Müssen Reflektoren teuer sein?

Ihr kennt doch alle diese 5-in-1-Faltreflektoren, oder?

Ich meine diese Teile hier: Innen ein Diffusor mit Federrahmen, über den ein Wendebezug gezogen werden kann, so dass (meistens jedenfalls) eine weiße, eine silberne und eine goldene Reflektionsoberfläche sowie eine schwarze Abschattungsoberfläche zur Verfügung stehen. Von der Form her meistens rund oder oval in den verschiedensten Größen. Und die sich mit einem einfachen Griff wieder zusammenlegen lassen; je größer, je einfacher…*hüstel* (Allerdings: Faltreflektoren zusammenlegen ist Kinderkram gegenüber der Bändigung einer Popup-Strandmuschel am windigen Ostseestrand – nur mal so am Rande…)

So ein Teil mit einem Durchmesser von ca. 1 Meter war mein erster Reflektor. Hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Jedenfalls immer dann, wenn man ihn in einen Reflektorhalter eingespannt und in geschlossenen Räumlichkeiten(!) (Studio, Wohnzimmer, wo auch immer) in Position gebracht hatte.

Dann kam der Tag, an dem ich den Reflektor bei einem Outdoor-Shooting eingesetzt habe.
Und dann kam der nächste Tag. Das war dann der Tag, an dem ich bei California Sunbounce einkaufen ging…

OK, das war vielleicht ein bisschen zu schnell zum Mitschreiben, also nochmal langsam:

An JENEM TAG (*Einblendung von dunklen, bedrohlichen Wolken, Blitz und Donnerschlag*) als ich den Reflektor zum ersten und letzten Mal outdoor einsetzte, fand ein sommerliches Abendshooting statt. Ich war mit dem Model und einem Freund zum Fotografieren verabredet. Alle waren planmäßig da, auch die Abendsonne. Also sollte der Diffusoreinsatz des Rundreflektors zum Einsatz kommen, um aus nächster Nähe zum Model das Licht superweich zu machen. Windig war es eigentlich auch nicht. Gerade mal ein leichter Windhauch war dann und wann zu spüren, sehr angenehmes Wetter für ein Outdoor-Shooting.

Wir haben jedenfalls den Diffusor in den Reflektorhalter geklemmt (die Finger blieben dabei netterweise verschont, was bei meinem Reflektorhalter durchaus einer besonderen Erwähnung wert ist…) und den Reflektorhalter auf ein Handstativ gepflanzt. Dann wurde dieses Konstrukt zwischen Sonne und Model positioniert, und nach den Wünschen des Fotografen ausgerichtet. Da mein Freund und ich uns beim Fotografieren bzw. Assistieren abwechselten, hatte jeder mal das Vergnügen, den Reflektor (a.k.a. „das Segel“) zu halten. Es war schon echt erstaunlich, wieviel Windwiderstand so eine Reflektorfläche von gerade mal 0,78 qm aufbringt, und wie kräftig man sich mit dem Teil in den Händen gegen einen nur leichten Wind stemmen muss. Das fühlte sich schon nach wenigen Minuten so richtig nach Arbeit an. Dabei war die Verwendung des Reflektorhalters aber durchaus schon Gold wert, denn dadurch hatten wir wenigstens gute Fixpunkte zum Anpacken.

Aber das eigentliche Problem kommt erst noch:

Wir kamen nämlich auf die einigermaßen naheliegende Idee, nicht nur den Innenteil mit dem Diffusor zu nutzen, sondern den Reflektor auch zum Reflektieren herzunehmen. Und das erwies sich dann als nahezu unmöglich. Nicht, dass wir es nicht gelegentlich geschafft hätten, Sonnenlicht mittels des Reflektors auf unser Model zu werfen, aber das reflektierte Licht KONSTANT und ZIELGERICHTET auf die in etwa gleiche Position beim Model zu bringen, war schon bei dem leichten Wind kaum möglich. Der leichteste Windstoß führte zu Verformungen beim Reflektor. Dadurch wurde das reflektierte Licht ständig mal mehr und mal weniger gestreut. Und dadurch variierte laufend die beim Model ankommende Lichtmenge. Oder aber die Ausrichtung des Reflektors verschob sich, so dass der Schwerpunkt des reflektierten Lichtes aus dem Gesicht auf die Körpermitte wanderte oder das Model ganz verließ.

Der Reflektor verschwand an diesem Abend jedenfalls ziemlich zügig – sachgerecht zusammengefaltet versteht sich – in seinem Beutelchen, und der Porty hatte seinen großen Auftritt…
In Sachen Reflektor habe ich dann gleich am nächsten Tag den Rundreflektor von California Sunbounce, den SunMover, bestellt. Auf den ersten Blick bietet der deutlich weniger Optionen als so ein 5-in-1-Teil, weil der SunMover ja nur zwei Seiten/Funktionen hat (z. B. Silber/Weiß), bzw. im Falle eines Diffusors sogar nur eine. Dafür kostet er dann aber gleich mal das 3- bis 4-fache.

Warum also so ein Teil kaufen?

Ganz einfach: WEIL ES FUNKTIONIERT.

So ein SunMover ist deutlich starrer und hat eine viel straffer gespannte Reflektionsfläche als die landläufigen 5-in-1-Teile. Er verformt sich bei Wind nicht so sehr und kann deshalb erheblich zielgenauer eingesetzt werden.
Die oben geschilderte „Segel-Problematik“ bleibt natürlich erhalten, das ist ganz einfach systemimmanent bei der Nutzung flächiger Lichtformer im Outdoor-Bereich, aber mit diesem Reflektor kann man eben trotzdem ziemlich genau zielen.
Zudem kann man ihn über die integrierten Handgriffe deutlich besser halten und ihn damit bewusst konvex oder konkav verformen, um das reflektierte Licht mehr zu streuen oder eben zu bündeln und einen regelrechten Hotspot zu erzeugen. Versucht das mal mit einem 5-in-1-Reflektor.

Habe ich also meinen 5-in-1-Reflektor inzwischen entsorgt, wo ich doch so vom SunMover überzeugt bin?

Nixda (= altgriechisch für „Aber nein!“). In windstillen Umgebungen ist das ja immer noch eine zusätzliche Option. Ich habe sogar noch einen größeren handelsüblichen Faltreflektor gekauft (150x180cm), den ich als portablen Hintergrund einsetze. Die Teile haben halt nach wie vor in bestimmten Bereichen ihre Berechtigung und ihre Qualitäten, aber Outdoor geht der Griff immer zum Sunbouncer.

Zwischenzeitlich habe ich auch einen der größeren Sunbounce-Reflektoren, den „Mini“, mit zwei unterschiedlichen Reflektions- und einer Diffusorbespannung im Arsenal. Zusammen mit dem zugehörigen Griphead kommt da erst recht Freude beim Arbeiten auf. Dank des starren Rahmens und der Variabilität des Griphead ist die Positionierung des Reflektors sehr genau und mit etwas Übung auch sehr zügig möglich. Auch eine abschattende Position über dem Kopf des Models ist damit überhaupt kein Problem: Klemme des Griphead lösen, Reflektor in Position drehen, Klemme anziehen, fertig.
Sowas geht mit einem 5-in-1-Reflektor im Regelfall nur suboptimal. Das erfordert nämlich entweder den Einsatz von Assistenten, die auf je einer Seite vom Model den Reflektor hochhalten (was dann aber auch meinen möglichen Bildwinkel einschränkt). Oder ich muss deutlich mehr Hardware einsetzen, nämlich ein Stativ links, eins rechts, + Querstange, an die der Reflektor angeklipst wird, oder wenigstens ein dickes Galgenstativ bzw. ein Stativ mit sehr stabilem Reflektorhalter Auch nicht gerade der Inbegriff der Flexibilität.

Die Kosten eines Mini mit mehreren Bezügen und Griphead sind definitiv im „Autsch-Bereich“ angesiedelt. Ich habe mich daher vor dem Kauf schon gefragt, ob ich so viel Geld „nur“ für einen Reflektor ausgeben soll. Aber nach den positiven Erfahrungen mit dem Handling des SunMover und ging es schließlich einfach nur noch um eine Erkenntnis: Das Handling dieser Reflektoren während des Shootings ist vielfach einfacher, exakter und unkomplizierter als mit den Schwabbel-Faltreflektoren und die Bauart mit dem starren Alu-Rahmen ist für einige Einsatzmöglichkeiten (Schrägstellen, Über-Kopf-Einsatz) absolut vorteilhaft, wenn nicht gar unverzichtbar.

Neben California Sunbounce gibt es übrigens auch andere Hersteller von Reflektorsystemen mit starren Rahmen, Lastolite zum Beispiel. Die spielen preislich gesehen aber in einer ähnlichen Liga. Ansonsten kann ich dazu nichts sagen. Ich habe zwar deren Ezyboxen für den Aufsteckblitz und bin damit auch sehr zufrieden, aber die Reflektoren dieser Firma kenne ich nicht näher. Nur, dass hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde von California Sunbounce gesponsert, dem ist nicht so. Mich haben halt einfach deren Produkte und Lösungen überzeugt.

Und die Antwort?

Um die anfängliche Frage zu beantworten, ob Reflektoren teuer sein müssen, kommt am Ende also – wie so oft in der Fotografie – nur bedingt eine Ein-Wort-Antwort in Frage. Für mich lautete die Antwort am Ende „JA, das musste sein“, und zwar insbesondere spezifisch für den Outdoor-Einsatz – wobei die Handling-Vorteile ja auch indoor nicht verloren gehen. Würde ich Reflektoren nur in geschlossenen Räumen einsetzen, hätte ich angesichts der aufgerufenen Preise aber vermutlich deutlich länger überlegt, ob mir die reinen Handling Vorteile den Mehrpreis wert sind. Nur zur Erinnerung: Ich bin Hobbyist/Nebenberufler, also nicht gerade jeden Tag fotografisch im Einsatz. Bei tagtäglichem Einsatz ist der Griff zur Lösung mit dem besten Handling m.E. sowieso obligatorisch, sobald man sich das leisten kann. Es kommt halt – wie immer – drauf an, was mit dem Material gemacht werden soll und wie häufig man sich im Zweifel über eine suboptimale Lösung ärgert.

Ich ärgere mich (darüber jedenfalls) nicht mehr, sondern fotografiere stattdessen mit wirklich guten Reflektoren.

Bis bald.

Das wichtigste Stück Ausstattung beim Outdoor-Shooting

Na? Was kann das wohl sein? Jemand eine Idee?

Kleiner Tipp: Ohne geht es nicht. Jedenfalls oft nicht. Nach meiner Meinung jedenfalls (und eine andere zählt in diesem Blog ja nicht… ;-)).

OK, also ‘Kamera’ lassen wir jetzt mal außen vor, das versteht sich ja sozusagen von selbst, jedenfalls, wenn ihr Fotografen seid und keine Maler. Ich meine auch nicht Verpflegung und Getränke, die im Zweifel auch immer ins Gepäck gehören, wenn man nicht nur ein 20-Sekunden-Shooting macht.

Ich meine vielmehr das ultimative Tool zur Bildkontrolle im Freien, eineeee….. Bildschirmlupe!

Ja, gut ich weiß. War natürlich schon anhand des Beitragsfotos klar.

Für alle, die gerade dennoch Fragezeichen in den Augen stehen haben hier nochmal als einzelnes Bild. Einfach ein Stück Formplastik mit einem Okular, gelegentlich mit integrierter Vergrößerungsfunktion, teilweise mit Gummiüberzug ein wenig stoßfest abgepuffert aber oft mit geradezu ERSTAUNLICHEN Preisen. Und ich meine nicht ‘erstaunlich niedrig’.

Als ich das Ding gekauft habe, war hierzulande eigentlich nur die Ausführung der Firma Hoodman, die Hoodloupe, zu bekommen. Zum schlanken Preis von rund 100 €. Nein, das ist kein Tippfehler. Für ein bißchen Formplastik und einer supereinfachen Linsenkonstruktion – mit Linsen, die mutmaßlich ebenfalls aus Kunststoff sind.

Trotzdem eine der besten Investitionen in meine Fotografie. Denn was macht man damit? Man stülpt das Teil über das Display der Kamera und macht die Bildkontrolle durch das Okular der Lupe. Sieht von außen betrachtet etwas merkwürdig aus, aber man sieht sein Bild in einer Klarheit, die sonst draußen nicht möglich ist. Besonders krass ist der Effekt natürlich an einem sonnigen Tag, wo man trotz aller Güte heutiger Kameradisplays gerade mal erkennen kann, ob man die Kamera grob in die richtige Richtung gehalten hat. Aber auch, wenn es ein bewölkter Tag ist oder in Innenräumen fotografiert wird und man eigentlich das Bild ganz gut auf dem Display sehen kann, hilft eine solche Lupe weiter, weil sie die Umgebung ausblendet und so den Blick allein auf das soeben gefertigte Bild fokussiert. Wie Scheuklappen. Nur kleiner und anders geformt.

Inzwischen gibt es die Teile ja auch zu gemäßigteren Preisen, wenn man nicht gerade ‘das Original’ von Hoodman kauft. Einige dieser Teile gibt es auch mit einem Rahmen, der auf den Kamerarücken aufgeklebt wird, sodass man die eigentliche Displaylupe regelrecht anklipsen kann und sie nicht an der Kamera festhalten muss. Schaut mal bei den bekannten Dealern vorbei. Ich bin sicher, ihr werdet das Ding nicht mehr missen wollen.

Eins noch: Die meisten dieser Displaylupen kommen mit einem Band, mit dem man sich die Lupe um den Hals hängen kann oder soll. Kann man machen. Mich stört so ein Gebaumel. Ich habe mir deshalb so ein selbstaufrollendes Schlüsselband mit Gürtelclip aus dem Baumarkt geholt, und die Hoodloupe daran befestigt – sieht man auch oben auf dem Bild. Das habe ich mir hier abgeschaut.

Soviel dazu. Freut mich, wenn ich euch einen neuen Equipment-Floh ins Ohr gesetzt habe :-). Das habt ihr halt davon, wenn ihr meinen Blog lest.
Und nein, ich bekomme bei keinem der Hersteller oder Verkäufer dieser Dinger eine Provision (warum eigentlich nicht…?).

Bis bald.

von der Planung eines Shootings

Gerade eben habe ich wieder für ein anstehendes Shooting Ideen gesammelt, eigentlich ein perfekter Anlass, um mal ein bißchen was zum Thema Vorbereitung zu schreiben.
Gehen wir mal von einem ganz normalen Portrait- oder Pärchenshooting aus. Normal ist für mich, dass meine Kunden ziemlich ausschließlich handelsübliche Privatleute sind, die Fotos von sich und für sich oder ihre Familie und/oder Freunde haben möchten. Meist sind dort weder Vorerfahrungen in Bezug auf das „fotografiert-werden“ noch spezifische Anforderungen an die Art und den Look der gewünschten Bilder vorhanden. Auf die – immer gestellte – Frage, nach diesbezüglichen Wünschen oder Vorlieben heißt es in der Regel „mach du mal.“
Der Ball liegt damit also fast immer bei mir, für das anstehende Shooting ein paar Vorschläge zu machen, von denen dann einige idealerweise

  1. den Geschmack meiner Kunden treffen und
  2. im Rahmen der organisatorischen Rahmenumstände des Shootings auch umsetzbar sind.

Wie gehe ich dabei also vor?

Grundlage der Vorbereitung ist immer der Griff in die Inspirationskiste. Davon gibt es mehrere:
Zum Einen gibt es da meine bisherigen Arbeiten, von denen ich gelegentlich das eine oder andere Bild als Anregung und Idee für das anstehende Shooting hernehme.

Zum Anderen gibt es da das Internet, das insbesondere in Form von Bilder- und Fotografenplattformen (wie z. B. 500px) und bestimmter Social-Media-Ausprägungen (wie z. B. Pinterest) eine Fülle von Inspiration und Ideen bietet.

Insbesondere Pinterest nutze ich (siehe hier) seit einiger Zeit als geordnete Sammelstelle für Ideen, und finde es dafür grandios. Für die, die es nicht kennen: Die Grundidee von Pinterest ist, dass man virtuelle Pinwände anlegt und dort alle Internetseiten, die über ein Bild verfügen, ‚anpinnen‘ kann oder selbst Bilder auf die Pinnwand hochlädt. Der Blick auf die Pinnwand zeigt dann die dort angepinnten Bilder. Ein Klick auf einen einzelnen Pin öffent diesen und mit einem weiteren Klick gelangt man zur ursprünglich angepinnten URL. Außerdem schlägt Pinterest zum jeweils angezeigten Pin ähnliche vor, so dass man immer wieder auf neue interessante Pinwände oder Pinner (=Pinnwandbetreiber) stößt. Pinnwände können öffentlich oder privat sein, öffentlichen Pinnwänden anderer Leute oder anderen Leuten selber kann man folgen, und bekommt neue Pins der gewählten Pinnwand/des Pinners in einer Art Stream angezeigt. Man kann zudem – für eine Shootingplanung innerhalb eines kleinen Teams oder zwischen Fotograf und Kunde besonders interessant – Pinnwände gezielt für bestimmte „Mitpinner“ freigeben, so dass diese auch Ideen anpinnen können.
Auf diese Weise kann man sich eine Vielzahl verschiedener, thematisch sortierter Pinnwände anlegen, die dann Bildideen vielleicht auch Posingtipps etc. enthalten.

500px ist eine der aktuellen Top-Bilderplattformen. Ein großer Teil dort gezeigten Fotos kann einem schon mal echt die Kinnlade auf die Tischplatte knallen lassen. Eine Suche mit entsprechenden Stichworten fördert in der Regel eine Vielzahl hochklassiger Bilder und folglich entsprechende Inspiration zu Tage. Von dort aus landen auch immer einige Ideen auf meinen Pinnwänden bei Pinterest.

Wenn ich ein konkretes Shooting plane, ziehe ich mir also aus den o.g. Quellen ein paar Ideen raus, von denen ich meine, dass sie sich mit dem Kunden und den Rahmenbedingungen umsetzen lassen.
Die Ideen werden dann – am besten im persönlichen Gespräch – sonst auch telefonisch nach vorheriger Übermittlung eines Links zur Online-Ideensammlung mit den Kunden und ggfs. dem Assistent besprochen und abgestimmt.

Dann erstelle ich mir mit einer Notizbuch-App (nämlich dieser hier) auf meinem iPad ein PDF-Dokument mit den abgestimmten Bildideen, einigen Notizen dazu, ggf. ein paar Bildern von der geplanten Location, sowie meiner für das spezifische Shooting vorbereitete Material-Checkliste. Das bekommt dann auch mein Assistent zur innerlichen Vorbereitung auf das anstehende Shooting. Beim Shooting selber ist dieses Dokument dann mein Leitfaden und meine Erinnerungstütze, sofern meine Erinnerungsleistung nicht ausreicht, die Shootingideen im Kopf zu behalten bzw. das Shooting sich nicht ohnehin per Eigendynamik in eine ganz andere Richtung entwickelt.

Sofern das Shooting „on Location“ stattfinden soll, steht natürlich noch eine Vorab-Visite der Location an, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Denn die ganze tolle Bildidee für genau diese Location nützt nix, wenn da zum Beispiel gerade eine dicke Baustelle aufgemacht wurde oder die Location inzwischen abgerissen wurde oder was auch immer sonst so schiefgehen kann.
Das ganze liest sich jetzt einigermaßen aufwendig und starr, aber das ist es eigentlich nicht. Ich mache mir da ja keinen Fünfjahresplan, der strikt einzuhalten ist. Es ist einfach nur eine Zusammenstellung und ggf. Abstimmung von Ideen als Rückfallebene und Leitfaden für das Shooting. Und wie sagte schon Kapitän Barbossa in ‚Fluch der Karibik‘ in Bezug auf den Piratenkodex? Genau. „Richtlinien“, nicht „Regeln“.

Auf diese Weise habe ich jedenfalls immer ein „Plänchen“ für das Shooting dabei, auf das ich bei Bedarf zurückgreifen oder das ich bei Bedarf ignorieren kann.

Bis bald.

Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 3

Dies ist Teil 3 der Miniserie “Vom Einzelbild zur Gruppe”.

In Teil 1 ging es um die Vorüberlegungen und das Fotografieren.
In Teil 2 um die Arbeit in Photoshop.
Jetzt stehen noch ein paar abschließende Bemerkungen auf dem Plan.

Zumindest Teil 1 sollte man sich einmal angeschaut haben, damit klar ist, worum es in diesem Post hier überhaupt geht. Hier geht es jetzt weiter mit den

Vor- und Nachteilen dieser Art eines Grupenbildes

Vorteil 1: Es ist nicht “das Übliche”.

Nachdem ich das erste Gruppenfoto dieser Art gemacht hatte, sprachen mich weitere Kunden und Freunde darauf an, dass sie auch genau so ein Gruppenfoto von ihrer Familie haben möchten. Es greift um sich. Und es hängt bei den Kunden in Form hochwertiger Wandbilder an der Wand (ok, wo auch sonst). Jedenfalls fristet es kein kümmerliches Schattendasein als Bilddatei auf einem Computer oder als Papierabzug in Miniaturausgabe in einem normalen Bilderrahmen.

Das freut mich ganz besonders. Denn in einer Zeit, in der Fotos üblicherweise auf irgendeiner Festplatte versauern oder auf Smartphones geladen und dort im Mäusekinoformat herumgezeigt werden, ist es aus meiner Sicht ein Riesenkompliment, das mir meine Kunden da machen, wenn sie einem meiner Bilder durch Format und eine besondere Ausarbeitung einen Ehrenplatz an ihren vier Wänden einräumen.

Vorteil 2: Der Gruppenfoto-Streßfaktor verschwindet.

Hand hoch: Wer schafft es auf Anhieb ein Foto von mehr als 2 Personen zu machen und sich auf Gesichtsausdruck, Haltung, Faltenwurf der Kleidung, Reflexe in Brillen und so weiter bei ALLEN Personen GLEICHZEITIG zu konzentrieren?

Na?

Ja, dachte ich mir, ich auch nicht. Erstens ist mir als Mann Multitasking ja sowieso verschlossen und zweitens kann man seine Augen und seine Aufmerksamkeit nicht im erforderlichen Maße überall haben. Und das ist nach meiner bescheidenen Meinung einer der wesentlichen Gründe, warum Gruppenfotos bei Fotografen so wahnsinnig beliebt sind. Je größer die Gruppe, desto besser … (… ist es, wenn es vorbei ist).

Und da kommt auch schon der Vorteil der hier beleuchteten Methode zum Tragen: Es steht immer genau eine Person vor der Kamera. Nur eine Person, auf die ich meine volle Aufmerksamkeit konzentrieren kann. Wie angenehm!

Vorteil 3: geringerer Platzbedarf beim Fotografieren

Wenn ich eine Gruppe von 4-5 Personen in einem Studio-Setting fotografieren möchte, diktiert das schon ganz ordentliche Anforderungen an den verfügbaren Platz im Studio, oder an den Raum, den ich in mein Studio verwandle (ich reise meist mit meinem mobilen Studio zu meinen Kunden).
Entweder brauche ich kräftig Raumtiefe, damit ich die Gruppe mit einem Tele fotografieren kann, damit der Bildwinkel nicht zu breit wird und die Gruppe dann nicht den Hintergrund verläßt, oder ist bräuchte einen deutlich breiteren Hintergrund, als es mein Standard-Reisehintergrungsystem zuläßt. So eine normale Rolle Hintergrundkarton ist nunmal nur 2,72m breit. Und selbst das plus den Raum für die Stativfüße des Hintergrundsystems muss man ja vor Ort erstmal aufgebaut bekommen.

Fotografiere ich dagegen Einzelportraits wird der Platzbedarf vergleichsweise überschaubar.

Nachteil (?): Es ist mit Mehraufwand bei der Nachbearbeitung verbunden.

Ja, es ist mehr Arbeit nach dem Fotografieren. Ob das ein Nachteil ist, hängt von der persönlichen Sichtweise ab. Wenn ich so ausgelastet bin, dass ich dafür keine Zeit habe, kann es ein Nachteil sein. Wenn ich die Arbeit in Photoshop mag und den Zeitbedarf von vornherein einkalkuliere, ist es eher kein Nachteil.

Wie gesagt: Sichtweise.

Wichtig ist nur eins: Es muss klar sein, dass es hier nicht mit ein bißchen Regler-Schubserei in Lightroom getan ist, sondern ein bißchen Fingerfertigkeit in Sachen Ebenen und Ebenenmasken in Photoshop benötigt wird.

Sonst noch was?

Ja, kleine Kinder und Babys!

Sind kleine Kinder und Babys mit im Boot für so ein Gruppenfoto, dann muss man natürlich im Zweifel etwas improvisieren bzw. ein paar mehr Dinge bedenken.

Bei Kindern, die selber stehen und laufen können, muss man beim Fotografieren natürlich  besonders auf Blickrichtung und Kopfhaltung achten. Im Zweifel hilft es, Mutter, Vater, Oma oder eine sonstige Bezugsperson als Fixpunkt und Animateur(in) an die richtige Stelle zu positionieren.

Bei Babys wird es in Sachen Haltung und Blickrichtung schwieriger, weil eine gezielte  Kooperation letztlich nicht hergestellt werden kann. Hier kann man nur einen für das Baby möglichst interessanten Gegenstand oder eine möglichst interessante Person an die richtige Stelle bugsieren und hoffen. Und dabei möglichst viel fotografieren.

Babys, die eben noch nicht selber stehen aber immerhin schon ihren Kopf selber halten könne, kann man dabei von einem Elternteil halten lassen, so dass möglichst Oberkörper und Kopf ‘frei schweben’.

Babys, die sich noch nicht selber halten können, habe ich auf den Rücken gelegt, auf eine zwar gemütliche, aber doch stabile, schwarze(!) Unterlage, damit die Babys nicht großartig einsinken und mir dann ein Teil des Hinterkopfes oder der Schultern fehlt. Das reduzeirt dann den Anteil der zusätzlichen Retuschearbeit, die immer noch übrig bleibt, um die Auflage rund um das Baby herum aus dem Bild zu entfernen. Das Licht muss dabei natürlich auch mit Bedacht umgesetzt werden, damit der Ausleuchtungswinkel für das liegende Kind mit dem der stehenden/sitzenden Erwachsenen übereinstimmt.
Das Setting habe ich dann natürlich auch nicht mit dem Baby selbst eingerichtet, um dessen Geduld nicht zu strapazieren, sondern mit einer Puppe

So, ich glaube, jetzt habe ich alles geschrieben. Ich bin jedenfalls überrascht, wieviel Text das so produziert, wenn man nur mal die Hintergründe für ein etwas aufwendigeres Foto erläutert.

Bis bald!

Vom Einzelbild zur Gruppe – Teil 1

Irgendwann, irgendwo in den endlosen Weiten des Internets hatte ich es gesehen: eine Familienbild, bei dem die Protagonisten im Profil hintereinander aufgereiht waren.
Sah cool aus, das wollte ich auch probieren.

Also wurde das Bild erstmal genau unter die Lupe genommen, und schnell war klar: So dicht, wie die einzelnen Personen da “zusammenstanden”, das war mit herkömmlichen Brennweiten nicht zu bewerkstelligen, selbst wenn die Familienmitglieder dichtgedrängt hintereinander gestanden hätten. Denn der Einsatz eines Teleobjektivs komprimiert zwar die Abstände zwischen den Personen, aber ein 600er wollte ich dann doch nicht mieten, ganz zu schweigen von der dann benötigten Raumgröße.

Meine Lösung hieß also: Familienmitglieder einzeln portraitieren und dann in Photoshop zu einem Familienfoto zusammensetzen.

Oben über dem Beitrag sieht man das Ergebnis.

Um die Arbeit in Photoshop so einfach wie möglich zu gestalten, hatte ich mir folgende Punkte überlegt, die es beim Fotografieren zu beachten galt:

1. maßstabsgerechtes Abbilden

Damit alle Familienmitglieder bezüglich ihrer Proportionen im späteren Bild zueinander passen, mussten sie im gleichen Abstand von der Kamera und mit der gleichen Brennweite aufgenommen werden. Also habe ich eine Markierung auf dem Studioboden angebracht, an der sich die Familienmitglieder aufstellen sollten, die Kamera auf ein Stativ gepackt und die Brennweite nach dem ersten Einstellen nicht mehr angepackt.Das half mir dann beim Zusammensetzen des Familienfotos insofern weiter, als dass ich sicher sein konnte, dass die einzelnen Personen in den realen Größenverhältnissen zueinander im Gruppenbild waren. Allerdings hat es sich meiner Meinung nach als optisch gefälliger herausgestellt, die Größen der hinteren Personen graduell zu reduzieren. Im “echten Leben” erscheinen weiter entfernte Dinge ja auch kleiner, als jene, die nahe am Betrachter sind.

2. gleichartige Ausrichtung

Damit die Familienmitglieder mit dem gleichen horizontalen Blickwinkel fotografiert wurden – also nicht größere Personen mehr von unten, kleinere Personen mehr von oben, sondern alle eben mit dem gleichen Blickwinkel – habe ich in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitiertendie Kamera auf der Mittelsäule des Stativs leicht angehoben oder abgesenkt. Was mich zu einem weiteren Tip bringt: Fangt entweder mit eingefahrener Mittelsäule und dem kleinsten Familienmitglied an, oder bringt die Mittelsäule in eine hinreichend ausgefahrene Position, damit ihr auch Spielraum nach unten habt. Oder setzt eure Leute auf eine höhenverstellbaren Hocker, dann müsst ihr weder Blitz noch Kamera in der Höhe verstellen, sondern bringt die Leute mit dem Hocker auf Kamerahöhe.Ein anderer Punkt in diesem Bereich ist die Kopfdrehung und die Blickrichtung der Portraitierten. Um diese möglichst gleich zu halten, hatte ich einen festen Fixpunkt im Raum für die Blickrichtung vorgegeben. So waren Kopf- und Augenbewegungen als “Fehlerquelle” weitestgehend ausgeschaltet.

3. gleichartige Ausleuchtung

Die “Fixierung” der Familienmitglieder im Raum durch die Markierung auf dem Boden (s.o.) half zugleich, die Ausleuchtung über alle Einzelportraits gleich zu halten. Der Blitz stand in Relation zur Bodenmarkierung fest an der gleichen Stelle und blitzte mit der gleichen Leistung (und die Kameraeinstellungen habe ich natürlich auch nicht verändert). Lediglich die Höhe des Blitzkopfes wurde in Abhängigkeit von der Körpergröße des Portraitierten angepasst.Durch Beachtung dieser drei eigentlich ganz logischen Dinge war der Zusammenbau des Gruppenfotos nachher relativ problemlos. Es blieb natürlich ein wenig Maskierungsarbeit in Photoshop übrig, aber zumindest war das Basismaterial so konsistent wie möglich fotografiert und bot keinen Anlass für zusätzliche Photoshop-Kunststückchen.

Mehr zur Arbeit in Photoshop in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Fotografieren.

Die Geschwindigkeit eines beschaulichen Sonnenuntergangs

Sieht doch ganz ruhig und beschaulich aus, oder? Schön die Sonne hinter der Tauchgondel an der Seebrücke von Zingst platziert und dann die eine oder andere 30-Sekunden Belichtung auslösen. Und weil jede Langzeitbelichtung ja einen genauso lang dauernden Dunkelbildabzug zur Rauschreduzierung nach sich zieht (jedenfalls bei meiner Kamera, sofern man das nicht ausschaltet), kann der Fotograf ganz in Ruhe die Szene live genießen.
Dachte ich. So ähnlich, jedenfalls.
Wenn man nämlich die Sonne wie im Bild oben an einem ganz bestimmten Fixpunkt zwischen Fotograf und Sonne platzieren möchte, müssen diese drei Elemente (Sonne, Fixpunkt, Fotograf) ja möglichst exakt in einer Linie sein. Und dann merkt man erstmal, wie schnell sich die Sonne bei ihrem Untergang auch in der Horizontalen bewegt. Und weil dass so ist, und ich weder die Sonne festtackern noch die Seebrücke verschieben konnte, musste ich halt selber den Strand entlang spurten, um die Sonne wieder hinter die Tauchgondel zu bekommen. Was also im Detail bedeutet: Stativ mit Kamera aufnehmen, Tasche schnappen (dabei möglichst keinen Sand in die Tasche schleudern), neue Position aufsuchen, Stativ und Tasche an neuer Position absetzen, Graufilter runter, Stativkopfklemmung lösen, Bildausschnitt festlegen, auf Ausrichtung achten, Stativkopfklemmung anziehen, fokussieren, Graufilter wieder drauf, Aufnahme auslösen. Gelegentlich noch Belichtung korrigieren…
Spätestens nach dem dritten Positionswechsel hatte ich dann gewisse zeitliche Optimierungen eingeübt (Strand entlang laufen, Stativ absetzen und Graufilter abschrauben geht auch, während die Kamera noch den Dunkelbildabzug vom vorherigen Bild macht). Und den nächsten Standpunkt hatte ich bereits so ausgesucht, dass die Sonne noch leicht links von der Mitte der Tauchgondel war. Trotzdem war meist mehr als ein Foto von der gleichen Stelle am Strand nicht drin, ohne dass die Sonne schon wieder die Mitte der Tauchgondel hinter sich gelassen hatte. Wie z.B. im oben gezeigten Bild.
Ruhig den Sonnenuntergang genießen und dabei auch fotografieren geht irgendwie anders. Aber Spaß macht so ein kleiner Wettlauf mit der Sonne trotzdem. Trotz der belustigten Blicke der Leute, die einfach nur so – erstaunlicherweise ganz ohne Kamera – am Strand waren, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Das 20-Sekunden-Shooting

Neulich in einer Unterführung – der schiere Zufall.

Es war ein ganz normaler Bürotag. Im Außendienst. Ich hatte spaßeshalber für die Mittagspause meine Kamera dabei. Und ich hatte einen Kollegen dabei, der durchaus fotogen sein konnte. Wenige Tage zuvor hatte ich die erste LIVE-Sendung von Martin Krolop mit Patrick Ludolph gesehen, in der unter dem Stichwort “Tunnellicht” auf einfachste Weise total coole Fotos entstanden.
Und dann kam er, der Tunnel. In der Mittagspause, mit Kamera dabei, und einem netten Kollegen.
Eigentlich sollte das ja nur ein schneller Test der in der LiveShow gezeigten Vorgehensweise werden. Schließlich war Mittagspause, und der Fokus lag auf Nahrungsaufnahme. Genau sechs Fotos habe ich gemacht. Den Kollegen dabei immer ein Schrittchen vorrücken lassen, aus dem Tunnel heraus in Richtung Licht. Ich wollte nachher halt mal sehen, wie sich das Licht verändert.
Und dann hat der Kollege an der lichtmäßig genau richtigen Stelle auch noch einen richtig coolen Anblick draufgehabt. Sehr geil. Portfolio-Bild in ca. 20-Sekunden Fotoshooting.
Danke, Chris, für das Foto und die Zustimmung zur Verwendung.
Danke, Patrick Ludolph für den coolen Tip.
Danke, Krolop-Gerst, für die Live-Show.