Homeshooting mit Fensterlicht

Tach auch. Ich habe eben nochmal den Lightroom-Katalog durchwühlt und bin da bei einem schon etwas älterem Foto von Christin hängen geblieben. Ich hatte das damals beim Durchsehen direkt schon markiert, aber irgendwie ist das dann durchgegangen. Eigentlich kein Wunder, denn das Shooting war sehr ergiebig gewesen.
Jenes Foto hatte ich im Zuge eines Homeshootings bei ihr aufgenommen, zu dem wir uns verabredet hatten. Es ist ein Foto aus der Aufwärmphase eines rund vierstündigen Shootings, bei dem wir uns verabredeterweise vornehmlich dem Bereich der Boudoirfotografie gewidmet hatten (hier hatte ich dazu mal berichtet: “Ich hole dann mal die Handschellen…”). Und wie das halt so setzten sich auch hier Model und Fotograf erstmal über ‘nen Kaffee zusammen und  besprachen die grundlegenden Bildideen. Und dann haben wir zum Warmwerden einfach mal ein paar simple Portraits gemacht. Die Serie, der das Foto dieses Blogbeitrags entsprang, fand somit keine 1.2 Meter von den Kaffeetassen entfernt statt. Christin stand mit der Hüfte an den Küchentisch gelehnt, und ich lehnte am Kühlschrank. Die perfekte Ausleuchtung übernahm das dankenswerterweise an der genau richtigen Stelle im Haus eingelassene große Küchenfenster.

Et voilá: Fertig ist ein grandioses (und grandios einfaches) Foto, welches im Wesentlichen von Christins Talent für einfache und zugleich ausdrucksstarke Posen und eben dem Fensterlicht lebt.

Hier noch einmal das ganze Foto in all seiner Pracht, bei dem man dann auch sieht, was ich mit “der genau richtigen Stelle des Fensters” meine: Durch die Größe des Fensters und ihre Nähe zur Lichtquelle – sie war nur ca. 70cm vom Fenster entfernt – sind die Übergänge von Licht zu Schatten superweich. Wie Du siehst kommt das Licht von rechts. Aus meiner Fotografensicht kam es sogar im Winkel von 90 Grad von rechts. Da aber Christin zur Lichtquelle hin eingedreht ist, erwischt das Licht sie in einem sehr vorteilhaften ca. 45 Grad Winkel. Und ganz wichtig: Ihre Schattenseite liegt auf der Kameraseite. Das sorgt für eine Betonung der Konturen und vermeidet eine flache Ausleuchtung.

Vielen Dank für Deinen Besuch in meinem Blog. Wenn Du es hier gemütlich gehabt hast, komm doch gerne wieder und bring ein paar Freunde mit 😉 ….

Oh, und für Buchungsanfragen kannst Du gerne mein Kontaktformular benutzen: KLICK MICH.

Jahresrückblick 2016

Boah. Da dreht man sich einmal um die eigene Achse, und WUSCH! ist der Dezember auch schon vorbei. Dabei hatte ich doch gerade erst zwei kleine Artikelchen über einen Bruchteil des Shootingevents in Mülheim geschrieben (Licht? Welches Licht? und Lichtformung per Couch). Und schon ist ein weiteres Event in gleicher Kernbesetzung in Bochum auch schon Geschichte. Plus ein paar Weihnachtsshootings. Und natürlich die Weihnachtsfeiertage. Also wird es absolut dringend Zeit für einen kleinen Jahresrückblick.

Ich fange einfach mal hinten an, und zwar mit den absoluten Knallern meines persönlichen Fotojahres:

Die Shootingevents des Quartetts “Die Drei lustigen Zwei”.

Das Quartett bestand – oder besser besteht – aus den vier Fotografinnen und Fotografen Mella von Steckelwerk, Nadine Steves, Rene Goos und meiner Wenigkeit. Ich hatte Mella bei einem Foto-Workshop von Krolop & Gerst auf dem Umweltfotofestoval Horizonte Zingst in  Zingst im Jahre des Herrn 2015 kennengelernt. Und als wir dabei feststellten, dass unsere jeweiligen Heimatstandorte nicht allzuweit auseinander lagen, gab es sofort die recht diffuse Idee, “mal was zusammen zu machen”. Diese Idee war gerade im Begriff wieder erweckt zu werden, als Mella mich fragte, ob ich nicht zu einem Shootingevent hinzustoßen wolle. Man wolle mit ein paar Fotografen eine Location in Mülheim mieten und dort mit einigen Modellen zusammen Fotos machen. Ziemlich direkt war klar, dass das eine sehr coole Nummer werden würde; und netterweise konnte ich es terminlich einrichten. Also trafen wir uns in einer durch uns vier angemieteten Location, der “Alten Schachtel” in Mülheim, mit einigen Modellen, die Mella und Nadine durch persönliche Ansprache und via diverser Ausschreibungen gefunden hatten, und verbrachten einen sehr lustigen Fototag miteinander. Und nur wenige Wochen später – am Wochenende des vierten Advent – fand wiederum ein solches Event statt, diesmal wurde ein großzügiges EFH in Bochum angemietet. Und wir hatten sogar einen Visagisten, Hasan von IHMSEIN, dabei. Es war RICHTIG klasse. Viele tolle Ergebnisse, grandios lustige Momente und reichlich nette Kontakte. Neben den Modellen (die alle bei den jeweiligen Bildern verlinkt sind…) tauchte als Gast bei einem der Shootingevents ein netter Kerl auf der sich als Johnny, Fotograf, vorstellte. Man schnackte bei nem Kaffee in fröhlicher Runde. Und als ich ihn dann mal nach seinen Kontaktmöglichkeiten fragte kam dann das AHA-Erlebnis, als ich feststellte, dass jener Johnny DER Johnny Otten war, dessen Arbeiten ich schon eine ganze Weile verfolge.

Sowas finde ich dann einfach immer ganz cool, wenn man plötzlich und unerwartet die Leute, die hinter den Fotos und Facebook-Profilen stecken, die man schon länger verfolgt und gut findet, dann auf einmal in Persona vor einem stehen und sich nett mit ihnen unterhält.

Damit Du aber überhaupt weißt, wovon ich hier so rede, ein paar Fotos; erstmal vom Event in Mülheim:

Model:Julia Smolik
Model: Nadine Steves (ja, sie ist nicht nur Fotografin, sondern auch Model)
Model: Danijela

Und hier noch ein paar Fotos vom Event in Bochum.
Visagist bei allen Fotos: Hasan von IHMSEIN

 

Model: Sabrina im Wunderland
Model: Miss Lauryi
Model: Celina
Model: W

Was soll ich da noch sagen? Es war für mich eine große Ehre und Freude, bei diesen Veranstaltungen dabei zu sein, und ich sehe weiteren Auflagen ähnlicher Veranstaltungen im kommenden Jahr mit großer Freude entgegen :-D.

Kurkölnischer Hofphotograph

Eine weitere sicherlich herausragende Aktion war mein Einsatz als “kurkölnischer Hofphotograph” beim Burgfest im Jagdschlößchen an der Burg Linn. Zu diesem Dauereinsatz mit Fotoshootings im Minutentakt und sofortiger Ausgabe der Fotos in gedruckter Form hatte ich hier auf meinem Blog ja schon mal exzessiv in mehreren Teilen berichtet, so dass ich mir hier die Freiheit nehme, einfach mal nur die entsprechenden Artikel zu verlinken:

Und am Ende gehört dazu auch der Beitrag mit einigen Bilder von Miss Lauryi, die zu der Biedermeiergruppe gehört, deren Aktion diese Fotogeschichte auf dem Burgfest ja gewesen ist, und die zugleich als Model aktiv ist. Hier ist der Link zum Beitrag.

 

Auch das war ganz eine besondere und erstmalige Erfahrung für mich.

Das “Tagesgeschäft”

Der Begriff Tagesgeschäft ist hier bitte absolut nicht mit “Langeweile” zu verbinden; das wäre völlig unangebracht. Denn nach wie vor ist Fotografie mein Hobby und jeder Termin eine Besonderheit in meinem sonst üblichen Alltag. Es geht mir hier nur um die Abgrenzung von “normalen” Shootings zu den zuvor genannten Spitzenevents des ablaufenen Jahres.

Denn daneben gab es natürlich noch diverse Familienshootings, ein Pärchenshooting und einige freie Shootings. Wie immer in der Fotografie hatte jeder Termin so seine Besonderheiten und führte zu freudigen Minen bei der Entgegennahme der Fotos. Was mich dann wiederum sehr freut….

Besonders zu erwähnen im Bereich der honorarbehafteten Fotoeinsätze wäre noch ein weiteres “erstes Mal” für mich: Die Fotografie auf dem Abschlussball einer Schule. Hatte ich bis dato auch noch nicht gemacht, es stellte sich aber als grundsätzlich gelungene und – nach ein bißchen Vorbereitung – mit überschaubarem Aufwand verbundene Gelegenheit zur Aufbesserung der Fotokasse dar. Hierzu werde ich aber auch noch einen Blogbeitrag schreiben, wie ich das dann genau gemacht habe mit der Auftragsabwicklung per Onlineshop und so. Vielleicht aber erst in der zweiten Jahreshälfte 2017, denn im Sommer bin ich für einen weiteren Abschlussball gebucht; dann ist der Erfahrungsschatz etwas breiter.

Weiterhin besonders zu erwähnen wären die freien Shootings des Jahres mit  Miss Lauryi – inklusive des Shootingevent in Bochum und des Shootings in biedermeierlicher Gewandung beim Burgfest sind wir volle fünf Mal zum Fotografieren aufeinander getroffen – und haben dabei eine ganze Reihe recht verschiedener Fotos gemacht. Hier mal ein kleiner Rundblick:

Technik

Auf der Technik-Seite habe ich dieses Jahr erstmalig am Dauerlicht geleckt. Nachdem ich auf dem Shooting-Event in Mülheim mit einem Ringlicht spielen und die Vorzüge eines Dauerlichts gegenüber einem Blitzlicht genießen konnte, habe ich gegen Ende des Jahres zugeschlagen und ein 200w LED-Dauerlicht mit handelsüblichem Bowens-Bajonett erworben. Ca. 2 KW Lichtleistung herkömmlicher Lichtquellen und das mit voller Adaptionsfähigkeit für alle meine Lichtformer. Da konnte ich nicht “NEIN” sagen. Und der erste Einsatz auf dem Shootingevent in Bochum und diversen weihnachtlichen Familienshootings war durchaus sehr vielversprechend. Auch hier werde ich sicherlich noch ein paar Worte zu verlieren, wenn der Erfahrungsschatz etwas breiter geworden ist. Das “Weihnachtselfenfoto” mit Lauryi (2. Bild in der unteren Reihe der Collage) ist zum Beispiel mit diesem Licht entstanden.

Daneben habe ich den Objektivpark um eine 24mm f/1.4 Festbrennweite aufgestockt. Objektive kann man ja sowieso NIEEEE genug haben. Aber wie deutlich der Unterschied in der Unschärfe des Hintergrunds zwischen der 24mm-Einstellung eines handelsüblichen 24-70/2.8er Zoom-Objektivs und so einer f/1.4-Festbrennweite ist, hätte ich zuvor nicht gedacht. Ich bin im Moment so richtig in dieses Objektiv verliebt, auch wenn es im Portraitbereich natürlich echt mit Bedacht eingesetzt werden muss. Aber dieser Weitwinkellook mit extrem kleinem Schärfebereich ist echt sexy.

Ach ja, und ich arbeite seit diesem Jahr wieder auf einem PC statt auf einem MAC. Auch dazu hatte ich mich ja schon reichlich ausgelassen. Daher sei es mir auch hier erlaubt, einfach mal nur die schon vorhandenen Artikel zu verlinken: Hier ist der erste Blogbeitrag der diesbezüglichen Dreier-Reihe.

Sonst noch was?

Nö, ich glaube, ich habe alles. Ehrlich gesagt, bin ich ganz schön hingerissen, was dieses Jahr so alles los war vor meiner Kamera und wie viele tolle neue Kontakte zu Kolleginnen, Kollegen und Modellen sich ergeben haben. Dafür bin ich absolut dankbar und freue mir ‘nen Keks, wenn ich darüber nachdenke, dass diese Kontakte wohl auch im kommenden Jahr weiterbestehen und ggf. Früchte tragen werden.

Also dann: Komm gut ins Jahr 2017. Wir sehen uns dann dort wieder!

Lichtformung per Couch

Gleich hier oben über dem Beitrag siehst Du Nadine, Model und Fotografin/Coach, dekorativ auf einer Couch liegen. Einer ausgesprochen plüschigen Couch, die in einer tollen Mietlocation, der „Alten Schachtel“ in Mülheim, ansässig ist. Diese Location hatten wir mit vier Fotografen (Nadine, Mella von Steckelwerk, Rene und ich) zusammen gemietet, um an einem ausgedehnten Nachmittag das zu tun, was Fotografen eben so tun, wenn sie mit Modellen zusammentreffen: Das (selbstzusammengestellte) Buffet leerfuttern, Kaffee und/oder Sekt trinken und ein herausragendes Lachmuskeltraining absolvieren. Achja, und ein bißchen Fotografieren natürlich.

Im Zuge dieses Nachmittags hatten sich dann auch Nadine und meine Wenigkeit für ein paar Fotos zusammengerottet, und eben jenes rote Sitzmöbel aus Fotospot ausgeguckt. Für die Auswahl war auch verantwortlich, wie das Licht auf die Couch traf: Nämlich von links – jedenfalls aus der Fotografenposition des obigen Beitragsfotos gesehen. Denn dort befand sich – ich bin einigermaßen sicher, dass sie sich noch heute dort befindet, aber ich war ja von heute aus gesehen in der Vergangenheit dort, daher: „befand“ – also: es befand sich dort eine wirklich grooooooße Fensterfront, die sich über die gesamte langgezogene Seite des Raumes erstreckte. Durch diese Fensterfront strömte alles an Tageslicht herein, was an einem trüben, wolkenverhangenen Herbstnachmittag eben an Tageslicht so da ist.

Auf die Menge an Licht kam es dabei auch nicht unbedingt an, denn wenig Licht kann ich ja bekanntermaßen über die Kameraeinstellungen akkommodieren, was ich ja gerade kürzlich erst hier thematisiert habe. Viel wichtiger war, dass das Licht am gewählten Spot – der Couch – eine eindeutige Richtung hatte. Nämlich „von links“ (siehe oben).

Es ist daher keineswegs ein Zufall, dass Nadine nach links ausgerichtet ist. Denn weil das Licht ja mit zunehmendem Abstand von der Lichtquelle (hier: der Fensterfront) in der Helligkeit graduell nachlässt, trifft so die höchste Lichtintensität auf ihr Gesicht. Und da man als Fotograf ja den Blick des Bildbetrachters (auch) durch Helligkeiten im Bild lenkt (zu lenken versucht), und wir uns hier im Bereich der Fotografie von Menschen befinden, ist das Gesicht als hellster Punkt des Körpers schon mal ein günstiger Grundansatz.

Wahrscheinlich fragst Du Dich allmählich, wo denn die im Titel versprochene Abhandlung über die Lichtformung durch die Couch bleibt.

Keine Sorge, kommt jetzt. Und vielen Dank, dass Du bis hierhin schon mal durchgehalten hast ;-).

Also, die Couch. Dazu muss ich Dir aber erst mal noch ein anderes Bild von Nadine auf ebendieser Couch zeigen, nämlich dasjenige, dass die Idee zu diesem Blogpost überhaupt ausgelöst hat. Ich hoffe, Du hast nichts dagegen. Es geht nämlich um dieses Foto hier:

Die Couch steht unverändert an der gleichen Stelle, das Licht hat sich also nicht verändert. Auch Nadine ist noch da, nur hat sie sich halb auf den Rücken gedreht. Wesentlich geändert hat sich nur meine Position als Fotograf, und zwar bin ich zwischen die Fensterfront und die Couch gewandert.

Wenn Du jetzt dieses Foto anschaust, wirst Du unzweifelhaft bemerken, dass wiederum Nadines Gesicht der hellste Bereich des ganzen Fotos ist, und zwar mit Abstand. Ihre bloße, linke Schulter und ihr linker Arm sind demgegenüber erheblich dunkler.

Wie kommt das?

Nein, das ist nicht MEIN Schatten, auch wenn ich oben schrob, dass ich mich zwischen Fensterfront und Couch positioniert hatte. Vielen Dank für diesen Vorschlag.

Es ist vielmehr so, dass diese plüschige Mehrpersonensitzgelegenheit – wie auf dem Beitragsfoto oben ersichtlich – eine recht hohe Lehne hat, deren jeweilige Enden ein Stück weit nach vorn (also zur Sitzfläche hin) gerundet sind. Und genau dieses vordere Ende der Lehne sorgt für die Abschattung von Nadines linker Schulter. Ihre rechte, bekleidete Schulter und die darauf liegende Hand sind gegenüber der linken Seite ja durchaus deutlich heller, weil hier eben keine sitzmöbelbedingte Abschattung stattfindet. Allerdings bleiben Hand und Schulter rechts immer noch eine Portion dunkler, als das Gesicht. Warum das so ist? Naja, erstens sind sie ein bißchen weiter von der Lichtquelle (der Fensterfront) entfernt, als das Gesicht. Die Lichtintensität ist dort also schon wieder eine Winzigkeit schwächer. Und außerdem habe ich das Gesicht natürlich in der Nachbearbeitung noch ein Fitzelchen in der Helligkeit angehoben, um die schon vorhandene Differenz noch etwas herauszuarbeiten.

Auch ihr rechter Oberschenkel (ganz im Hintergrund) bekommt etwas von dem Tageslicht ab, während ihr rechter Arm die rechte Körperseite abschattet. So kommt es zu einem sehr wohltuenden Wechsel von helleren und dunkleren Bereichen, der nach meiner unmaßgeblichen Meinung sehr zum gelungenen Gesamteindruck beiträgt. Und ja, ich weiß, man soll sich nicht selber loben; aber Nadine war auch recht angetan. Also kann ich ja mal davon ausgehen, dass das Foto ganz OK ist…

Was ist nun die Essenz von dem ganzen Geschreibsel?

Achte sehr(!) darauf, wie das Licht fällt. Es ist IMMER vorteilhaft, wenn das Licht eine erkennbare Richtung hat und man sich diese dann zunutze macht. Ein gewisser Herr McNally hat in einem seiner Bücher mal so geschrieben „Light falls. Just make sure, it falls in your favour.“, was ich an der Stelle einfach mal unterstreichen möchte. Doppelt. Mit dickem, roten Edding und extra Kringel drum.

Denn so ein Foto wie das von Nadine in Halbrückenlage auf der Couch würde mit gleichmäßigem Licht von allen Seiten nicht mal halb so gut aussehen.

Wenn Du diesen Artikel gern gelesen hast, vielleicht sogar etwas gelernt hast, würde ich mich freuen, wenn Du ihn teilst. Und wenn Du weitere Artikel wie diesen nicht verpassen möchtest, schlage ich vor, dass Du meine Facebook-Seite besuchst und den dortigen “Like”-Button betätigst. Denn dort werden neue Blogbeiträge immer angekündigt. Ich danke Dir für Deine Mitarbeit 🙂

Licht? Welches Licht?

Mitunter ist es ja auch erstaunlich, wie wenig Licht man mit den heutigen Kameras braucht, um zu fotografieren. Und zwar nicht nur “für den Notfall”, sondern in wirklich ordentlicher Qualität.

Case in Point: Das Beitragsfoto oben. Entstanden bei wirklich schummeriger Beleuchtung in so ziemlich der dunkelsten Ecke der Location. Lichtquelle des warmen Hauptlichtes: eine kleine säulenartige Stehlampe mit zwei Birnen zu je 25 oder 40 Watt (ungefähr jedenfalls).

Lichtquelle des bläulichen Aufhelllichtes: Trübes Tageslicht an einem wolkenverhangenen, regnerischen Herbst-Mittag. Blau ist das Tageslicht auf dem Foto übrigens, weil ich den Weißabgleich der Kamera auf das Kunstlicht der Lampe abgestimmt habe. Macht Tageslicht automatisch schön bläulich und sorgt so für einen netten Kalt-Warm-Kontrast im Foto.

Das war’s. Mit bloßem Auge war das Set ganz schön dunkel, so dass sich in der Tat die Frage stellte, die ich zum Titel dieses Blogposts gemacht habe. Mit den richtigen Kameraeinstellungen (hier: Blende 2.8, ISO 1600, Zeit 1/200) war es zugleich überhaupt kein Problem. Ich liebe die Errungenschaften der modernen Technik…

Natürlich HÄTTE man, um mit technisch “besseren” Werten – also vor allem geringerem ISO-Wert und kürzerer Verschlusszeit – zu fotografieren mittels zwei bis drei Blitzen oder Dauerlichtlampen die gleiche Lichtstimmung mit mehr Lichtleistung nachbauen können. Aber was für ein technischer Aufwand wäre das gewesen. Und wofür?

Denn eine Rauschreduzierung wegen der hohen Sensorempfindlichkeit war hier quasi nicht nötig. Klar, beim Pixelpeepen in 100%- Ansicht der Originaldatei sieht man ein feines Korn. Aber wer macht das schon.

Und natürlich ist das Bild nicht ganz so klar, wie bei ISO 100, Blende 5.6 und Zeit 1/1000. Aber wer sieht das schon in Facebook-Auflösung. Oder in “Full-HD” in voller Größe auf einem 40″-Fernseher. Denn selbst “Full-HD” bedeutet ja gerade mal 2 Megapixel. Mit anderen Worten: Für die Bilder jedes halbwegs aktuellen Kamerasensors ist reichlich Verkleinerungsreserve vorhanden. Und für die Bilder der heutigen Megapixelmonster, zu denen auch meine Nikon D800 zählt gilt das dann ja mal erst recht. Denn durch eine sachgerechte (= sinnvoll nachgeschärfte) Verkleinerung wirken Bilder ohnehin schärfer und Bildrauschen verschwindet durch das Zusammenrechnen der benachbarten Pixel sozusagen vollautomatisch.

Daher: ISO 1600 ist für mich ein SO WAS von unkritischer Wert, dass ich – sowieso im Endprodukt unsichtbares – technisches Verbesserungspotenzial absolut guten Gewissens ignorieren kann und lieber mit geringstmöglichem technischen Brimborium fotografiere. Denn je mehr Technik ich benutze, desto mehr Kapazität wird davon auch beim Fotografieren in meinen drei armen Gehirnzellen belegt. Und die behalte ich mir lieber für die Konzentration auf den Mensch vor der Kamera übrig, da sind die besser aufgehoben.

Der größte technische Aufwand bei diesem Foto war noch das Einschalten der Lampe und deren Höhenjustage. Die Lampe war nämlich ein bißchen zu klein und musste, damit das Model nicht von unten ausgeleuchtet würde, etwas erhöht aufgestellt werden. Einige Bücher aus dem Vorrat der Mietlocation kamen da wie gerufen. HIGH-TECH durch und durch also….

Mit Miss Lauryi im Jagdschlößchen

Schönen guten Tag. Ich habe in den vergangenen Wochen ja ausgiebig über das Fotomarathonwochenende als kurkölnischer Hofphotograph im Jagdschlößchen an der Burg Linn berichtet – falls Du es verpasst hast: Hier geht der Bericht los.

Heute geht es auch noch einmal kurz um das Wochenende, aber um eine ganz andere Geschichte. Denn – wie berichtet – war das eine Aktion unserer Biedermeiergruppe des Radfahrerclubs Krefeld-Linn 1897 e.V.  im Rahmen des Burgfestes 2016. Nun gibt es in der Gruppe eine junge Dame, die ich nun inzwischen mehrfach vor der Kamera hatte, sie firmiert als Model im Internet unter Miss Lauryi. Und dieselbe war natürlich auch auf dem Burgfest in einer ihrer biedermeierlichen Gewandungen zugegen. Und was war da naheliegender, als die nächstbeste Pause im Besucherstrom unserer Fotoaktion für ein kleines Shooting zu nutzen. Denn passender wird es von der Location für diese Art der Kleidung dann ganz einfach nicht mehr, und so ganz ohne weiteres kommt man da ja auch nicht rein.

Insgesamt hatten wir gerade mal 20 bis 30 Minuten Zeit, weil ich als kurkölnischer Hofphotograph vom zahlenden Publikum ziemlich nachgefragt wurde, aber das reichte völlig für einige sehr nette Fotos.

Und davon wollte ich euch hier dann einfach mal noch einige zeigen.

Und mich noch einmal sehr bei Miss Lauryi bedanken: DANKESEHR!

Miss Lauryi als Puppenmutter
ein gedankenverlorener Blick aus dem Fenster
die Welt steht Kopf
Schlaf, mein Kindlein….

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Animation

Willkommen zurück. Und entschuldige bitte die kleine Pause; es war einfach mal viel los. Jetzt geht es aber weiter mit Teil 4 (von 4 übrigens!) einer kleinen Reihe von Blogbeiträgen, die verschiedene Aspekte eines Shootingevents im August dieses Jahres beleuchten. Jeder Artikel ist in sich abgeschlossen, das Gesamtbild hilft aber vielleicht dennoch beim Verständnis oder ist vielleicht ganz einfach von Interesse. Daher stelle ich erstmal eine kleine Linkparade zur Schau:

66 Fotoshootings in 16 Stunden: Startbeitrag mit Erläuterung der Gesamtsituation und des Workflows

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Lichtsetzung und Technik: ein paar Worte zum Licht und dessen Ausnutzung

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Posing von Gruppen: noch ein paar Worte darüber, wie ich mir die Leute in aller Regel sortiert habe

Den heutigen Blogpost habe ich mal einfach mit ANIMATION überschrieben. Damit ist natürlich nicht die Art von Animation am Pool des Pauschalurlaubshotels gemeint, sondern sehr wörtlich die BELEBUNG DER FOTOSUBJEKTE, also der Menschen vor meiner Kamera. Denn ohne Leben, ohne echte Mimik und Ausdruck habe ich zwar vielleicht hübsche oder/und interessante Menschen vor der Kamera, aber die Fotos sind einfach nur Kulisse ohne Leben.

Die Kernfrage ist also:

Wie bekomme ich eine echte Reaktion aus den Menschen, die sich da vor meiner Kamera angehäuft haben?

Und das in kürzester Zeit (die Shootings waren ja immer nur wenige Minuten lang)?

Und zwar möglichst von allen möglichst gleichzeitig?

Antwort: Es kommt darauf an.

Ich weiß: “Buh!” – “Hängt ihn auf!” – “Wo ist das Patentrezept?”

Denn das Anreißen eines Problems ohne Präsentation einer universell und jederzeit vollumfänglich gültigen Patenrezeptlösung ist natürlich ultimativ sträflich. Aber so leid es mir tut: Es gibt einfach kein Patentrezept. Es geht im Kern einfach immer darauf zurück, ob und wie Du mit Deiner Persönlichkeit mit den Leuten vor der Kamera auf einen gemeinsamen Nenner kommst/kommen kannst. Das geht in meinem Fall meist mit lockeren Sprüchen einher, die – aus der Situation heraus gerissen – unter Umständen knapp vor (oder auch mal hinter – je nach Empfindlichkeit) der Grenze zur Unhöflichkeit liegen.

Auf alle Fälle hat es wahnsinnig viel mit Kommunikation meinerseits zu tun, was volle Absicht und eine Art Konzentrationshilfe für mich sowie eine Ablenkungsstrategie für die Kunden ist. Denn typischerweise fühlen sich alle Menschen außer Modellen, die häufig vor einer Kamera stehen, in dieser Position sehr unsicher und verletzlich. Und je mehr ich diese Menschen durch einen beständigen Redefluß von der Situation, in der sie sich gerade befinden ablenken kann, desto weniger Platz ist in deren Köpfen für den Gedanken „Oh je, gleich werde ich fotografiert“. Ich versuche also zu erreichen, dass die Menschen vor der Kamera vor lauter Redeschwall meinerseits möglichst keine Chance haben, sich unwohl zu fühlen. An dieser Stelle hatte ich schon mal was über die Wichtigkeit der Verbindung von Fotograf zu Fotografiertem geschrieben. Eine echte Verbindung aufzubauen war in dem hier vorliegenden Szenario kaum möglich; da ist Humor und lockere Sprüche die einzige und beste Waffe, die ich benutzen kann.

Ein Verwandter, der mich einmal eine Zeitlang beim Fotografieren ständig wechselnder Gruppen auf dem Abschlussball einer Schule beobachtet hatte, lotste mich in einer kleinen Fotopause mit den Worten „Du brauchst jetzt bestimmt erstmal ein paar Sprechperlen.“ an unseren Tisch. Mit anderen Worten: Ich habe auch da ganze Zeit mit den Leuten vor meiner Kamera „intensiv kommuniziert“, um die für die Kunden ungewohnte Situation zu überbrücken und irgendwie eine Verbindung zu bauen.

Es ist natürlich auch nicht alles nur nonsens und Quatsch, was ich da so von mir gebe. Dafür hätte ich überhaupt nicht mehr genug Hirnzellen frei; schließlich müssen Licht, Posing, Fototechnik und der gesamte organisatorische Rahmen im Hinterkopf zeitgleich weiterbedacht und bearbeitet werden. Also erzähle ich den Leuten – zum Beispiel bei der Anordnung einer Gruppe – einfach was ich tue, warum ich das so mache und was ich als nächstes zu tun gedenke. Das holt dann quasi den Prozess, der mich in dem Moment sowieso innerlich beschäftigt nach vorn, so dass ich mich besser darauf konzentrieren kann. Zugleich sorgt es für Kommunikation mit den Kunden und demonstriert nach außen, dass ich weiß, was ich da tue und alles seinen Grund hat. Das sorgt schon mal grundsätzlich für Vertrauen der Fotografierten in meine Fähigkeiten, nimmt damit vielleicht ein paar Sorgen und hilft damit unter Umständen zu mehr Selbstvertrauen vor der Kamera.

Dazu kommt natürlich noch beständiges Loben und das Vorleben von Begeisterung über die soeben angefertigten Fotos.

 

Das mag jetzt vielleicht für den einen oder anderen etwas befremdlich klingen: Ein Fotograf, der die ganze Zeit durcherzählt. Und nein, das mach ich bei individuellen Shootings, die vielleicht ein paar Stunden dauern, nicht so. Jedenfalls nicht so extrem. Denn die Grundbausteine sind an sich die gleichen: Ich muss irgendwie eine Verbindung auf- und Nervosität abbauen. Dazu habe ich bei einem individuellen Shooting aber viel mehr Ruhe und Zeit.

Geht es aber Schlag auf Schlag wie bei der hier geschilderten Situation mit nur wenigen Minuten langen Shootings auf einer Veranstaltung, ist eine gewisse Energie in der Kommunikation meines Erachtens unerläßlich und ein guter Weg zu guten Fotos. Und sei es nur, weil die Menschen vor der Kamera lächeln, weil sie sich über mich amüsieren. Mir doch egal, Hauptsache die Stimmung passt.

 

In diesem Sinne: Frohes Animieren.

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Posing von Gruppen

Willkommen zurück.

Nachdem ich hier etwas zu den Hintergründen und dem grundsätzlichen Workflow geschrieben und hier noch ein paar Worte zur fotografischen Technik verloren hatte, komme ich heute mal zum Thema “Posing von Gruppen”. Solltest Du erst mit dem heutigen Artikel einsteigen, empfehle ich zum besseren Verständnis der Gesamtsituation die beiden verlinkten Beiträge als Grundstudium ;-).

Neben dem ganzen Workflow und fototechnischen Schnick-Schnack war das Posing jeder Gruppe (es waren ja überwiegend Kleingruppen in Form von Familien) eine der wesentlichen Herausforderungen dieses Fotomarathons. Also sollte ich hierzu auch ein paar Worte verlieren:

Was ist das “Posing einer Gruppe”

Mit dem Begriff meine ich die Anordnung der Personen im Raum. Jeder, der schon mal eine Familie oder sonstige Kleingruppe fotografiert hat, wird das wohl kennen: Bittet man einige Leute, sich zu einem Gruppenfoto aufzustellen, stellen sich alle brav in eine Reihe. Oder sie formen mehr oder minder gebogenen Halbkreis. Alle stehen dabei frontal zur Kamera und lassen ordentlich Platz zum Nachbarn.

Oder sie bilden einfach einen völlig chaotischen Haufen.

Wenn man sowas dann einfach fotografiert, ist das kein Gruppenbild; das ist vielmehr fotografische Körperverletzung. Bestenfalls ist es ein Bild von mehreren sich zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhaltenden Menschen, die im Übrigen scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Da ist man als Fotograf absolut gefragt, die Menschen sinnvoll und zugleich optisch gefällig zu positionieren. Und es gibt ein paar Dinge oder Anhaltspunkte, die einem dabei helfen können:

1.    KEINE LÜCKEN

Die Leute müssen echt auf Tuchfühlung gehen. Sobald man zwischen Ihnen durchschauen kann, ergibt sich im Foto eine deutliche optische Absonderung der Personen voneinander, was dem Eindruck der Zusammengehörigkeit entgegen läuft. Und zwar selbst dann, wenn die Leute das Gefühl haben, schon ‘eng’ zusammengerückt zu sein.

Das Problem ist halt, dass wir Menschen üblicherweise nur in Ausnahmefällen und nur an uns sehr nah stehende Personen heranrücken. Das ist zwar bei Familien (hoffentlich) ein typischer Normalzustand, aber man ist ja nun auch innerhalb einer Familie nicht ständig in Kuschellaune. Insbesondere bei solchen Temperaturen wie an jenem Wochenende (jenseits von 30 Grad Celcius) und in zusätzlicher biedermeierlicher Kleidung  und/oder wenn es gerade mal keine Familie oder enge Freunde, die da zusammen standen, sondern vielleicht “nur” Nachbarn oder andere Bekannte. Dass sich da im ersten Anlauf Lücken ergeben, ist völlig normal und verständlich.

Auf dem Foto wird dann aber selbst ein kleiner Abstand zur visuellen Barriere zwischen den Menschen.

Und diesen Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Abstände im echten Leben gegenüber der Wahrnehmung von deren Abbildung in einem Foto muss man dann ganz einfach mal vermitteln und klarstellen. Damit kann man dann in der Regel alle Lücken schließen.

2.  WAAGERECHTE LINIEN VERMEIDEN

Damit meine ich jetzt nicht die Deckenlinie des Raumes im Hintergrund, die dürfen (sollten) ruhig gerade sein. Ich meine vielmehr eine “Aufreihung” von Köpfen auf gleicher Höhe von links nach rechts. Das lässt eine Gruppe immer sehr statisch wirken und entspricht einfach zu sehr dem Klischee vom mal eben geknipsten “stellt-euch-mal-dahin”-Familienfoto.

Seht zu, dass ihr die Köpfe eurer Gruppenbildteilnehmer irgendwie in aufsteigende Linien gruppiert bekommt. Eine schräge Linie hat nämlich einfach schon mal mehr Dynamik als eine waagerechte, und das ist dann schon mal ein Fortschritt.

3.  DREIECKE BILDEN

Besser noch als schräge Linien: Versucht, Dreiecke zu bilden. Dreiecke haben in Bildkompositionen nämlich die angenehme Eigenschaft, dass der Blick des Betrachters im Bild hängenbleibt, weil die drei Punkte den Blick immer wieder einander zuleiten. Auf einer Linie (auch eine schrägen) kann der Blick immer sehr schnell aus dem Bild gleiten, bei Dreiecken hingegen bleibt der Blick dagegen mit Sicherheit hängen.

Klingt etwas hochtrabend und esoterisch? Das kann sein, aber es ist nachweislich der Fall (“Klingt zwar komisch, ist aber so….”). Wikipedia sagt außerdem, Dreiecke seien ein altbekanntes Stilmittel in der Malerei und habe eine ordnende und harmonisierende Funktion.

Ein Dreieck zu bilden ist natürlich immer recht leicht, wenn ich drei Personen habe. Der oder die Größte kommt in die Mitte dann eine(r) links und eine(r) rechts davon, fertig ist mein Dreieck bei einer Dreiergruppe. Oder ich setze bei einer dreiköpfigen Familie die Mutter auf einen schräg zur Kameraachse stehenden Stuhl, stelle den Vater hinter die Sitzfläche und  das Kind in die Lücke zwischen Stuhl und Vater. Et Voilá: Ein Dreieck. Siehe nebenstehendes Bild.

 

 

Aber was mache ich bei einer Gruppe von fünf oder sieben Personen? Oder bei einer geraden Anzahl?

Ganz einfach: Entweder versuche ich, ein großes Dreieck zu bilden, indem ich die Ankerpunkte mit markanten Personen besetze und “den Rest” auf den Linien dazwischen unterbringe, oder ich Bilde einfach mehrere Dreiecke.

Und das funktioniert dann auch mit einer geraden Anzahl von Leuten.  Hier mal ein paar Bildbeispiele mit Gruppen von vier, fünf und sechs Personen, bei denen ich die Dreiecke mal eingezeichnet habe.

OK, also einfach nur Linien und Dreiecke, ja?

Naja, nicht wirklich. Ob und wen ich jetzt zum Beispiel auf den “Posing-Stuhl” gesetzt habe, hing auch sehr wesentlich davon ab, ob kräftige Größenunterschiede zu beachten waren. Oder ob ein Kleinkind bzw. kleineres Kind mit von der Partie war, das auf einem Schoß untergebracht werden musste, weil es

  • noch nicht selber stehen konnte,
  • oder selbststehend viel zu klein gewesen wäre
  • oder sich auf Mamas oder Papas Schoß einfach viel wohler fühlt (und zudem auch nicht so einfach aus dem Bild verschwinden konnte…).

Farben waren auch so eine Sache. Bei einer größeren Gruppe habe ich natürlich nach Möglichkeit auch  darauf geachtet, dass nicht zwei Personen mit dunkler Kleidung direkt neben- oder voreinander stehen. Das war also auch ein Einflussfaktor.

Und nicht zuletzt wollten wir  den Herren der Schöpfung nicht noch das Anziehen einer langen Hose aufnötigen – von der Passform-Problematik mal ganz abgesehen. Vom Hosenbund an aufwärts waren die Herren also in der Regel stilecht biedermeierlich gekleidet. Unterhalb des Hosenbunds waren Shorts und haarige Männerbeine die Regel. Auch deshalb stehen die Herren der Schöpfung in den Fotos dieses Wochenendes so ziemlich immer hinter jemandem. Schau nochmal das Foto mit der dreiköpfigen Familie weiter oben an. Dass das Kind und die sitzende Mutter des Vaters Beine verdecken, war nicht nur der heroischen Suche nach einer Dreieckskomposition geschuldet. Sehr wesentlich war dabei auch der Wunsch, keine haarigen Beine im Bild zu haben…

Du siehst, es gab da so einige Einflüsse auf die Sortierung der Leute im Foto.

War dann das Posing unter Dach und Fach, ging es darum, die Leute ein wenig aus der Reserve zu locken.

Und genau das Thema schiebe ich jetzt schon seit dem ersten Beitrag dieser kleinen Reihe vor mir her. Aber da hier die 1.000 Worte-Marke auch schon wieder überschritten ist, bin ich so frei, noch ein weiteres Mal zu schieben. Tut mir leid, wenn Du im heutigen Beitrag fest mit diesem Thema gerechnet hattest. Das ist aber – so fürchte ich –  auch wieder nicht in drei Sätzen abgehandelt. Und einen Blogpost mit 2.000 Worten möchte ich dann doch niemandem zumuten.

Also: Im nächsten (und letzten) Teil dieser Reihe geht es dann wirklich um die Animation der zu Fotografierenden. Versprochen.

Bis dahin vielen Dank für Deine Ausdauer und Dein Interesse an meinem Blog. Es würde mich über alle Maßen freuen (nein, das ist nicht ironisch gemeint), wenn Du den Blog in Deinen sozialen Netzwerken teilst und so neue Leser hierher führst.

Bis bald!

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen online. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Lichtsetzung und Technik

In diesem Blogbeitrag hier hatte ich kürzlich erzählt, wie es zu dieser Foto-Marathon-Aktion gekommen ist, und die Rahmenorganisation sowie den grundlegenden Workflow erläutert. Dabei habe ich bewusst den Teil des eigentlichen Shooting ziemlich ausgelassen, denn das ist dann mal heute dran:

Da stand ich also im historischen Ambiente des Jagdschlößchens an der Burg Linn und hatte die Aufgabe, ständig neue Kleingruppen – die meisten Kunden waren Familien – zu gruppieren, zu animieren und zu fotografieren.

Wie ging das jetzt genau vor sich?

Ich fange einfach mal mit der Lichtsetzung an:

Die Vorgabe der Museumsleitung zur Schonung der historischen Wand- und Deckenbemalung sowie der Gemälde im Raum war ganz eindeutig: KEIN BLITZLICHT.

Skizze aus meinem Konzept: Fotostudio mit natürlichem Licht

Allerdings wurde mir gestattet, das in den Raum fallende Tageslicht mit Reflektoren und/oder Diffusoren zu formen. Das bedeutete in Sachen Lichtsetzung erstmal ein Umdenken in Sachen Aufhellung und Hauptlicht.

Hätte ich Blitzlicht verwenden dürfen, wäre das natürlich mein Hauptlicht gewesen und das Fensterlicht mein Aufhelllicht. Da nun das Blitzlicht aus der Gleichung verschwand, war das durch die Fenster fallende Licht automatisch mein Hauptlicht und das von den Wänden bzw. meinem Reflektor reflektierte Licht mein Aufhellicht.
Der als Fotostudio genutzte Raum (siehe auch Beitragsbild oben) hatte – das wird auch auf der Skizze (hoffentlich) erkennbar – drei Fenster. Zwei davon auf der langen Raumseite mit Ausrichtung nach Nordwest (aus Sicht der  Fotografenposition rechts vorn und rechts hinten) und eins nach Südwest (aus Fotografensicht links hinter den Kunden). Das war für die Lichtsetzung mit Fensterlicht insofern vorteilhaft, als dass ich während des gesamten Tages keine direkte Sonneneinstrahlung in Richtung meiner Fotosubjekte hatte. Selbst aus dem südwestlichen Fenster drohte hier keine Gefahr, weil zum Einen große Bäume davor standen, die das Sonnenlicht gut filterten, bevor es auf das Fenster traf und zum Anderen der Raum so groß war, dass Sonnenstrahlen, die sich doch mal in den Raum verirrten auf dem Boden landeten, bevor sie auf meine Kundschaft trafen.  Das Hantieren mit großformatigen Diffusoren zur Abmilderung direkten Sonnenlichts blieb mir damit von vornherein erspart.

Wie kontrastreich das Licht auf meinem Motiv sein würde und wieviel Grundhelligkeit dort ankommen würde, konnte ich bei dieser Anordnung der “Lichtquellen” ohne jedes Hilfsmittel wunderbar durch die Position der Kunden auf der Längsachse des Raumes regulieren. Denn je näher die Leute in Richtung des vorderen Fensters rückten, desto mehr Licht bekamen sie ab, und desto mehr Kontraste ergaben sich zwischen der vom Fensterlicht beleuchteten Seite und der Schattenseite.
Positionierte ich die Kunden dagegen eher mittig vor dem Wandstück zwischen den beiden Fenstern  standen sie sozusagen im Schattenbereich und bekamen – jedenfalls von vorne – kein ‘direktes’ Fensterlicht ab, sondern nur das von den Wänden und der Decke reflektierte Licht. Die Ausleuchtung war damit an dieser Position von vornherein sehr gleichmäßig, was insbesondere bei Gruppenaufnahmen natürlich eine gute Ausgangsposition ist.

Oft zog ich noch einen silbernen Reflektor – meinen kleinen Sunbouncer (Micro-Mini) – hinzu. Der hing an einem rollbaren Stativ mit Auslegearm und stand meist auf ca. 2 Meter Abstand zum vorderen Fenster. Das ergab eine nur SEHR dezente Aufhellung der Schattenseite, denn durch das Fenster fiel ja sowieso schon kein direktes Sonnenlicht, so dass den Reflektor selbst schon nur ein recht diffuses „Nordlicht“ erreichte. Aber „Aufhellung der Schattenseite“ war (meist) auch nicht der wesentliche Grund für den Einsatz des Reflektors. Vielmehr erzeugte der Reflektor in den Augen der Leute kleine Lichtreflexe, “Catchlights” genannt. Die sorgen dafür, dass die Augen – und damit der Gesamtausdruck – viel lebendiger wirken.  Wenn Du das noch nicht gemacht hast, solltest Du da mal bewußt drauf achten; vergleiche einfach mal Fotos mit und ohne Catchlights.

Damit war die Grundausleuchtung von vorn schon mal perfektioniert. Diffuses (also nördliches) Fensterlicht als Hauptlicht und vom Raum gestreutes bzw. vom Reflektor reflektiertes Fensterlicht als Aufhellung.

Der Raum hatte aber noch mehr zu bieten:

Das hintere der nach Nordwest gerichteten Fenster sorgte nämlich für ein nettes Kantenlicht von hinten rechts und das nach Südwest zeigende Fenster für ein nettes Kantenlicht von hinten links. Diese Kantenlichter wurden natürlich immer stärker, je weiter ich die Leute nach hinten positionierte. Und sie waren natürlich nicht immer gleich stark, weil durch das südwestliche Fenster natürlich zeitweise direkte Sonne in den Raum (aber nicht auf meine Kunden!) strahlte. Aber es war nie soviel oder so „problematisch“, dass ich mich genötigt gesehen hätte, das Licht dieses Fenster mittels eines Diffusors abzumildern.

So gesehen bildete der Raum mit seinen drei Fenstern und seiner Ausrichtung ein absolut perfektes Lichtsetup nach, für das ich in einem Studio schon gleich mal 4 Lichtquellen brauchen würde (Hauptlicht, Aufhelllicht, Kantenlicht links, Kantenlicht rechts).

Das eingefügte Bild zeigt einige der genannten Lichtsetzungsschnörkel:

Links am Hals und an der Schulter der Mutter kann man das Kantenlicht vom südwestlichen Fenster gut erkennen.

In Sachen Kontraste zeigt der Blick in die Gesichter von links nach rechts: Die jeweiligen Schattenseiten werden immer ausgeprägter sichtbar. Das liegt zum Einen eben daran, dass sich die Personen weiter rechts vom aufhellenden Reflektor entfernen und somit weniger Aufhelllicht abbekommen, und sie sich zum Anderen der Hauptlichtquelle nähern. Die hellere Seite bekommt also immer mehr Licht ab, was den Kontrast zusätzlich befördert.

Das einzige Manko  meines temporären Fotostudios war halt, dass ich durch die Positionierung der Kunden im Raum und die Ausrichtung meines Reflektors zwar die LichtVERTEILUNG auf meinem Motiv regulieren konnte, nicht aber die maximal verfügbare LichtMENGE.

Und wenn man dann eine 5-köpfige Familie fotografiert, deshalb aus Gründen der Schärfentiefe doch besser mal die Blende auf 5.6 schließt und zudem zur Vorsorge gegen Verwacklungs- oder Bewegungsunschärfe keinesfalls langsamere Belichtungszeiten als 1/80 sec. nutzen möchte (und selbst das ist ja schon sehr grenzwertig langsam), bleibt halt nur die Lichtempfindlichkeit (ISO) als Stellschraube. Daher habe ich – selbst bei dem weit überwiegend tollen Sommerwetter – im Regelfall mit ISO-Werten von 3.200 bis 6.400 fotografiert.

Ein Problem war das jetzt – dank der modernen Kameratechnik – eigentlich nicht; ich habe noch nicht einmal großartig die Rauschunterdrückung bei der Bildentwicklung in Lightroom bemüht. Denn zum Einen ist Bildrauschen bei Nicht-Fotografen ja sowieso kein Thema, zum Anderen wurden die Bilder ja ca. 14×21 cm groß auf einem DIN A4-Blatt ausgedruckt. Und da war dann von Bildrauschen sowieso keine Spur mehr zu sehen, selbst in den Bereichen, wo ich in der Bildentwicklung noch ein wenig aufgehellt habe.

Noch vor 10 Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen. Da fotografierte ich mit meiner Nikon D70s, bei der ISO 1.600 den oberen Anschlag der ISO-Skala bildete und wirklich so gruselig aussah, dass man wirklich nur in absoluten Notfällen über ISO 800 (eigentlich ISO 400) hinaus gehen wollte. Heute – mit meiner D800 – sind solche ISO-Werte ganz einfach mal kein Thema (jedenfalls solange man nicht die Pixel-Peeper-Fraktion in Fotoforen fragt…). Ein Hoch auf die technische Entwicklung der letzten Jahre. Da zeigt sich dann wirklich mal, wie technischer Fortschritt neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet.

 

So, jetzt sind hier auch schon wieder über 1.000 Worte zusammen gekommen. An sich wollte ich ja den Technik-Teil sehr flach halten und mich schon in diesem Artikel der eigentlichen Herausforderung dieses Foto-Marathons widmen: Ständig neue Kleingruppen zu positionieren, sie in kürzester Zeit zu animieren und dabei auch noch zu fotografieren. Nunja, dann mach ich das eben im dritten Teil. Also: Bis bald!

Achso: Wenn Du Fragen hast, immer raus damit. Denn nur wer fragt bekommt Antworten….

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen fertig. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden

Ja, das geht. Und zwar inklusive Bildauswahl, Bildbearbeitung und Druck. Allerdings muss es dann eben auch sehr schnell gehen.

Vielleicht aber mal langsam und der Reihe nach:

WARUM EIGENTLICH macht man sowas?

Wie ich vielleicht schon einmal erwähnte, wohne ich hier auf Sichtweite zur Burg Linn in Krefeld. Um die Burg herum haben sich zur Brauchtumspflege (und einfach weil es Spaß macht) die verschiedensten historischen Gruppen gebildet. Und diese historischen Gruppen haben am letzten August-Wochenende dieses Jahres eine Veranstaltung namens „Lebendige Geschichte auf Burg Linn“ durchgeführt.

In einer dieser Gruppen – der Biedermeiergruppe – sind meine Familie und ich aktiv. Und weil zur Burg Linn auch das Jagdschloss von ca. 1740 gehört, dessen innere heutige Einrichtung einen Querschnitt bürgerlichen Wohnens des 18. und 19. Jahrhunderts repräsentiert und damit gut zur Biedermeierzeit passt, war schnell die Idee geboren, in einem der größeren Zimmer des Jagdschößchens Fotoshootings in biedermeierlicher Gewandung anzubieten.

Jeweils am Samstag und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr waren also das Burggelände, Burg und Jagdschloss für Besucher der Veranstaltung ohne Eintritt geöffnet – das ergibt dann schon mal die oben erwähnten 16 Stunden. Wobei die aktive Shootingzeit eigentlich eher 12 Stunden waren. Denn der Besucherstrom setzte am Samstag erst so gegen 11:00 Uhr ein und ließ um 16:00 Uhr schon wieder nach. Am Sonntag ging es zwar direkt um 10:00 los, dafür mussten wir aber um 17:00 Schluss machen, weil das Jagdschlößchen pünktlich um 18:00 Uhr geschlossen wurde und wir ja vorher noch abbauen mussten.

DIE GRUNDORGANISATION

Das Ganze war also eine Aktion auf einer größeren Veranstaltung und bedurfte so einiger Helfer. Meist zwei bis hin zu vier Leuten betreuten allein die Garderobe, wo sich unsere Kunden in biedermeierliches Gewand kleiden konnten. Ein bis zwei weitere kümmerten sich um die Kasse, Anmeldung und weitere Organisation. Und schließlich gab es noch mich als Fotograf, Bildbearbeiter und Fotodruckbeauftragten.

Im Grunde hat das Ganze dann so funktioniert, dass unsere Interessenten

  • sich anmeldeten und einen kleinen Obulus bezahlt haben,
  • für fünf bis zehn Minuten – je nach Personenzahl – in der Garderobe verschwunden sind,
  • dann für wirklich kurze Zeit (ca. 2 bis max. 5 Minuten) vor der Kamera standen,
  • sich anschließend kleidungsmäßig wieder ‚normalisierten‘ während ich eine Vorauswahl der Bilder traf,
  • danach mit mir am Rechner ihre Lieblingsfoto(s) auswählten,
  • und dann kurz abwarteten, während ich die Fotos (ggf. optimierte und) zum Drucker schickte. Während dieser Zeit waren dann oft schon die nächsten Kunden in der Umkleide…

Um die relativ kurzen Umkleidezeiten zu realisieren – die biedermeierliche Kleidung ist ja nicht gerade schlicht – sind einige Mitglieder der Biedermeiergruppe im Vorfeld tüchtig zu Werke gegangen, um die Kleidung vorzubereiten. Die Kleider wurden zum Beispiel auf der Rückseite aufgetrennt, so dass die Damen und Mädchen wie in einen Kittel hineinschlüpfen konnten. Geschlossen wurden die Kleider einfach mit breiten Klammern hinter dem Rücken.

DER FOTO-WORKFLOW

Der Grundansatz war ja, dass das Shooting vom ersten Posing bis zum fertig gedruckten Bild qualitätiv hochwertig, dabei aber sehr schnell vonstatten gehen musste.

Ich hatte also meinen Laptop vor Ort und habe kabelgebunden direkt auf den Rechner in Lightroom hinein fotografiert; „tethered shooting“ sagt man ja im Fotografensprech dazu. In Lightroom hatte ich mir ein Grundentwicklungspreset erstellt, mit dessen Hilfe Farbprofil, Weißabgleich, Kontraste, Lichter und Tiefen schon recht optimal eingestellt wurden. Dieses Preset habe ich dann im Tether-Modul von Lightroom als Grundprofil ausgewählt, dass direkt bei der Aufnahme auf die Fotos angewendet werden sollte. Somit wurden die Fotos schon bei ihrer Ankunft in Lightroom direkt in die richtige Richtung geschubst.

Zusätzlich hatte ich auf die Grundentwicklung aufbauende Presets entwickelt. Zwei sorgten für eine Aufhellung der oberen linken Bildpartie mittels Verlaufwerkzeug – je eins für Hochformatfotos und eins für Querformatfotos. Ich durfte – das war museale Vorgabe – nur mit natürlichem Licht fotografieren. Aufgrund der Höhe der Fenster und des Lichteinfalls über den Tag hinweg war der untere, rechte Bildbereich bei eher weitwinkligeren Aufnahmen grundsätzlich eine halbe bis eine Blende heller als der obere linke Bildbereich. Das musste also insbesondere bei etwas größeren Gruppen oft ausgeglichen werden.

Außerdem hatte ich Presets entwickelt, die für einen entsättigten Farblook bzw. einen getonten Schwarz-Weiß-Look sorgten, die ich den Kunden alternativ zur Auswahl stellen wollte.

Und damit die Presets nicht irgendwie verstreut in der Presetliste herumlagen, habe ich sie in einem gesonderten ‚Ordner‘ innerhalb der Presetliste gesammelt und den Namen jeweils eine Nummer vorangestellt, die der Reihenfolge der Anwendung entsprach.

Sobald das eigentliche Shooting vorbei und der Kunde/die Kunden wieder in der Umkleide war(en), habe ich aus den insgesamt erstellten Aufnahmen eine Vorauswahl getroffen, indem ich meine Favoriten positiv markiert habe – also ein weißes Fähnchen vergab. Hieraus wählten die Kunden dann mit meiner Unterstützung ihre(n) Favoriten, der oder die gedruckt werden sollten. Diese Fotos bekamen dann zusätzlich zum Fähnchen 5 Sterne. Bei dieser Auswahlgeschichte konnte Lightroom mit seinen Vergleichs-, Auswahl- und Markierungsfunktionen mal so richtig auftrumpfen.

Wichtig ist dabei jetzt nicht, dass man die Markierung genauso mit Fähnchen und Sternchen macht, wie ich es getan habe. Wichtig ist einfach nur, dass man sich VORHER ein System überlegt an das man sich beim Shooting dann auch strikt hält. Sonst läuft man nämlich Gefahr – gerade wenn es im Studio zugeht wie in einem Taubenschlag, dass man die Auswahl von Kunde A noch nicht gedruckt hat, während Kunde B schon wartet und man wegen einer Frage von Kunde C dann die Auswahl des Kunden A vergisst.

Sofern eine individuelle Nachbearbeitung überhaupt nötig war, beschränkte sich diese meist auf eine gezielte Aufhellung mancher Bildpartien. Meist fotografierte ich an den beiden Tagen ja Familien – also Kleingruppen – so dass zwangsläufig oft ein oder zwei Familienmitglieder weiter hinten standen und daher etwas weniger Licht abbekamen, als die weiter vorn stehenden Leute. Oder der eigene Hut oder der des Nachbarn sorgte für etwas Schatten im Gesicht. Das führte dann dazu, dass eine individuelle Aufhellung mit dem Korrekturpinsel in Lightroom sinnvoll und buchstäblich in Sekundenschnelle erledigt war. Was man mit diesem schönen Werkzeug so alles anstellen kann, habe ich übrigens hier mal in einem kleinen Video zusammengetragen.

Auch für den Druck hatte ich spezifische Presets im Druckmodul von Lightroom vorbereitet, die auf Ausgabeformat (Hochformat/Querformat), das ausgewählte Papier und den verwendeten Drucker abgestimmt waren. Hierfür hatte ich an einem Abend ein paar Wochen vor der Veranstaltung eine ausgiebige Testreihe gemacht. Da es für mich das erste Mal war, dass ich Bilder in hochwertiger Form selber drucken wollte, habe ich mir hier natürlich ordentlich Vorlauf und Zeit gelassen. Das war auch nötig um das Zusammenspiel der Druckeinstellungen in Lightroom und im Druckertreiber zu verstehen und zu optimieren. Am Ende hatte ich ein Druckergebnis auf dem Papier, dass dem auf dem (kalibrierten!) Monitor meines Laptops angezeigten Bild sehr nahe kam und dessen Einstellungen dann mit den speziellen Druckpresets für die Fotoaktion fixiert wurden.

Außerdem war in den Druckpresets natürlich das Layout hinterlegt. Ich habe die Fotos mit reichlich Rand drumherum auf DIN A4-Papier gedruckt. Der Text unter dem eigentlichen Foto – inklusive des Logos der Biedermeiergruppe – stand als weitere Bilddatei zur Verfügung und konnte so immer in das zu druckende Bildpaket einbezogen werden.

Wenn das Lieblingsfoto also ausgewählt und (falls erforderlich) noch individuell optimiert worden war, bin ich einfach ins Druckmodul von Lightroom gewechselt, habe das passende Druckpreset ausgewählt, das Bild aus dem Fotostreifen in das Layout gezogen und einfach nur noch den Druckauftrag abgeschickt. Eine Minute und 40 Sekunden später konnte das Foto dann in eine stabile Prospekthülle gesteckt und den Kunden ausgehändigt werden.

WAS ICH DABEI GELERNT HABE

Erstens – und darauf bin ich schon ein bißchen Stolz:

Ich habe diesen Stresstest bestanden, aus wirklich jeder Gruppierung in kürzester Zeit ein paar wirklich ordentliche Fotos herauszuholen. Der Workflow saß und die Kunden waren glücklich. Das gibt wirklich Selbstbewußtsein und Sicherheit in Bezug auf kommende fotografische Herausforderungen.

Zweitens:

Geführte Bildauswahl mit Vorselektion durch den Fotografen erleichtert den Kunden die Entscheidung enorm. Ich hatte zwischendurch auch mal keine Gelegenheit zur einer Vorauswahl. Folge: Der Entscheidungsprozess der Kunden war deutlich langwieriger. Und in 99 % aller Fälle sind die Kunden am Ende meiner Empfehlung gefolgt.

Drittens:

Es ist nicht die Frage, OB die Tethering-Verbindung zu Lightroom vielleicht mal abbricht. Es ist nur die Frage, WANN GENAU sie abbricht. Inzwischen bin ich aber klüger geworden. Eine Empfehlung im Troubleshooting-Guide von Adobe für dieses spezielle Problemchen lautet, dass man speziell bei Nikon-Kameras immer eine leere(!) Speicherkarte eingesetzt haben sollte. In der Tat hatte ich Verbindungsschwierigkeiten, nachdem ich zwischendurch mal ohne die Kabelverbindung auf die Speicherkarte fotografiert habe. Wieder was gelernt.

Viertens:

Selber drucken macht Spaß. Ich muss mich jetzt nur noch entscheiden, welchen Drucker ich für mich selber kaufe…. 😉

Fünftens:

Selbst ISO 6400 braucht bei einer Nikon D800 keine Rauschreduzierung. Jedenfalls nicht für den Druck auf ca. 14×21 cm….

 

Oh – und sechstens: Es ist dann ja doch schön, wenn sich zwischendurch ein kleines Loch im Kundenstrom auftut, und man ein wenig Zeit für ein kleines Shooting mit einem Gruppenmitglied hat. So schnell kommt man dann ja doch nicht wieder in solch historisch passendes Gemäuer.

 

Zu dem eigentlichen fotografischen Herausforderungen dieser zwei Foto-Marathon-Tage schreibe ich in Kürze einen kleinen Artikel. Bis dahin vielen Dank, dass Du meinen Blog liest und viel Spaß beim Fotografieren oder fotografiert-werden.

 

Update: Das mit dem Folgeartikel ist inzwischen erledigt. Hier geht es weiter…

Tipps für die Landschaftsfotografie #1: WARTE AUF DAS LICHT

Heute starte ich mal eine kleine Reihe mit Tipps, Ansichten und Einsichten zum Thema Landschaftsfotografie, die insbesondere dann für Dich interessant sein können, wenn Du jetzt noch nicht der totale Profi in diesem Thema bist.

Los geht es mit DEM absolut essentiellen Basistipp:

Warte auf das Licht.

Welches LICHT?

Kurze und knappe Antwort: Abendlicht, Morgenlicht, blaue Stunde.

Etwas ausführlicher:

Es gehört ja durchaus zum fotografischem Grundwissen, dass die Qualität des Lichtes das Bildergebnis prägt. Der althergebrachte und völlig ausgeleierte Spruch „zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei“ mag dank der Möglichkeiten der Lichtformung für ein Portrait nicht (mehr) angebracht sein. Aber da Lichtformung für eine ganze Landschaft ja doch eher schwierig ist, gilt diese vielbemühte Redensart in diesem Metier durchaus noch. Und Du bist absolut auf das natürliche Licht angewiesen.

Die idealen Zeiten für perfekte Landschaftsfotos sind diejenigen mit tief stehender Sonne sowie die Zeiten direkt vor Sonnenaufgang und direkt nach Sonnenuntergang – letztere nennt man auch gerne „blaue Stunde“. Die – je nach Uhr- und Jahreszeit – goldene/orange/rote Farbe des Lichts einer untergehenden oder aufgehenden Sonne taucht die Landschaft einfach mal in ein richtig warmes Licht, dass wir Menschen weit überwiegend als „schön“ empfinden. Und der Schattenwurf einer tiefstehenden Sonne hilft, die Szene lebendiger zu gestalten und Texturen hervorzuheben. Insgesamt ist dieses Abendlicht (und Morgenlicht) ganz einfach unvergleichlich viel besser geeignet, als eine sommerliche Mittagssonne.

Mitten im Winter können dann – jedenfalls in den hiesigen Gefilden – die fotografische angesagten Uhrzeiten allerdings über den ganzen Tag verteilt liegen, denn da steigt die Sonne auch zur Mittagszeit sowieso nicht mehr ganz so hoch, so dass auch dann schon wenigstens passables, wenn nicht sogar richtig schönes Licht vorherrschen kann.

Das Grundproblem dabei ist natürlich, dass man sich oft die Zeit zum Fotografieren nicht immer allein nach dem Sonnenstand aussuchen kann. Man denke an Gruppen- oder Rundreisen, oder vielleicht fällt die Zeit des Sonnenuntergangs ausgerechnet mit der „zu-Bett-geh-Zeit“ des Nachwuchses zusammen. Das ist dann halt so.

Oder du bist zwar schon zur eigentlich richtigen Zeit am richtigen Ort, aber Petrus hat gerade so richtig schlechte Laune und der vorgesehene malerische Sonnenuntergang ist in der Realität einfach mal ein Totalausfall. So wie hier:

Dazu kann man dann nur sagen: Shit happens. (Wahlspruch des Ober-Niederrheinischen Zirkels der professionellen Hobby-Landschaftsfotografen)

Dann bleibt Dir halt nur die Wahl, ob Du einen Erinnerungsschnappschus bei suboptimalem Licht machst und nach Möglichkeit später nochmal zurückkehrst, oder ob Du Deine Fototour einfach nur in einen Spaziergang an der frischen Luft umwandelst. Du kannst in diesen Fällen jedenfalls nicht erwarten, mehr als ein „Ich-war-da-aber-das-Licht-war-doof-Foto“ aus Deinem Motiv herauszuholen. Also nichts, was Du stolz bei Instagram posten kannst, jedenfalls nicht mit stolzgeschwellter Brust als „Landschaftsfoto“ (vor allem nicht bei einer bekannten Location, von denen es im Internet vor genialen Fotos bereits wimmelt). Als Erinnerungs-ich-war-hier-Schnappschuss geht das natürlich immer, aber das ist dann eben ein anderer Kontext.

Freunde Dich also möglichst frühzeitig mit dem Gedanken an, dass es bei der Landschaftsfotografie einfach dazugehört, auch mal mit leeren Händen nach Hause zu kommen. Darüber kannst Du Dich dann ärgern, musst Du aber nicht. Zumindest warst Du an der frischen Luft und hast Dich mit Fotografie beschäftigt, was allemal besser und gesünder ist, als daheim auf der Couch abzuhängen und sinnlos das Internet leer zu surfen.

Die Sache mit dem WARTEN.

Im eingangs angeführten Merksatz ist das Wörtchen „Warte“ nicht ohne Grund enthalten. Gerade im letzten Urlaub habe ich das wieder erlebt: Ich habe mir ein schönes Fleckchen am Strand ausgesucht, die Sonne steht schon sehr tief und wird innerhalb der nächsten 30 Minuten hinter dem Horizont verschwinden. Meist ist man zu diesem Zeitpunkt nicht alleine an einer solchen Location. Kaum aber ist die Sonne weg, verschwindet auch ein Großteil der Leute, die sich das Schauspiel angeschaut oder/und fotografiert haben. Ich bleibe dann meist noch eine ganze Weile. Denn so manches Mal kommt der beste Teil eines Sonnenuntergangs erst NACH dem Sonnenuntergang. Nämlich in den Fällen, wenn es am Himmel durchaus wolkig zugeht, aber an geeigneter Stelle ein Loch in den Wolken ist, durch das die Sonne die Wolken von unten anstrahlen kann. Und wenn das dann noch von einer Wasserfläche reflektiert wird, kann es so richtig genial werden.
Also: Nicht gleich zusammenpacken, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, sondern lieber mal noch ein bißchen abwarten. Oft passiert außer der Umwandlung von Sauerstoff in Kohlendioxid nichts oder zumindest nicht viel.

Aber wenn was passiert, können das richtige Killer-Fotos werden.

Die VORBEREITUNG

Wenn ich den Ort des Geschehens nicht kenne – im Urlaub zum Beispiel – checke ich im Vorfeld immer den voraussichtlichen Sonnenstand. Dafür gibt es diverse Apps für das Smartphone, die den Sonnenstand für eine beliebige Location zu einer beliebigen Zeit errechnen bzw. vorhersagen. Ich nutze dafür „Sun Surveyor“. Diese App hinterlegt auf Wunsch die Satelliten-Ansichten der Erde von Google-Maps, so dass man sehr detailgenau den Sonnenstand für eine bestimmte Location zu einer bestimmten Zeit im Vorfeld bestimmen kann. Ob andere Apps besser oder doch einfach nur anders sind kann ich nicht sagen; diese wurde mir mal empfohlen, ich fand sie gut und bin dabei geblieben.

Auch andere das Licht beeinflussende Faktoren kann man anhand der Kartendarstellung in der App erkennen:

Unweit der Burg Linn zum Beispiel – einer meiner heimatnahen Lieblings-Outdoor-Fotogelegenheiten – verläuft die A 57 infolge der Überbrückung einer städtischen Hauptverkehrsstraße ein Stück weit oben auf einem hohen Wall. Dieser Wall liegt zwischen dem Burggelände und der untergehenden Sonne. Folglich habe ich an der Burg schon vor dem absoluten Sonnentiefstand den Schatten dieses Walls – was ich beim Timing meines Fotoausflugs natürlich berücksichtigen sollte.

Dieser vorherige Check des Sonnenstands ist – ganz am Rande – nicht nur für Landschaftsfotografie von Vorteil. Auch bei der Planung von Porträtshootings in Form von Homeshootings oder on Location gehört diese Prüfung zur Vorbereitung dazu, damit ich mir schon mal ein Bild machen kann, mit welchen Lichtverhältnissen ich beim Shootingtermin wohl zu tun haben werde. Möchte mein Kunde Fotos im eigenen Garten machen und liegt der zum vereinbarten Termin voll in der Sonne, weiß ich direkt, dass ich einen hinreichend großen Schattenspender aufsuchen oder – wenn nicht verfügbar – mitbringen und aufbauen muss.

Im letzten Urlaub ergab der Check zum Beispiel, dass vom örtlichen Strand aus gesehen die Sonne nicht in das Wasser der Ostsee eintauchen, sondern hinter dem westlichen Ufer der Kieler Förde versinken würde. Damit war dann gleich mal klar, dass eine bestimmte Sorte klassischer Sonnenuntergangsfotos nicht möglich sein würde.

Gerade, wenn man örtliche Besonderheiten als Element in das Foto einbauen möchte empfiehlt sich daher dringend der Blick auf die Karte und den Sonnenstand. Gerade, wenn das Zeitfenster für den Fotoausflug aufgrund anderweitiger Einflüsse nicht allzu groß ist (siehe oben) kann ein bißchen Vorplanung des Standortes nicht schaden. Das habe ich zum Beispiel auch so gemacht, als ich in Zingst die Seebrücke zwischen mich und die untergehende Sonne bringen wollte. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch gelernt, dass die Sonne auf den letzten Metern ganz schön schnell am Horizont entlang flitzt – hier ist mein diesbezüglicher Blogpost.

Die Quintessenz des heutigen Wortausbruchs:

  •  Wenn Du ein richtig gutes Landschaftsfoto machen möchtest, brauchst Du das passende Licht.
  • Das ist typischerweise nicht die sommerliche Mittagssonne, sondern Abendlicht, Morgenlicht und die blaue(n) Stunde(n)
  • Du wirst lernen müssen mit Enttäuschungen zu leben, wenn Petrus milde zu Dir und Deiner erwartungsvoll auf dem Stativ hockenden Kamera herunterlächelt und dann das Schild „No show today“ hochhält.

Die Sache mit dem Stativ werde ich dann mal in der nächsten Folge dieser Reihe aufgreifen. Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Fotografieren!