichtbar, aber einfach nicht der eindeutige Inhalt des Fotos. Die Person könnte vielmehr auch ein zufälliger Passant sein, der beim Fotografieren der Sehenswürdigkeit ins Bild geraten ist. Das mag ja für Urlaubsschnappschüsse der Marke “Ich war hier” absolut OK sein, ist aber nicht wirklich mein Maßstab für Portraitfotos. Da geht es mir dann doch deutlich mehr um die jeweilige(n) Person(en).

Warum dann also Burg Linn? Ganz einfach, weil es dort tausend verschiedene Mini-Locations gibt. Alte Backsteinmauern, verputztes Mauerwerk in verschiedensten Erhaltungszuständen, Vorsprünge, Türen und Tore, Freiflächen, Bäume und Wasserflächen. Alles da, was das Outdoor-Fotoshooting-Herz begehrt. Und das alles nur ein paar fußläufige Minuten vor meiner Haustür. Wer kann dazu schon nein sagen?

Hier mal ein paar Bilder vom Shooting, damit Du einen Eindruck bekommst, warum ich von der Burg Linn als Location so angetan bin:

Und ja, natürlich habe ich dann – in Abkehrung von dem, was ich in diesem Blogpost anfänglich geschrieben habe – doch auch ein Foto gemacht, bei dem das Burggemäuer nicht nur als mehr oder weniger abstrakter Hintergrund in Erscheinung tritt, sondern auch erkennbar ist – jedenfalls für diejenigen, die sich hier vor Ort auskennen. In diese Kategorie fällt zwar auch schon das Foto von den beiden vor dem grünen Tor in der obigen Collage, aber es geht auch mit noch mehr Umgebung.

Allerdings habe ich dann bei diesem Foto durch eine gezielte Bearbeitung der Helligkeitszonen im Foto kräftig daran gedreht, dass mein Pärchen immer noch im Vordergrund steht und ins Auge fällt. Ich habe spaßeshalber mal das fertige Foto (links) mit dem Foto, wie es aus der Kamera kam (rechts) nebeneinandergestellt. Daran kannst Du sehen, dass ich den Bereich, in dem mein Pärchen steht ordentlich aufgehellt und den Rest relativ kräftig abgedunkelt habe. Dadurch heben sich die beiden vom “Postkartenhintergrund” ab, und sind immer noch als Hauptmotiv erkennbar.

Ich würde sagen, wir waren bei dem Shooting recht erfolgreich. Rund 2 Stunden sind wir um die Burg (genauer: eigentlich nur um einen Teil der Vorburg) gekreist und haben eine ganze Reihe verschiedener Fotos zusammen bekommen.

Dabei hat sich auch mal wieder bewahrheitet, dass man manches Mal einfach nur eine Kamera mit dem einen oder anderen Objektiv braucht. “Natürlich” hatte ich ein kleines Locationwägelchen mit einer kleinen Blitzlichtausstattung mit, d.h. also ein Stativ, einen Sandsack, einen Schirm, einen Reflektorhalter und zugehörige Kleinteile). Reflektoren hatte ich natürlich auch mit. Gleich zwei sogar, falls ich mit dem Diffusor des einen das Sonnenlicht hätte abmildern und zusätzlich mit dem anderen Licht auf mein Pärchen hätte werfen müssen. Habe ich alles nicht gebraucht, weil wir so viele tolle Locations hatten, an denen das Tageslicht – einfach so wie es war – perfekt für die Fotos nutzbar war.

D.h. doch, Moment, die Hülle eines Reflektors wurde zwischendurch mal kurz als Sitzkissen eingesetzt, weil die Mauer, auf die sich der Bräutigam in spe setzen sollte, nicht so ganz trocken war.

Ansonsten habe ich ganz einfach nur mit der Kamera und drei Objektiven (70-200er, 85er, 16-35er) gearbeitet. Einfacher geht’s wirklich nicht.

So. Da sind wir nun am Ende des Artikels angekommen, und da habe ich dann noch eine Bitte: Teile doch den Blogbeitrag – falls er Dir gefallen hat – mit Hilfe der gleich hier unter dem Beitrag vorhandenen Social-Media-Knöppchen mit Deinen Freunden.

Lichtzufälle im Fotostudio

Hallo. Schön, dass Du wieder hier reinschaust. Dass ich kürzlich ein Testshooting angesetzt hatte, habe ich ja vor ein paar Tagen schon einmal berichtet. Während es in dem dortigen Blogpost um die vier von mir getesteten Varianten ging, wie man einen weißen Studiohintergrund bekommt, geht es heute mal wieder um die Unvorhersehbarkeiten und Zufälle bei einem Fotoshooting.

Wir hatten ziemlich zu Beginn des Shootings alles für ein einfaches „One-Light-Setup“ vor weißem Hintergrund eingerichtet, also ein oder zwei Blitze auf den Hintergrund gerichtet und als einziges Licht auf dem Model eine relativ große Octabox. Beim Fotografieren dieses Sets stellte sich aber heraus, dass der Aufbau mit dem Hauptlicht von links für unser Model seitenverkehrt war. Zwecks Ausrichtung zum Hauptlicht musste sie sich aus ihrer Sicht nach rechts drehen. Ihr „natürliches“ Standbein war aber ihr linkes Bein, so dass sie zunächst immer das aus Sicht der Kamera hintere Bein – also ihr rechtes – beugte. Und das ist ja aus Blickrichtung der Kamera dann ja tendenziell unvorteilhaft. Wir mussten bei dieser Ausrichtung also ständig darauf achten, dass sie ihr rechtes Bein zum Standbein machte und das linke Bein beugte. 

Also haben wir das Setup umgedreht, damit die Pose ihrer natürlichen Haltung besser entsprach und wir nicht ständig auch auf dieses Posingdetail achten mussten. Ich habe also meinen Assistenten, Jörn, gebeten, die Octabox rechts vom Model (aus Sicht der Kamera) zu positionieren. Jörn rollte das Stativ mit der Octabox auf die andere Seite und richtete es zu Sandra hin aus. Das führte dann zu einem intensiven Helligkeitsanstieg in Sandras Gesicht und auf ihrem Körper. 

Wie das? 

Naja, ganz einfach: Wie Du letzte Woche vielleicht schon gelesen hast, konnte ich den Raum nicht abdunkeln, und hatte jede Menge Tageslichteinfall durch Oberlichter. Und nun traf durch die neue Ausrichtung der Octabox eine Menge Sonnenlicht auf den weißen Frontdiffusor der Octabox und verwandelte sie so in einen großen Reflektor. Und damit hatte ich plötzlich eine ganz tolle Lichtsetzung mit dem Tageslicht in meinem „Fotostudio“.

Und dann habe ich natürlich das Naheliegendste gemacht: Den Blitzauslöser von der Kamera gezogen, und mit dem von der Octabox reflektierten Sonnenlicht fotografiert, solange es eben da war.

Et voilá: Available Light im Studio.

Das war zwar nicht unbedingt im Sinne der für das Shooting geplanten Tests, versprach aber gute Fotos. Blitzsetups konnte ich dann auch weiter testen, wenn die Sonne weitergewandert oder hinter der nächsten Wolke verschwunden war.

In diesem Sinne: Augen offen halten und bereit sein, Pläne umgehend an die Realitäten anzupassen. Kann helfen, zu guten Fotos zu kommen.

Hier nochmal das Resultat in voller Größe:

Soweit für heute. Viel Spaß weiterhin beim Fotografieren. Und es würde mich freuen, wenn Du diesen Blogpost mit Deinen Freunden und Fotobuddys teilst. Die entsprechenden Social-Media-Buttons dafür findest Du gleich hier unten unter dem Blogpost. 

Bis bald.

Vom weißen Studiohintergrund…

Also, es gibt ja echt mehrere Arten, bei einem Portrait im Fotostudio einen weißen Hintergrund hinzubekommen.

Ein paar davon habe ich bei einem Testshooting mit Sandra mal ausprobiert. Als Basis für den Hintergrund gab es natürlich erstmal die Mutter aller Studioaufbauten: Eine Rolle weißen Hintergrundkarton auf Füßen, siehe nebenstehend, rechts außen im Übersichtsbild.

Ganz normaler Tetenal-Karton. Aber wie Du sicherlich weißt, wird weißer Karton im Foto nicht weiß dargestellt, wenn er nicht gezielt aufgehellt wird. Denn das (Blitz-)Licht, mit dem man das Model beleuchtet, ist ja in aller Regel um ein Vielfaches heller, als das Umgebungslicht. Daher wird der eigentlich weiße Karton, wenn er eben nur vom Umgebungslicht beleuchtet wird und maximal etwas Streulicht der Hauptlichtquelle für das Model abbekommt, eben ein mehr oder weniger dunkler #Shade of Grey Gray. (‘Tschuldigung. Ich konnte einfach nicht widerstehen…)

AAAAAAlso muss da irgendwie Licht auf den Hintergrund. Und das geht zum Beispiel so:

Methode 1: einen Blitz aus zentraler Position auf den Hintergrund feuern

Eine klassische Methode ist sicherlich, einen Blitz auf den Hintergrund zu richten und dessen Leistung solange erhöhen, bis der Hintergrund schön weiß ist. Mit nur einem Blitz, der zentral vor dem Hintergrund positioniert und im späteren Foto durch das Model verdeckt wird, bekommt der Hintergrund typischerweise einen je nach Reflektor mehr oder weniger großen Hotspot und zu den Rändern hin nachlassende Helligkeitswerte. Für eng geschnittene Fotos – oder wenn mir der Helligkeitsverlauf zu den Rändern hin egal ist, komme ich also mit nur einem Blitz durchaus gut hin.

Der Hintergrund auf diesem Bild hier links wurde zum Beispiel genau so gemacht. Der Blitz steht auf einem Bodenstativ hinter dem Model und ist mit einem 120° Weitwinkelreflektor versehen. Ergebnis: Der Hintergrund des Fotos weist links nach rechts und oben nach unten eine nahezu gleichmäßige Helligkeit auf. Es gibt nur ein minimalen, nicht wirklich störenden Helligkeitsverlust von ein bis zwei Prozent.

Der große Vorteil dieser Methode ist – neben dem minimalistischem Materialeinsatz-, dass ich mir aufgrund der Ausrichtung des Blitzes ziemlich sicher sein kann, keine Probleme mit Flares oder Kontrastminderung durch direktes Blitzlicht zu bekommen.

Ist mehr Hintergrund im Bild, lohnt es sich vielleicht eher zwei Blitze von der Seite auf den Hintergrund zu richten, daher nun also:

Methode 2: mehrere Blitze von links und rechts auf den Hintergrund setzen

Wenn Helligkeitsverläufe stören, oder größere Bildausschnitte nötig sind, setzt Du am Besten mindestens 2 Blitze auf den Hintergrund, einen von links und einen von rechts. Wenn Du die Blitze so ausrichtest, dass sich die “Lichtkegel” kreuzen, der rechte Blitz also auf die im späteren Foto linke Hälfte des Hintergrund gerichtet ist und der links stehende Blitz auf die rechte Hälfte des Hintergrund, bekommst Du nahezu automatisch eine ziemlich gleichmäßige Ausleuchtung hin.

Exkurs: Ich kontrolliere die Gleichmäßigkeit meiner Hintergrund-Ausleuchtung übrigens nicht mit einem Blitzbelichtungsmesser (habe ich ganz einfach – noch – nicht), sondern indem ich ein Foto des gesamten Hintergrund mache und den dann in Lightroom mit der Maus abfahre. Im Entwicklungsmodul von Lightroom werden nämlich unterhalb des Histogramms die Helligkeitswerte der RGB-Farbkanäle an der Position des Mauszeigers in Prozent angezeigt. So kann man auch ohne Handbelichtungsmesser die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung ziemlich gut überprüfen. Zurück zum eigentlichen Thema.

Der Vorteil dieser Methode der Ausleuchtung ist ganz klar eine größere Fläche mit gleichmäßiger Ausleuchtung.
Der Nachteil ist, dass durch die seitliche Positionierung der Blitze unter Umständen von den Reflektorkanten direktes Blitzlicht in Richtung Kamera geworfen werden kann. Hier drohen Flares und Kontrastverluste. Nicht, dass das in jeder Konstellation auftreten muss oder man das nicht einfach durch ein paar Abschatter (notfalls aus Klebeband, oder einer Jacke, die auf ein Stativ gehängt wird…) beheben könnte, aber man sollte sich der “Gefahr” bewusst sein, das Setup daraufhin überprüfen und nötigenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen können.

Ach und noch etwas: Die auf den Hintergrund gerichteten Blitze sollten tendenziell ein Stück höher positioniert sein, als die Kopfhöhe des Models, und leicht nach unten gerichtet werden – jedenfalls wenn es “nur” 2 Blitze sind. Denn je nach Abstand vom Model zum Hintergrund reflektiert der Hintergrund ja das auf ihn geworfene Licht zurück auf das Model und sorgt damit für eine Lichtkante z.B. an Schultern, Hals und Wangen. Und damit dabei nicht Teile der Kleidung (Kragen etc.) für aufwärtsgerichtete Schatten sorgen, sollte das vom Hintergrund auf das Model reflektierte Licht tendenziell leicht von oben kommen.

Soweit, so bekannt. Dann habe ich beim Testshooting aber noch eine Methode ausprobiert, die mir niemals in den Sinn gekommen wäre, wenn ich nicht einen gewissen Herrn Krolop auf einem Workshop davon hätte reden hören, bzw. seine Demonstration dieser Methode in seiner Videostrecke WMMFOEBNTS (was das heißen soll könnt ihr hier nachschauen…) gesehen hätte:

Methode 3: einen Blitz von hinten DURCH den Hintergrund feuern

Ja, so habe ich wohl auch geschaut. Freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der da erstmal gestutzt hat. Aber es ist völlig logisch: Mit genug Lichtleistung kommt man durch alles durch. Es gibt keine Probleme mit Flares dank direkter Blitzlichteinstrahlung und bei in der Breite beengten Verhältnissen ist das eine klasse Lösung für einen weißen Hintergrund.

Aber das klappt nur, wenn man einen hinreichend starken Blitz hat und/oder das Umgebungslicht im Raum beeinflussen kann.

Schau nochmal auf das iPhone-Foto ganz oben vom Setup. Was siehst Du? Genau, jede Menge Tageslicht kommt durch Oberlichter (und eine auf dem Bild nicht sichtbare, riesige Fensterfront) in den Raum hinein. Die Räumlichkeit, die ich bei meinem Testshooting nutzen konnte (ich habe kein eigenes Studio), ließ sich nicht halt nicht abdunkeln. Für ein Studioshooting nicht unbedingt schlimm, denn bei ISO 100, Blende 11 und 1/125 sec. bleibt auch in einem hellen Raum nicht viel Umgebungslicht im Foto übrig. Aber mein 500ws-Blitz aus zentraler Position hinter dem Hintergrund mit dem 120° Reflektor lieferte dann zunächst mal das hier:


Interessantes Ergebnis, oder? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mittels eines durch den Hintergrundkarton geschossenen Blitzlichts aus einem weißen Hintergrundkarton einen grau-marmorierten Hintergrund zu machen. Das ist gleich mal “für später” gespeichert.
Im Sinne des Experimentes (weißer Hintergrund) fehlen hier aber noch einige Blenden Lichtleistung.
Nungut, dann also ISO rauf und Blende runter. Ergebnis bei ISO 200 und Blende 5.6:

Ergebnis: Es reicht nicht. Unnötig zu erwähnen, dass der Blitz hierbei auf maximaler Leistung, also 500ws, stand. Was aber jetzt schon klar wird: Es fehlen immer noch mindestens 2 Blenden bis ich wenigstens in der Bildmitte in die Region von “weiß” gekommen wäre. Ich hab das mal in Lightroom simuliert: Um einen flächendeckend weißen Hintergrund zu bekommen, musste ich den Belichtungsregler um sage und schreibe 4 Blenden hochziehen

Damit hätte ich mir dank des großzügigen und unkontrollierbaren Tageslichts im Raum die Lichtsetzung auf mein Model nicht nur sparen können, es wäre sogar schon prächtig überbelichtet gewesen.

Und noch eine Erkenntnis: Mein Hintergrundkarton bekommt beim Durchleuchten einen wirklich fiesen Gelbstich, solange man jedenfalls nicht in den Bereich der Überbelichtung auf allen Farbkanälen kommt. Das wäre dann wohl ohnehin eher was exklusiv für SW-Fotos.

An der Stelle jedenfalls, also in diesem hellen Raum und mit den mir zur Verfügung stehenden Blitzen, war das Experiment Hintergrundbeleuchtung mittels “Durchschießen” gestorben. In Räumen mit kontrollierbarem Umgebungslicht, oder mit erheblich(!) stärkeren Blitzen, oder wenn man den Hintergrund auf einem SW-Bild mal nur grau marmorieren will ist das aber eine valide Option.

An dieser Stelle darf ich übrigens noch Jörn vorstellen, siehe obige Fotos. Er hat mir an dem Tag beim Testshooting als Assistent geholfen.

So. Eine Variante für einen weißen Hintergrund habe ich noch ausprobiert:

Methode 4: Große Softbox als Hintergrund nutzen

Ganz einfache Sache: Du stellst Dein Model einfach vor eine möglichst große Softbox, die von einem Blitz befeuert wird. Et voilá: Ein gleichmäßig reinweißer Hintergrund.

Der Vorteil: Wenig Arbeit beim Aufbau. Kein Hintergrundsystem, keine Kartonrolle, keine Blitze zur Aufhellung des Hintergrund, die auch noch bestmöglich ausgerichtet werden müssen. Stattdessen einfach ein niedriges Stativ, ein Blitz und eine große Softbox.

Der Nachteil: Selbst wenn man die Softbox in einem 45°-Winkel nach oben strahlen lässt fängt man sich natürlich prächtig viel Licht und damit Kontrastminderung ein. Das lässt sich in aller Regel durch eine Absenkung der Schwarzwerte und eine Anhebung des Kontrastes in der Bildbearbeitung aber wieder einfangen. Man braucht aber wirklich eine ziemlich große Softbox. Mit meiner 150cm Octabox bin ich für ein Kopf-Schulter-Porträt von Jörn gerade so ausgekommen.

 

So, das waren sie dann auch schon. Diese vier Methoden, einen weißen Hintergrund im Studio hinzubekommen habe ich da mal ausprobiert. Teilweise mit Erfolg, teilweise mit überraschenden Erkenntnissen. Ich hoffe, Du konntest hiervon etwas mitnehmen. Viel Spaß weiterhin mit der Fotografie und “Bis bald”.

Ach, und wenn Du bitte diesen Blogbeitrag hier in den diversen sozialen Netzwerken teilen könntest, wäre ich höchst hingerissen. So gerne ich den Beitrag für Dich geschrieben habe, freue ich mich doch immer, wenn Dein Fotobuddy ihn auch liest. Ich habe deshalb extra für Dich die passenden “social-media-Knöppchen” gleich hier am Ende des Beitrags eingebaut. Klick! Danke!!

Abstand + Blende * Brennweite = “guter” Hintergrund

Ja doch, ich kann das “Och nöööö!” schon hören. Nicht schon wieder irgendwelche Weihnachtsbaumbokehbilder. Ich geb’s ja zu: Weihnachten ist gerade vorbei, und vermutlich könnt ihr vor lauter weihnachtlich angehauchter Fotos kaum noch geradeaus schauen.

ABER mir sind gerade vom just vergangenen Weihnachtsfest ein paar wunderbar geeignete Beispielbilder in die Hände geraten, und da wollte ich mal was zu den Zusammenhängen zwischen Blende, Abständen, Brennweite und der Wiedergabe des Hintergrundes in einem Foto sagen. Und da eignen sich nunmal Fotos mit Weihnachtsbaumbeleuchtung im Hintergrund ganz prima als einprägsames Beispiel. Denn anhand der Größe der Lichtkreise, die die einzelnen Lämpchen der Weihnachtsbeleuchtung ergeben, kann man eindrücklich die Veränderung des Hintergrunds sehen.

Hier also erstmal eine kleine Bildreihe als Beispiel mit ein paar zufällig im Haus anwesenden Models. Der Abstand zwischen meinen Modellen und dem Weihnachtsbaum blieb immer gleich. Nur die Brennweite, die Blende und mein Abstand zu den Modellen (und damit meine Fokusdistanz) hat sich verändert.

links: 60mm f/2.8 // rechts oben: 85mm f/2 // rechts unten: 85mm f/1.8 + kurzer Abstand

Und was sagt uns das?

Ganz einfach: Es sagt uns, dass der Hintergrund bei sonst gleichbleibenden Gegebenheiten tendenziell immer unschärfer wird,

  1. je größer die Blendenöffnung ist (also je kleiner die Blendenzahl ist),
  2. je länger die Brennweite ist und
  3. je geringer die Distanz zwischen Fotograf und Modell – und folglich die Fokusdistanz – ist.

Für wen das nun keine wirkliche Überraschung ist, darf an dieser Stelle gerne aus dem Blogpost aussteigen. Ich bitte trotzdem darum, den Post zu teilen, denn möglicherweise ist das hier für den einen oder anderen in eurem Social-Media-Freundeskreis doch noch eine Neuigkeit.

Und hier noch die Erläuterungen zu den drei obigen Punkten:

zu 1. – die Sache mit der Blendenöffnung:

Bei Blende 2.0 habe ich eine viel geringere Schärfentiefe als bei Blende 5.6. Der unscharfe Bereich hinter meiner Fokusebene beginnt also deutlich früher, weshalb bei gleichbleibenden Abständen der im Foto sichtbare Hintergrund bei offeneren Blenden schon deutlich mehr weichgezeichnet wird, als bei mittleren oder gar ziemlich weit geschlossenen Blenden. Hier einmal ein paar Bildbeispiele, bei denen außer der Blende nichts verändert wurde:

85mm f/5.6
85mm f/2

Wenn ich also so richtig unscharfe Hintergründe haben möchte, komme ich an richtig offenblendigen Objektiven im Zweifel nicht vorbei. Und mit “richtig offenblendig” meine ich Festbrennweiten mit Offenblende 1.8 oder größer (bzw. kleiner; je nachdem ob die Blendenöffnung oder die Blendenzahl gemeint ist). Denn wenn ihr mal ganz oben im linken Beispielbild nachschaut, ist selbst bei Blende 2.8 und mittlerer Brennweite der Hintergrund noch nicht wirklich sehr weich, sondern hat noch viel Struktur.
Auf einigermaßen verlorenem Posten ist man hier jedenfalls mit den typischen Consumer-Kitobjektiven, die am Tele-Ende regelmäßig f/5.6 als Offenblende haben. Da muss ich schon sehr weit in den Telebereich gehen, und eine ziemlich große Distanz zum Hintergrund haben, damit der dann einigermaßen weichgezeichnet wird.

zu 2. – die Sache mit der Brennweite

Durch eine längere Brennweite wird – wiederum bei gleichbleibenden Abständen – der Hintergrund deutlich unschärfer, insbesondere, wenn ihr richtig in den Telebereich reingeht. Auch hierzu habe ich ein Bildbeispiel für euch mit meinem 70-200er gemacht. Ich stand bei beiden Fotos an der gleichen Stelle, ca. 4m vom Weihnachtsbaum entfernt, und habe manuell auf ca 1.5m Distanz fokussiert. Das eine Bild ist mit 70mm Brennweite aufgenommen, das andere mit 200mm.

70mm f/2.8

Aber Achtung: Dabei verkleinert sich natürlich auch der aufgenommene Bildausschnitt, je weiter ihr in den Telebereich geht. Entsprechend enger ist das Bild um euer Model geschnitten. Wird euch Bildausschnitt dann zu eng und müsst ihr entweder wieder etwas mehr in der Brennweite zurückgehen oder mit eurer Kameraposition zurückweichen. Mit beidem wirkt ihr allerdings der Weichzeichnung des Hintergrunds aufgrund der Brennweite natürlich wieder entgegen.

Willkommen im Land der tausend Kompromisse: der Fotografie.

zu 3. – die Sache mit der Fokusdistanz

Verkürze ich den Abstand zur fotografierten Person, verringere ich natürlich entsprechend meine Fokusdistanz. Bei gleichbleibend weit entferntem Hintergrund wird dieser dann deutlich unschärfer dargestellt. Auch dazu ein Beispiel mit gleichem Abstand zum Weihnachtsbaum, mein Modell soll hier mal der Blitz sein (die Kinder waren im Bett). Für das zweite Bild bin ich einfach näher herangegangen und habe – bei gleicher Brennweite, gleicher Blende und gleichem Abstand zwischen “Model” und Weihnachtsbaum – eine entsprechend kürzere Fokusdistanz gehabt.

Wie ihr seht hat sich dabei natürlich auch wieder mein Bildausschnitt verkleinert – logisch bei gleichbleibender Brennweite.

Im Prinzip sieht das hier bei Nr. 3 (Fokusdistanz) ähnlich aus, wie bei Nr. 2 (Brennweite), wenn auch die Unterschiede zwischen den beiden Bildern nicht ganz so krass sind wie bei den Beispielbildern zu Nr. 2. Aber die Ähnlichkeit ist auch wieder einigermaßen logisch, beim Fokussieren werden ja Linsengruppen des Objektivs verschoben. Entweder durch eine Auszugänderung, d.h. ein Tubus mit Linsen wird nach vorn heraus geschoben, oder es wird innerhalb des Objektivs eine Linsengruppe verschoben (oder eine Kombination aus beidem). Jedenfalls bewirkt dies letztlich eine Änderung der Brennweite. So gesehen führt die Verkürzung der Fokusdistanz bei dem Objektiv zu einem Zoomeffekt.
Probiert’s mal aus: Nehmt ein beliebiges Objektiv (am Besten sieht man es aufgrund des langen Fokuswegs bei einem echten Makro), und dreht einfach mal manuell den gesamten Fokusbereich durch, während ihr durch den Sucher auf ein beliebiges Ziel schaut. Ihr werdet sehen, dass sich der Bildausschnitt verengt, je näher ihr in Richtung Naheinstellgrenze kommt.

Sodele. Hab ich was vergessen? Naja, ihr könnt natürlich noch den Abstand zwischen Model und Hintergrund vergrößern, was diesen auch wieder unschärfer werden lässt. Allerdings müssen dazu natürlich entsprechend Raum verfügbar und der gewünschte Hintergrund breit genug sein. Denn je weiter ich den Hintergrund ja von meiner Kameraposition entferne, desto mehr davon landet bei gleichem Bildwinkel ja im Bild.

Eine wichtige Sache zum Abschluss:
Ob nun ein mega-unscharfer Hintergrund ein “guter” Hintergrund ist, hängt natürlich ganz von euch und euren Bildvorstellungen ab. Deshalb auch die Anführungsstriche im Titel dieses Posts. Wichtig zu wissen ist, dass es mehrere Stellschrauben gibt, mit deren Hilfe ich einen Hintergrund verschwimmen lassen kann – oder eben nicht. Das ist und bleibt Geschmackssache. Bei den Eingangs als Beispiel verwendeten Bildern mit der 85mm-Brennweite habe ich mir prompt ein “Ich dachte, man kann den Baum auch noch erkennen.” eingefangen. Und ich hatte mich so darüber gefreut, dass ich trotz des knappen Raums so ein nettes Weihnachtslichterbokeh hinter die Kinder gezaubert hatte…

Also: Geschmackssache! Wichtig. Nicht vergessen.