Die Micro-Four-Thirds-Kamera und das Vollformat

Moin. Schon laaaaange trage ich mich immer mal wieder mit dem Gedanken, eine kleine Systemkamera als Ergänzung zum Spiegelreflexsystem zu kaufen. Hier hatte ich ‘damals’ (in 2014) schon mal ein paar Gedanken dazu aufgeschrieben.

Jetzt ist es endlich soweit: Ich habe zugeschlagen.

Im Prinzip bin ich meinen damaligen Überlegungen gefolgt, und habe mich aus Gründen des Miniaturisierungspotenzials – und zwar nicht nur bei der Kamera, sondern vor allem auch bei den Objektiven – für eine Kamera mit MFT (“Micro-Four-Thirds”) Sensor entschieden. Und zwar für die Panasonic GX-80. Zusammen mit einem Allround-Zoom, dem Panasonic 14-140mm f/3.5-5.6 OIS, und zweier Festbrennweiten, dem Panasonic 25mm f/1.7 und dem M.Zuiko 45 f/1.8 von Olympus, habe ich nun ein super portables und in der Tat recht kompetentes Kamerasystem èn Miniatur.

Aber erstmal zurück auf Start, zur Ausgangssituation: „Die Micro-Four-Thirds-Kamera und das Vollformat“ weiterlesen

Was zum Teufel ist eigentlich ein “Headshot”

Tach. Neulich fragte mich jemand, was denn eigentlich die Rubrik “Headshot” in meinem Portfolio sei. Diese Frage habe ich hier mal in verschiedene Teilbereiche aufgebrochen und natürlich dann auch direkt in einem Pseudo-Q&A-Dialog beantwortet. Viel Spaß beim Lesen:

Q: WTF ist denn eigentlich ein Headshot?

Wenn man den Begriff einfach mal übersetzt, landet man in etwa bei „Was zum Teufel ist eigentlich ein “Headshot”“ weiterlesen

Lichtformung per Couch

Gleich hier oben über dem Beitrag siehst Du Nadine, Model und Fotografin/Coach, dekorativ auf einer Couch liegen. Einer ausgesprochen plüschigen Couch, die in einer tollen Mietlocation, der „Alten Schachtel“ in Mülheim, ansässig ist. Diese Location hatten wir mit vier Fotografen (Nadine, Mella von Steckelwerk, Rene und ich) zusammen gemietet, um an einem ausgedehnten Nachmittag das zu tun, was Fotografen eben so tun, wenn sie mit Modellen zusammentreffen: Das (selbstzusammengestellte) Buffet leerfuttern, Kaffee und/oder Sekt trinken und ein herausragendes Lachmuskeltraining absolvieren. Achja, und ein bißchen Fotografieren natürlich.

Im Zuge dieses Nachmittags hatten sich dann auch Nadine und meine Wenigkeit für ein paar Fotos zusammengerottet, und eben jenes rote Sitzmöbel aus Fotospot ausgeguckt. Für die Auswahl war auch verantwortlich, wie das Licht auf die Couch traf: Nämlich von links – jedenfalls aus der Fotografenposition des obigen Beitragsfotos gesehen. Denn dort befand sich – ich bin einigermaßen sicher, dass sie sich noch heute dort befindet, aber ich war ja von heute aus gesehen in der Vergangenheit dort, daher: „befand“ – also: es befand sich dort eine wirklich grooooooße Fensterfront, die sich über die gesamte langgezogene Seite des Raumes erstreckte. Durch diese Fensterfront strömte alles an Tageslicht herein, was an einem trüben, wolkenverhangenen Herbstnachmittag eben an Tageslicht so da ist.

Auf die Menge an Licht kam es dabei auch nicht unbedingt an, denn wenig Licht kann ich ja bekanntermaßen über die Kameraeinstellungen akkommodieren, was ich ja gerade kürzlich erst hier thematisiert habe. Viel wichtiger war, dass das Licht am gewählten Spot – der Couch – eine eindeutige Richtung hatte. Nämlich „von links“ (siehe oben).

Es ist daher keineswegs ein Zufall, dass Nadine nach links ausgerichtet ist. Denn weil das Licht ja mit zunehmendem Abstand von der Lichtquelle (hier: der Fensterfront) in der Helligkeit graduell nachlässt, trifft so die höchste Lichtintensität auf ihr Gesicht. Und da man als Fotograf ja den Blick des Bildbetrachters (auch) durch Helligkeiten im Bild lenkt (zu lenken versucht), und wir uns hier im Bereich der Fotografie von Menschen befinden, ist das Gesicht als hellster Punkt des Körpers schon mal ein günstiger Grundansatz.

Wahrscheinlich fragst Du Dich allmählich, wo denn die im Titel versprochene Abhandlung über die Lichtformung durch die Couch bleibt.

Keine Sorge, kommt jetzt. Und vielen Dank, dass Du bis hierhin schon mal durchgehalten hast ;-).

Also, die Couch. Dazu muss ich Dir aber erst mal noch ein anderes Bild von Nadine auf ebendieser Couch zeigen, nämlich dasjenige, dass die Idee zu diesem Blogpost überhaupt ausgelöst hat. Ich hoffe, Du hast nichts dagegen. Es geht nämlich um dieses Foto hier:

Die Couch steht unverändert an der gleichen Stelle, das Licht hat sich also nicht verändert. Auch Nadine ist noch da, nur hat sie sich halb auf den Rücken gedreht. Wesentlich geändert hat sich nur meine Position als Fotograf, und zwar bin ich zwischen die Fensterfront und die Couch gewandert.

Wenn Du jetzt dieses Foto anschaust, wirst Du unzweifelhaft bemerken, dass wiederum Nadines Gesicht der hellste Bereich des ganzen Fotos ist, und zwar mit Abstand. Ihre bloße, linke Schulter und ihr linker Arm sind demgegenüber erheblich dunkler.

Wie kommt das?

Nein, das ist nicht MEIN Schatten, auch wenn ich oben schrob, dass ich mich zwischen Fensterfront und Couch positioniert hatte. Vielen Dank für diesen Vorschlag.

Es ist vielmehr so, dass diese plüschige Mehrpersonensitzgelegenheit – wie auf dem Beitragsfoto oben ersichtlich – eine recht hohe Lehne hat, deren jeweilige Enden ein Stück weit nach vorn (also zur Sitzfläche hin) gerundet sind. Und genau dieses vordere Ende der Lehne sorgt für die Abschattung von Nadines linker Schulter. Ihre rechte, bekleidete Schulter und die darauf liegende Hand sind gegenüber der linken Seite ja durchaus deutlich heller, weil hier eben keine sitzmöbelbedingte Abschattung stattfindet. Allerdings bleiben Hand und Schulter rechts immer noch eine Portion dunkler, als das Gesicht. Warum das so ist? Naja, erstens sind sie ein bißchen weiter von der Lichtquelle (der Fensterfront) entfernt, als das Gesicht. Die Lichtintensität ist dort also schon wieder eine Winzigkeit schwächer. Und außerdem habe ich das Gesicht natürlich in der Nachbearbeitung noch ein Fitzelchen in der Helligkeit angehoben, um die schon vorhandene Differenz noch etwas herauszuarbeiten.

Auch ihr rechter Oberschenkel (ganz im Hintergrund) bekommt etwas von dem Tageslicht ab, während ihr rechter Arm die rechte Körperseite abschattet. So kommt es zu einem sehr wohltuenden Wechsel von helleren und dunkleren Bereichen, der nach meiner unmaßgeblichen Meinung sehr zum gelungenen Gesamteindruck beiträgt. Und ja, ich weiß, man soll sich nicht selber loben; aber Nadine war auch recht angetan. Also kann ich ja mal davon ausgehen, dass das Foto ganz OK ist…

Was ist nun die Essenz von dem ganzen Geschreibsel?

Achte sehr(!) darauf, wie das Licht fällt. Es ist IMMER vorteilhaft, wenn das Licht eine erkennbare Richtung hat und man sich diese dann zunutze macht. Ein gewisser Herr McNally hat in einem seiner Bücher mal so geschrieben „Light falls. Just make sure, it falls in your favour.“, was ich an der Stelle einfach mal unterstreichen möchte. Doppelt. Mit dickem, roten Edding und extra Kringel drum.

Denn so ein Foto wie das von Nadine in Halbrückenlage auf der Couch würde mit gleichmäßigem Licht von allen Seiten nicht mal halb so gut aussehen.

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Licht? Welches Licht?

Mitunter ist es ja auch erstaunlich, wie wenig Licht man mit den heutigen Kameras braucht, um zu fotografieren. Und zwar nicht nur “für den Notfall”, sondern in wirklich ordentlicher Qualität.

Case in Point: Das Beitragsfoto oben. Entstanden bei wirklich schummeriger Beleuchtung in so ziemlich der dunkelsten Ecke der Location. Lichtquelle des warmen Hauptlichtes: eine kleine säulenartige Stehlampe mit zwei Birnen zu je 25 oder 40 Watt (ungefähr jedenfalls).

Lichtquelle des bläulichen Aufhelllichtes: Trübes Tageslicht an einem wolkenverhangenen, regnerischen Herbst-Mittag. Blau ist das Tageslicht auf dem Foto übrigens, weil ich den Weißabgleich der Kamera auf das Kunstlicht der Lampe abgestimmt habe. Macht Tageslicht automatisch schön bläulich und sorgt so für einen netten Kalt-Warm-Kontrast im Foto.

Das war’s. Mit bloßem Auge war das Set ganz schön dunkel, so dass sich in der Tat die Frage stellte, die ich zum Titel dieses Blogposts gemacht habe. Mit den richtigen Kameraeinstellungen (hier: Blende 2.8, ISO 1600, Zeit 1/200) war es zugleich überhaupt kein Problem. Ich liebe die Errungenschaften der modernen Technik…

Natürlich HÄTTE man, um mit technisch “besseren” Werten – also vor allem geringerem ISO-Wert und kürzerer Verschlusszeit – zu fotografieren mittels zwei bis drei Blitzen oder Dauerlichtlampen die gleiche Lichtstimmung mit mehr Lichtleistung nachbauen können. Aber was für ein technischer Aufwand wäre das gewesen. Und wofür?

Denn eine Rauschreduzierung wegen der hohen Sensorempfindlichkeit war hier quasi nicht nötig. Klar, beim Pixelpeepen in 100%- Ansicht der Originaldatei sieht man ein feines Korn. Aber wer macht das schon.

Und natürlich ist das Bild nicht ganz so klar, wie bei ISO 100, Blende 5.6 und Zeit 1/1000. Aber wer sieht das schon in Facebook-Auflösung. Oder in “Full-HD” in voller Größe auf einem 40″-Fernseher. Denn selbst “Full-HD” bedeutet ja gerade mal 2 Megapixel. Mit anderen Worten: Für die Bilder jedes halbwegs aktuellen Kamerasensors ist reichlich Verkleinerungsreserve vorhanden. Und für die Bilder der heutigen Megapixelmonster, zu denen auch meine Nikon D800 zählt gilt das dann ja mal erst recht. Denn durch eine sachgerechte (= sinnvoll nachgeschärfte) Verkleinerung wirken Bilder ohnehin schärfer und Bildrauschen verschwindet durch das Zusammenrechnen der benachbarten Pixel sozusagen vollautomatisch.

Daher: ISO 1600 ist für mich ein SO WAS von unkritischer Wert, dass ich – sowieso im Endprodukt unsichtbares – technisches Verbesserungspotenzial absolut guten Gewissens ignorieren kann und lieber mit geringstmöglichem technischen Brimborium fotografiere. Denn je mehr Technik ich benutze, desto mehr Kapazität wird davon auch beim Fotografieren in meinen drei armen Gehirnzellen belegt. Und die behalte ich mir lieber für die Konzentration auf den Mensch vor der Kamera übrig, da sind die besser aufgehoben.

Der größte technische Aufwand bei diesem Foto war noch das Einschalten der Lampe und deren Höhenjustage. Die Lampe war nämlich ein bißchen zu klein und musste, damit das Model nicht von unten ausgeleuchtet würde, etwas erhöht aufgestellt werden. Einige Bücher aus dem Vorrat der Mietlocation kamen da wie gerufen. HIGH-TECH durch und durch also….

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Posing von Gruppen

Willkommen zurück.

Nachdem ich hier etwas zu den Hintergründen und dem grundsätzlichen Workflow geschrieben und hier noch ein paar Worte zur fotografischen Technik verloren hatte, komme ich heute mal zum Thema “Posing von Gruppen”. Solltest Du erst mit dem heutigen Artikel einsteigen, empfehle ich zum besseren Verständnis der Gesamtsituation die beiden verlinkten Beiträge als Grundstudium ;-).

Neben dem ganzen Workflow und fototechnischen Schnick-Schnack war das Posing jeder Gruppe (es waren ja überwiegend Kleingruppen in Form von Familien) eine der wesentlichen Herausforderungen dieses Fotomarathons. Also sollte ich hierzu auch ein paar Worte verlieren:

Was ist das “Posing einer Gruppe”

Mit dem Begriff meine ich die Anordnung der Personen im Raum. Jeder, der schon mal eine Familie oder sonstige Kleingruppe fotografiert hat, wird das wohl kennen: Bittet man einige Leute, sich zu einem Gruppenfoto aufzustellen, stellen sich alle brav in eine Reihe. Oder sie formen mehr oder minder gebogenen Halbkreis. Alle stehen dabei frontal zur Kamera und lassen ordentlich Platz zum Nachbarn.

Oder sie bilden einfach einen völlig chaotischen Haufen.

Wenn man sowas dann einfach fotografiert, ist das kein Gruppenbild; das ist vielmehr fotografische Körperverletzung. Bestenfalls ist es ein Bild von mehreren sich zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhaltenden Menschen, die im Übrigen scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Da ist man als Fotograf absolut gefragt, die Menschen sinnvoll und zugleich optisch gefällig zu positionieren. Und es gibt ein paar Dinge oder Anhaltspunkte, die einem dabei helfen können:

1.    KEINE LÜCKEN

Die Leute müssen echt auf Tuchfühlung gehen. Sobald man zwischen Ihnen durchschauen kann, ergibt sich im Foto eine deutliche optische Absonderung der Personen voneinander, was dem Eindruck der Zusammengehörigkeit entgegen läuft. Und zwar selbst dann, wenn die Leute das Gefühl haben, schon ‘eng’ zusammengerückt zu sein.

Das Problem ist halt, dass wir Menschen üblicherweise nur in Ausnahmefällen und nur an uns sehr nah stehende Personen heranrücken. Das ist zwar bei Familien (hoffentlich) ein typischer Normalzustand, aber man ist ja nun auch innerhalb einer Familie nicht ständig in Kuschellaune. Insbesondere bei solchen Temperaturen wie an jenem Wochenende (jenseits von 30 Grad Celcius) und in zusätzlicher biedermeierlicher Kleidung  und/oder wenn es gerade mal keine Familie oder enge Freunde, die da zusammen standen, sondern vielleicht “nur” Nachbarn oder andere Bekannte. Dass sich da im ersten Anlauf Lücken ergeben, ist völlig normal und verständlich.

Auf dem Foto wird dann aber selbst ein kleiner Abstand zur visuellen Barriere zwischen den Menschen.

Und diesen Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Abstände im echten Leben gegenüber der Wahrnehmung von deren Abbildung in einem Foto muss man dann ganz einfach mal vermitteln und klarstellen. Damit kann man dann in der Regel alle Lücken schließen.

2.  WAAGERECHTE LINIEN VERMEIDEN

Damit meine ich jetzt nicht die Deckenlinie des Raumes im Hintergrund, die dürfen (sollten) ruhig gerade sein. Ich meine vielmehr eine “Aufreihung” von Köpfen auf gleicher Höhe von links nach rechts. Das lässt eine Gruppe immer sehr statisch wirken und entspricht einfach zu sehr dem Klischee vom mal eben geknipsten “stellt-euch-mal-dahin”-Familienfoto.

Seht zu, dass ihr die Köpfe eurer Gruppenbildteilnehmer irgendwie in aufsteigende Linien gruppiert bekommt. Eine schräge Linie hat nämlich einfach schon mal mehr Dynamik als eine waagerechte, und das ist dann schon mal ein Fortschritt.

3.  DREIECKE BILDEN

Besser noch als schräge Linien: Versucht, Dreiecke zu bilden. Dreiecke haben in Bildkompositionen nämlich die angenehme Eigenschaft, dass der Blick des Betrachters im Bild hängenbleibt, weil die drei Punkte den Blick immer wieder einander zuleiten. Auf einer Linie (auch eine schrägen) kann der Blick immer sehr schnell aus dem Bild gleiten, bei Dreiecken hingegen bleibt der Blick dagegen mit Sicherheit hängen.

Klingt etwas hochtrabend und esoterisch? Das kann sein, aber es ist nachweislich der Fall (“Klingt zwar komisch, ist aber so….”). Wikipedia sagt außerdem, Dreiecke seien ein altbekanntes Stilmittel in der Malerei und habe eine ordnende und harmonisierende Funktion.

Ein Dreieck zu bilden ist natürlich immer recht leicht, wenn ich drei Personen habe. Der oder die Größte kommt in die Mitte dann eine(r) links und eine(r) rechts davon, fertig ist mein Dreieck bei einer Dreiergruppe. Oder ich setze bei einer dreiköpfigen Familie die Mutter auf einen schräg zur Kameraachse stehenden Stuhl, stelle den Vater hinter die Sitzfläche und  das Kind in die Lücke zwischen Stuhl und Vater. Et Voilá: Ein Dreieck. Siehe nebenstehendes Bild.

 

 

Aber was mache ich bei einer Gruppe von fünf oder sieben Personen? Oder bei einer geraden Anzahl?

Ganz einfach: Entweder versuche ich, ein großes Dreieck zu bilden, indem ich die Ankerpunkte mit markanten Personen besetze und “den Rest” auf den Linien dazwischen unterbringe, oder ich Bilde einfach mehrere Dreiecke.

Und das funktioniert dann auch mit einer geraden Anzahl von Leuten.  Hier mal ein paar Bildbeispiele mit Gruppen von vier, fünf und sechs Personen, bei denen ich die Dreiecke mal eingezeichnet habe.

OK, also einfach nur Linien und Dreiecke, ja?

Naja, nicht wirklich. Ob und wen ich jetzt zum Beispiel auf den “Posing-Stuhl” gesetzt habe, hing auch sehr wesentlich davon ab, ob kräftige Größenunterschiede zu beachten waren. Oder ob ein Kleinkind bzw. kleineres Kind mit von der Partie war, das auf einem Schoß untergebracht werden musste, weil es

  • noch nicht selber stehen konnte,
  • oder selbststehend viel zu klein gewesen wäre
  • oder sich auf Mamas oder Papas Schoß einfach viel wohler fühlt (und zudem auch nicht so einfach aus dem Bild verschwinden konnte…).

Farben waren auch so eine Sache. Bei einer größeren Gruppe habe ich natürlich nach Möglichkeit auch  darauf geachtet, dass nicht zwei Personen mit dunkler Kleidung direkt neben- oder voreinander stehen. Das war also auch ein Einflussfaktor.

Und nicht zuletzt wollten wir  den Herren der Schöpfung nicht noch das Anziehen einer langen Hose aufnötigen – von der Passform-Problematik mal ganz abgesehen. Vom Hosenbund an aufwärts waren die Herren also in der Regel stilecht biedermeierlich gekleidet. Unterhalb des Hosenbunds waren Shorts und haarige Männerbeine die Regel. Auch deshalb stehen die Herren der Schöpfung in den Fotos dieses Wochenendes so ziemlich immer hinter jemandem. Schau nochmal das Foto mit der dreiköpfigen Familie weiter oben an. Dass das Kind und die sitzende Mutter des Vaters Beine verdecken, war nicht nur der heroischen Suche nach einer Dreieckskomposition geschuldet. Sehr wesentlich war dabei auch der Wunsch, keine haarigen Beine im Bild zu haben…

Du siehst, es gab da so einige Einflüsse auf die Sortierung der Leute im Foto.

War dann das Posing unter Dach und Fach, ging es darum, die Leute ein wenig aus der Reserve zu locken.

Und genau das Thema schiebe ich jetzt schon seit dem ersten Beitrag dieser kleinen Reihe vor mir her. Aber da hier die 1.000 Worte-Marke auch schon wieder überschritten ist, bin ich so frei, noch ein weiteres Mal zu schieben. Tut mir leid, wenn Du im heutigen Beitrag fest mit diesem Thema gerechnet hattest. Das ist aber – so fürchte ich –  auch wieder nicht in drei Sätzen abgehandelt. Und einen Blogpost mit 2.000 Worten möchte ich dann doch niemandem zumuten.

Also: Im nächsten (und letzten) Teil dieser Reihe geht es dann wirklich um die Animation der zu Fotografierenden. Versprochen.

Bis dahin vielen Dank für Deine Ausdauer und Dein Interesse an meinem Blog. Es würde mich über alle Maßen freuen (nein, das ist nicht ironisch gemeint), wenn Du den Blog in Deinen sozialen Netzwerken teilst und so neue Leser hierher führst.

Bis bald!

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen online. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden – Lichtsetzung und Technik

In diesem Blogbeitrag hier hatte ich kürzlich erzählt, wie es zu dieser Foto-Marathon-Aktion gekommen ist, und die Rahmenorganisation sowie den grundlegenden Workflow erläutert. Dabei habe ich bewusst den Teil des eigentlichen Shooting ziemlich ausgelassen, denn das ist dann mal heute dran:

Da stand ich also im historischen Ambiente des Jagdschlößchens an der Burg Linn und hatte die Aufgabe, ständig neue Kleingruppen – die meisten Kunden waren Familien – zu gruppieren, zu animieren und zu fotografieren.

Wie ging das jetzt genau vor sich?

Ich fange einfach mal mit der Lichtsetzung an:

Die Vorgabe der Museumsleitung zur Schonung der historischen Wand- und Deckenbemalung sowie der Gemälde im Raum war ganz eindeutig: KEIN BLITZLICHT.

Skizze aus meinem Konzept: Fotostudio mit natürlichem Licht

Allerdings wurde mir gestattet, das in den Raum fallende Tageslicht mit Reflektoren und/oder Diffusoren zu formen. Das bedeutete in Sachen Lichtsetzung erstmal ein Umdenken in Sachen Aufhellung und Hauptlicht.

Hätte ich Blitzlicht verwenden dürfen, wäre das natürlich mein Hauptlicht gewesen und das Fensterlicht mein Aufhelllicht. Da nun das Blitzlicht aus der Gleichung verschwand, war das durch die Fenster fallende Licht automatisch mein Hauptlicht und das von den Wänden bzw. meinem Reflektor reflektierte Licht mein Aufhellicht.
Der als Fotostudio genutzte Raum (siehe auch Beitragsbild oben) hatte – das wird auch auf der Skizze (hoffentlich) erkennbar – drei Fenster. Zwei davon auf der langen Raumseite mit Ausrichtung nach Nordwest (aus Sicht der  Fotografenposition rechts vorn und rechts hinten) und eins nach Südwest (aus Fotografensicht links hinter den Kunden). Das war für die Lichtsetzung mit Fensterlicht insofern vorteilhaft, als dass ich während des gesamten Tages keine direkte Sonneneinstrahlung in Richtung meiner Fotosubjekte hatte. Selbst aus dem südwestlichen Fenster drohte hier keine Gefahr, weil zum Einen große Bäume davor standen, die das Sonnenlicht gut filterten, bevor es auf das Fenster traf und zum Anderen der Raum so groß war, dass Sonnenstrahlen, die sich doch mal in den Raum verirrten auf dem Boden landeten, bevor sie auf meine Kundschaft trafen.  Das Hantieren mit großformatigen Diffusoren zur Abmilderung direkten Sonnenlichts blieb mir damit von vornherein erspart.

Wie kontrastreich das Licht auf meinem Motiv sein würde und wieviel Grundhelligkeit dort ankommen würde, konnte ich bei dieser Anordnung der “Lichtquellen” ohne jedes Hilfsmittel wunderbar durch die Position der Kunden auf der Längsachse des Raumes regulieren. Denn je näher die Leute in Richtung des vorderen Fensters rückten, desto mehr Licht bekamen sie ab, und desto mehr Kontraste ergaben sich zwischen der vom Fensterlicht beleuchteten Seite und der Schattenseite.
Positionierte ich die Kunden dagegen eher mittig vor dem Wandstück zwischen den beiden Fenstern  standen sie sozusagen im Schattenbereich und bekamen – jedenfalls von vorne – kein ‘direktes’ Fensterlicht ab, sondern nur das von den Wänden und der Decke reflektierte Licht. Die Ausleuchtung war damit an dieser Position von vornherein sehr gleichmäßig, was insbesondere bei Gruppenaufnahmen natürlich eine gute Ausgangsposition ist.

Oft zog ich noch einen silbernen Reflektor – meinen kleinen Sunbouncer (Micro-Mini) – hinzu. Der hing an einem rollbaren Stativ mit Auslegearm und stand meist auf ca. 2 Meter Abstand zum vorderen Fenster. Das ergab eine nur SEHR dezente Aufhellung der Schattenseite, denn durch das Fenster fiel ja sowieso schon kein direktes Sonnenlicht, so dass den Reflektor selbst schon nur ein recht diffuses „Nordlicht“ erreichte. Aber „Aufhellung der Schattenseite“ war (meist) auch nicht der wesentliche Grund für den Einsatz des Reflektors. Vielmehr erzeugte der Reflektor in den Augen der Leute kleine Lichtreflexe, “Catchlights” genannt. Die sorgen dafür, dass die Augen – und damit der Gesamtausdruck – viel lebendiger wirken.  Wenn Du das noch nicht gemacht hast, solltest Du da mal bewußt drauf achten; vergleiche einfach mal Fotos mit und ohne Catchlights.

Damit war die Grundausleuchtung von vorn schon mal perfektioniert. Diffuses (also nördliches) Fensterlicht als Hauptlicht und vom Raum gestreutes bzw. vom Reflektor reflektiertes Fensterlicht als Aufhellung.

Der Raum hatte aber noch mehr zu bieten:

Das hintere der nach Nordwest gerichteten Fenster sorgte nämlich für ein nettes Kantenlicht von hinten rechts und das nach Südwest zeigende Fenster für ein nettes Kantenlicht von hinten links. Diese Kantenlichter wurden natürlich immer stärker, je weiter ich die Leute nach hinten positionierte. Und sie waren natürlich nicht immer gleich stark, weil durch das südwestliche Fenster natürlich zeitweise direkte Sonne in den Raum (aber nicht auf meine Kunden!) strahlte. Aber es war nie soviel oder so „problematisch“, dass ich mich genötigt gesehen hätte, das Licht dieses Fenster mittels eines Diffusors abzumildern.

So gesehen bildete der Raum mit seinen drei Fenstern und seiner Ausrichtung ein absolut perfektes Lichtsetup nach, für das ich in einem Studio schon gleich mal 4 Lichtquellen brauchen würde (Hauptlicht, Aufhelllicht, Kantenlicht links, Kantenlicht rechts).

Das eingefügte Bild zeigt einige der genannten Lichtsetzungsschnörkel:

Links am Hals und an der Schulter der Mutter kann man das Kantenlicht vom südwestlichen Fenster gut erkennen.

In Sachen Kontraste zeigt der Blick in die Gesichter von links nach rechts: Die jeweiligen Schattenseiten werden immer ausgeprägter sichtbar. Das liegt zum Einen eben daran, dass sich die Personen weiter rechts vom aufhellenden Reflektor entfernen und somit weniger Aufhelllicht abbekommen, und sie sich zum Anderen der Hauptlichtquelle nähern. Die hellere Seite bekommt also immer mehr Licht ab, was den Kontrast zusätzlich befördert.

Das einzige Manko  meines temporären Fotostudios war halt, dass ich durch die Positionierung der Kunden im Raum und die Ausrichtung meines Reflektors zwar die LichtVERTEILUNG auf meinem Motiv regulieren konnte, nicht aber die maximal verfügbare LichtMENGE.

Und wenn man dann eine 5-köpfige Familie fotografiert, deshalb aus Gründen der Schärfentiefe doch besser mal die Blende auf 5.6 schließt und zudem zur Vorsorge gegen Verwacklungs- oder Bewegungsunschärfe keinesfalls langsamere Belichtungszeiten als 1/80 sec. nutzen möchte (und selbst das ist ja schon sehr grenzwertig langsam), bleibt halt nur die Lichtempfindlichkeit (ISO) als Stellschraube. Daher habe ich – selbst bei dem weit überwiegend tollen Sommerwetter – im Regelfall mit ISO-Werten von 3.200 bis 6.400 fotografiert.

Ein Problem war das jetzt – dank der modernen Kameratechnik – eigentlich nicht; ich habe noch nicht einmal großartig die Rauschunterdrückung bei der Bildentwicklung in Lightroom bemüht. Denn zum Einen ist Bildrauschen bei Nicht-Fotografen ja sowieso kein Thema, zum Anderen wurden die Bilder ja ca. 14×21 cm groß auf einem DIN A4-Blatt ausgedruckt. Und da war dann von Bildrauschen sowieso keine Spur mehr zu sehen, selbst in den Bereichen, wo ich in der Bildentwicklung noch ein wenig aufgehellt habe.

Noch vor 10 Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen. Da fotografierte ich mit meiner Nikon D70s, bei der ISO 1.600 den oberen Anschlag der ISO-Skala bildete und wirklich so gruselig aussah, dass man wirklich nur in absoluten Notfällen über ISO 800 (eigentlich ISO 400) hinaus gehen wollte. Heute – mit meiner D800 – sind solche ISO-Werte ganz einfach mal kein Thema (jedenfalls solange man nicht die Pixel-Peeper-Fraktion in Fotoforen fragt…). Ein Hoch auf die technische Entwicklung der letzten Jahre. Da zeigt sich dann wirklich mal, wie technischer Fortschritt neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet.

 

So, jetzt sind hier auch schon wieder über 1.000 Worte zusammen gekommen. An sich wollte ich ja den Technik-Teil sehr flach halten und mich schon in diesem Artikel der eigentlichen Herausforderung dieses Foto-Marathons widmen: Ständig neue Kleingruppen zu positionieren, sie in kürzester Zeit zu animieren und dabei auch noch zu fotografieren. Nunja, dann mach ich das eben im dritten Teil. Also: Bis bald!

Achso: Wenn Du Fragen hast, immer raus damit. Denn nur wer fragt bekommt Antworten….

Update: Der nächste Folgeartikel ist inzwischen fertig. Hier geht es weiter…

66 Fotoshootings in 16 Stunden

Ja, das geht. Und zwar inklusive Bildauswahl, Bildbearbeitung und Druck. Allerdings muss es dann eben auch sehr schnell gehen.

Vielleicht aber mal langsam und der Reihe nach:

WARUM EIGENTLICH macht man sowas?

Wie ich vielleicht schon einmal erwähnte, wohne ich hier auf Sichtweite zur Burg Linn in Krefeld. Um die Burg herum haben sich zur Brauchtumspflege (und einfach weil es Spaß macht) die verschiedensten historischen Gruppen gebildet. Und diese historischen Gruppen haben am letzten August-Wochenende dieses Jahres eine Veranstaltung namens „Lebendige Geschichte auf Burg Linn“ durchgeführt.

In einer dieser Gruppen – der Biedermeiergruppe – sind meine Familie und ich aktiv. Und weil zur Burg Linn auch das Jagdschloss von ca. 1740 gehört, dessen innere heutige Einrichtung einen Querschnitt bürgerlichen Wohnens des 18. und 19. Jahrhunderts repräsentiert und damit gut zur Biedermeierzeit passt, war schnell die Idee geboren, in einem der größeren Zimmer des Jagdschößchens Fotoshootings in biedermeierlicher Gewandung anzubieten.

Jeweils am Samstag und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr waren also das Burggelände, Burg und Jagdschloss für Besucher der Veranstaltung ohne Eintritt geöffnet – das ergibt dann schon mal die oben erwähnten 16 Stunden. Wobei die aktive Shootingzeit eigentlich eher 12 Stunden waren. Denn der Besucherstrom setzte am Samstag erst so gegen 11:00 Uhr ein und ließ um 16:00 Uhr schon wieder nach. Am Sonntag ging es zwar direkt um 10:00 los, dafür mussten wir aber um 17:00 Schluss machen, weil das Jagdschlößchen pünktlich um 18:00 Uhr geschlossen wurde und wir ja vorher noch abbauen mussten.

DIE GRUNDORGANISATION

Das Ganze war also eine Aktion auf einer größeren Veranstaltung und bedurfte so einiger Helfer. Meist zwei bis hin zu vier Leuten betreuten allein die Garderobe, wo sich unsere Kunden in biedermeierliches Gewand kleiden konnten. Ein bis zwei weitere kümmerten sich um die Kasse, Anmeldung und weitere Organisation. Und schließlich gab es noch mich als Fotograf, Bildbearbeiter und Fotodruckbeauftragten.

Im Grunde hat das Ganze dann so funktioniert, dass unsere Interessenten

  • sich anmeldeten und einen kleinen Obulus bezahlt haben,
  • für fünf bis zehn Minuten – je nach Personenzahl – in der Garderobe verschwunden sind,
  • dann für wirklich kurze Zeit (ca. 2 bis max. 5 Minuten) vor der Kamera standen,
  • sich anschließend kleidungsmäßig wieder ‚normalisierten‘ während ich eine Vorauswahl der Bilder traf,
  • danach mit mir am Rechner ihre Lieblingsfoto(s) auswählten,
  • und dann kurz abwarteten, während ich die Fotos (ggf. optimierte und) zum Drucker schickte. Während dieser Zeit waren dann oft schon die nächsten Kunden in der Umkleide…

Um die relativ kurzen Umkleidezeiten zu realisieren – die biedermeierliche Kleidung ist ja nicht gerade schlicht – sind einige Mitglieder der Biedermeiergruppe im Vorfeld tüchtig zu Werke gegangen, um die Kleidung vorzubereiten. Die Kleider wurden zum Beispiel auf der Rückseite aufgetrennt, so dass die Damen und Mädchen wie in einen Kittel hineinschlüpfen konnten. Geschlossen wurden die Kleider einfach mit breiten Klammern hinter dem Rücken.

DER FOTO-WORKFLOW

Der Grundansatz war ja, dass das Shooting vom ersten Posing bis zum fertig gedruckten Bild qualitätiv hochwertig, dabei aber sehr schnell vonstatten gehen musste.

Ich hatte also meinen Laptop vor Ort und habe kabelgebunden direkt auf den Rechner in Lightroom hinein fotografiert; „tethered shooting“ sagt man ja im Fotografensprech dazu. In Lightroom hatte ich mir ein Grundentwicklungspreset erstellt, mit dessen Hilfe Farbprofil, Weißabgleich, Kontraste, Lichter und Tiefen schon recht optimal eingestellt wurden. Dieses Preset habe ich dann im Tether-Modul von Lightroom als Grundprofil ausgewählt, dass direkt bei der Aufnahme auf die Fotos angewendet werden sollte. Somit wurden die Fotos schon bei ihrer Ankunft in Lightroom direkt in die richtige Richtung geschubst.

Zusätzlich hatte ich auf die Grundentwicklung aufbauende Presets entwickelt. Zwei sorgten für eine Aufhellung der oberen linken Bildpartie mittels Verlaufwerkzeug – je eins für Hochformatfotos und eins für Querformatfotos. Ich durfte – das war museale Vorgabe – nur mit natürlichem Licht fotografieren. Aufgrund der Höhe der Fenster und des Lichteinfalls über den Tag hinweg war der untere, rechte Bildbereich bei eher weitwinkligeren Aufnahmen grundsätzlich eine halbe bis eine Blende heller als der obere linke Bildbereich. Das musste also insbesondere bei etwas größeren Gruppen oft ausgeglichen werden.

Außerdem hatte ich Presets entwickelt, die für einen entsättigten Farblook bzw. einen getonten Schwarz-Weiß-Look sorgten, die ich den Kunden alternativ zur Auswahl stellen wollte.

Und damit die Presets nicht irgendwie verstreut in der Presetliste herumlagen, habe ich sie in einem gesonderten ‚Ordner‘ innerhalb der Presetliste gesammelt und den Namen jeweils eine Nummer vorangestellt, die der Reihenfolge der Anwendung entsprach.

Sobald das eigentliche Shooting vorbei und der Kunde/die Kunden wieder in der Umkleide war(en), habe ich aus den insgesamt erstellten Aufnahmen eine Vorauswahl getroffen, indem ich meine Favoriten positiv markiert habe – also ein weißes Fähnchen vergab. Hieraus wählten die Kunden dann mit meiner Unterstützung ihre(n) Favoriten, der oder die gedruckt werden sollten. Diese Fotos bekamen dann zusätzlich zum Fähnchen 5 Sterne. Bei dieser Auswahlgeschichte konnte Lightroom mit seinen Vergleichs-, Auswahl- und Markierungsfunktionen mal so richtig auftrumpfen.

Wichtig ist dabei jetzt nicht, dass man die Markierung genauso mit Fähnchen und Sternchen macht, wie ich es getan habe. Wichtig ist einfach nur, dass man sich VORHER ein System überlegt an das man sich beim Shooting dann auch strikt hält. Sonst läuft man nämlich Gefahr – gerade wenn es im Studio zugeht wie in einem Taubenschlag, dass man die Auswahl von Kunde A noch nicht gedruckt hat, während Kunde B schon wartet und man wegen einer Frage von Kunde C dann die Auswahl des Kunden A vergisst.

Sofern eine individuelle Nachbearbeitung überhaupt nötig war, beschränkte sich diese meist auf eine gezielte Aufhellung mancher Bildpartien. Meist fotografierte ich an den beiden Tagen ja Familien – also Kleingruppen – so dass zwangsläufig oft ein oder zwei Familienmitglieder weiter hinten standen und daher etwas weniger Licht abbekamen, als die weiter vorn stehenden Leute. Oder der eigene Hut oder der des Nachbarn sorgte für etwas Schatten im Gesicht. Das führte dann dazu, dass eine individuelle Aufhellung mit dem Korrekturpinsel in Lightroom sinnvoll und buchstäblich in Sekundenschnelle erledigt war. Was man mit diesem schönen Werkzeug so alles anstellen kann, habe ich übrigens hier mal in einem kleinen Video zusammengetragen.

Auch für den Druck hatte ich spezifische Presets im Druckmodul von Lightroom vorbereitet, die auf Ausgabeformat (Hochformat/Querformat), das ausgewählte Papier und den verwendeten Drucker abgestimmt waren. Hierfür hatte ich an einem Abend ein paar Wochen vor der Veranstaltung eine ausgiebige Testreihe gemacht. Da es für mich das erste Mal war, dass ich Bilder in hochwertiger Form selber drucken wollte, habe ich mir hier natürlich ordentlich Vorlauf und Zeit gelassen. Das war auch nötig um das Zusammenspiel der Druckeinstellungen in Lightroom und im Druckertreiber zu verstehen und zu optimieren. Am Ende hatte ich ein Druckergebnis auf dem Papier, dass dem auf dem (kalibrierten!) Monitor meines Laptops angezeigten Bild sehr nahe kam und dessen Einstellungen dann mit den speziellen Druckpresets für die Fotoaktion fixiert wurden.

Außerdem war in den Druckpresets natürlich das Layout hinterlegt. Ich habe die Fotos mit reichlich Rand drumherum auf DIN A4-Papier gedruckt. Der Text unter dem eigentlichen Foto – inklusive des Logos der Biedermeiergruppe – stand als weitere Bilddatei zur Verfügung und konnte so immer in das zu druckende Bildpaket einbezogen werden.

Wenn das Lieblingsfoto also ausgewählt und (falls erforderlich) noch individuell optimiert worden war, bin ich einfach ins Druckmodul von Lightroom gewechselt, habe das passende Druckpreset ausgewählt, das Bild aus dem Fotostreifen in das Layout gezogen und einfach nur noch den Druckauftrag abgeschickt. Eine Minute und 40 Sekunden später konnte das Foto dann in eine stabile Prospekthülle gesteckt und den Kunden ausgehändigt werden.

WAS ICH DABEI GELERNT HABE

Erstens – und darauf bin ich schon ein bißchen Stolz:

Ich habe diesen Stresstest bestanden, aus wirklich jeder Gruppierung in kürzester Zeit ein paar wirklich ordentliche Fotos herauszuholen. Der Workflow saß und die Kunden waren glücklich. Das gibt wirklich Selbstbewußtsein und Sicherheit in Bezug auf kommende fotografische Herausforderungen.

Zweitens:

Geführte Bildauswahl mit Vorselektion durch den Fotografen erleichtert den Kunden die Entscheidung enorm. Ich hatte zwischendurch auch mal keine Gelegenheit zur einer Vorauswahl. Folge: Der Entscheidungsprozess der Kunden war deutlich langwieriger. Und in 99 % aller Fälle sind die Kunden am Ende meiner Empfehlung gefolgt.

Drittens:

Es ist nicht die Frage, OB die Tethering-Verbindung zu Lightroom vielleicht mal abbricht. Es ist nur die Frage, WANN GENAU sie abbricht. Inzwischen bin ich aber klüger geworden. Eine Empfehlung im Troubleshooting-Guide von Adobe für dieses spezielle Problemchen lautet, dass man speziell bei Nikon-Kameras immer eine leere(!) Speicherkarte eingesetzt haben sollte. In der Tat hatte ich Verbindungsschwierigkeiten, nachdem ich zwischendurch mal ohne die Kabelverbindung auf die Speicherkarte fotografiert habe. Wieder was gelernt.

Viertens:

Selber drucken macht Spaß. Ich muss mich jetzt nur noch entscheiden, welchen Drucker ich für mich selber kaufe…. 😉

Fünftens:

Selbst ISO 6400 braucht bei einer Nikon D800 keine Rauschreduzierung. Jedenfalls nicht für den Druck auf ca. 14×21 cm….

 

Oh – und sechstens: Es ist dann ja doch schön, wenn sich zwischendurch ein kleines Loch im Kundenstrom auftut, und man ein wenig Zeit für ein kleines Shooting mit einem Gruppenmitglied hat. So schnell kommt man dann ja doch nicht wieder in solch historisch passendes Gemäuer.

 

Zu dem eigentlichen fotografischen Herausforderungen dieser zwei Foto-Marathon-Tage schreibe ich in Kürze einen kleinen Artikel. Bis dahin vielen Dank, dass Du meinen Blog liest und viel Spaß beim Fotografieren oder fotografiert-werden.

 

Update: Das mit dem Folgeartikel ist inzwischen erledigt. Hier geht es weiter…

Tipps für die Landschaftsfotografie #1: WARTE AUF DAS LICHT

Heute starte ich mal eine kleine Reihe mit Tipps, Ansichten und Einsichten zum Thema Landschaftsfotografie, die insbesondere dann für Dich interessant sein können, wenn Du jetzt noch nicht der totale Profi in diesem Thema bist.

Los geht es mit DEM absolut essentiellen Basistipp:

Warte auf das Licht.

Welches LICHT?

Kurze und knappe Antwort: Abendlicht, Morgenlicht, blaue Stunde.

Etwas ausführlicher:

Es gehört ja durchaus zum fotografischem Grundwissen, dass die Qualität des Lichtes das Bildergebnis prägt. Der althergebrachte und völlig ausgeleierte Spruch „zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei“ mag dank der Möglichkeiten der Lichtformung für ein Portrait nicht (mehr) angebracht sein. Aber da Lichtformung für eine ganze Landschaft ja doch eher schwierig ist, gilt diese vielbemühte Redensart in diesem Metier durchaus noch. Und Du bist absolut auf das natürliche Licht angewiesen.

Die idealen Zeiten für perfekte Landschaftsfotos sind diejenigen mit tief stehender Sonne sowie die Zeiten direkt vor Sonnenaufgang und direkt nach Sonnenuntergang – letztere nennt man auch gerne „blaue Stunde“. Die – je nach Uhr- und Jahreszeit – goldene/orange/rote Farbe des Lichts einer untergehenden oder aufgehenden Sonne taucht die Landschaft einfach mal in ein richtig warmes Licht, dass wir Menschen weit überwiegend als „schön“ empfinden. Und der Schattenwurf einer tiefstehenden Sonne hilft, die Szene lebendiger zu gestalten und Texturen hervorzuheben. Insgesamt ist dieses Abendlicht (und Morgenlicht) ganz einfach unvergleichlich viel besser geeignet, als eine sommerliche Mittagssonne.

Mitten im Winter können dann – jedenfalls in den hiesigen Gefilden – die fotografische angesagten Uhrzeiten allerdings über den ganzen Tag verteilt liegen, denn da steigt die Sonne auch zur Mittagszeit sowieso nicht mehr ganz so hoch, so dass auch dann schon wenigstens passables, wenn nicht sogar richtig schönes Licht vorherrschen kann.

Das Grundproblem dabei ist natürlich, dass man sich oft die Zeit zum Fotografieren nicht immer allein nach dem Sonnenstand aussuchen kann. Man denke an Gruppen- oder Rundreisen, oder vielleicht fällt die Zeit des Sonnenuntergangs ausgerechnet mit der „zu-Bett-geh-Zeit“ des Nachwuchses zusammen. Das ist dann halt so.

Oder du bist zwar schon zur eigentlich richtigen Zeit am richtigen Ort, aber Petrus hat gerade so richtig schlechte Laune und der vorgesehene malerische Sonnenuntergang ist in der Realität einfach mal ein Totalausfall. So wie hier:

Dazu kann man dann nur sagen: Shit happens. (Wahlspruch des Ober-Niederrheinischen Zirkels der professionellen Hobby-Landschaftsfotografen)

Dann bleibt Dir halt nur die Wahl, ob Du einen Erinnerungsschnappschus bei suboptimalem Licht machst und nach Möglichkeit später nochmal zurückkehrst, oder ob Du Deine Fototour einfach nur in einen Spaziergang an der frischen Luft umwandelst. Du kannst in diesen Fällen jedenfalls nicht erwarten, mehr als ein „Ich-war-da-aber-das-Licht-war-doof-Foto“ aus Deinem Motiv herauszuholen. Also nichts, was Du stolz bei Instagram posten kannst, jedenfalls nicht mit stolzgeschwellter Brust als „Landschaftsfoto“ (vor allem nicht bei einer bekannten Location, von denen es im Internet vor genialen Fotos bereits wimmelt). Als Erinnerungs-ich-war-hier-Schnappschuss geht das natürlich immer, aber das ist dann eben ein anderer Kontext.

Freunde Dich also möglichst frühzeitig mit dem Gedanken an, dass es bei der Landschaftsfotografie einfach dazugehört, auch mal mit leeren Händen nach Hause zu kommen. Darüber kannst Du Dich dann ärgern, musst Du aber nicht. Zumindest warst Du an der frischen Luft und hast Dich mit Fotografie beschäftigt, was allemal besser und gesünder ist, als daheim auf der Couch abzuhängen und sinnlos das Internet leer zu surfen.

Die Sache mit dem WARTEN.

Im eingangs angeführten Merksatz ist das Wörtchen „Warte“ nicht ohne Grund enthalten. Gerade im letzten Urlaub habe ich das wieder erlebt: Ich habe mir ein schönes Fleckchen am Strand ausgesucht, die Sonne steht schon sehr tief und wird innerhalb der nächsten 30 Minuten hinter dem Horizont verschwinden. Meist ist man zu diesem Zeitpunkt nicht alleine an einer solchen Location. Kaum aber ist die Sonne weg, verschwindet auch ein Großteil der Leute, die sich das Schauspiel angeschaut oder/und fotografiert haben. Ich bleibe dann meist noch eine ganze Weile. Denn so manches Mal kommt der beste Teil eines Sonnenuntergangs erst NACH dem Sonnenuntergang. Nämlich in den Fällen, wenn es am Himmel durchaus wolkig zugeht, aber an geeigneter Stelle ein Loch in den Wolken ist, durch das die Sonne die Wolken von unten anstrahlen kann. Und wenn das dann noch von einer Wasserfläche reflektiert wird, kann es so richtig genial werden.
Also: Nicht gleich zusammenpacken, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, sondern lieber mal noch ein bißchen abwarten. Oft passiert außer der Umwandlung von Sauerstoff in Kohlendioxid nichts oder zumindest nicht viel.

Aber wenn was passiert, können das richtige Killer-Fotos werden.

Die VORBEREITUNG

Wenn ich den Ort des Geschehens nicht kenne – im Urlaub zum Beispiel – checke ich im Vorfeld immer den voraussichtlichen Sonnenstand. Dafür gibt es diverse Apps für das Smartphone, die den Sonnenstand für eine beliebige Location zu einer beliebigen Zeit errechnen bzw. vorhersagen. Ich nutze dafür „Sun Surveyor“. Diese App hinterlegt auf Wunsch die Satelliten-Ansichten der Erde von Google-Maps, so dass man sehr detailgenau den Sonnenstand für eine bestimmte Location zu einer bestimmten Zeit im Vorfeld bestimmen kann. Ob andere Apps besser oder doch einfach nur anders sind kann ich nicht sagen; diese wurde mir mal empfohlen, ich fand sie gut und bin dabei geblieben.

Auch andere das Licht beeinflussende Faktoren kann man anhand der Kartendarstellung in der App erkennen:

Unweit der Burg Linn zum Beispiel – einer meiner heimatnahen Lieblings-Outdoor-Fotogelegenheiten – verläuft die A 57 infolge der Überbrückung einer städtischen Hauptverkehrsstraße ein Stück weit oben auf einem hohen Wall. Dieser Wall liegt zwischen dem Burggelände und der untergehenden Sonne. Folglich habe ich an der Burg schon vor dem absoluten Sonnentiefstand den Schatten dieses Walls – was ich beim Timing meines Fotoausflugs natürlich berücksichtigen sollte.

Dieser vorherige Check des Sonnenstands ist – ganz am Rande – nicht nur für Landschaftsfotografie von Vorteil. Auch bei der Planung von Porträtshootings in Form von Homeshootings oder on Location gehört diese Prüfung zur Vorbereitung dazu, damit ich mir schon mal ein Bild machen kann, mit welchen Lichtverhältnissen ich beim Shootingtermin wohl zu tun haben werde. Möchte mein Kunde Fotos im eigenen Garten machen und liegt der zum vereinbarten Termin voll in der Sonne, weiß ich direkt, dass ich einen hinreichend großen Schattenspender aufsuchen oder – wenn nicht verfügbar – mitbringen und aufbauen muss.

Im letzten Urlaub ergab der Check zum Beispiel, dass vom örtlichen Strand aus gesehen die Sonne nicht in das Wasser der Ostsee eintauchen, sondern hinter dem westlichen Ufer der Kieler Förde versinken würde. Damit war dann gleich mal klar, dass eine bestimmte Sorte klassischer Sonnenuntergangsfotos nicht möglich sein würde.

Gerade, wenn man örtliche Besonderheiten als Element in das Foto einbauen möchte empfiehlt sich daher dringend der Blick auf die Karte und den Sonnenstand. Gerade, wenn das Zeitfenster für den Fotoausflug aufgrund anderweitiger Einflüsse nicht allzu groß ist (siehe oben) kann ein bißchen Vorplanung des Standortes nicht schaden. Das habe ich zum Beispiel auch so gemacht, als ich in Zingst die Seebrücke zwischen mich und die untergehende Sonne bringen wollte. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch gelernt, dass die Sonne auf den letzten Metern ganz schön schnell am Horizont entlang flitzt – hier ist mein diesbezüglicher Blogpost.

Die Quintessenz des heutigen Wortausbruchs:

  •  Wenn Du ein richtig gutes Landschaftsfoto machen möchtest, brauchst Du das passende Licht.
  • Das ist typischerweise nicht die sommerliche Mittagssonne, sondern Abendlicht, Morgenlicht und die blaue(n) Stunde(n)
  • Du wirst lernen müssen mit Enttäuschungen zu leben, wenn Petrus milde zu Dir und Deiner erwartungsvoll auf dem Stativ hockenden Kamera herunterlächelt und dann das Schild „No show today“ hochhält.

Die Sache mit dem Stativ werde ich dann mal in der nächsten Folge dieser Reihe aufgreifen. Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Fotografieren!

Headshot Q&A

Moin. Kürzlich habe ich mich mit Lauryi zu einem netten Shootingtag getroffen.

Und weil meine Headshot-Gallerie ja noch Zuwachs vertragen kann, stand natürlich auch ein solcher Headshot auf dem Shootingplan. Also habe ich einfach unter dem (großen) Carport ein Studio aufgebaut und schon ging es los. Oben habe ich Dir ja schon zwei Headshots und ein Foto vom Setup gezeigt. Das Warum/Weshalb/Wieso werde ich mit dem folgenden Q&A erschlagen. Solltest Du allerdings noch weitere Fragen haben, frag mich ruhig. Dafür ist so eine Kommentarfunktion ja da.

Los geht’s:

Warum unter dem Carport?

Da ist genug Platz. Und es hat geregnet. Und ich habe kein festes Studio, sondern mache im Wesentlichen Homeshootings, bei denen ich mein Studio eben dort aufbaue, wo es gebraucht wird. In diesem Fall eben bei mir zu Hause unter dem Carport.

Aha. Aber war die Einrichtung des Lichtes dann nicht problematisch mit diesen Unmengen an natürlichem Licht?

Nö. Bei ISO 50, Blende 18 und 1/125 Belichtungszeit war vom natürlichen Umgebungslicht nix mehr da. Wie Du im Setup-Foto siehst, habe ich auch ein Sonnensegel unter dem lichtdurchlässigen Carportdach hängen. Das habe ich zwar nicht dort hingehängt, damit ich fotografieren kann, aber auch dafür ist es reichlich nützlich.

Hmmm. Blende 18….. Blende 18??? Sag mal, hast Du da nicht schon so richtig fett mit Beugungsunschärfe zu kämpfen?

Nö. Alles gut, nix gebeugt.

Na gut, will ich dann mal glauben. Aber was genau hast Du denn da jetzt alles aufgebaut? Der Carport sieht ja ganz schön zugestellt aus.

Gut, dass Du fragst. Also erstmal: Das Gartenhaus und das Kinderspielhaus hinten links, der Tisch hinten rechts und das grün abgedeckte Etwas nicht ganz hinten links (ein Strandkorb übrigens) haben mit dem Fotosetup nichts zu tun. Die steh’n da immer, OK?

Scherzkeks. Das war ja wohl klar. Nun also mal bitte den restlichen Aufbau erläutern. Vielleicht gehst Du einfach mal von hinten nach vorne durch das Produktionsfoto?

Ja, gerne.

Also: Im Hintergrund ist der Hintergrund (wer hätte das gedacht). In dem Fall ist das eine schmale Rolle mittelgrauer Tetenal-Karton auf meinem mobilen Hintergrund-System. Die gelb-schwarz gestreiften Teile unten am Hintergrundsystem sind Sandsäcke, die das ganze Konstrukt davon abhalten sollen, auf mein Model zu kippen. Hat soweit auch geklappt.

Da bin ich aber froh. Dein Hintergrund hat aber ‘nen gelben Fleck in der Mitte. Hast Du das nicht gesehen?

Der “Fleck” mitten auf dem Hintergrundkarton ist Absicht. Verursacht wird er vom Einstelllicht des Blitzes, der auf dem kleinen Bodenstativ steht und auf den Hintergrund gerichtet ist. Das war einer meiner 500WS-Blitze, versehen mit einem 55 Grad Normalreflektor und einer 20 Grad Wabe. Der Blitz wirft also nur einen engen Lichtspot auf den Hintergrund und verursacht im Foto so diesen ganz minimalen Helligkeitsverlauf aus der Bildmitte heraus. Auf dem Produktionsfoto sieht man der Verlauf aufgrund des Einstelllichtes des Blitzes viel stärker, als nachher die Aufhellung des Hintergrundkartons durch das eigentliche Blitzlicht. Vergleiche mal in den beiden Headshots über diesem Beitrag: das linke Foto ist ohne diesen Spot aufgenommen, das rechte mit.

Gut, das war also der Hintergrund. Was ist mit dem Vordergrund?

Am silbernen Galgen vorne links findest Du das Hauptlicht in Form einer Beauty-Dish, die ich zwecks Abmilderung des Lichtes noch mit der Diffusions-Badehaube verziert habe. Die Dish wird befeuert von meinem Jinbei DC-600-Porty, also einem in Blitzkopf und Generator aufgeteilten, akkubetriebenen Studioblitz. Die Position ist hochfrontal; heißt: Das Model hat exakt mittig “unterhalb” der Beauty-Dish gestanden. Wichtig dabei ist – das habe ich bei diesem Shooting auch wieder gesehen – die Position des Hauptlichtes genau auf das Model abzustimmen. Im ersten Aufschlag hatte ich das Licht zu steil stehen; heißt: die Beauty-Dish zeigte etwas mehr in Richtung Boden als auf dem Setup-Foto. Dass führte dann zu unschönen Schatten im Gesicht, die auch der Reflektor nicht hinreichend aufhellen konnte. Also habe ich die Dish etwas weiter heruntergeholt und den Blitzkopf mit Dish mehr in Richtung Model gedreht. Eine nichtmal große Veränderung, aber in den Fotos ein Unterschied wie Tag und Nacht.

OK. Du sagtest da gerade was von einem Reflektor? Das ist das flache Teil unterhalb der Beauty-Dish, oder?

Genau. Der Reflektor auf dem schwarzen Galgenstativ unterhalb des Hauptlichts ist ein Sunbounce Micro-Mini mit silberner Bespannung. Dessen Job ist die Aufhellung der Schatten, die durch die hochfrontale Position des Hauptlichtes unter den Augenbrauen, der Nase und dem Kinn entstehen. Über die Oberfläche des Reflektors (z.B. silber oder weiß) sowie über die Position (höher oder tiefer) kannst Du die vom Reflektor zurückgeworfene Lichtmenge regulieren. Ich wollte ein klassisches Beauty-Licht in Form einer Lichtzange von oben und unten. Da hierbei oft das von unten kommende Aufhelllicht fast genauso stark ist, wie das Hauptlicht, habe ich halt den sehr effektiven silbernen Reflektor genommen und den so hoch positioniert, wie es nur ging – heißt: gerade so hoch, dass ich genug Spielraum zum Fotografieren eines Kopf-Schulter-Portraits hatte.

Aha. Und das kann nur ein Sunbounce-Reflektor?

Na klar…… ist das totaler Unfug. Ich habe zwar den einen oder anderen Sunbouncer, weil ich die Teile wirklich gut finde, aber das geht grundsätzlich mit jedem x-beliebigen Reflektor.

Und was machst Du, wenn der Reflektor doch nicht genug Licht ins Bild zurückwirft? Zum Beispiel, wenn die silberne Bespannung gerade in der Wäsche ist oder Du den Reflektor tiefer positionieren müsstest, weil Du mehr vom Oberkörper im Bild haben möchtest?

Naja, also wenn ein passives Aufhelllicht mittels Reflektor nicht ausreicht, muss halt ein aktives her. Sprich: Anstelle eines Reflektors käme dann ein weiterer Blitz zum Einsatz, voraussichtlich mit einer Softbox bestückt. Damit könnte ich dann die Lichtmenge nach belieben hochdrehen.

Das ist dann eigentlich schon das ganze Setup. Ansonsten siehst Du im Setup-Foto vorn rechts nur noch meinen Laptop und die Kamera in Ruheposition auf dem Stativ. Wann immer es geht – und bei so kontrollierten Headshot-Setups geht das eigentlich immer- fotografiere ich gerne “tethered” (also kabelgebunden) direkt in den Computer. Die direkte Bildkontrolle in Lightroom am Laptopmonitor ist dann doch eine ganz angenehme Angelegenheit.

Noch Fragen?

Ja, klar. Wie waren denn Deine Kameraeinstellungen?

Hatte ich das nicht schon… Ach, egal. Also erstmal “AN”, dann f/18, 1/125, ISO 50. Kamera: Nikon D800, Objektiv Nikon 70-200/2.8 bei etwa 90-100mm Brennweite.
Gegenfrage: Was nutzen Dir jetzt diese Daten? :-))

Öhm….. Noch ‘ne Frage: warum bist Du von der Brennweite her relativ weit unten geblieben? Werden die Proportionen des menschlichen Gesichts nicht schmeichelhafter dargestellt, je länger die Brennweite ist?

Eindeutiges “JEIN”. Was die optimale Portrait-Brennweite ist, ist absolut vom persönlichen Geschmack und – ganz wichtig – von der Person abhängig, die Du fotografierst. Klar, 85mm gilt an einer Vollformat-Kamera als ultimativer Sweet-Spot für Portraits, genauso gibt es aber 135mm- und 200mm-Verfechter und 35mm-Verfechter. Das kann man wirklich nicht verallgemeinern. Klar ist, dass man bei den weitwinkligeren Brennweiten aufpassen muss, dass Nase und Stirn nicht zu sehr betont werden; andererseits transportiert so eine Spur Weitwinkel-Aroma im Foto eben auch die physische Nähe, die Fotograf und Model beim Fotografieren zueinander gehabt haben; jedenfalls mehr als es ein Distanz-Foto mit 200mm haben würde. Hat das Model aber sowieso schon eine hohe Stirn, wäre Weitwinkel ein Nogo (außer, ich schneide direkt über den Augenbrauen…).

Am Hin- und Her in der Antwort siehst Du aber, dass hier mal wieder die in der Fotografie so häufige Standardphrase passt: ES KOMMT DARAUF AN.

Im konkreten Fall gab es aber noch einen SEHR guten Grund, keine längere Brennweite zu nehmen: Ich hätte dann weiter zurück gehen müssen und wäre dem vorderen Ende des Carports nahe gekommen. Und es regnete ja….

Zum Stichwort “Schneiden”: Warum hast Du ihr immer einen Teil vom Kopf abgeschnitten?

Ganz einfach: Ich steh drauf. Mal im Ernst: Nimm mal so ein Kopf-Schulter-Portrait, bei dem der Kopf komplett mit drauf und vielleicht noch etwas Luft drüber ist. Und dann nimm eine Kopie davon und schneide das mal so, dass der obere Teil des Haarschopfes verschwindet. Dann lass Dir mal beide Fotos direkt nebeneinander anzeigen, und frag Dich, welches Foto mehr Direktheit/Nähe/Wirkung entfaltet. Für mich ganz klar die Fotos mit Anschnitt. Woran das genau liegt, weiß ich nicht. Ich denke, es hat was damit zu tun, dass das Gesicht ganz einfach größer (also “näher”) dargestellt wird. Außerdem sind die Augen beim angeschnittenen Bild tendenziell eher im oberen Bilddrittel als bei einem Portrait mit ganzem Kopf. Da liegen die Augen ganz oft genau in der Bildmitte.

Ob das jetzt eine sinnvolle sachliche Erklärung ist kann ich nur mutmaßen. Ganz sicher ist aber: Ich mag das.

Sonst noch Fragen?

Nein, Danke. Reicht erstmal.

Na, dann zum Abschluss hier noch ein Ergebnis des Shootings, mit dem ich auch sehr zufrieden bin. Rock On!!

Warum eigentlich ein Homeshooting?

Wie ich in diesem Blog ja schon mehrfachst schrieb, unterhalte ich kein eigenes Fotostudio, sondern mache den Großteil meiner Shootings bei meinen Kunden zu Hause als sogenanntes Homeshooting. Alle Fotos oben über diesem Beitrag sind bei Homeshootings entstanden. Heute wollte ich mal ein paar Worte darüber verlieren, warum das für Dich – meiner Kundin/meinem Kunden – viele Vorteile hat.

Update Juni 2020:
Ich habe die Auftragsfotografie inzwischen eingestellt und mache nur noch freie Arbeiten mit Modellen auf TFP-Basis. Dafür gelten die hiesigen Ausführungen natürlich nach wie vor.

Vorteil 1:

Du musst Dich nicht auf den Weg machen.

Das meine ich zunächst mal ganz buchstäblich: Du bleibst einfach gemütlich daheim, in Deiner gewohnten Umgebung, bei Deiner gewohnten Kaffeemaschine, Deinem Lieblingssessel, etc.. Für viele meiner Kunden – in 99,9 v.H. der Fälle sind das ja “Nicht-Modelle” –  ist die gewohnte Umgebung ein ganz entscheidender Wohlfühl-Faktor. Denn Du begibst ja schon völlig absichtlich in eine absolut ungewohnte Situation, indem Du Dich zum “fotografiert-werden” vor meine Kamera stellst. Da ist es gleich mal deutlich angenehmer, dies ‘wenigstens’ in der gewohnten Umgebung zu tun. Zudem entfallen Anfahrtzeiten, entsprechender zeitlicher Vorlauf, Staugefahr, Parkplatzsuche und was eben noch so mit einer eigenen Anreise zusammenhängt.

Im Falle eines Familienshootings mit Babys und Kleinkindern musst Du Dir keine Gedanken machen, wie sich die ungewohnte Umgebung auf die Laune Deines Nachwuchses auswirkt. Vor allem entfällt die oft mit erheblichem Stress verbundene Notwendigkeit, den Nachwuchs zeitgerecht abgefrühstückt, angezogen und ins Auto gepackt zu haben.

Vorteil 2:

Du musst nicht packen und schleppen.

Die Frage des “Was ziehe ich denn an” ist – je nach Art des Shootings sicherlich in unterschiedlicher Intensität – eine der größeren Herausforderungen, die Dich (bzw. uns) vor dem Shooting beschäftigen. Dazu gibt es von mir natürlich im Vorfeld auch immer ein paar hilfreiche Tipps, aber den Inhalt Deines Kleiderschranks kennst zunächst mal nur Du. Das bleibt auch bestehen und entfällt nicht dadurch, dass wir das Shooting bei Dir zu Hause machen. Der entscheidende Punkt ist nur: Du musst Deine Auswahl nicht im Vorfeld packen und schleppen. Du musst Dir keine Sorgen um die Knitterfreiheit der Kleidung machen. Vor allem aber bist Du beim Shooting nicht auf Deine Auswahl festgenagelt. Wenn wir bei Dir zu Hause fotografieren, ist es immer nur ein kurzer Weg zum Kleiderschrank, Schmucktresor oder dem Schuhlager.

Im Falle eines Familienshootings mit kleinen Kindern oder Babys musst du zudem nicht den ganzen Kram einpacken, der bei jeder noch so kleinen Fahrt mit den Kindern nötig ist. Kuschelsachen und Wickeltasche müssen nicht zusammengesucht werden. Und die Frage, wieviel Prozent der Spielzeugabteilung mitgenommen werde müssen, steht auch nicht zu Diskussion. Das nimmt für Dich eine ganze Menge Stress aus dem unmittelbaren zeitlichen Vorlauf des Shootings heraus.

Fazit der ersten beiden Punkte:

Packen, Schleppen, Anreisen und Parkplatzsuche sind bei einem Homeshooting allein meine Sache 🙂

Vorteil 3:

Die Fotos sind persönlicher.

Ganz oft nutze ich Elemente der jeweiligen Wohnung als Kulisse. Diese Kulisse hält sich zwar dezent im Hintergrund, drückt dem Foto aber eben doch den Stempel der Wohnlichkeit auf. Infolgedessen findest nicht nur Du Dich in meinen Fotos wieder, sondern auch Auszüge Deiner Behausung. Das verleiht den Fotos automatisch Individualität und Spuren von DEINEM Wohnstil. Die oft etwas sterile oder künstlich wirkende Studioatmosphäre passt ja nicht unbedingt zu jedem Foto und wird dadurch von vornherein vermieden.
Aber natürlich kann ich – wenn das denn gewünscht ist – mittels eines Hintergrundsystems auch bei einem Homeshooting in Deinem Refugium einen Studiolook erzeugen, also jeglichen individuellen, räumlichen Kontext ausblenden und dadurch eine neutrale Basis für die Fotos schaffen. Damit stehen uns bei einem Homeshooting alle Möglichkeiten offen; das Beste aus beiden Welten sozusagen.

Vorteil 4:

Die Pausenzeiten sind optimaler nutzbar.

Bei jedem Fotoshooting gibt es Pausen. Egal, ob gerade ein anderes Set aufgebaut werden muss, oder ob im Falle einer Familie oder Gruppe gerade Einzelporträts dran sind, und der Rest der Familie/Gruppe dementsprechend gerade ein wenig Auszeit hat: Bist Du in so einer Situation in einem Studio, stehen Dir in der Regel nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Entspannung und/oder Zerstreuung zur Verfügung. Zuhause ist das anders: Da kannst Du – was Deine Pausengestaltung angeht – aus dem Vollen schöpfen. Das fördert das Wohlbefinden und die Entspannung und trägt zum Gelingen des Shootings bei.

Um den Blick nochmal auf ein Familienshooting mit Kindern zu lenken: Die Kinder haben in den Pausenzeiten das volle Programm der gewohnten Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mal eben eine Mahlzeit für das Baby zubereiten oder eine Runde stillen? Was “on Tour” auch bei guter Vorbereitung oft suboptimal ist, wird auf einmal völlig unproblematisch. Das trägt in aller Regel deutlich zur Entspannung von Kindern und Eltern bei.

Vorteil 5:

Es ist mehr Flexibilität möglich

Vielleicht möchtest Du ja nicht nur Fotos von Dir, sondern auch zusätzlich mit einem Freund/einer Freundin. Oder mit der erweiterten Familie. Oder wem auch immer. Jedenfalls wäre das bei einem Homeshooting absolut kein Problem. Wir klopfen den Zeitrahmen des Shootings halbwegs fest, und Du sagst den Freundinnen/Freunden/Familienmitgliedern einfach, wann sie denn idealerweise mal vorbeikommen sollen. Und während mit einem Teil noch die letzten Fotos gemacht werden und ich dann das Fotozeug wieder aus Deinem Heim zusammensammle, kannst Du mit Freunden und/oder Familie schon den Grill anwerfen oder die Kaffeetafel richten, oder was auch immer ihr nach dem gemeinsamen Erlebnis eben so noch vorhabt. Auch das wäre bei Besuch eines Fotostudios umständlicher zu organisieren und vor allem wären die Übergänge von “Fotoshooting mit Freunden” zu “Grillen mit Freunden” (oder was auch immer) nicht so flüssig.

Du siehst, es spricht wirklich viel für ein Shooting bei Dir zu Hause. Und mach Dir keine Sorgen, ob Dein Haus/Deine Wohnung wohl für ein Shooting geeignet ist. Natürlich erfordern manche Fotos ein gewisses Maß an verfügbarem Raum: ein Gruppenfoto mit 25 Personen geht halt schlecht in einem 5-Quadratmeter-Raum. Aber im Prinzip gilt auch hier der Spruch “Platz ist in der kleinsten Hütte”.
Ich muss natürlich im Vorfeld so ungefähr wissen, worauf ich mich einlasse. Ab dann ist alles andere nur noch eine Sache der richtigen Planung.

Und falls Du Dich fragst, wie es denn überhaupt möglich sein soll, bei Dir zu Hause Fotos in “Studio-Qualität” anzufertigen, habe ich eine ganz einfache Antwort für Dich:

Das Studio kommt zu Dir nach Hause. Mit allem, was dazugehört.  Ein ‘Fotostudio’ an sich ist ja kein magischer Raum, der Grundvoraussetzung für gelungene Fotos ist. Ein Fotostudio ist halt einfach nur ein Raum, in dem ein gewisses Maß an fotografischem Equipment vorhanden ist, das von jemandem bedient wird, der damit auch etwas anzufangen weiß. Nicht mehr, und nicht weniger. Und das geht eben grundsätzlich in jedem Raum, auch in Deinem Wohnzimmer.

Und wenn Du noch mehr Lesen möchtest, habe ich hier mal ein paar Links zu weiteren Blogbeiträgen zusammengestellt, die im Zusammenhang mit Homeshootings stehen, und zwar:

> über ein ‘einfaches’ Business-Porträt

> über ein minimalinvasives Familienshooting

> über ein Dessous-Shooting auf engstem Raum

Also dann: Bis bald, hier im Blog oder/und mit meinem portablen Fotostudio bei Dir zu Hause.