Girl + Car + Night + Flash = Foto

Es war für mich ein ziemlich besonderes Shooting, denn sowas in der Art hatte ich noch nie gemacht.
Angefangen hatte es, als mein Fotobuddy Toto (Facebook) meinte, er hätte Kontakt zu jemandem, der einige ältere, gepflegte Fahrzeuge habe, und ob wir nicht mal damit ein paar Fotos machen sollten.

Klar doch, machen wir.

Also haben wir uns ein Model organisiert, Kim. Gut, also eigentlich ist Kim selber Fotografin, hat aber auch mal gemodelt, würde gut ins Thema passen und hat auf die Anfrage hin “Ja” gesagt.

Wobei “Thema” sich so leicht sagt. Die Stichworte “Auto + Mädel” bedeutet ja – jedenfalls in einer Google Bildersuche – oft eher grobe Geschmacklosigkeit bis Porno.

Also mal ehrlich: Die Menge schlechtestens fotografierter Bilder von weit überwiegend nackten Frauenkörpern in oft ziemlich merkwürdigen bis obszönen Posen vor, in, an oder auf Fahrzeugen jeglicher Gattung und jeglichen Pflegezustandes ist einigermaßen erschlagend. Es ist ja echt nichts dagegen zu sagen, wenn so ein Bild ein wenig knistert oder dezent(!) vorhandene(!) körperliche Vorzüge betont, aber was man in dem Kontext so im Internet zu sehen bekommt, tut gelegentlich schon einigermaßen weh.
Und wenn es dann unbedingt Porno sein soll, kann man auch dieses Sujet (das Wort wollte ich schon immer mal benutzen…) doch bitte sorgfältig und mit Sachverstand fotografieren…

OK, Tschuldigung für den kleinen Exkurs, zurück zum Thema.
Thema sollte also bei uns halt nicht die bloße plakative Darstellung des weiblichen Körpers (und auch nicht die plakative Darstellung des bloßen weiblichen Körpers) vor einem Fahrzeug sein, sondern es sollte eben ein bißchen in Richtung “Lifestyle” gehen. Und da das für uns das erste Mal war, das wir uns an ein solches Thema gewagt haben, firmierte das Ganze bei uns absolut als Testshooting. Um es ‘noch einfacher’ zu machen, haben wir das Shooting für den Abend, zur blauen Stunde, angesetzt. Mit anderen Worten: Wir wussten, dass wir mit rapide nachlassendem Umgebungslicht während des Shootings zu tun haben würden, und dass wir mit unseren Blitzen ein Auto sowie das Model gezielt aus der immer dunkler werdenden Umgebung würden beleuchten müssen.

Es würde – da waren wir uns einig – entweder eine coole Sache oder eine wertvolle Erfahrung werden. Am Ende war es beides – aber ich will ja nicht vorgreifen.

Eine Woche vor dem Termin ist uns nämlich zunächst mal das Auto abhanden gekommen, weil der Besitzer leider verhindert war. Aber unser Model hat den Termin gerettet, indem sie meinte, sie könne da vielleicht was organisieren. Und das hat sie dann auch. Gut, es war dann kein Ford Capri aus den 80ern ….. aber zu einem saucoolen Porsche Panamera sagt man ja wohl nicht gerade nein, oder ;-)? Jedenfalls hat ihr Kontakt zu Sven und dessen spontane Bereitschaft, sein Auto zur Verfügung zu stellen, heftig zum Gelingen des Abend beigetragen. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an alle beide!

Es ist schlußendlich ein lustiger Abend geworden – und das allein ist ja bei einem Shooting schon mal mindestens die halbe Miete. Zudem sind bei Toto und bei mir ein paar wirklich nette Bilder entstanden – jedenfalls nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung. Und das ist gerade für ein „erstes Mal“ sicherlich nicht ganz schlecht. Hier mal ein kleiner Eindruck:

Was also gab es an diesem Abend an Erkenntnissen?

Ein Auto in der Dämmerung auszuleuchten kann materialintensiv und schwierig sein.

Zeitweise waren 4 bis 5 Blitze nur damit beschäftigt, das Auto aus seiner Umgebung zu schälen. Die Blitze waren in aller Regel mit ziemlich engen Reflektorstellungen eingestellt, damit nicht das gesamte Auto einfach in Licht gebadet würde, sondern dessen Formen durch Licht- und Schatten herausgehoben wurden. Dazu gehörte mit fortschreitendem Abend auch ein Blitz IM Auto, der dafür sorgte, dass dort nicht einfach nur ein schwarzes Loch hinter der Windschutzscheibe entstand.

Ein gescheiterter Ansatz des Abends war es übrigens, Licht UNTER das Auto zu bekommen. Was wir auch versuchten führte bestenfalls zu eng begrenzten hellen Spots unter dem Auto. Eine flächige Lichtverteilung, die das Auto vom Boden trennte haben wir nicht hinbekommen. Letztlich völlig logisch, denn der Unterboden des Autos eignete sich ebenso wenig als Reflektionsfläche, wie der relativ dunkle Asphalt an unserer Location.

Fokussieren ist ganz schön schwierig, wenn das Abblendlicht des Autos prächtig in die Frontlinse leuchtet.

Klar: Auto am Abend bedeutet ‚Licht an‘. Das haucht dem Auto Leben ein und macht mitunter nette Strahlenkränze um die Scheinwerfer. Nur: Durch die Kamera schauen und irgendetwas anderes als den Scheinwerfer erkennen war dann kaum noch drin. Kim war machmal nur noch als Schemen erahnbar. Entsprechend hatte auch der Autofokus Mühe, am Model Kontraste zum Arbeiten auszumachen. Angesichts dieser Verhältnisse war die fokusbedingte Ausschussquote bei den entsprechenden Bildern noch erstaunlich gering. Zwar saß der Fokus nicht immer 100-prozentig, aber nur wenige Bilder waren richtig daneben. Überraschend.

Fokussieren ist auch ganz schön schwierig, wenn es dunkel wird.

Nicht wirklich überraschend, oder? Das das Problem vorhersehbar war, ging einfach der Griff zur nächstgelegenen Taschenlampe, mir der dann das Model zum Fokussieren angeleuchtet wurde. Vorher hieß es natürlich „Bitte Augen schließen!“ – oder es wurde nur auf das Kleid geleuchtet, denn das vom Kleid in Gesicht reflektierte Licht reichte zum Fokussieren meist schon aus.

Du musst Dich entscheiden…

… und zwar, welches Übel das Geringere ist. Beim ersten Set des Abends, wo das Model auf dem Boden (aber natürlich auf einem Kissen!) neben dem Porsche saß, hatte ich vom Stativ aus fotografiert. Warum? Nun, weil ich – wenn der Abend dunkler und die Belichtungszeit mithin länger werden würde – mir keine Verwacklungen einfangen und zudem die Kamera auf dem „bestmöglichen“ Blickwinkel auf Auto und Model festnageln wollte. Ist mir auch gelungen – aber zu gut. Ich war sozusagen in die typische Stativfalle getappt: Steht das Stativ erstmal, muss man schon aktiv daran denken, es auch mal umzusetzen, sonst bleibt es einfach stehen und man fotografiert die ganze Zeit von der gleichen Stelle mit dem gleichen Blickwinkel. Und wenn es halt so viele andere Dinge zu bedenken gibt und insbesondere umgebungslichtmäßig die Uhr tickt, kann das auch schon mal untergehen. Ich habe das erste Set jedenfalls in der Tat nahezu durchgängig aus unveränderter Position fotografiert. Doof.

Aber wenigstens ist mir das rechtzeitig vor dem nächsten Set noch ein- und aufgefallen, so dass ich dieses Set dann mal aus der Hand fotografiert habe. Folge: viel mehr Auswahl, was den Blickwinkel angeht – sehr angenehm. Nachteil allerdings: es war inzwischen so dunkel, dass ich bis auf 1/6 sec. Belichtungszeit runtergehen musste, um die Hafenlichter im Hintergrund mit einzufangen. Da aber in unserer Nähe auch die Straßenbeleuchtung aktiv war, fingen sich durch die Lange Belichtungszeit auch das Model und Auto das eine oder andere Photon aus dem Umgebungslicht ein. Zwar bestimmte weitestgehend das Blitzlicht die Belichtung von Model und Auto, so dass die Aufnahmen aufgrund der kurzen Abbrenndauer des Blitzes im Wesentlichen unverwackelt waren, aber dort, wo der Pegel des Blitzlichtes nachließ, sieht man durchaus leichte Verwacklungen bzw. Bewegungsunschärfen.

Sellerie, wie der Franzose sagt. Man kann in so einer Situation eben nicht beides gleichzeitig haben: uneingeschränkte Beweglichkeit und völlige Verwacklungsfreiheit. Mal wieder hat sich gezeigt, dass beim Fotografieren fortlaufend Kompromisse geschlossen werden müssen.

Manchmal ist das Leben einfach.

Zurück zum ersten Set. Wir hatten ja zuallererst die Ausleuchtung des Autos eingerichtet. Dann hatten wir unser Model ins Bild gebracht und dabei deren Sitzposition so gewählt, dass Sie von dem leicht herausstehenden Vorderrad nicht verdeckt wurde. Dann folgte ein kleiner Testschuß und BINGO. Einer der für das Auto zuständigen Blitze gab völlig automatisch ein wunderbares hartes Hauptlicht auf unser Modell. Wir mussten nur noch einen Blitz auf der anderen Seite des Autos tiefer positionieren, weil der über die Motorhaube hinweg auf unser Model strahlte und dadurch eine unschöne Schattenkante entlang ihrer Wange produzierte. Dann noch den für die Felge zuständigen Blitz ein bißchen gedreht und in der Leistung angepasst, und schon hatten wir unser Aufhelllicht. So gelang die Ausleuchtung von Kim ganz ohne zusätzlichen Blitz.

Die einzige “Schwierigkeit” dabei war nur, herauszufinden, welcher Blitz für welches “Problemchen” verantwortlich war. Es standen ja genug Kandidaten herum…

Übrigens: Wenn ihr sowas macht und Helfer vor Ort habt: Bleibt bei eurer Kamera und dirigiert eure Helfer, um die Blitze einzustellen. Hatte ich bei der Gelegenheit auch gemacht, später allerdings bin ich dann auch selber mal von der Kamera zum Blitz gehüpft und wieder zurück. Bringt nix außer Hektik. Wenn ihr bei der Kamera bleibt und von dort aus dirigiert, ist das alles viel entspannter. Und wir hatten an dem Abend an Helfern keinen Mangel. Neben meinem Fotobuddy Toto waren ein weiterer Freund und natürlich noch der Besitzer des Porsche vor Ort.

Vorbei ist vorbei.

Eigentlich war das Licht schon echt weg. Also, so richtig weg, im Sinne von kohlschwarzer Himmel. Trotzdem hatte ich die Idee, noch ein Set auszuprobieren, bei dem das Model im Auto sitzen sollte (Model warm = Model glücklich!). Meine Vorstellung war, dass das Foto rein mit künstlicher Ausleuchtung durch die Blitze zustandekommen sollte, und von daher das fehlende Umgebungslicht irrelevant wäre.

Die dezenten Einwände meiner Helfer ignorierte ich dabei völlig, denn schließlich wollte ich ja FOTOS MACHEEEEEEENNNNNNN….

Nunja, was soll ich sagen: Nach dem ersten Testschuß ereilte mich dann aber doch sehr schnell die Einsicht, dass ich da auf einem Irrweg war, und dass ich mir diese Bildidee mal für später aufbewahren sollte. Wenn es vorbei ist, ist es auch einfach mal gut.

Putzen, bis der Arzt kommt…

Man sollte sich echt nicht täuschen lassen: Auch ein super gepflegtes und auf den ersten Blick sehr sauberes Auto sollte man wohl nochmal intensiv im Hinblick auf restliche Wasserflecken unter die Lupe nehmen. Was habe ich mich bei der Nachbearbeitung geärgert. Dabei sah der Porsche so top gepflegt aus. War er auch. Aber trotzdem habe ich Wasserflecken wegstempeln müssen wie ein Weltmeister. Anscheinend kommen die bei Beschuss mit Blitzlicht nochmal besonders gut zur Geltung.
Und es ist ja nicht so, als hätte ich nicht vorsorglich ein bißchen Material zur Autopflege dabei gehabt. Ein Kanister mit Wasser, ein Eimer und diverse Lappen; hatte ich alles im Kofferraum. Aber als Sven mit dem Auto ankam, sah das so picobello sauber aus, so dass wir uns da nicht weiter drum gekümmert haben. Alles gut.
Bis zur Nachbearbeitung der Fotos.

Nunja, beim nächsten Shooting mit Autobeteiligung wird das Auto vorher definitiv nochmal genauestens unter die Lupe genommen und porentief gereinigt.

Also, viel gelernt, viel gelacht und ein paar nette Fotos gemacht. Insgesamt also ein gelungenes Shooting, das in jedem Fall irgendwann nochmal neu aufgelegt wird.

Fensterlicht

Irgendwie ist ja immer das gleiche: Wenn ich zu einem Shooting fahre, ist mein Auto in der Regel ganz schön vollgepackt. Hintergrundsystem, Blitze, Lichtstative, Schirme, Softboxen, Reflektoren, Sandsäcke etc.. Eine Riesenschlepperei.

Und dann vor Ort? Oft genug entstehen die besten Fotos ganz einfach mit dem Licht, dass ohnehin durch die Fenster in die Wohnung meiner Kunden fällt. Wie oben zum Beispiel.

Superschönes, weiches Licht von der Seite, so dass das Gesicht schön modelliert wird.

In der Wand links vom Model (vom Fotografen aus gesehen), waren drei relativ kleine Fenster, die diese Szene für die Aufnahmewerte von ISO 800, f/2.8, 1/100sec. absolut hinreichend ausgeleuchtet haben – und zwar bei relativ diesigem Wetter.

Klar, über eine große Softbox von links oder einen größeren Diffusor, hinter dem ein Blitz steht, hätte ich ein genauso weiches Licht künstlich setzen, und damit meinen ISO-Wert in den Keller drücken können. Mit einer solchen  Fensterlichtsimulation hätte ich aber nur ein vergleichsweise kleines Stück Raum ausleuchten können.  Zudem wäre noch ein zusätzlich ein Aufhelllicht für die Schattenbereiche nötig gewesen. Ich hätte also mein Model nur in einem sehr begrenzten Stück Raum fotografieren können – na herzlichen Dank. Erklärt ihr mal einem kleinen Kind, dass es jetzt mal kurz genau “DA” stehen bleiben muss, damit der Fotograf ein gut ausgeleuchtetes Foto machen kann… Wünsche viel Erfolg dabei.

Die Fenster hingegen sorgten im kompletten Wohnbereich für eine super weiche Ausleuchtung; ich musste nur die Empfindlichkeit meiner Kamera ein bißchen aufdrehen, und schon konnte ich einfach drauf los fotografieren. Aufbau und Einrichtung der Fensterlichtsimulation zuzüglich der Positionierung meines Modells im “Sweet-Spot” hätten dagegen wieder mehr Zeit erfordert und die Geduld meines Models vermutlich weit über Gebühr strapaziert. Und dass ich mein Modell nicht an einer bestimmten Stelle im Raum festnageln muste, machte dieses Foto überhaupt erst möglich.

Und die Moral von diesem Blogpost? Den ganzen Kram zu Hause lassen und nur noch mit Fensterlicht fotografieren? Besser mal nicht darauf verlassen, den Murphy ist ein … und schlägt immer wieder zu. Also sollte man schon für alle Eventualitäten gerüstet sein, aber eben auch einfach mal durch den Raum schauen und auf das ohnehin vorhandene, natürliche Licht achten. Vielleicht seid ihr dann schon mit allem versorgt, was ihr braucht…

Viel Spaß beim Fotografieren und bis bald.

Wie groß soll denn die Softbox sein?

Diese Frage wurde neulich von einem fotointeressierten Freund an mich herangetragen, der soeben dabei ist, sich in den immerwährenden Malstrom der ewigen Fotozeuchmaterialbeschaffung zu stürzen. Gott sei seiner Seele gnädig…

Wie auch immer, jener Freund erhoffte sich natürlich ein paar konkrete Tipps und Hinweise, die ihm dazu verhelfen sollten, aus der schier unendlichen Masse angebotener Softboxen für seinen Systemblitz die genau für ihn richtige auszuwählen. Eine schier unglaubliche Erwartungshaltung. Denn wie immer in der Fotografie lautet die Antwort hier natürlich auch (und jetzt alle gemeinsam:)

ES KOMMT DARAUF AN.

Seufz. Mal wieder. Also, worauf kommt es diesmal an?

Naja, die Stichworte sind zum Beispiel: Anwendungszweck, gewünschte Lichtqualität, und gewünschter/nötiger Arbeitsabstand. Doch der Reihe nach:

Anwendungszweck:

Das ist grundsätzlich schnell erklärt. Wenn ich Produktfotograf für Schmuck oder andere Kleinteile bin, komme ich tendenziell mit einer ziemlich kleinen Softbox hin (z. B. 40×40 cm), weil die im Verhältnis zu den fotografierten Objekten schon ganz schön groß ist.

Möchte ich regelmäßig Personengruppen, Elefanten oder Autos ausleuchten, muss es halt etwas größer werden. Da ist dann auch eine 150cm Octabox nicht unbedingt übertrieben.

Für die folgenden Schilderungen gehe ich einfach mal von dem Anwendungszweck meines Freundes aus: Portraits von Einzelpersonen.

gewünschte Lichtqualität:

Gemeint ist hier vor allem der Grad der Härte des Lichtes. Der Zusammenhang zwischen der relativen Größe der Lichtquelle und der Härte des Lichtes ist bekannt? Wenn nicht, bitte hier entlang und mal einen kurzen Blick auf die Grundlagen werfen. Ich warte solange.

So, zurück? Oder gar nicht weg gewesen? OK, dann geht es weiter.

Wie hart oder weich ich mein Licht mache, basiert ja idealerweise auf zwei Dingen:

a) Auf den lichtbezogenen Erfordernissen der fotografierten Person
b) Auf dem persönlichen Geschmack

Bei b) kann ich nicht viel helfen. Schaut euch um. Schaut viele Bilder an, findet heraus, welche euch gefallen und findet dann heraus, wie sie wohl gemacht wurden. Ihr werdet mit der Zeit herausfinden, welche Sorte Licht euch im jeweiligen Anwendungsfall mehr zusagt. Experimentiert. Leiht euch von einem Kumpel mal das eine oder andere Lichtformerchen aus und lebt nach dem Grundsatz ‚probieren geht über studieren‘. Das braucht allerdings Zeit und der Geschmack verändert sich ja auch mit der Zeit. Aber nur so geht es.

Zu a): Was zum Teufel sind lichtbezogene Erfordernisse? Naja, mal ganz plakativ und vereinfacht: Von einer jungen Frau mit glatter Haut kann ich auch mit hartem Licht ein durchaus schmeichelhaftes Portrait machen, bei ihrer Oma wird das dann schon schwieriger. Da führt dann der Einsatz harten Lichtes eher zu einem Charakterportrait. Das ist nicht per se zu verdammen, man sollte nur die unterschiedliche Wirkung von hartem vs. weichem Licht kennen und unterscheiden, was denn das Ziel der jeweiligen Portraitsitzung ist. Oder ich fotografiere einen kantigen Kerl, dessen 3-Tage-Bart und Linien dem Gesicht prächtig Charakter geben. Da wäre weiches Licht dann eher kontraproduktiv, denn das würde der Kantigkeit und Ausdruckskraft zuwiderlaufen.

Diese Erfordernisse jedenfalls sind es, die im Zweifel die Wahl des geeigneten Lichtformers bestimmen.

Arbeitsabstand:

In dem oben verlinkten Grundagenartikel hatte ich ja schon mal die Wirkung des Abstands der Lichtquelle von der portraitierten Person angesprochen. Essenz: Je näher dran, desto weicher das Licht, bzw. die Umkehrung: Je weiter weg, desto härter das Licht.

Angenommen, ich habe eine Softbox mit einer Größe von 60x60cm, und weiß, die würde mir bei einer Entfernung von einem Meter den genau idealen Härtegrad an Licht geben. Dann stelle ich folglich  das Stativ mit dem Blitz und der Softbox ca. 1m von der Person entfernt auf, so dass das Licht etwa aus einem 45° Winkel zur Kameraachse von links und leicht von oben kommt. Nun kann ich schön eng geschnittene Portraits von der Person machen.
Was wäre aber, wenn ich der Person Raum in meinem Bild geben will? Wenn also z. B. links von der Person noch negativer Raum vorhanden sein soll?

Voraussichtlich hätte ich dann wohl mein Lichtstativ im Bild und möglicherweise noch einen Teil der Softbox gleich dazu.

Ich müsste also mein Stativ aus dem Bild heraus bewegen. Da ich typischerweise weder den (horizontalen) Winkel meines Lichtes zur Kameraachse noch den vertikalen Winkel des Lichtes zur portraitierten Person ändern möchte, bleibt mir nur der Weg nach hinten und nach oben aus dem Bildfeld der Kamera heraus.

Und was passiert dann?

Meine Lichtquelle wird in Relation zur Person kleiner, das Licht also härter. Um nun ein gleich weiches Licht wie vorher zu bekommen, müsste ich also eine entsprechend größere Softbox nehmen.
(Ja, ich weiß: Ich kann auch einem Galgenstativ versuchen, das Stativ aus dem Bildfeld zu bekommen und die Softbox trotzdem an der annähernd gleichen Stelle zu positionieren; aber hier geht es ja erstmal um Plan A und noch nicht um die Pläne B bis Z).

Insofern bestimmt auch der Arbeitsabstand irgendwo die benötigte Größe der Softbox, denn der Abstand des Lichtformers von der Person ist untrennbar mit der Lichtqualität verbunden.

Sonst noch was?

Ja klar, jede Menge. Neben den idealisierten Abhandlungen darüber, dass die Anforderungen des Motivs, der Bildaussage und der Bildgestaltung die Größe des Lichtformers bestimmen, kommen ja noch ein paar Nebensächlichkeiten hinzu. Zum Beispiel die Größe des Raumes, den ich überhaupt zur Verfügung habe. Gerade wenn ich in der Raumhöhe beschränkt bin, kann ich schlichtweg mein Licht nicht unendlich weit nach hinten ziehen, um massig negativen Raum im Bild zu produzieren, weil ich – je weiter ich nach hinten gehe – ja auch nach oben gehen muss, um das Licht dennoch ein wenig von oben kommen zu lassen.

Heißt übersetzt: Eine große Monstersoftbox nutzt mir da überhaupt nichts, wenn ich die nicht hoch genug fahren kann.

Dann ist da natürlich die Frage der Kosten.

Und die Frage, welche Softbox-Modelle in welchen Größen für meinen Blitz überhaupt verfügbar sind.

Und die Frage, ob das Handling beim Auf- und Abbau der Softbox eine Rolle spielt. Wenn z. B. die Softbox nur einmal aufgebaut und dann im einsatzbereiten Zustand gelagert wird, spielt das keine Rolle. Da ist es egal, wenn der Aufbau fummelig ist. Bin ich aber mit meinem Softboxen ständig unterwegs oder knapp an Lagerplatz, wäre z. B. eine Softbox mit stabiler Schirm-Mechanik eine sinnvolle Sache.

Aha. Und wie hilft das jetzt meinem Freund?

Naja, er weiß jetzt, dass er sich vorrangig mal überlegen sollte, was wohl der vorrangige Einsatzzweck der Softbox sein wird. Und er kennt jetzt ein paar Grundlagen, wie Größe und Distanz der Lichtquelle die Qualität des Lichtes beeinflussen. Und er weiß, dass er sich für Portraits von Einzelpersonen in engeren räumlichen Verhältnissen erstmal am besten eine Softbox mittlerer Größe kauft. Und, dass er für die Abdeckung eines größeren Bildfeldes immer noch zum Schirm greifen kann und wo er sich einen Haufen Zeug zum Experimentieren leihen kann.

Also dann, bis bald.

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Licht sehen – reverse engineering

Einem Foto ansehen – oder sich zumindest vorstellen – zu können, wie es ausgeleuchtet wurde, ist eine praktische Sache. Mitunter eine unmögliche Sache, oft genug aber finden sich in einem Foto wenigstens einige Anhaltspunkte für das zugrundeliegende Beleuchtungskonzept. Man muss im Zweifel nur wissen, wo man hinschaut und worauf man achten sollte. Und ein bißchen Übung bzw. Erfahrung in Sachen Ausleuchtung ist natürlich auch hilfreich. Aber da ja jeder mal irgendwo anfängt, hier mal aus meiner Sicht die Kernpunkte, die helfen, die Lichtsetzung eines Fotos durch einfaches Anschauen zu entschlüsseln:

Es klingt vermutlich einigermaßen offensichtlich, aber das Erste ist, gezielt nach Licht und Schatten zu schauen. Wo ist Licht? Wo ist Schatten? In einem Portrait eignen sich hierfür in aller Regel die Nase und das Kinn. Werfen diese Partien Schatten? Wenn ja, wohin fallen diese?

Das sollte euch etwas über die Ausrichtung des Hauptlichts sagen, und zwar über den Winkel in der Horizontalen zur Kameraachse und über den Winkel in der Vertikalen, also wie steil das Licht auf die portraitierte Person auftrifft.

Auch der Übergang der Schattenbereiche in helle Bereiche verrät etwas, nämlich, ob ein eher
weiches Licht aus einem größeren Lichtformer gesetzt, oder ein hartes Licht aus einem kleinen Lichtformer auf die Person geworfen wurde. Zu den Zusammenhängen zwischen der Größe des Lichtformers und dem Härtegrad des Lichtes siehe meinen Blogbeitrag „Von weichem und von hartem Licht“. Sind die Übergänge hart und wie mit dem Bleistift ins Gesicht gemalt spricht dies für eine kleine Puntklichtquelle, sind die Übergänge verlaufend und soft, war eine eher größere Lichtquelle am Werk.

Hier mal ein paar Beispiele:

hartes Licht: erkennbar an den tiefen und definierten Schatten an Nase und Kinn
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Ein tiefer Blick in die Augen der portraitierten Person verrät möglicherweise auch noch etwas über die Form des als Hauptlichts verwendeten Lichtformers. Die Form des Lichtreflexes – wenn denn einer vorhanden ist – sagt euch, ob z. B. ein Schirm, eine Beauty-Dish oder eine rechteckige Softbox am Werk war.
Im Beispielbild kann man z.B. anhand der Form und der sichtbaren Streben ganz gut erkennen, dass ein Durchlichtschirm am Werk war.

Wie dunkel die Schattenbereiche sind, sagt euch etwas darüber, ob es ein Aufhelllicht gegeben hat und wie stark das Hauptlicht über den Level des Aufhelllichtes eingestellt war. Habt ihr tiefe, richtig dunkle Schatten, war das Hauptlicht im Vergleich zur Aufhellung sehr dominant. Sind die Unterscheide nur geringfügig, war das Hauptlicht vielleicht gerade mal eine halbe Blende heller als das Aufhelllicht. Eine Aufhellung über eine separate Lichtquelle oder einen Reflektor kann man auch oft anhand von Spiegelungen in den Augen der portraitierten Person erkennen. Fehlen diese, war möglicherweise gar keine „künstlich gesetzte“ Aufhellung im Spiel, sondern das „Aufhelllicht“ entstammt dem natürlich vorhandenen Umgebungslicht.

Sind Lichtkanten an Haaren, Wangen, Hals, Schultern oder Armen vorhanden? Nur auf einer oder auf beiden Seiten? Wenn ja, waren Akzentlichter im Spiel, die in irgendeiner Form von hinten auf die Person gestrahlt haben. Wie breit die von den Akzentlichtern erzeugten Lichtkanten sind, verrät wiederum etwas über den Winkel, den diese zur Person hatten.

Akzentlicht auf nur einer Seite bei einem Outdoor-Portrait? Und womöglich auch noch leicht orange eingefärbt? Womöglich war das einfach die Sonne. Wie bei dem Portrait in meinem Blogpost hier.

Also, ihr seht: Ein genauerer Blick auf ein Bild kann durchaus viel über seine Entstehung verraten.

Schnappt euch einfach mal die nächstgelegene Fernsehzeitung, ein Magazin, eine Werbung oder was auch immer, und versucht euch mal an ein bißchen reverse engineering anhand der darin abgebildeten Fotos. Passt aber bitte auf, dass ihr dabei nicht zu lange mit starrem Blick vor irgendwelchen Werbeplakaten oder Zeitungsständen in der Stadt stehen bleibt; könnte etwas komisch aussehen…. Und die Antwort „Ich habe einfach nur die Lichtsetzung des Fotos da analysiert“ glaubt euch auch kein Mensch, nachem ihr minutenlang auf das Cover des aktuellen Playboys geschaut habt… Nur so als kleiner Hinweis am Rande ;-).

Also, bis bald.

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von weichem und von hartem Licht

Man kann ja viele Adjektive verwenden, um die Qualitäten von Licht zu beschreiben. Wenn es in der Fotografie um Lichtformung und Lichtsetzung geht, trifft man aber immer wieder auf ein Wortpaar, das erhebliche Bedeutung zu haben scheint, nämlich WEICH und HART.

Erfahrenen Fotografen werde ich hier nichts Neues erzählen, aber für Einsteiger sind diese Bezeichnungen und die zugehörigen Erläuterungen doch anscheinend immer wieder etwas verwirrend. Daher hier mal mein Versuch der Klarstellung.

Wann also ist Licht weich, und wann ist es hart?

Diese Frage mit einem Blick auf die Übergänge der Schattenbereiche zu den beleuchteten Bereichen hin beantwortet: Sind die Schatten klar abgegrenzt mit scharfen Kanten, die wie mit dem Lineal gezogen sind, spricht man von hartem Licht.
Sind die Übergänge der Schattenbereiche in die hellen Bereiche dagegen wie ein Verlauf, wird es also von Dunkel zu Hell über eine gewisse Strecke graduell heller, spricht man von weichem Licht. Hier mal je ein Bildbeispiel:

weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Woran liegt es, dass Licht weich oder hart ist?

Der Kernsatz lautet: Ob Licht hart oder weich ist, liegt an der Größe der Lichtquelle in Relation zum beleuchteten Fotosubjekt.

Zunächst mal zur Größe der Lichtquelle:

Wenn ich jemanden mit einer kleinen Taschenlampe anleuchte, habe ich extrem harte Schattenbildung. Das liegt daran, dass die von so einer kleinen Lichtquelle ausgehenden Lichtstrahlen sehr direktional sind, und kaum eine Chance haben, zu streuen. Die Person, die ich anstrahle überdeckt die Lichtquelle aus Sicht einer dahinterliegenden Wand komplett, so dass eben kein Streulicht „um die Person herum“ gehen und die harten Schatten der direkt auf die Person treffenden Lichtstrahlen abmildern kann.

Steht dagegen jemand an einem großen Fenster (oder eben vor einer großen Softbox), führt die Größe der Lichtquelle dazu, dass das Licht viel mehr streuen kann, und die angestrahlte Person die Lichtquelle aus Sicht der dahinterliegenden Wand nicht verdeckt. Das Licht aus so einer großflächigen Lichtquelle kann also viel mehr streuen, es gibt viel mehr Leuchtfläche, die Lichtstrahlen aussendet, und infolge dessen gelangt Licht auch besser „um die Person herum“. Aus diesem Grund sind bei größeren Lichtquellen auch die Schattenbereiche nicht ganz so tiefdunkel wie bei hartem Licht, denn durch die größere Streuung gelangt einfach mehr Licht selbst in die am besten abgeschatteten Bereich hinein.

Bei gleichem Abstand von der beleuchteten Person gilt also immer, dass eine kleine Lichtquelle härtere Übergänge der Schattenbereiche in die beleuchteten Bereiche produziert, also härteres Licht hervorruft. Soweit, so klar.

Die Relation zum Fotosubjekt:

Was vielen aber ein bißchen Kopfzerbrechen bereitet, ist die Geschichte mit der „Relation zum beleuchteten Fotosubjekt“. Denn die absolute Größe der Lichtquelle ändert sich doch nicht dadurch, dass ich sie weiter von einer Person entferne. Also müsste doch auch die Lichtcharakteristik gleich bleiben. Oder?

Antwort: Nein, die Lichtcharakteristik bleibt nicht gleich.

Anschaulich erläutern kann man das immer mit der Sonne. Unzweifelhaft ist die Sonne eine ziemlich gigantisch große Lichtquelle. Trotzdem werfen auch kleinste Dinge mittags an einem wolkenlosen Sommertag knallharte Schatten. Warum? Weil sie eben  zu dieser Zeit und in unseren Breitengraden in Relation zu allen Objekten nur eine winzige Punktlichtquelle ist. Sie ist dann unter Umständen sogar so klein, dass ich sie hinter dem Daumennagel meiner ausgestreckten Hand verstecken kann. Genau das ist mit der „Relation zum Fotosubjekt“ gemeint. Es geht dabei also nicht um die immer gleich bleibende, absolute und messbare Größe der Lichtquelle, sondern um die vom Standpunkt des Fotosubjekts aus wahrgenommene Größe.

Die Lichtcharakteristik einer beliebigen Lichtquelle ändert sich also in der Tat dramatisch mit ihrer Distanz vom jeweiligen Fotosubjekt, egal wie groß die Lichtquelle tatsächlich ist. Aus 20 Meter Abstand ist selbst meine 150er Octabox nur eine kleine Punktlichtquelle, die harte Schatten wirft. Sowas wäre dann zwar einigermaßen sinnfrei, aber theoretisch machbar – vorausgesetzt natürlich, ich hätte einen Blitz, der aus dieser Distanz noch eine hinreichende Menge Licht beim Fotosubjekt ankommen lässt. Steht aber die Person direkt vor der großen Octabox, wird sie von deren Licht sozusagen rundherum gebadet und ich habe ein ultraweiches Licht, weil diese Softbox dann nunmal vergleichsweise riesig ist.

Wofür ist das alles überhaupt relevant?

Am Ende geht es ganz einfach darum, zu verstehen, wie man gezielt die Lichtcharakteristik beeinflussen kann. Hartes Licht lässt Details und Strukturen wunderbar hervortreten und betont diese. Weiches Licht ebnet Strukturen ein und lässt sie minimal erscheinen. Ihr wollt ein schmeichelndes Portrait von einer 18-Jährigen mit gut gepflegter, frischer Gesichtshaut machen? Ihr habt die volle Auswahl zwischen ultrahartem und ultraweichem Licht, diese Person kann das vertragen.
Wenn ihr dagegen ein Portrait von eurer Oma machen möchtet, wird diese möglicherweise nicht so wahnsinnig erfreut darüber sein, wenn dank hartem Licht jede Linie im Gesicht wie ein halber Grand Canyon aussieht. Da ist tendenziell eher mega-weiches Licht angesagt.

Es sei denn – und da sind wir dann bei den persönlichen Vorlieben angekommen –  es ist eure Intention, durch die Betonung der Linien im Gesicht eines Menschen dessen Lebenserfahrung und Weisheit darzustellen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Oma die Begeisterung über eure Fähigkeit teilt, mit Licht bestimmte Bildaussagen zu formen…

Alles klar soweit? 😉

Also dann, bis bald.

PS:  Ich freue mich über jeden Leser. Wenn ihr also bis hier unten gelesen habt, seht ihr die Buttons zum Teilen des Blogbeitrags sofort vor euch. Benutzt sie bitte! Vielen Dank!

Müssen Reflektoren teuer sein?

Ihr kennt doch alle diese 5-in-1-Faltreflektoren, oder?

Ich meine diese Teile hier: Innen ein Diffusor mit Federrahmen, über den ein Wendebezug gezogen werden kann, so dass (meistens jedenfalls) eine weiße, eine silberne und eine goldene Reflektionsoberfläche sowie eine schwarze Abschattungsoberfläche zur Verfügung stehen. Von der Form her meistens rund oder oval in den verschiedensten Größen. Und die sich mit einem einfachen Griff wieder zusammenlegen lassen; je größer, je einfacher…*hüstel* (Allerdings: Faltreflektoren zusammenlegen ist Kinderkram gegenüber der Bändigung einer Popup-Strandmuschel am windigen Ostseestrand – nur mal so am Rande…)

So ein Teil mit einem Durchmesser von ca. 1 Meter war mein erster Reflektor. Hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Jedenfalls immer dann, wenn man ihn in einen Reflektorhalter eingespannt und in geschlossenen Räumlichkeiten(!) (Studio, Wohnzimmer, wo auch immer) in Position gebracht hatte.

Dann kam der Tag, an dem ich den Reflektor bei einem Outdoor-Shooting eingesetzt habe.
Und dann kam der nächste Tag. Das war dann der Tag, an dem ich bei California Sunbounce einkaufen ging…

OK, das war vielleicht ein bisschen zu schnell zum Mitschreiben, also nochmal langsam:

An JENEM TAG (*Einblendung von dunklen, bedrohlichen Wolken, Blitz und Donnerschlag*) als ich den Reflektor zum ersten und letzten Mal outdoor einsetzte, fand ein sommerliches Abendshooting statt. Ich war mit dem Model und einem Freund zum Fotografieren verabredet. Alle waren planmäßig da, auch die Abendsonne. Also sollte der Diffusoreinsatz des Rundreflektors zum Einsatz kommen, um aus nächster Nähe zum Model das Licht superweich zu machen. Windig war es eigentlich auch nicht. Gerade mal ein leichter Windhauch war dann und wann zu spüren, sehr angenehmes Wetter für ein Outdoor-Shooting.

Wir haben jedenfalls den Diffusor in den Reflektorhalter geklemmt (die Finger blieben dabei netterweise verschont, was bei meinem Reflektorhalter durchaus einer besonderen Erwähnung wert ist…) und den Reflektorhalter auf ein Handstativ gepflanzt. Dann wurde dieses Konstrukt zwischen Sonne und Model positioniert, und nach den Wünschen des Fotografen ausgerichtet. Da mein Freund und ich uns beim Fotografieren bzw. Assistieren abwechselten, hatte jeder mal das Vergnügen, den Reflektor (a.k.a. „das Segel“) zu halten. Es war schon echt erstaunlich, wieviel Windwiderstand so eine Reflektorfläche von gerade mal 0,78 qm aufbringt, und wie kräftig man sich mit dem Teil in den Händen gegen einen nur leichten Wind stemmen muss. Das fühlte sich schon nach wenigen Minuten so richtig nach Arbeit an. Dabei war die Verwendung des Reflektorhalters aber durchaus schon Gold wert, denn dadurch hatten wir wenigstens gute Fixpunkte zum Anpacken.

Aber das eigentliche Problem kommt erst noch:

Wir kamen nämlich auf die einigermaßen naheliegende Idee, nicht nur den Innenteil mit dem Diffusor zu nutzen, sondern den Reflektor auch zum Reflektieren herzunehmen. Und das erwies sich dann als nahezu unmöglich. Nicht, dass wir es nicht gelegentlich geschafft hätten, Sonnenlicht mittels des Reflektors auf unser Model zu werfen, aber das reflektierte Licht KONSTANT und ZIELGERICHTET auf die in etwa gleiche Position beim Model zu bringen, war schon bei dem leichten Wind kaum möglich. Der leichteste Windstoß führte zu Verformungen beim Reflektor. Dadurch wurde das reflektierte Licht ständig mal mehr und mal weniger gestreut. Und dadurch variierte laufend die beim Model ankommende Lichtmenge. Oder aber die Ausrichtung des Reflektors verschob sich, so dass der Schwerpunkt des reflektierten Lichtes aus dem Gesicht auf die Körpermitte wanderte oder das Model ganz verließ.

Der Reflektor verschwand an diesem Abend jedenfalls ziemlich zügig – sachgerecht zusammengefaltet versteht sich – in seinem Beutelchen, und der Porty hatte seinen großen Auftritt…
In Sachen Reflektor habe ich dann gleich am nächsten Tag den Rundreflektor von California Sunbounce, den SunMover, bestellt. Auf den ersten Blick bietet der deutlich weniger Optionen als so ein 5-in-1-Teil, weil der SunMover ja nur zwei Seiten/Funktionen hat (z. B. Silber/Weiß), bzw. im Falle eines Diffusors sogar nur eine. Dafür kostet er dann aber gleich mal das 3- bis 4-fache.

Warum also so ein Teil kaufen?

Ganz einfach: WEIL ES FUNKTIONIERT.

So ein SunMover ist deutlich starrer und hat eine viel straffer gespannte Reflektionsfläche als die landläufigen 5-in-1-Teile. Er verformt sich bei Wind nicht so sehr und kann deshalb erheblich zielgenauer eingesetzt werden.
Die oben geschilderte „Segel-Problematik“ bleibt natürlich erhalten, das ist ganz einfach systemimmanent bei der Nutzung flächiger Lichtformer im Outdoor-Bereich, aber mit diesem Reflektor kann man eben trotzdem ziemlich genau zielen.
Zudem kann man ihn über die integrierten Handgriffe deutlich besser halten und ihn damit bewusst konvex oder konkav verformen, um das reflektierte Licht mehr zu streuen oder eben zu bündeln und einen regelrechten Hotspot zu erzeugen. Versucht das mal mit einem 5-in-1-Reflektor.

Habe ich also meinen 5-in-1-Reflektor inzwischen entsorgt, wo ich doch so vom SunMover überzeugt bin?

Nixda (= altgriechisch für „Aber nein!“). In windstillen Umgebungen ist das ja immer noch eine zusätzliche Option. Ich habe sogar noch einen größeren handelsüblichen Faltreflektor gekauft (150x180cm), den ich als portablen Hintergrund einsetze. Die Teile haben halt nach wie vor in bestimmten Bereichen ihre Berechtigung und ihre Qualitäten, aber Outdoor geht der Griff immer zum Sunbouncer.

Zwischenzeitlich habe ich auch einen der größeren Sunbounce-Reflektoren, den „Mini“, mit zwei unterschiedlichen Reflektions- und einer Diffusorbespannung im Arsenal. Zusammen mit dem zugehörigen Griphead kommt da erst recht Freude beim Arbeiten auf. Dank des starren Rahmens und der Variabilität des Griphead ist die Positionierung des Reflektors sehr genau und mit etwas Übung auch sehr zügig möglich. Auch eine abschattende Position über dem Kopf des Models ist damit überhaupt kein Problem: Klemme des Griphead lösen, Reflektor in Position drehen, Klemme anziehen, fertig.
Sowas geht mit einem 5-in-1-Reflektor im Regelfall nur suboptimal. Das erfordert nämlich entweder den Einsatz von Assistenten, die auf je einer Seite vom Model den Reflektor hochhalten (was dann aber auch meinen möglichen Bildwinkel einschränkt). Oder ich muss deutlich mehr Hardware einsetzen, nämlich ein Stativ links, eins rechts, + Querstange, an die der Reflektor angeklipst wird, oder wenigstens ein dickes Galgenstativ bzw. ein Stativ mit sehr stabilem Reflektorhalter Auch nicht gerade der Inbegriff der Flexibilität.

Die Kosten eines Mini mit mehreren Bezügen und Griphead sind definitiv im „Autsch-Bereich“ angesiedelt. Ich habe mich daher vor dem Kauf schon gefragt, ob ich so viel Geld „nur“ für einen Reflektor ausgeben soll. Aber nach den positiven Erfahrungen mit dem Handling des SunMover und ging es schließlich einfach nur noch um eine Erkenntnis: Das Handling dieser Reflektoren während des Shootings ist vielfach einfacher, exakter und unkomplizierter als mit den Schwabbel-Faltreflektoren und die Bauart mit dem starren Alu-Rahmen ist für einige Einsatzmöglichkeiten (Schrägstellen, Über-Kopf-Einsatz) absolut vorteilhaft, wenn nicht gar unverzichtbar.

Neben California Sunbounce gibt es übrigens auch andere Hersteller von Reflektorsystemen mit starren Rahmen, Lastolite zum Beispiel. Die spielen preislich gesehen aber in einer ähnlichen Liga. Ansonsten kann ich dazu nichts sagen. Ich habe zwar deren Ezyboxen für den Aufsteckblitz und bin damit auch sehr zufrieden, aber die Reflektoren dieser Firma kenne ich nicht näher. Nur, dass hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde von California Sunbounce gesponsert, dem ist nicht so. Mich haben halt einfach deren Produkte und Lösungen überzeugt.

Und die Antwort?

Um die anfängliche Frage zu beantworten, ob Reflektoren teuer sein müssen, kommt am Ende also – wie so oft in der Fotografie – nur bedingt eine Ein-Wort-Antwort in Frage. Für mich lautete die Antwort am Ende „JA, das musste sein“, und zwar insbesondere spezifisch für den Outdoor-Einsatz – wobei die Handling-Vorteile ja auch indoor nicht verloren gehen. Würde ich Reflektoren nur in geschlossenen Räumen einsetzen, hätte ich angesichts der aufgerufenen Preise aber vermutlich deutlich länger überlegt, ob mir die reinen Handling Vorteile den Mehrpreis wert sind. Nur zur Erinnerung: Ich bin Hobbyist/Nebenberufler, also nicht gerade jeden Tag fotografisch im Einsatz. Bei tagtäglichem Einsatz ist der Griff zur Lösung mit dem besten Handling m.E. sowieso obligatorisch, sobald man sich das leisten kann. Es kommt halt – wie immer – drauf an, was mit dem Material gemacht werden soll und wie häufig man sich im Zweifel über eine suboptimale Lösung ärgert.

Ich ärgere mich (darüber jedenfalls) nicht mehr, sondern fotografiere stattdessen mit wirklich guten Reflektoren.

Bis bald.

von der Planung eines Shootings

Gerade eben habe ich wieder für ein anstehendes Shooting Ideen gesammelt, eigentlich ein perfekter Anlass, um mal ein bißchen was zum Thema Vorbereitung zu schreiben.
Gehen wir mal von einem ganz normalen Portrait- oder Pärchenshooting aus. Normal ist für mich, dass meine Kunden ziemlich ausschließlich handelsübliche Privatleute sind, die Fotos von sich und für sich oder ihre Familie und/oder Freunde haben möchten. Meist sind dort weder Vorerfahrungen in Bezug auf das „fotografiert-werden“ noch spezifische Anforderungen an die Art und den Look der gewünschten Bilder vorhanden. Auf die – immer gestellte – Frage, nach diesbezüglichen Wünschen oder Vorlieben heißt es in der Regel „mach du mal.“
Der Ball liegt damit also fast immer bei mir, für das anstehende Shooting ein paar Vorschläge zu machen, von denen dann einige idealerweise

  1. den Geschmack meiner Kunden treffen und
  2. im Rahmen der organisatorischen Rahmenumstände des Shootings auch umsetzbar sind.

Wie gehe ich dabei also vor?

Grundlage der Vorbereitung ist immer der Griff in die Inspirationskiste. Davon gibt es mehrere:
Zum Einen gibt es da meine bisherigen Arbeiten, von denen ich gelegentlich das eine oder andere Bild als Anregung und Idee für das anstehende Shooting hernehme.

Zum Anderen gibt es da das Internet, das insbesondere in Form von Bilder- und Fotografenplattformen (wie z. B. 500px) und bestimmter Social-Media-Ausprägungen (wie z. B. Pinterest) eine Fülle von Inspiration und Ideen bietet.

Insbesondere Pinterest nutze ich (siehe hier) seit einiger Zeit als geordnete Sammelstelle für Ideen, und finde es dafür grandios. Für die, die es nicht kennen: Die Grundidee von Pinterest ist, dass man virtuelle Pinwände anlegt und dort alle Internetseiten, die über ein Bild verfügen, ‚anpinnen‘ kann oder selbst Bilder auf die Pinnwand hochlädt. Der Blick auf die Pinnwand zeigt dann die dort angepinnten Bilder. Ein Klick auf einen einzelnen Pin öffent diesen und mit einem weiteren Klick gelangt man zur ursprünglich angepinnten URL. Außerdem schlägt Pinterest zum jeweils angezeigten Pin ähnliche vor, so dass man immer wieder auf neue interessante Pinwände oder Pinner (=Pinnwandbetreiber) stößt. Pinnwände können öffentlich oder privat sein, öffentlichen Pinnwänden anderer Leute oder anderen Leuten selber kann man folgen, und bekommt neue Pins der gewählten Pinnwand/des Pinners in einer Art Stream angezeigt. Man kann zudem – für eine Shootingplanung innerhalb eines kleinen Teams oder zwischen Fotograf und Kunde besonders interessant – Pinnwände gezielt für bestimmte „Mitpinner“ freigeben, so dass diese auch Ideen anpinnen können.
Auf diese Weise kann man sich eine Vielzahl verschiedener, thematisch sortierter Pinnwände anlegen, die dann Bildideen vielleicht auch Posingtipps etc. enthalten.

500px ist eine der aktuellen Top-Bilderplattformen. Ein großer Teil dort gezeigten Fotos kann einem schon mal echt die Kinnlade auf die Tischplatte knallen lassen. Eine Suche mit entsprechenden Stichworten fördert in der Regel eine Vielzahl hochklassiger Bilder und folglich entsprechende Inspiration zu Tage. Von dort aus landen auch immer einige Ideen auf meinen Pinnwänden bei Pinterest.

Wenn ich ein konkretes Shooting plane, ziehe ich mir also aus den o.g. Quellen ein paar Ideen raus, von denen ich meine, dass sie sich mit dem Kunden und den Rahmenbedingungen umsetzen lassen.
Die Ideen werden dann – am besten im persönlichen Gespräch – sonst auch telefonisch nach vorheriger Übermittlung eines Links zur Online-Ideensammlung mit den Kunden und ggfs. dem Assistent besprochen und abgestimmt.

Dann erstelle ich mir mit einer Notizbuch-App (nämlich dieser hier) auf meinem iPad ein PDF-Dokument mit den abgestimmten Bildideen, einigen Notizen dazu, ggf. ein paar Bildern von der geplanten Location, sowie meiner für das spezifische Shooting vorbereitete Material-Checkliste. Das bekommt dann auch mein Assistent zur innerlichen Vorbereitung auf das anstehende Shooting. Beim Shooting selber ist dieses Dokument dann mein Leitfaden und meine Erinnerungstütze, sofern meine Erinnerungsleistung nicht ausreicht, die Shootingideen im Kopf zu behalten bzw. das Shooting sich nicht ohnehin per Eigendynamik in eine ganz andere Richtung entwickelt.

Sofern das Shooting „on Location“ stattfinden soll, steht natürlich noch eine Vorab-Visite der Location an, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Denn die ganze tolle Bildidee für genau diese Location nützt nix, wenn da zum Beispiel gerade eine dicke Baustelle aufgemacht wurde oder die Location inzwischen abgerissen wurde oder was auch immer sonst so schiefgehen kann.
Das ganze liest sich jetzt einigermaßen aufwendig und starr, aber das ist es eigentlich nicht. Ich mache mir da ja keinen Fünfjahresplan, der strikt einzuhalten ist. Es ist einfach nur eine Zusammenstellung und ggf. Abstimmung von Ideen als Rückfallebene und Leitfaden für das Shooting. Und wie sagte schon Kapitän Barbossa in ‚Fluch der Karibik‘ in Bezug auf den Piratenkodex? Genau. „Richtlinien“, nicht „Regeln“.

Auf diese Weise habe ich jedenfalls immer ein „Plänchen“ für das Shooting dabei, auf das ich bei Bedarf zurückgreifen oder das ich bei Bedarf ignorieren kann.

Bis bald.

Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 3

Dies ist Teil 3 der Miniserie “Vom Einzelbild zur Gruppe”.

In Teil 1 ging es um die Vorüberlegungen und das Fotografieren.
In Teil 2 um die Arbeit in Photoshop.
Jetzt stehen noch ein paar abschließende Bemerkungen auf dem Plan.

Zumindest Teil 1 sollte man sich einmal angeschaut haben, damit klar ist, worum es in diesem Post hier überhaupt geht. Hier geht es jetzt weiter mit den

Vor- und Nachteilen dieser Art eines Grupenbildes

Vorteil 1: Es ist nicht “das Übliche”.

Nachdem ich das erste Gruppenfoto dieser Art gemacht hatte, sprachen mich weitere Kunden und Freunde darauf an, dass sie auch genau so ein Gruppenfoto von ihrer Familie haben möchten. Es greift um sich. Und es hängt bei den Kunden in Form hochwertiger Wandbilder an der Wand (ok, wo auch sonst). Jedenfalls fristet es kein kümmerliches Schattendasein als Bilddatei auf einem Computer oder als Papierabzug in Miniaturausgabe in einem normalen Bilderrahmen.

Das freut mich ganz besonders. Denn in einer Zeit, in der Fotos üblicherweise auf irgendeiner Festplatte versauern oder auf Smartphones geladen und dort im Mäusekinoformat herumgezeigt werden, ist es aus meiner Sicht ein Riesenkompliment, das mir meine Kunden da machen, wenn sie einem meiner Bilder durch Format und eine besondere Ausarbeitung einen Ehrenplatz an ihren vier Wänden einräumen.

Vorteil 2: Der Gruppenfoto-Streßfaktor verschwindet.

Hand hoch: Wer schafft es auf Anhieb ein Foto von mehr als 2 Personen zu machen und sich auf Gesichtsausdruck, Haltung, Faltenwurf der Kleidung, Reflexe in Brillen und so weiter bei ALLEN Personen GLEICHZEITIG zu konzentrieren?

Na?

Ja, dachte ich mir, ich auch nicht. Erstens ist mir als Mann Multitasking ja sowieso verschlossen und zweitens kann man seine Augen und seine Aufmerksamkeit nicht im erforderlichen Maße überall haben. Und das ist nach meiner bescheidenen Meinung einer der wesentlichen Gründe, warum Gruppenfotos bei Fotografen so wahnsinnig beliebt sind. Je größer die Gruppe, desto besser … (… ist es, wenn es vorbei ist).

Und da kommt auch schon der Vorteil der hier beleuchteten Methode zum Tragen: Es steht immer genau eine Person vor der Kamera. Nur eine Person, auf die ich meine volle Aufmerksamkeit konzentrieren kann. Wie angenehm!

Vorteil 3: geringerer Platzbedarf beim Fotografieren

Wenn ich eine Gruppe von 4-5 Personen in einem Studio-Setting fotografieren möchte, diktiert das schon ganz ordentliche Anforderungen an den verfügbaren Platz im Studio, oder an den Raum, den ich in mein Studio verwandle (ich reise meist mit meinem mobilen Studio zu meinen Kunden).
Entweder brauche ich kräftig Raumtiefe, damit ich die Gruppe mit einem Tele fotografieren kann, damit der Bildwinkel nicht zu breit wird und die Gruppe dann nicht den Hintergrund verläßt, oder ist bräuchte einen deutlich breiteren Hintergrund, als es mein Standard-Reisehintergrungsystem zuläßt. So eine normale Rolle Hintergrundkarton ist nunmal nur 2,72m breit. Und selbst das plus den Raum für die Stativfüße des Hintergrundsystems muss man ja vor Ort erstmal aufgebaut bekommen.

Fotografiere ich dagegen Einzelportraits wird der Platzbedarf vergleichsweise überschaubar.

Nachteil (?): Es ist mit Mehraufwand bei der Nachbearbeitung verbunden.

Ja, es ist mehr Arbeit nach dem Fotografieren. Ob das ein Nachteil ist, hängt von der persönlichen Sichtweise ab. Wenn ich so ausgelastet bin, dass ich dafür keine Zeit habe, kann es ein Nachteil sein. Wenn ich die Arbeit in Photoshop mag und den Zeitbedarf von vornherein einkalkuliere, ist es eher kein Nachteil.

Wie gesagt: Sichtweise.

Wichtig ist nur eins: Es muss klar sein, dass es hier nicht mit ein bißchen Regler-Schubserei in Lightroom getan ist, sondern ein bißchen Fingerfertigkeit in Sachen Ebenen und Ebenenmasken in Photoshop benötigt wird.

Sonst noch was?

Ja, kleine Kinder und Babys!

Sind kleine Kinder und Babys mit im Boot für so ein Gruppenfoto, dann muss man natürlich im Zweifel etwas improvisieren bzw. ein paar mehr Dinge bedenken.

Bei Kindern, die selber stehen und laufen können, muss man beim Fotografieren natürlich  besonders auf Blickrichtung und Kopfhaltung achten. Im Zweifel hilft es, Mutter, Vater, Oma oder eine sonstige Bezugsperson als Fixpunkt und Animateur(in) an die richtige Stelle zu positionieren.

Bei Babys wird es in Sachen Haltung und Blickrichtung schwieriger, weil eine gezielte  Kooperation letztlich nicht hergestellt werden kann. Hier kann man nur einen für das Baby möglichst interessanten Gegenstand oder eine möglichst interessante Person an die richtige Stelle bugsieren und hoffen. Und dabei möglichst viel fotografieren.

Babys, die eben noch nicht selber stehen aber immerhin schon ihren Kopf selber halten könne, kann man dabei von einem Elternteil halten lassen, so dass möglichst Oberkörper und Kopf ‘frei schweben’.

Babys, die sich noch nicht selber halten können, habe ich auf den Rücken gelegt, auf eine zwar gemütliche, aber doch stabile, schwarze(!) Unterlage, damit die Babys nicht großartig einsinken und mir dann ein Teil des Hinterkopfes oder der Schultern fehlt. Das reduzeirt dann den Anteil der zusätzlichen Retuschearbeit, die immer noch übrig bleibt, um die Auflage rund um das Baby herum aus dem Bild zu entfernen. Das Licht muss dabei natürlich auch mit Bedacht umgesetzt werden, damit der Ausleuchtungswinkel für das liegende Kind mit dem der stehenden/sitzenden Erwachsenen übereinstimmt.
Das Setting habe ich dann natürlich auch nicht mit dem Baby selbst eingerichtet, um dessen Geduld nicht zu strapazieren, sondern mit einer Puppe

So, ich glaube, jetzt habe ich alles geschrieben. Ich bin jedenfalls überrascht, wieviel Text das so produziert, wenn man nur mal die Hintergründe für ein etwas aufwendigeres Foto erläutert.

Bis bald!

Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 2

Dieser Blogbeitrag ist die Fortsetzungen des Teil 1, in dem ich die fotografischen Überlegungen und Aspekte beleuchtet habe. Hier in Teil 2 geht es nun um die Verarbeitung der Aufnahmen in Lightroom und den Zusammenbau des Bildes in Photoshop.

Auswahl und SW-Konvertierung

Nach dem Import der Fotos in Lightroom stand natürlich erstmal die Selektion des jeweils besten Fotos eines jeden Einzelportraits an. Auf die Details hierzu – also z. B. die Werkzeuge, die LR für solche Zwecke zur Verfügung stellt, etc. – will ich an dieser Stelle nicht eingehen, dazu gibt es anderweitig hinreichend Informationen im Internet.

Wichtig für die weitere Bildverarbeitung war jedoch, dass die Bilder möglichst gleichmäßig in ein Schwarz-Weiß-Bild konvertiert wurden. Da bereits die Aufnahmen sehr gleichmäßig ausgeleuchtet waren, war das auch kein Problem. Ich habe einfach das erste selektierte Bild mittels eines Presets in SW konvertiert, und den Kontrast durch das Verschieben von Schwarz- und Weißpunkt bis an das jeweilige Limit gebracht. Wenn man in Lightroom beim Verschieben dieser Regler die <ALT>-Taste drückt, kann man sehr gut sehen, wann man da in den Grenzbereich kommt. Den Schwarzpunkt habe ich soweit abgesenkt, dass der schwarze Hintergrund rund um die Person völlig „abgesoffen“, also richtig komplett schwarz war. Soweit dabei auch größere Bereiche der Person untergingen (z. B. Schattenstellen in der Kleidung) wurden diese mittels Korrekturpinsel geringfügig wieder aufgehellt.

Die bei ersten Bild vorgenommenen Einstellungen im Bereich Belichtung und SW wurden dann auf die anderen Bilder übertragen und nötigenfalls individuell geringfügig korrigiert – eine 1:1-Übertragung von Entwicklungs-Einstellungen funktioniert ja in der Regel nicht 100%ig, jedenfalls dann nicht, wenn wie hier schon teilweise extreme Belichtungsanpassungen (Schwarzpunkt) übertragen werden.

Danach ging es dann in Photoshop weiter. Hierzu wurden die fünf Bilder in der Bibliothek von LR ausgewählt und mit der Tastenkombination <cmd><e> (bzw. <strg><e> auf einem PC) in Photoshop geöffnet.

Zusammenbau des Gruppenbildes

Nachdem alle fünf selektierten und in SW konvertierten Bilder in Photoshop geöffnet waren, habe ich das erste Bild – also das Bild der Person, die ganz vorne stehen sollte – hergenommen und erstmal den Arbeitsbereich verbreitert und etwas erhöht, damit ich Platz für die anderen vier Leute haben würde. Die neu hinzugekommenen Bildbereiche wurden mit schwarz gefüllt, indem ich eine neue Ebene unterhalb der Ebene mit der ersten Person erstellt und mit Schwarz gefüllt habe.

Hier zahlte es sich aus, dass ich in Lightroom das Schwarz um die Person herum wirklich komplett schwarz gemacht hatte, denn so gab es an der Stelle keine Probleme mit Übergängen zwischen dem Foto und dem neu hinzugefügten Schwarz in der Erweiterung des Bildes.

Dann habe ich die weiteren vier Portraitierten in das Bild eingefügt, indem ich die Ebenen aus deren Einzelbildern in mein Gruppenbild zog. Diese neuen Ebenen überdeckten sich nun natürlich gegenseitig. Um überhaupt erstmal alle Leute wieder sehen zu können, habe ich dann den Ebenenmodus der höherliegenden Ebenen von „NORMAL“ auf „AUFHELLEN“ gesetzt. Dadurch wurden nur die Bildanteile der jeweils höhergelegenen Ebene(n) eingeblendet, die heller als die darunterliegende Ebene(n) sind. Mit anderen Worten: die gesamten schwarzen Bildanteile der höher gelegenen Ebenen waren mit einem Schlag verschwunden. Nur die Personen selber, die ja im jeweiligen Bild auf alle Fälle heller als schwarz waren, wurden eingeblendet, jedenfalls dort, wo nicht Bildteile der darunterliegenden Ebene noch heller gewesen sind.

Und indem ich nun bis auf eine die vier neuen Bildebenen durch Klick auf das Auge in der Ebenenpalette ausblendete, konnte ich in aller Ruhe die zweite Person durch Verschieben der Ebene in Position bringen. Dann wurde die nächste Ebene wieder eingeblendet und ebenfalls in Position gebracht, und so weiter.

An dieser Stelle war es wichtig, dass zuerst die Anordnung der Personen und eventuelle Skalierungen wirklich passten und nicht mehr Gefahr liefen, nachträglich korrigiert werden zu müssen. Denn nun folgte der arbeits- und zeitintensivste Teil: das Ausmaskieren der sich noch überlagernden Ebenenteile. Maskiert man nämlich zuerst, bevor die Anordnung und Skalierung sitzt, macht man sich im Zweifel deutlich mehr Arbeit, weil mit jeder Korrektur der Position oder Skalierung einer Person die Ebenenmaske(n) nachgearbeitet werden müssen.

Nun ging es also daran, die noch störenden, sich überlagernden Bildanteile zu eliminieren. Dank des Ebenenmodus „Aufhellen“ ging es dabei „nur noch“ um die Bildbereiche der jeweils höherliegenden Ebene, die heller waren, als in der darunterliegenden Ebene und die in der Realität von der jeweils vorderen Person verdeckt worden wären.

die Ebenenpalette des fertigen Werkes

So bekam die zu bearbeitende Ebene eine weiße Ebenemaske verpasst, dann habe ich darin mit einem relativ großen Pinsel und schwarzer Farbe grob die Bildteile der jeweiligen Person ausmaskiert, die von der nächstvorderen Person verdeckt worden wären. Dabei habe ich zunächst auch bewußt etwas über die Kante zwischen den beiden Personen „übergemalt“, um dann im nächsten Schritt mit weißer Farbe und kleinerem Pinsel den Grenzbereich exakt zu maskieren. Das war dann natürlich eine ziemliche Feinarbeit.

Gelegentlich war es schwierig zu sagen, wo eine Person anfing und die andere aufhörte, insbesondere bei den Haaren, oder bei Kleidung mit annähernd gleicher Helligkeit. Mehrfaches Aus- und Einblenden der Ebenen half dann aber zu bestimmen, was zu wem gehörte.

Und das war es dann auch schon.

Abschließend kann ich nur noch empfehlen, ein solches Werk zwischendurch mal eine Nacht ruhen zu lassen. Insbesondere, wenn es um die Positionierung und Skalierung der Personen ging, hat mir das geholfen, das richtige Maß zu treffen. Aber auch bei der Maskierung der Ebenen kann man sich blind arbeiten. Ich habe bei einem Bild im ersten Anlauf einmal eine prächtige Lücke zwischen zwei Personen schlichtweg nicht gesehen. Erst, als ich am nächsten Tag nochmals draufgeschaut und die Ebenen zur Kontrolle mehrmals ein- und ausgeblendet habe, sprang mich der Fehler in der Maske an.

Ein paar abschließende Betrachtungen und Bemerkungen gibt’s in Teil 3.

Bis dahin!

Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 1

Irgendwann, irgendwo in den endlosen Weiten des Internets hatte ich es gesehen: eine Familienbild, bei dem die Protagonisten im Profil hintereinander aufgereiht waren.
Sah cool aus, das wollte ich auch probieren.

Also wurde das Bild erstmal genau unter die Lupe genommen, und schnell war klar: So dicht, wie die einzelnen Personen da “zusammenstanden”, das war mit herkömmlichen Brennweiten nicht zu bewerkstelligen, selbst wenn die Familienmitglieder dichtgedrängt hintereinander gestanden hätten. Denn der Einsatz eines Teleobjektivs komprimiert zwar die Abstände zwischen den Personen, aber ein 600er wollte ich dann doch nicht mieten, ganz zu schweigen von der dann benötigten Raumgröße.

Meine Lösung hieß also: Familienmitglieder einzeln portraitieren und dann in Photoshop zu einem Familienfoto zusammensetzen.

Oben über dem Beitrag sieht man das Ergebnis.

Um die Arbeit in Photoshop so einfach wie möglich zu gestalten, hatte ich mir folgende Punkte überlegt, die es beim Fotografieren zu beachten galt:

1. maßstabsgerechtes Abbilden

Damit alle Familienmitglieder bezüglich ihrer Proportionen im späteren Bild zueinander passen, mussten sie im gleichen Abstand von der Kamera und mit der gleichen Brennweite aufgenommen werden. Also habe ich eine Markierung auf dem Studioboden angebracht, an der sich die Familienmitglieder aufstellen sollten, die Kamera auf ein Stativ gepackt und die Brennweite nach dem ersten Einstellen nicht mehr angepackt.Das half mir dann beim Zusammensetzen des Familienfotos insofern weiter, als dass ich sicher sein konnte, dass die einzelnen Personen in den realen Größenverhältnissen zueinander im Gruppenbild waren. Allerdings hat es sich meiner Meinung nach als optisch gefälliger herausgestellt, die Größen der hinteren Personen graduell zu reduzieren. Im “echten Leben” erscheinen weiter entfernte Dinge ja auch kleiner, als jene, die nahe am Betrachter sind.

2. gleichartige Ausrichtung

Damit die Familienmitglieder mit dem gleichen horizontalen Blickwinkel fotografiert wurden – also nicht größere Personen mehr von unten, kleinere Personen mehr von oben, sondern alle eben mit dem gleichen Blickwinkel – habe ich in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitiertendie Kamera auf der Mittelsäule des Stativs leicht angehoben oder abgesenkt. Was mich zu einem weiteren Tip bringt: Fangt entweder mit eingefahrener Mittelsäule und dem kleinsten Familienmitglied an, oder bringt die Mittelsäule in eine hinreichend ausgefahrene Position, damit ihr auch Spielraum nach unten habt. Oder setzt eure Leute auf eine höhenverstellbaren Hocker, dann müsst ihr weder Blitz noch Kamera in der Höhe verstellen, sondern bringt die Leute mit dem Hocker auf Kamerahöhe.Ein anderer Punkt in diesem Bereich ist die Kopfdrehung und die Blickrichtung der Portraitierten. Um diese möglichst gleich zu halten, hatte ich einen festen Fixpunkt im Raum für die Blickrichtung vorgegeben. So waren Kopf- und Augenbewegungen als “Fehlerquelle” weitestgehend ausgeschaltet.

3. gleichartige Ausleuchtung

Die “Fixierung” der Familienmitglieder im Raum durch die Markierung auf dem Boden (s.o.) half zugleich, die Ausleuchtung über alle Einzelportraits gleich zu halten. Der Blitz stand in Relation zur Bodenmarkierung fest an der gleichen Stelle und blitzte mit der gleichen Leistung (und die Kameraeinstellungen habe ich natürlich auch nicht verändert). Lediglich die Höhe des Blitzkopfes wurde in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitierten angepasst.Durch Beachtung dieser drei eigentlich ganz logischen Dinge war der Zusammenbau des Gruppenfotos nachher relativ problemlos. Es blieb natürlich ein wenig Maskierungsarbeit in Photoshop übrig, aber zumindest war das Basismaterial so konsistent wie möglich fotografiert und bot keinen Anlass für zusätzliche Photoshop-Kunststückchen.

Mehr zur Arbeit in Photoshop in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Fotografieren.