Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 3

Dies ist Teil 3 der Miniserie “Vom Einzelbild zur Gruppe”.

In Teil 1 ging es um die Vorüberlegungen und das Fotografieren.
In Teil 2 um die Arbeit in Photoshop.
Jetzt stehen noch ein paar abschließende Bemerkungen auf dem Plan.

Zumindest Teil 1 sollte man sich einmal angeschaut haben, damit klar ist, worum es in diesem Post hier überhaupt geht. Hier geht es jetzt weiter mit den

Vor- und Nachteilen dieser Art eines Grupenbildes

Vorteil 1: Es ist nicht “das Übliche”.

Nachdem ich das erste Gruppenfoto dieser Art gemacht hatte, sprachen mich weitere Kunden und Freunde darauf an, dass sie auch genau so ein Gruppenfoto von ihrer Familie haben möchten. Es greift um sich. Und es hängt bei den Kunden in Form hochwertiger Wandbilder an der Wand (ok, wo auch sonst). Jedenfalls fristet es kein kümmerliches Schattendasein als Bilddatei auf einem Computer oder als Papierabzug in Miniaturausgabe in einem normalen Bilderrahmen.

Das freut mich ganz besonders. Denn in einer Zeit, in der Fotos üblicherweise auf irgendeiner Festplatte versauern oder auf Smartphones geladen und dort im Mäusekinoformat herumgezeigt werden, ist es aus meiner Sicht ein Riesenkompliment, das mir meine Kunden da machen, wenn sie einem meiner Bilder durch Format und eine besondere Ausarbeitung einen Ehrenplatz an ihren vier Wänden einräumen.

Vorteil 2: Der Gruppenfoto-Streßfaktor verschwindet.

Hand hoch: Wer schafft es auf Anhieb ein Foto von mehr als 2 Personen zu machen und sich auf Gesichtsausdruck, Haltung, Faltenwurf der Kleidung, Reflexe in Brillen und so weiter bei ALLEN Personen GLEICHZEITIG zu konzentrieren?

Na?

Ja, dachte ich mir, ich auch nicht. Erstens ist mir als Mann Multitasking ja sowieso verschlossen und zweitens kann man seine Augen und seine Aufmerksamkeit nicht im erforderlichen Maße überall haben. Und das ist nach meiner bescheidenen Meinung einer der wesentlichen Gründe, warum Gruppenfotos bei Fotografen so wahnsinnig beliebt sind. Je größer die Gruppe, desto besser … (… ist es, wenn es vorbei ist).

Und da kommt auch schon der Vorteil der hier beleuchteten Methode zum Tragen: Es steht immer genau eine Person vor der Kamera. Nur eine Person, auf die ich meine volle Aufmerksamkeit konzentrieren kann. Wie angenehm!

Vorteil 3: geringerer Platzbedarf beim Fotografieren

Wenn ich eine Gruppe von 4-5 Personen in einem Studio-Setting fotografieren möchte, diktiert das schon ganz ordentliche Anforderungen an den verfügbaren Platz im Studio, oder an den Raum, den ich in mein Studio verwandle (ich reise meist mit meinem mobilen Studio zu meinen Kunden).
Entweder brauche ich kräftig Raumtiefe, damit ich die Gruppe mit einem Tele fotografieren kann, damit der Bildwinkel nicht zu breit wird und die Gruppe dann nicht den Hintergrund verläßt, oder ist bräuchte einen deutlich breiteren Hintergrund, als es mein Standard-Reisehintergrungsystem zuläßt. So eine normale Rolle Hintergrundkarton ist nunmal nur 2,72m breit. Und selbst das plus den Raum für die Stativfüße des Hintergrundsystems muss man ja vor Ort erstmal aufgebaut bekommen.

Fotografiere ich dagegen Einzelportraits wird der Platzbedarf vergleichsweise überschaubar.

Nachteil (?): Es ist mit Mehraufwand bei der Nachbearbeitung verbunden.

Ja, es ist mehr Arbeit nach dem Fotografieren. Ob das ein Nachteil ist, hängt von der persönlichen Sichtweise ab. Wenn ich so ausgelastet bin, dass ich dafür keine Zeit habe, kann es ein Nachteil sein. Wenn ich die Arbeit in Photoshop mag und den Zeitbedarf von vornherein einkalkuliere, ist es eher kein Nachteil.

Wie gesagt: Sichtweise.

Wichtig ist nur eins: Es muss klar sein, dass es hier nicht mit ein bißchen Regler-Schubserei in Lightroom getan ist, sondern ein bißchen Fingerfertigkeit in Sachen Ebenen und Ebenenmasken in Photoshop benötigt wird.

Sonst noch was?

Ja, kleine Kinder und Babys!

Sind kleine Kinder und Babys mit im Boot für so ein Gruppenfoto, dann muss man natürlich im Zweifel etwas improvisieren bzw. ein paar mehr Dinge bedenken.

Bei Kindern, die selber stehen und laufen können, muss man beim Fotografieren natürlich  besonders auf Blickrichtung und Kopfhaltung achten. Im Zweifel hilft es, Mutter, Vater, Oma oder eine sonstige Bezugsperson als Fixpunkt und Animateur(in) an die richtige Stelle zu positionieren.

Bei Babys wird es in Sachen Haltung und Blickrichtung schwieriger, weil eine gezielte  Kooperation letztlich nicht hergestellt werden kann. Hier kann man nur einen für das Baby möglichst interessanten Gegenstand oder eine möglichst interessante Person an die richtige Stelle bugsieren und hoffen. Und dabei möglichst viel fotografieren.

Babys, die eben noch nicht selber stehen aber immerhin schon ihren Kopf selber halten könne, kann man dabei von einem Elternteil halten lassen, so dass möglichst Oberkörper und Kopf ‘frei schweben’.

Babys, die sich noch nicht selber halten können, habe ich auf den Rücken gelegt, auf eine zwar gemütliche, aber doch stabile, schwarze(!) Unterlage, damit die Babys nicht großartig einsinken und mir dann ein Teil des Hinterkopfes oder der Schultern fehlt. Das reduzeirt dann den Anteil der zusätzlichen Retuschearbeit, die immer noch übrig bleibt, um die Auflage rund um das Baby herum aus dem Bild zu entfernen. Das Licht muss dabei natürlich auch mit Bedacht umgesetzt werden, damit der Ausleuchtungswinkel für das liegende Kind mit dem der stehenden/sitzenden Erwachsenen übereinstimmt.
Das Setting habe ich dann natürlich auch nicht mit dem Baby selbst eingerichtet, um dessen Geduld nicht zu strapazieren, sondern mit einer Puppe

So, ich glaube, jetzt habe ich alles geschrieben. Ich bin jedenfalls überrascht, wieviel Text das so produziert, wenn man nur mal die Hintergründe für ein etwas aufwendigeres Foto erläutert.

Bis bald!