Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 1

Irgendwann, irgendwo in den endlosen Weiten des Internets hatte ich es gesehen: eine Familienbild, bei dem die Protagonisten im Profil hintereinander aufgereiht waren.
Sah cool aus, das wollte ich auch probieren.

Also wurde das Bild erstmal genau unter die Lupe genommen, und schnell war klar: So dicht, wie die einzelnen Personen da “zusammenstanden”, das war mit herkömmlichen Brennweiten nicht zu bewerkstelligen, selbst wenn die Familienmitglieder dichtgedrängt hintereinander gestanden hätten. Denn der Einsatz eines Teleobjektivs komprimiert zwar die Abstände zwischen den Personen, aber ein 600er wollte ich dann doch nicht mieten, ganz zu schweigen von der dann benötigten Raumgröße.

Meine Lösung hieß also: Familienmitglieder einzeln portraitieren und dann in Photoshop zu einem Familienfoto zusammensetzen.

Oben über dem Beitrag sieht man das Ergebnis.

Um die Arbeit in Photoshop so einfach wie möglich zu gestalten, hatte ich mir folgende Punkte überlegt, die es beim Fotografieren zu beachten galt:

1. maßstabsgerechtes Abbilden

Damit alle Familienmitglieder bezüglich ihrer Proportionen im späteren Bild zueinander passen, mussten sie im gleichen Abstand von der Kamera und mit der gleichen Brennweite aufgenommen werden. Also habe ich eine Markierung auf dem Studioboden angebracht, an der sich die Familienmitglieder aufstellen sollten, die Kamera auf ein Stativ gepackt und die Brennweite nach dem ersten Einstellen nicht mehr angepackt.Das half mir dann beim Zusammensetzen des Familienfotos insofern weiter, als dass ich sicher sein konnte, dass die einzelnen Personen in den realen Größenverhältnissen zueinander im Gruppenbild waren. Allerdings hat es sich meiner Meinung nach als optisch gefälliger herausgestellt, die Größen der hinteren Personen graduell zu reduzieren. Im “echten Leben” erscheinen weiter entfernte Dinge ja auch kleiner, als jene, die nahe am Betrachter sind.

2. gleichartige Ausrichtung

Damit die Familienmitglieder mit dem gleichen horizontalen Blickwinkel fotografiert wurden – also nicht größere Personen mehr von unten, kleinere Personen mehr von oben, sondern alle eben mit dem gleichen Blickwinkel – habe ich in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitiertendie Kamera auf der Mittelsäule des Stativs leicht angehoben oder abgesenkt. Was mich zu einem weiteren Tip bringt: Fangt entweder mit eingefahrener Mittelsäule und dem kleinsten Familienmitglied an, oder bringt die Mittelsäule in eine hinreichend ausgefahrene Position, damit ihr auch Spielraum nach unten habt. Oder setzt eure Leute auf eine höhenverstellbaren Hocker, dann müsst ihr weder Blitz noch Kamera in der Höhe verstellen, sondern bringt die Leute mit dem Hocker auf Kamerahöhe.Ein anderer Punkt in diesem Bereich ist die Kopfdrehung und die Blickrichtung der Portraitierten. Um diese möglichst gleich zu halten, hatte ich einen festen Fixpunkt im Raum für die Blickrichtung vorgegeben. So waren Kopf- und Augenbewegungen als “Fehlerquelle” weitestgehend ausgeschaltet.

3. gleichartige Ausleuchtung

Die “Fixierung” der Familienmitglieder im Raum durch die Markierung auf dem Boden (s.o.) half zugleich, die Ausleuchtung über alle Einzelportraits gleich zu halten. Der Blitz stand in Relation zur Bodenmarkierung fest an der gleichen Stelle und blitzte mit der gleichen Leistung (und die Kameraeinstellungen habe ich natürlich auch nicht verändert). Lediglich die Höhe des Blitzkopfes wurde in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitierten angepasst.Durch Beachtung dieser drei eigentlich ganz logischen Dinge war der Zusammenbau des Gruppenfotos nachher relativ problemlos. Es blieb natürlich ein wenig Maskierungsarbeit in Photoshop übrig, aber zumindest war das Basismaterial so konsistent wie möglich fotografiert und bot keinen Anlass für zusätzliche Photoshop-Kunststückchen.

Mehr zur Arbeit in Photoshop in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Fotografieren.

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