Der Handbelichtungsmesser

Also so schnell kann es manchmal gehen. Vor wenigen Tagen noch schrieb ich hier in einem Blogpost einen kleinen Exkurs, wie ich auch ohne Handbelichtungsmesser die Lichtintensität auf meinem Studiohintergrund messe und auf deren Gleichmäßigkeit achte, und nun habe ich doch zugeschlagen und einen Handbelichtungsmesser gekauft.

Nun ist ein Sekonic L-758 D (Amazon-Link) ist bei mir eingezogen.

Warum überhaupt einen Handbelichtungsmesser kaufen?

Diese Frage war sozusagen mein Hauptknackpunkt. Schließlich habe ich ja einen Belichtungsmesser in meiner Kamera eingebaut. Allerdings kann ich mit dem Belichtungsmesser in der Kamera ja nur reflektiertes Licht messen, sprich eine “Objektmessung” vornehmen. So kann ich insbesondere mit der Spotmessung der Kamera in Kombination mit den Halbautomatiken bzw. der Belichtungswaage schon relativ gut gezielte Belichtungswerte ablesen und einstellen.

kleiner Exkurs: WAS IST EINE OBJEKTMESSUNG?

Die Kamera misst mit dieser Methode das Licht, das vom fotografierten OBJEKT (egal, ob Ziegelstein oder Model) in sie hinein REFLEKTIERT wird. Soweit, so einfach.
Das “Problem” (es ist nicht wirklich eins, man muss es halt nur wissen) ist eben nur die INTERPRETATION des Messergebnisses. Vereinfacht gesagt geht die Kamera als Grundannahme davon aus, dass das fotografierte Objekt von der Helligkeit her einem mittleren Grauton entsprechen soll – die berühmenten “18% Grau”. Dies gilt jedenfalls überwiegend für eine Spotmessung mit der Kamera. Matrixmessungen, Selektivmessungen und wie sie alle heißen lassen wir jetzt mal außen vor, da spielen ja noch ganz andere Faktoren bei der Deutung der Messwerte in ein Belichtungs-Zahlenpaar eine Rolle.
Also, jenes 18%-Grau ist die Maßgabe, anhand derer die Kamera mit ihrer Objektmessung die Belichtungswerte bestimmt. Und wozu führt das? Klassisch für die Erläuterung hierzu ist das berühmte Brautpaar; sie im weißen Kleid, er im schwarzen Anzug. Beide stehen an der gleichen Stelle im gleichen Licht.
Messe ich beide nacheinander mit dem Messspot meiner Kamera auf den jeweiligen Kleidungsstücken(!), gibt die Kamera mir deutlich unterschiedliche Belichtungswerte.

Kann das richtig sein? Nein! Natürlich nicht, denn die beiden stehen ja im gleichen Licht. Für eine korrekte Belichtung müsste ich demnach die jeweils gleichen Belichtungswerte für Braut und Bräutigam verwenden.

Warum also macht die Kamera das nicht? Weil sie eben stur ihren mittelgrauen Maßstab zugrunde legt. Egal was ich tatsächlich unter meinem Messspot habe, die Kamera spuckt Belichtungswerte aus, die für ein mittelgraues Objekt passend wären. Nun ist ein weißes Brautkleid aber eben weiß und nicht mittelgrau. Und ein schwarzer Anzug ist eben schwarz und auch nicht mittelgrau.

Folge:
Ich muss bei der Objektmessung fein aufpassen, was für ein Motiv ich habe und die Messergebnisse darauf basierend selber interpretieren. Die Messergebnisse sind IMMER abhängig von der Reflektionsfähigkeit und Farbigkeit des fotografierten Objekts.
Etwas bösartig formuliert: Der Fotograf muss beim Belichtungsmessen sein Gehirn eingeschaltet lassen.

Der Handbelichtungsmesser kann dagegen vor allem eine direkte Lichtmessung vornehmen. Dabei wird – der Name sagt es schon – direkt die einfallende Lichtmenge gemessen und zu Belichtungswerten verarbeitet. Man ist damit unabhängig von der Beschaffenheit des beleuchteten Objekts/Subjekts. Und genau diese Funktion soll ja – so jedenfalls die Meinung der PRO-Handbelichtungsmesser-Gemeinde – das Leben insbesondere bei Studioshootings, aber auch bei Outdoorshootings deutlich vereinfachen: Einfach eine Lichtmessung machen, die Werte in die Kamera übertragen und los geht’s mit dem Fotografieren.

Ohne die Abhängigkeit der Messung von der Reflektionsfähigkeit oder Farbe des fotografierten Objekts oder Subjekts entfällt also ganz einfach ein Stück Denkarbeit, nämlich die Deutung der Messergebnisse unter Berücksichtigung des fotografierten Objekts/Subjekts. Nun ist eine solche Ausdeutung für sich allein genommen im Regelfall nicht so super schwierig; im Normalfall hat man jedenfalls spätestens nach ein paar Testschüssen die passende Belichtung ermittelt. Aber wenn ich mir das Leben bei einem Fotoshooting einfacher machen kann, dann tue ich das. Auch wenn es – wie in diesem Fall den einen oder anderen Euro kostet. Ehrlicherweise war nämlich der Preis-/Nutzengedanke das Einzige, was mich bislang vom Kauf eines Handbelichtungsmessers abgehalten hat, denn als Hobbyist mache ich ja nun nicht gerade wöchentlich mindestens zwei große Shootings. Aber auch, wenn meine Schlagzahl im Vergleich zu einem hauptberuflichen Portraitfotografen reichlich beschaulich ist: Es sind seit dem letzten Jahr doch immer mehr “studioartige” Shootings hinzugekommen, so dass für mich nun der Punkt erreicht war, dass ich die Arbeit mit einem Handbelichtungsmesser mal ausprobieren wollte.

Ja, ich weiß: Ausprobieren? Zu DEM Preis?
Naja es ist halt mein Hobby, und damit also per Definition eine Betätigung in der Freizeit, die primär zum Geldversenken gedacht ist. Außerdem ist Haben besser als Brauchen – habe ich mal gehört…

Warum dann ausgerechnet dieses Gerät?

Nachdem ich die Grundsatzfrage (kaufen/nicht kaufen) für mich beantwortet hatte, kam natürlich folgerichtig die Frage nach dem Modell. Mit dem Sekonic L-758 habe ich schon zu einem eher preisintensiveren Modell gegriffen. War das nötig? Hätte es ein einfacherer Belichtungsmesser nicht auch getan?

Der ausschlaggebende Punkt für den L-758 war eigentlich (nur) die integrierte 1° Spotmessung, also die Möglichkeit, eine Objektmessung mit einem sehr engen Spot zu machen. Das klingt jetzt erstmal wahrscheinlich nicht sehr überzeugend, nachdem ich oben noch geäußert habe, die direkte Lichtmessung sei der Hauptgrund, überhaupt so ein Gerät zu kaufen. Schließlich habe ich eine Spot-Objektmessung schon in der Kamera verbaut. Aber in solchen Situationen schlägt dann bei mir auch immer der “Wennschon,dannauchrichtig-Mechanismus” zu. Klar hätte ich für – sagen wir mal – 250€ einen einfacheren Handbelichtungsmesser kaufen können, der die direkte Lichtmessung beherrscht, und damit vermutlich 80-90% meines gesamten Einsatzbereiches eines derartigen Geräts abdeckt. Aber in den übrigen 10-20% der Fälle hätte ich mich dann vermutlich jedesmal geärgert, beim Einkauf gespart und nicht das bessere Modell gekauft zu haben.

Und ja, es gibt auch Belichtungsmesser, da kann man durch ansteckbare Zusatzgeräte eine Spotmessung bedarfsweise Nachrüsten. Soweit ich gesehen habe, dann aber “nur” eine 5°-Spotmessung und zu Preisen, die zusammen mit dem Grundgerät dann meinem jetzigen Ausgabevolumen gleichkommen, oder in der Summe sogar teurer sind.

Und außerdem habe ich den Vorzug, dass Fotografie mein Hobby ist und damit nicht jede Beschaffung betriebswirtschaftlich bis ins letzte Detail sinnvoll sein muss… (siehe oben).

Ich freu mich jedenfalls über das neue Spielzeug.

Und ob dadurch der Blitzaufbau einfacher wird, werde ich bei passender Gelegenheit berichten.

Lichtzufälle im Fotostudio

Hallo. Schön, dass Du wieder hier reinschaust. Dass ich kürzlich ein Testshooting angesetzt hatte, habe ich ja vor ein paar Tagen schon einmal berichtet. Während es in dem dortigen Blogpost um die vier von mir getesteten Varianten ging, wie man einen weißen Studiohintergrund bekommt, geht es heute mal wieder um die Unvorhersehbarkeiten und Zufälle bei einem Fotoshooting.

Wir hatten ziemlich zu Beginn des Shootings alles für ein einfaches „One-Light-Setup“ vor weißem Hintergrund eingerichtet, also ein oder zwei Blitze auf den Hintergrund gerichtet und als einziges Licht auf dem Model eine relativ große Octabox. Beim Fotografieren dieses Sets stellte sich aber heraus, dass der Aufbau mit dem Hauptlicht von links für unser Model seitenverkehrt war. Zwecks Ausrichtung zum Hauptlicht musste sie sich aus ihrer Sicht nach rechts drehen. Ihr „natürliches“ Standbein war aber ihr linkes Bein, so dass sie zunächst immer das aus Sicht der Kamera hintere Bein – also ihr rechtes – beugte. Und das ist ja aus Blickrichtung der Kamera dann ja tendenziell unvorteilhaft. Wir mussten bei dieser Ausrichtung also ständig darauf achten, dass sie ihr rechtes Bein zum Standbein machte und das linke Bein beugte. 

Also haben wir das Setup umgedreht, damit die Pose ihrer natürlichen Haltung besser entsprach und wir nicht ständig auch auf dieses Posingdetail achten mussten. Ich habe also meinen Assistenten, Jörn, gebeten, die Octabox rechts vom Model (aus Sicht der Kamera) zu positionieren. Jörn rollte das Stativ mit der Octabox auf die andere Seite und richtete es zu Sandra hin aus. Das führte dann zu einem intensiven Helligkeitsanstieg in Sandras Gesicht und auf ihrem Körper. 

Wie das? 

Naja, ganz einfach: Wie Du letzte Woche vielleicht schon gelesen hast, konnte ich den Raum nicht abdunkeln, und hatte jede Menge Tageslichteinfall durch Oberlichter. Und nun traf durch die neue Ausrichtung der Octabox eine Menge Sonnenlicht auf den weißen Frontdiffusor der Octabox und verwandelte sie so in einen großen Reflektor. Und damit hatte ich plötzlich eine ganz tolle Lichtsetzung mit dem Tageslicht in meinem „Fotostudio“.

Und dann habe ich natürlich das Naheliegendste gemacht: Den Blitzauslöser von der Kamera gezogen, und mit dem von der Octabox reflektierten Sonnenlicht fotografiert, solange es eben da war.

Et voilá: Available Light im Studio.

Das war zwar nicht unbedingt im Sinne der für das Shooting geplanten Tests, versprach aber gute Fotos. Blitzsetups konnte ich dann auch weiter testen, wenn die Sonne weitergewandert oder hinter der nächsten Wolke verschwunden war.

In diesem Sinne: Augen offen halten und bereit sein, Pläne umgehend an die Realitäten anzupassen. Kann helfen, zu guten Fotos zu kommen.

Hier nochmal das Resultat in voller Größe:

Soweit für heute. Viel Spaß weiterhin beim Fotografieren. Und es würde mich freuen, wenn Du diesen Blogpost mit Deinen Freunden und Fotobuddys teilst. Die entsprechenden Social-Media-Buttons dafür findest Du gleich hier unten unter dem Blogpost. 

Bis bald.

Vom weißen Studiohintergrund…

Also, es gibt ja echt mehrere Arten, bei einem Portrait im Fotostudio einen weißen Hintergrund hinzubekommen.

Ein paar davon habe ich bei einem Testshooting mit Sandra mal ausprobiert. Als Basis für den Hintergrund gab es natürlich erstmal die Mutter aller Studioaufbauten: Eine Rolle weißen Hintergrundkarton auf Füßen, siehe nebenstehend, rechts außen im Übersichtsbild.

Ganz normaler Tetenal-Karton. Aber wie Du sicherlich weißt, wird weißer Karton im Foto nicht weiß dargestellt, wenn er nicht gezielt aufgehellt wird. Denn das (Blitz-)Licht, mit dem man das Model beleuchtet, ist ja in aller Regel um ein Vielfaches heller, als das Umgebungslicht. Daher wird der eigentlich weiße Karton, wenn er eben nur vom Umgebungslicht beleuchtet wird und maximal etwas Streulicht der Hauptlichtquelle für das Model abbekommt, eben ein mehr oder weniger dunkler #Shade of Grey Gray. (‘Tschuldigung. Ich konnte einfach nicht widerstehen…)

AAAAAAlso muss da irgendwie Licht auf den Hintergrund. Und das geht zum Beispiel so:

Methode 1: einen Blitz aus zentraler Position auf den Hintergrund feuern

Eine klassische Methode ist sicherlich, einen Blitz auf den Hintergrund zu richten und dessen Leistung solange erhöhen, bis der Hintergrund schön weiß ist. Mit nur einem Blitz, der zentral vor dem Hintergrund positioniert und im späteren Foto durch das Model verdeckt wird, bekommt der Hintergrund typischerweise einen je nach Reflektor mehr oder weniger großen Hotspot und zu den Rändern hin nachlassende Helligkeitswerte. Für eng geschnittene Fotos – oder wenn mir der Helligkeitsverlauf zu den Rändern hin egal ist, komme ich also mit nur einem Blitz durchaus gut hin.

Der Hintergrund auf diesem Bild hier links wurde zum Beispiel genau so gemacht. Der Blitz steht auf einem Bodenstativ hinter dem Model und ist mit einem 120° Weitwinkelreflektor versehen. Ergebnis: Der Hintergrund des Fotos weist links nach rechts und oben nach unten eine nahezu gleichmäßige Helligkeit auf. Es gibt nur ein minimalen, nicht wirklich störenden Helligkeitsverlust von ein bis zwei Prozent.

Der große Vorteil dieser Methode ist – neben dem minimalistischem Materialeinsatz-, dass ich mir aufgrund der Ausrichtung des Blitzes ziemlich sicher sein kann, keine Probleme mit Flares oder Kontrastminderung durch direktes Blitzlicht zu bekommen.

Ist mehr Hintergrund im Bild, lohnt es sich vielleicht eher zwei Blitze von der Seite auf den Hintergrund zu richten, daher nun also:

Methode 2: mehrere Blitze von links und rechts auf den Hintergrund setzen

Wenn Helligkeitsverläufe stören, oder größere Bildausschnitte nötig sind, setzt Du am Besten mindestens 2 Blitze auf den Hintergrund, einen von links und einen von rechts. Wenn Du die Blitze so ausrichtest, dass sich die “Lichtkegel” kreuzen, der rechte Blitz also auf die im späteren Foto linke Hälfte des Hintergrund gerichtet ist und der links stehende Blitz auf die rechte Hälfte des Hintergrund, bekommst Du nahezu automatisch eine ziemlich gleichmäßige Ausleuchtung hin.

Exkurs: Ich kontrolliere die Gleichmäßigkeit meiner Hintergrund-Ausleuchtung übrigens nicht mit einem Blitzbelichtungsmesser (habe ich ganz einfach – noch – nicht), sondern indem ich ein Foto des gesamten Hintergrund mache und den dann in Lightroom mit der Maus abfahre. Im Entwicklungsmodul von Lightroom werden nämlich unterhalb des Histogramms die Helligkeitswerte der RGB-Farbkanäle an der Position des Mauszeigers in Prozent angezeigt. So kann man auch ohne Handbelichtungsmesser die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung ziemlich gut überprüfen. Zurück zum eigentlichen Thema.

Der Vorteil dieser Methode der Ausleuchtung ist ganz klar eine größere Fläche mit gleichmäßiger Ausleuchtung.
Der Nachteil ist, dass durch die seitliche Positionierung der Blitze unter Umständen von den Reflektorkanten direktes Blitzlicht in Richtung Kamera geworfen werden kann. Hier drohen Flares und Kontrastverluste. Nicht, dass das in jeder Konstellation auftreten muss oder man das nicht einfach durch ein paar Abschatter (notfalls aus Klebeband, oder einer Jacke, die auf ein Stativ gehängt wird…) beheben könnte, aber man sollte sich der “Gefahr” bewusst sein, das Setup daraufhin überprüfen und nötigenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen können.

Ach und noch etwas: Die auf den Hintergrund gerichteten Blitze sollten tendenziell ein Stück höher positioniert sein, als die Kopfhöhe des Models, und leicht nach unten gerichtet werden – jedenfalls wenn es “nur” 2 Blitze sind. Denn je nach Abstand vom Model zum Hintergrund reflektiert der Hintergrund ja das auf ihn geworfene Licht zurück auf das Model und sorgt damit für eine Lichtkante z.B. an Schultern, Hals und Wangen. Und damit dabei nicht Teile der Kleidung (Kragen etc.) für aufwärtsgerichtete Schatten sorgen, sollte das vom Hintergrund auf das Model reflektierte Licht tendenziell leicht von oben kommen.

Soweit, so bekannt. Dann habe ich beim Testshooting aber noch eine Methode ausprobiert, die mir niemals in den Sinn gekommen wäre, wenn ich nicht einen gewissen Herrn Krolop auf einem Workshop davon hätte reden hören, bzw. seine Demonstration dieser Methode in seiner Videostrecke WMMFOEBNTS (was das heißen soll könnt ihr hier nachschauen…) gesehen hätte:

Methode 3: einen Blitz von hinten DURCH den Hintergrund feuern

Ja, so habe ich wohl auch geschaut. Freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der da erstmal gestutzt hat. Aber es ist völlig logisch: Mit genug Lichtleistung kommt man durch alles durch. Es gibt keine Probleme mit Flares dank direkter Blitzlichteinstrahlung und bei in der Breite beengten Verhältnissen ist das eine klasse Lösung für einen weißen Hintergrund.

Aber das klappt nur, wenn man einen hinreichend starken Blitz hat und/oder das Umgebungslicht im Raum beeinflussen kann.

Schau nochmal auf das iPhone-Foto ganz oben vom Setup. Was siehst Du? Genau, jede Menge Tageslicht kommt durch Oberlichter (und eine auf dem Bild nicht sichtbare, riesige Fensterfront) in den Raum hinein. Die Räumlichkeit, die ich bei meinem Testshooting nutzen konnte (ich habe kein eigenes Studio), ließ sich nicht halt nicht abdunkeln. Für ein Studioshooting nicht unbedingt schlimm, denn bei ISO 100, Blende 11 und 1/125 sec. bleibt auch in einem hellen Raum nicht viel Umgebungslicht im Foto übrig. Aber mein 500ws-Blitz aus zentraler Position hinter dem Hintergrund mit dem 120° Reflektor lieferte dann zunächst mal das hier:


Interessantes Ergebnis, oder? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mittels eines durch den Hintergrundkarton geschossenen Blitzlichts aus einem weißen Hintergrundkarton einen grau-marmorierten Hintergrund zu machen. Das ist gleich mal “für später” gespeichert.
Im Sinne des Experimentes (weißer Hintergrund) fehlen hier aber noch einige Blenden Lichtleistung.
Nungut, dann also ISO rauf und Blende runter. Ergebnis bei ISO 200 und Blende 5.6:

Ergebnis: Es reicht nicht. Unnötig zu erwähnen, dass der Blitz hierbei auf maximaler Leistung, also 500ws, stand. Was aber jetzt schon klar wird: Es fehlen immer noch mindestens 2 Blenden bis ich wenigstens in der Bildmitte in die Region von “weiß” gekommen wäre. Ich hab das mal in Lightroom simuliert: Um einen flächendeckend weißen Hintergrund zu bekommen, musste ich den Belichtungsregler um sage und schreibe 4 Blenden hochziehen

Damit hätte ich mir dank des großzügigen und unkontrollierbaren Tageslichts im Raum die Lichtsetzung auf mein Model nicht nur sparen können, es wäre sogar schon prächtig überbelichtet gewesen.

Und noch eine Erkenntnis: Mein Hintergrundkarton bekommt beim Durchleuchten einen wirklich fiesen Gelbstich, solange man jedenfalls nicht in den Bereich der Überbelichtung auf allen Farbkanälen kommt. Das wäre dann wohl ohnehin eher was exklusiv für SW-Fotos.

An der Stelle jedenfalls, also in diesem hellen Raum und mit den mir zur Verfügung stehenden Blitzen, war das Experiment Hintergrundbeleuchtung mittels “Durchschießen” gestorben. In Räumen mit kontrollierbarem Umgebungslicht, oder mit erheblich(!) stärkeren Blitzen, oder wenn man den Hintergrund auf einem SW-Bild mal nur grau marmorieren will ist das aber eine valide Option.

An dieser Stelle darf ich übrigens noch Jörn vorstellen, siehe obige Fotos. Er hat mir an dem Tag beim Testshooting als Assistent geholfen.

So. Eine Variante für einen weißen Hintergrund habe ich noch ausprobiert:

Methode 4: Große Softbox als Hintergrund nutzen

Ganz einfache Sache: Du stellst Dein Model einfach vor eine möglichst große Softbox, die von einem Blitz befeuert wird. Et voilá: Ein gleichmäßig reinweißer Hintergrund.

Der Vorteil: Wenig Arbeit beim Aufbau. Kein Hintergrundsystem, keine Kartonrolle, keine Blitze zur Aufhellung des Hintergrund, die auch noch bestmöglich ausgerichtet werden müssen. Stattdessen einfach ein niedriges Stativ, ein Blitz und eine große Softbox.

Der Nachteil: Selbst wenn man die Softbox in einem 45°-Winkel nach oben strahlen lässt fängt man sich natürlich prächtig viel Licht und damit Kontrastminderung ein. Das lässt sich in aller Regel durch eine Absenkung der Schwarzwerte und eine Anhebung des Kontrastes in der Bildbearbeitung aber wieder einfangen. Man braucht aber wirklich eine ziemlich große Softbox. Mit meiner 150cm Octabox bin ich für ein Kopf-Schulter-Porträt von Jörn gerade so ausgekommen.

 

So, das waren sie dann auch schon. Diese vier Methoden, einen weißen Hintergrund im Studio hinzubekommen habe ich da mal ausprobiert. Teilweise mit Erfolg, teilweise mit überraschenden Erkenntnissen. Ich hoffe, Du konntest hiervon etwas mitnehmen. Viel Spaß weiterhin mit der Fotografie und “Bis bald”.

Ach, und wenn Du bitte diesen Blogbeitrag hier in den diversen sozialen Netzwerken teilen könntest, wäre ich höchst hingerissen. So gerne ich den Beitrag für Dich geschrieben habe, freue ich mich doch immer, wenn Dein Fotobuddy ihn auch liest. Ich habe deshalb extra für Dich die passenden “social-media-Knöppchen” gleich hier am Ende des Beitrags eingebaut. Klick! Danke!!

Sensorreinigung – mit Lightroom dem Dreck auf der Spur

Tach zusammen.

Jeder, der eine digitale Kamera mit Wechselobjektiven besitzt, hat ja früher oder später die zweifelhafte Ehre, sich mit dem Themenkomplex “Sensorreinigung” auseinanderzusetzen. Jedenfalls dann, wenn man die diversen Flecken nicht zur Kunst erheben und mit den Staubflecken in jedem Bild seiner inneren punktuellen Unzufriedenheit mit den Unzulänglichkeiten der digitalen Aufnahmetechnik Ausdruck verleihen möchte …  oder so ähnlich 😉

Damit man nun weiß, ob der Sensor gereinigt werden muss, macht man ja typischerweise bei ziemlich geschlossener Blende ein Foto von einer weißen, unstrukturierten Oberfläche, und schon sieht man die potenziell bildrelevanten Staubkörner – oder eben auch nicht.

Denn der eine oder andere Sensordreck ist vielleicht gerade in den zarten Anfängen seiner Entfaltung und deshalb auch bei Blende 22 noch nicht als dunkler Punkt sichtbar, sondern nur als leichte – und daher leicht übersehbare – Abdunklung.

Ich möchte euch deshalb hier zeigen, wie ihr mithilfe von Lightroom auch die nicht so gut sichtbaren Staubflecken auf dem Sensor aufspüren – bzw. wie ihr mit Lightroom das Ergebnis eurer Reinigung überprüfen könnt.

Und tut mir bitte einen Gefallen: Teilt doch den Blogpost über die sozialen Netzwerke. Das hilft mir, die Leserzahl langsam aber stetig zu erhöhen. Die dafür nötigen Buttons findet ihr gleich unter dem Video.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://www.youtube.com/watch?v=5z3uHbRpOhs

 

Abstand + Blende * Brennweite = “guter” Hintergrund

Ja doch, ich kann das “Och nöööö!” schon hören. Nicht schon wieder irgendwelche Weihnachtsbaumbokehbilder. Ich geb’s ja zu: Weihnachten ist gerade vorbei, und vermutlich könnt ihr vor lauter weihnachtlich angehauchter Fotos kaum noch geradeaus schauen.

ABER mir sind gerade vom just vergangenen Weihnachtsfest ein paar wunderbar geeignete Beispielbilder in die Hände geraten, und da wollte ich mal was zu den Zusammenhängen zwischen Blende, Abständen, Brennweite und der Wiedergabe des Hintergrundes in einem Foto sagen. Und da eignen sich nunmal Fotos mit Weihnachtsbaumbeleuchtung im Hintergrund ganz prima als einprägsames Beispiel. Denn anhand der Größe der Lichtkreise, die die einzelnen Lämpchen der Weihnachtsbeleuchtung ergeben, kann man eindrücklich die Veränderung des Hintergrunds sehen.

Hier also erstmal eine kleine Bildreihe als Beispiel mit ein paar zufällig im Haus anwesenden Models. Der Abstand zwischen meinen Modellen und dem Weihnachtsbaum blieb immer gleich. Nur die Brennweite, die Blende und mein Abstand zu den Modellen (und damit meine Fokusdistanz) hat sich verändert.

links: 60mm f/2.8 // rechts oben: 85mm f/2 // rechts unten: 85mm f/1.8 + kurzer Abstand

Und was sagt uns das?

Ganz einfach: Es sagt uns, dass der Hintergrund bei sonst gleichbleibenden Gegebenheiten tendenziell immer unschärfer wird,

  1. je größer die Blendenöffnung ist (also je kleiner die Blendenzahl ist),
  2. je länger die Brennweite ist und
  3. je geringer die Distanz zwischen Fotograf und Modell – und folglich die Fokusdistanz – ist.

Für wen das nun keine wirkliche Überraschung ist, darf an dieser Stelle gerne aus dem Blogpost aussteigen. Ich bitte trotzdem darum, den Post zu teilen, denn möglicherweise ist das hier für den einen oder anderen in eurem Social-Media-Freundeskreis doch noch eine Neuigkeit.

Und hier noch die Erläuterungen zu den drei obigen Punkten:

zu 1. – die Sache mit der Blendenöffnung:

Bei Blende 2.0 habe ich eine viel geringere Schärfentiefe als bei Blende 5.6. Der unscharfe Bereich hinter meiner Fokusebene beginnt also deutlich früher, weshalb bei gleichbleibenden Abständen der im Foto sichtbare Hintergrund bei offeneren Blenden schon deutlich mehr weichgezeichnet wird, als bei mittleren oder gar ziemlich weit geschlossenen Blenden. Hier einmal ein paar Bildbeispiele, bei denen außer der Blende nichts verändert wurde:

85mm f/5.6
85mm f/2

Wenn ich also so richtig unscharfe Hintergründe haben möchte, komme ich an richtig offenblendigen Objektiven im Zweifel nicht vorbei. Und mit “richtig offenblendig” meine ich Festbrennweiten mit Offenblende 1.8 oder größer (bzw. kleiner; je nachdem ob die Blendenöffnung oder die Blendenzahl gemeint ist). Denn wenn ihr mal ganz oben im linken Beispielbild nachschaut, ist selbst bei Blende 2.8 und mittlerer Brennweite der Hintergrund noch nicht wirklich sehr weich, sondern hat noch viel Struktur.
Auf einigermaßen verlorenem Posten ist man hier jedenfalls mit den typischen Consumer-Kitobjektiven, die am Tele-Ende regelmäßig f/5.6 als Offenblende haben. Da muss ich schon sehr weit in den Telebereich gehen, und eine ziemlich große Distanz zum Hintergrund haben, damit der dann einigermaßen weichgezeichnet wird.

zu 2. – die Sache mit der Brennweite

Durch eine längere Brennweite wird – wiederum bei gleichbleibenden Abständen – der Hintergrund deutlich unschärfer, insbesondere, wenn ihr richtig in den Telebereich reingeht. Auch hierzu habe ich ein Bildbeispiel für euch mit meinem 70-200er gemacht. Ich stand bei beiden Fotos an der gleichen Stelle, ca. 4m vom Weihnachtsbaum entfernt, und habe manuell auf ca 1.5m Distanz fokussiert. Das eine Bild ist mit 70mm Brennweite aufgenommen, das andere mit 200mm.

70mm f/2.8

Aber Achtung: Dabei verkleinert sich natürlich auch der aufgenommene Bildausschnitt, je weiter ihr in den Telebereich geht. Entsprechend enger ist das Bild um euer Model geschnitten. Wird euch Bildausschnitt dann zu eng und müsst ihr entweder wieder etwas mehr in der Brennweite zurückgehen oder mit eurer Kameraposition zurückweichen. Mit beidem wirkt ihr allerdings der Weichzeichnung des Hintergrunds aufgrund der Brennweite natürlich wieder entgegen.

Willkommen im Land der tausend Kompromisse: der Fotografie.

zu 3. – die Sache mit der Fokusdistanz

Verkürze ich den Abstand zur fotografierten Person, verringere ich natürlich entsprechend meine Fokusdistanz. Bei gleichbleibend weit entferntem Hintergrund wird dieser dann deutlich unschärfer dargestellt. Auch dazu ein Beispiel mit gleichem Abstand zum Weihnachtsbaum, mein Modell soll hier mal der Blitz sein (die Kinder waren im Bett). Für das zweite Bild bin ich einfach näher herangegangen und habe – bei gleicher Brennweite, gleicher Blende und gleichem Abstand zwischen “Model” und Weihnachtsbaum – eine entsprechend kürzere Fokusdistanz gehabt.

Wie ihr seht hat sich dabei natürlich auch wieder mein Bildausschnitt verkleinert – logisch bei gleichbleibender Brennweite.

Im Prinzip sieht das hier bei Nr. 3 (Fokusdistanz) ähnlich aus, wie bei Nr. 2 (Brennweite), wenn auch die Unterschiede zwischen den beiden Bildern nicht ganz so krass sind wie bei den Beispielbildern zu Nr. 2. Aber die Ähnlichkeit ist auch wieder einigermaßen logisch, beim Fokussieren werden ja Linsengruppen des Objektivs verschoben. Entweder durch eine Auszugänderung, d.h. ein Tubus mit Linsen wird nach vorn heraus geschoben, oder es wird innerhalb des Objektivs eine Linsengruppe verschoben (oder eine Kombination aus beidem). Jedenfalls bewirkt dies letztlich eine Änderung der Brennweite. So gesehen führt die Verkürzung der Fokusdistanz bei dem Objektiv zu einem Zoomeffekt.
Probiert’s mal aus: Nehmt ein beliebiges Objektiv (am Besten sieht man es aufgrund des langen Fokuswegs bei einem echten Makro), und dreht einfach mal manuell den gesamten Fokusbereich durch, während ihr durch den Sucher auf ein beliebiges Ziel schaut. Ihr werdet sehen, dass sich der Bildausschnitt verengt, je näher ihr in Richtung Naheinstellgrenze kommt.

Sodele. Hab ich was vergessen? Naja, ihr könnt natürlich noch den Abstand zwischen Model und Hintergrund vergrößern, was diesen auch wieder unschärfer werden lässt. Allerdings müssen dazu natürlich entsprechend Raum verfügbar und der gewünschte Hintergrund breit genug sein. Denn je weiter ich den Hintergrund ja von meiner Kameraposition entferne, desto mehr davon landet bei gleichem Bildwinkel ja im Bild.

Eine wichtige Sache zum Abschluss:
Ob nun ein mega-unscharfer Hintergrund ein “guter” Hintergrund ist, hängt natürlich ganz von euch und euren Bildvorstellungen ab. Deshalb auch die Anführungsstriche im Titel dieses Posts. Wichtig zu wissen ist, dass es mehrere Stellschrauben gibt, mit deren Hilfe ich einen Hintergrund verschwimmen lassen kann – oder eben nicht. Das ist und bleibt Geschmackssache. Bei den Eingangs als Beispiel verwendeten Bildern mit der 85mm-Brennweite habe ich mir prompt ein “Ich dachte, man kann den Baum auch noch erkennen.” eingefangen. Und ich hatte mich so darüber gefreut, dass ich trotz des knappen Raums so ein nettes Weihnachtslichterbokeh hinter die Kinder gezaubert hatte…

Also: Geschmackssache! Wichtig. Nicht vergessen.

Weihnachtskartenhintergründe….

Hallo miteinander.

Wir stecken ja mitten in der Vorweihnachtszeit, und daher an dieser Stelle ein kleiner weihnachtlich angehauchter Fototip für diejenigen, die ihre Weihnachtskarten an die liebe Verwandschaft selbst gestalten oder vielleicht auch mal einen weihnachtlichen Hintergrund für das Familienjahrbuch benötigen:

Kennt ihr das? Die Geschenke sind ausgepackt, dass Festessen ist bereits hinreichend inhaliert, die Kinder sind im Bett und eine gemütliche Schläfrigkeit beginnt sich auszubreiten? Ihr habt noch die Kamera in der Hand, mit der ihr den ganzen Tag lang eure Familie bedroht habt, und wisst jetzt echt nichts mehr damit anzufangen? Und dann macht ihr vielleicht etwas Unerhörtes: Ihr schaltet den Autofokus aus und versucht, mit euren 1.5 Promille manuell auf die Nadelspitzen des Weihnachtsbaumes zu fokussieren und die dann bei ISO 200.000 mit 1/5 sec. aus der Hand zu fotografieren?

Lasst es doch gar nicht erst soweit kommen. Stellt den Fokus lieber gleich so unscharf wie möglich, und seht zu, dass ihr einige Lämpchen der Lichterkette vom Weihnachtsbaum im Bild habt. Schon habt ihr einen potenziellen Weihnachtskartenhintergrund im Kasten. Sowas wie das Beitragsbild oben.
So. Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten:

Entweder ihr fühlt eine spontane weihnachtskitschbokehbedingte Übelkeit in euch aufsteigen – dann würde ich euch raten, das Weiterlesen des Blogs vorerst einzustellen, auf dem nächstliegendem Weihnachtsmarkt zwei bis sieben Glühwein zu kippen und dann erst weiterzulesen (wenn das dann noch geht…)  ODER
ihr seid sowieso schon in weihnachtsseliger “Ach wie schööön”-Stimmung, dann geht es jetzt direkt weiter, denn der Weihnachtskitschfaktor ist noch steigerungsfähig.

WENN IHR NÄMLICH aus simpler Pappe einen Kreis ausschneidet, der eure Frontlinse abdeckt, und dahinein (also in die Pappe, nicht in die Frontlinse) einen nicht zu großen Stern malt und ausschneidet, und diese Schablone dann vor euer Objektiv haltet, während ihr mit größtmöglicher Unschärfe die Lichterkette knipst, dann ergibt das sowas hier:

Wie bitte? Ja, ganz recht: Unübertrefflich…..   kitschig. Aber Weihnachten ist halt zum großen Teil auch Kitsch und damit passt es also ganz hervorragend.

So jedenfalls bekommt ihr euer Custom-Homemade-Weihnachtskartenhintergrundkitschmotiv. Ihr dürft natürlich auch andere Formen als Schablone verwenden. Stern ist halt der weihnachtliche Klassiker….

Viel Spaß damit und bis bald.

Fensterlicht

Irgendwie ist ja immer das gleiche: Wenn ich zu einem Shooting fahre, ist mein Auto in der Regel ganz schön vollgepackt. Hintergrundsystem, Blitze, Lichtstative, Schirme, Softboxen, Reflektoren, Sandsäcke etc.. Eine Riesenschlepperei.

Und dann vor Ort? Oft genug entstehen die besten Fotos ganz einfach mit dem Licht, dass ohnehin durch die Fenster in die Wohnung meiner Kunden fällt. Wie oben zum Beispiel.

Superschönes, weiches Licht von der Seite, so dass das Gesicht schön modelliert wird.

In der Wand links vom Model (vom Fotografen aus gesehen), waren drei relativ kleine Fenster, die diese Szene für die Aufnahmewerte von ISO 800, f/2.8, 1/100sec. absolut hinreichend ausgeleuchtet haben – und zwar bei relativ diesigem Wetter.

Klar, über eine große Softbox von links oder einen größeren Diffusor, hinter dem ein Blitz steht, hätte ich ein genauso weiches Licht künstlich setzen, und damit meinen ISO-Wert in den Keller drücken können. Mit einer solchen  Fensterlichtsimulation hätte ich aber nur ein vergleichsweise kleines Stück Raum ausleuchten können.  Zudem wäre noch ein zusätzlich ein Aufhelllicht für die Schattenbereiche nötig gewesen. Ich hätte also mein Model nur in einem sehr begrenzten Stück Raum fotografieren können – na herzlichen Dank. Erklärt ihr mal einem kleinen Kind, dass es jetzt mal kurz genau “DA” stehen bleiben muss, damit der Fotograf ein gut ausgeleuchtetes Foto machen kann… Wünsche viel Erfolg dabei.

Die Fenster hingegen sorgten im kompletten Wohnbereich für eine super weiche Ausleuchtung; ich musste nur die Empfindlichkeit meiner Kamera ein bißchen aufdrehen, und schon konnte ich einfach drauf los fotografieren. Aufbau und Einrichtung der Fensterlichtsimulation zuzüglich der Positionierung meines Modells im “Sweet-Spot” hätten dagegen wieder mehr Zeit erfordert und die Geduld meines Models vermutlich weit über Gebühr strapaziert. Und dass ich mein Modell nicht an einer bestimmten Stelle im Raum festnageln muste, machte dieses Foto überhaupt erst möglich.

Und die Moral von diesem Blogpost? Den ganzen Kram zu Hause lassen und nur noch mit Fensterlicht fotografieren? Besser mal nicht darauf verlassen, den Murphy ist ein … und schlägt immer wieder zu. Also sollte man schon für alle Eventualitäten gerüstet sein, aber eben auch einfach mal durch den Raum schauen und auf das ohnehin vorhandene, natürliche Licht achten. Vielleicht seid ihr dann schon mit allem versorgt, was ihr braucht…

Viel Spaß beim Fotografieren und bis bald.

Wie groß soll denn die Softbox sein?

Diese Frage wurde neulich von einem fotointeressierten Freund an mich herangetragen, der soeben dabei ist, sich in den immerwährenden Malstrom der ewigen Fotozeuchmaterialbeschaffung zu stürzen. Gott sei seiner Seele gnädig…

Wie auch immer, jener Freund erhoffte sich natürlich ein paar konkrete Tipps und Hinweise, die ihm dazu verhelfen sollten, aus der schier unendlichen Masse angebotener Softboxen für seinen Systemblitz die genau für ihn richtige auszuwählen. Eine schier unglaubliche Erwartungshaltung. Denn wie immer in der Fotografie lautet die Antwort hier natürlich auch (und jetzt alle gemeinsam:)

ES KOMMT DARAUF AN.

Seufz. Mal wieder. Also, worauf kommt es diesmal an?

Naja, die Stichworte sind zum Beispiel: Anwendungszweck, gewünschte Lichtqualität, und gewünschter/nötiger Arbeitsabstand. Doch der Reihe nach:

Anwendungszweck:

Das ist grundsätzlich schnell erklärt. Wenn ich Produktfotograf für Schmuck oder andere Kleinteile bin, komme ich tendenziell mit einer ziemlich kleinen Softbox hin (z. B. 40×40 cm), weil die im Verhältnis zu den fotografierten Objekten schon ganz schön groß ist.

Möchte ich regelmäßig Personengruppen, Elefanten oder Autos ausleuchten, muss es halt etwas größer werden. Da ist dann auch eine 150cm Octabox nicht unbedingt übertrieben.

Für die folgenden Schilderungen gehe ich einfach mal von dem Anwendungszweck meines Freundes aus: Portraits von Einzelpersonen.

gewünschte Lichtqualität:

Gemeint ist hier vor allem der Grad der Härte des Lichtes. Der Zusammenhang zwischen der relativen Größe der Lichtquelle und der Härte des Lichtes ist bekannt? Wenn nicht, bitte hier entlang und mal einen kurzen Blick auf die Grundlagen werfen. Ich warte solange.

So, zurück? Oder gar nicht weg gewesen? OK, dann geht es weiter.

Wie hart oder weich ich mein Licht mache, basiert ja idealerweise auf zwei Dingen:

a) Auf den lichtbezogenen Erfordernissen der fotografierten Person
b) Auf dem persönlichen Geschmack

Bei b) kann ich nicht viel helfen. Schaut euch um. Schaut viele Bilder an, findet heraus, welche euch gefallen und findet dann heraus, wie sie wohl gemacht wurden. Ihr werdet mit der Zeit herausfinden, welche Sorte Licht euch im jeweiligen Anwendungsfall mehr zusagt. Experimentiert. Leiht euch von einem Kumpel mal das eine oder andere Lichtformerchen aus und lebt nach dem Grundsatz ‚probieren geht über studieren‘. Das braucht allerdings Zeit und der Geschmack verändert sich ja auch mit der Zeit. Aber nur so geht es.

Zu a): Was zum Teufel sind lichtbezogene Erfordernisse? Naja, mal ganz plakativ und vereinfacht: Von einer jungen Frau mit glatter Haut kann ich auch mit hartem Licht ein durchaus schmeichelhaftes Portrait machen, bei ihrer Oma wird das dann schon schwieriger. Da führt dann der Einsatz harten Lichtes eher zu einem Charakterportrait. Das ist nicht per se zu verdammen, man sollte nur die unterschiedliche Wirkung von hartem vs. weichem Licht kennen und unterscheiden, was denn das Ziel der jeweiligen Portraitsitzung ist. Oder ich fotografiere einen kantigen Kerl, dessen 3-Tage-Bart und Linien dem Gesicht prächtig Charakter geben. Da wäre weiches Licht dann eher kontraproduktiv, denn das würde der Kantigkeit und Ausdruckskraft zuwiderlaufen.

Diese Erfordernisse jedenfalls sind es, die im Zweifel die Wahl des geeigneten Lichtformers bestimmen.

Arbeitsabstand:

In dem oben verlinkten Grundagenartikel hatte ich ja schon mal die Wirkung des Abstands der Lichtquelle von der portraitierten Person angesprochen. Essenz: Je näher dran, desto weicher das Licht, bzw. die Umkehrung: Je weiter weg, desto härter das Licht.

Angenommen, ich habe eine Softbox mit einer Größe von 60x60cm, und weiß, die würde mir bei einer Entfernung von einem Meter den genau idealen Härtegrad an Licht geben. Dann stelle ich folglich  das Stativ mit dem Blitz und der Softbox ca. 1m von der Person entfernt auf, so dass das Licht etwa aus einem 45° Winkel zur Kameraachse von links und leicht von oben kommt. Nun kann ich schön eng geschnittene Portraits von der Person machen.
Was wäre aber, wenn ich der Person Raum in meinem Bild geben will? Wenn also z. B. links von der Person noch negativer Raum vorhanden sein soll?

Voraussichtlich hätte ich dann wohl mein Lichtstativ im Bild und möglicherweise noch einen Teil der Softbox gleich dazu.

Ich müsste also mein Stativ aus dem Bild heraus bewegen. Da ich typischerweise weder den (horizontalen) Winkel meines Lichtes zur Kameraachse noch den vertikalen Winkel des Lichtes zur portraitierten Person ändern möchte, bleibt mir nur der Weg nach hinten und nach oben aus dem Bildfeld der Kamera heraus.

Und was passiert dann?

Meine Lichtquelle wird in Relation zur Person kleiner, das Licht also härter. Um nun ein gleich weiches Licht wie vorher zu bekommen, müsste ich also eine entsprechend größere Softbox nehmen.
(Ja, ich weiß: Ich kann auch einem Galgenstativ versuchen, das Stativ aus dem Bildfeld zu bekommen und die Softbox trotzdem an der annähernd gleichen Stelle zu positionieren; aber hier geht es ja erstmal um Plan A und noch nicht um die Pläne B bis Z).

Insofern bestimmt auch der Arbeitsabstand irgendwo die benötigte Größe der Softbox, denn der Abstand des Lichtformers von der Person ist untrennbar mit der Lichtqualität verbunden.

Sonst noch was?

Ja klar, jede Menge. Neben den idealisierten Abhandlungen darüber, dass die Anforderungen des Motivs, der Bildaussage und der Bildgestaltung die Größe des Lichtformers bestimmen, kommen ja noch ein paar Nebensächlichkeiten hinzu. Zum Beispiel die Größe des Raumes, den ich überhaupt zur Verfügung habe. Gerade wenn ich in der Raumhöhe beschränkt bin, kann ich schlichtweg mein Licht nicht unendlich weit nach hinten ziehen, um massig negativen Raum im Bild zu produzieren, weil ich – je weiter ich nach hinten gehe – ja auch nach oben gehen muss, um das Licht dennoch ein wenig von oben kommen zu lassen.

Heißt übersetzt: Eine große Monstersoftbox nutzt mir da überhaupt nichts, wenn ich die nicht hoch genug fahren kann.

Dann ist da natürlich die Frage der Kosten.

Und die Frage, welche Softbox-Modelle in welchen Größen für meinen Blitz überhaupt verfügbar sind.

Und die Frage, ob das Handling beim Auf- und Abbau der Softbox eine Rolle spielt. Wenn z. B. die Softbox nur einmal aufgebaut und dann im einsatzbereiten Zustand gelagert wird, spielt das keine Rolle. Da ist es egal, wenn der Aufbau fummelig ist. Bin ich aber mit meinem Softboxen ständig unterwegs oder knapp an Lagerplatz, wäre z. B. eine Softbox mit stabiler Schirm-Mechanik eine sinnvolle Sache.

Aha. Und wie hilft das jetzt meinem Freund?

Naja, er weiß jetzt, dass er sich vorrangig mal überlegen sollte, was wohl der vorrangige Einsatzzweck der Softbox sein wird. Und er kennt jetzt ein paar Grundlagen, wie Größe und Distanz der Lichtquelle die Qualität des Lichtes beeinflussen. Und er weiß, dass er sich für Portraits von Einzelpersonen in engeren räumlichen Verhältnissen erstmal am besten eine Softbox mittlerer Größe kauft. Und, dass er für die Abdeckung eines größeren Bildfeldes immer noch zum Schirm greifen kann und wo er sich einen Haufen Zeug zum Experimentieren leihen kann.

Also dann, bis bald.

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Licht sehen – reverse engineering

Einem Foto ansehen – oder sich zumindest vorstellen – zu können, wie es ausgeleuchtet wurde, ist eine praktische Sache. Mitunter eine unmögliche Sache, oft genug aber finden sich in einem Foto wenigstens einige Anhaltspunkte für das zugrundeliegende Beleuchtungskonzept. Man muss im Zweifel nur wissen, wo man hinschaut und worauf man achten sollte. Und ein bißchen Übung bzw. Erfahrung in Sachen Ausleuchtung ist natürlich auch hilfreich. Aber da ja jeder mal irgendwo anfängt, hier mal aus meiner Sicht die Kernpunkte, die helfen, die Lichtsetzung eines Fotos durch einfaches Anschauen zu entschlüsseln:

Es klingt vermutlich einigermaßen offensichtlich, aber das Erste ist, gezielt nach Licht und Schatten zu schauen. Wo ist Licht? Wo ist Schatten? In einem Portrait eignen sich hierfür in aller Regel die Nase und das Kinn. Werfen diese Partien Schatten? Wenn ja, wohin fallen diese?

Das sollte euch etwas über die Ausrichtung des Hauptlichts sagen, und zwar über den Winkel in der Horizontalen zur Kameraachse und über den Winkel in der Vertikalen, also wie steil das Licht auf die portraitierte Person auftrifft.

Auch der Übergang der Schattenbereiche in helle Bereiche verrät etwas, nämlich, ob ein eher
weiches Licht aus einem größeren Lichtformer gesetzt, oder ein hartes Licht aus einem kleinen Lichtformer auf die Person geworfen wurde. Zu den Zusammenhängen zwischen der Größe des Lichtformers und dem Härtegrad des Lichtes siehe meinen Blogbeitrag „Von weichem und von hartem Licht“. Sind die Übergänge hart und wie mit dem Bleistift ins Gesicht gemalt spricht dies für eine kleine Puntklichtquelle, sind die Übergänge verlaufend und soft, war eine eher größere Lichtquelle am Werk.

Hier mal ein paar Beispiele:

hartes Licht: erkennbar an den tiefen und definierten Schatten an Nase und Kinn
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Ein tiefer Blick in die Augen der portraitierten Person verrät möglicherweise auch noch etwas über die Form des als Hauptlichts verwendeten Lichtformers. Die Form des Lichtreflexes – wenn denn einer vorhanden ist – sagt euch, ob z. B. ein Schirm, eine Beauty-Dish oder eine rechteckige Softbox am Werk war.
Im Beispielbild kann man z.B. anhand der Form und der sichtbaren Streben ganz gut erkennen, dass ein Durchlichtschirm am Werk war.

Wie dunkel die Schattenbereiche sind, sagt euch etwas darüber, ob es ein Aufhelllicht gegeben hat und wie stark das Hauptlicht über den Level des Aufhelllichtes eingestellt war. Habt ihr tiefe, richtig dunkle Schatten, war das Hauptlicht im Vergleich zur Aufhellung sehr dominant. Sind die Unterscheide nur geringfügig, war das Hauptlicht vielleicht gerade mal eine halbe Blende heller als das Aufhelllicht. Eine Aufhellung über eine separate Lichtquelle oder einen Reflektor kann man auch oft anhand von Spiegelungen in den Augen der portraitierten Person erkennen. Fehlen diese, war möglicherweise gar keine „künstlich gesetzte“ Aufhellung im Spiel, sondern das „Aufhelllicht“ entstammt dem natürlich vorhandenen Umgebungslicht.

Sind Lichtkanten an Haaren, Wangen, Hals, Schultern oder Armen vorhanden? Nur auf einer oder auf beiden Seiten? Wenn ja, waren Akzentlichter im Spiel, die in irgendeiner Form von hinten auf die Person gestrahlt haben. Wie breit die von den Akzentlichtern erzeugten Lichtkanten sind, verrät wiederum etwas über den Winkel, den diese zur Person hatten.

Akzentlicht auf nur einer Seite bei einem Outdoor-Portrait? Und womöglich auch noch leicht orange eingefärbt? Womöglich war das einfach die Sonne. Wie bei dem Portrait in meinem Blogpost hier.

Also, ihr seht: Ein genauerer Blick auf ein Bild kann durchaus viel über seine Entstehung verraten.

Schnappt euch einfach mal die nächstgelegene Fernsehzeitung, ein Magazin, eine Werbung oder was auch immer, und versucht euch mal an ein bißchen reverse engineering anhand der darin abgebildeten Fotos. Passt aber bitte auf, dass ihr dabei nicht zu lange mit starrem Blick vor irgendwelchen Werbeplakaten oder Zeitungsständen in der Stadt stehen bleibt; könnte etwas komisch aussehen…. Und die Antwort „Ich habe einfach nur die Lichtsetzung des Fotos da analysiert“ glaubt euch auch kein Mensch, nachem ihr minutenlang auf das Cover des aktuellen Playboys geschaut habt… Nur so als kleiner Hinweis am Rande ;-).

Also, bis bald.

Teilen und Liken sind übrigens schwerstens erwünscht. Ich freue mich über jeden Leser. Und da ihr eh grad am Ende des Artikels seid, habt ihr die Share-Buttons der Social-Media-Netzwerke quasi direkt vor der Nase. Benutzt sie bitte! Danke!

von weichem und von hartem Licht

Man kann ja viele Adjektive verwenden, um die Qualitäten von Licht zu beschreiben. Wenn es in der Fotografie um Lichtformung und Lichtsetzung geht, trifft man aber immer wieder auf ein Wortpaar, das erhebliche Bedeutung zu haben scheint, nämlich WEICH und HART.

Erfahrenen Fotografen werde ich hier nichts Neues erzählen, aber für Einsteiger sind diese Bezeichnungen und die zugehörigen Erläuterungen doch anscheinend immer wieder etwas verwirrend. Daher hier mal mein Versuch der Klarstellung.

Wann also ist Licht weich, und wann ist es hart?

Diese Frage mit einem Blick auf die Übergänge der Schattenbereiche zu den beleuchteten Bereichen hin beantwortet: Sind die Schatten klar abgegrenzt mit scharfen Kanten, die wie mit dem Lineal gezogen sind, spricht man von hartem Licht.
Sind die Übergänge der Schattenbereiche in die hellen Bereiche dagegen wie ein Verlauf, wird es also von Dunkel zu Hell über eine gewisse Strecke graduell heller, spricht man von weichem Licht. Hier mal je ein Bildbeispiel:

weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Woran liegt es, dass Licht weich oder hart ist?

Der Kernsatz lautet: Ob Licht hart oder weich ist, liegt an der Größe der Lichtquelle in Relation zum beleuchteten Fotosubjekt.

Zunächst mal zur Größe der Lichtquelle:

Wenn ich jemanden mit einer kleinen Taschenlampe anleuchte, habe ich extrem harte Schattenbildung. Das liegt daran, dass die von so einer kleinen Lichtquelle ausgehenden Lichtstrahlen sehr direktional sind, und kaum eine Chance haben, zu streuen. Die Person, die ich anstrahle überdeckt die Lichtquelle aus Sicht einer dahinterliegenden Wand komplett, so dass eben kein Streulicht „um die Person herum“ gehen und die harten Schatten der direkt auf die Person treffenden Lichtstrahlen abmildern kann.

Steht dagegen jemand an einem großen Fenster (oder eben vor einer großen Softbox), führt die Größe der Lichtquelle dazu, dass das Licht viel mehr streuen kann, und die angestrahlte Person die Lichtquelle aus Sicht der dahinterliegenden Wand nicht verdeckt. Das Licht aus so einer großflächigen Lichtquelle kann also viel mehr streuen, es gibt viel mehr Leuchtfläche, die Lichtstrahlen aussendet, und infolge dessen gelangt Licht auch besser „um die Person herum“. Aus diesem Grund sind bei größeren Lichtquellen auch die Schattenbereiche nicht ganz so tiefdunkel wie bei hartem Licht, denn durch die größere Streuung gelangt einfach mehr Licht selbst in die am besten abgeschatteten Bereich hinein.

Bei gleichem Abstand von der beleuchteten Person gilt also immer, dass eine kleine Lichtquelle härtere Übergänge der Schattenbereiche in die beleuchteten Bereiche produziert, also härteres Licht hervorruft. Soweit, so klar.

Die Relation zum Fotosubjekt:

Was vielen aber ein bißchen Kopfzerbrechen bereitet, ist die Geschichte mit der „Relation zum beleuchteten Fotosubjekt“. Denn die absolute Größe der Lichtquelle ändert sich doch nicht dadurch, dass ich sie weiter von einer Person entferne. Also müsste doch auch die Lichtcharakteristik gleich bleiben. Oder?

Antwort: Nein, die Lichtcharakteristik bleibt nicht gleich.

Anschaulich erläutern kann man das immer mit der Sonne. Unzweifelhaft ist die Sonne eine ziemlich gigantisch große Lichtquelle. Trotzdem werfen auch kleinste Dinge mittags an einem wolkenlosen Sommertag knallharte Schatten. Warum? Weil sie eben  zu dieser Zeit und in unseren Breitengraden in Relation zu allen Objekten nur eine winzige Punktlichtquelle ist. Sie ist dann unter Umständen sogar so klein, dass ich sie hinter dem Daumennagel meiner ausgestreckten Hand verstecken kann. Genau das ist mit der „Relation zum Fotosubjekt“ gemeint. Es geht dabei also nicht um die immer gleich bleibende, absolute und messbare Größe der Lichtquelle, sondern um die vom Standpunkt des Fotosubjekts aus wahrgenommene Größe.

Die Lichtcharakteristik einer beliebigen Lichtquelle ändert sich also in der Tat dramatisch mit ihrer Distanz vom jeweiligen Fotosubjekt, egal wie groß die Lichtquelle tatsächlich ist. Aus 20 Meter Abstand ist selbst meine 150er Octabox nur eine kleine Punktlichtquelle, die harte Schatten wirft. Sowas wäre dann zwar einigermaßen sinnfrei, aber theoretisch machbar – vorausgesetzt natürlich, ich hätte einen Blitz, der aus dieser Distanz noch eine hinreichende Menge Licht beim Fotosubjekt ankommen lässt. Steht aber die Person direkt vor der großen Octabox, wird sie von deren Licht sozusagen rundherum gebadet und ich habe ein ultraweiches Licht, weil diese Softbox dann nunmal vergleichsweise riesig ist.

Wofür ist das alles überhaupt relevant?

Am Ende geht es ganz einfach darum, zu verstehen, wie man gezielt die Lichtcharakteristik beeinflussen kann. Hartes Licht lässt Details und Strukturen wunderbar hervortreten und betont diese. Weiches Licht ebnet Strukturen ein und lässt sie minimal erscheinen. Ihr wollt ein schmeichelndes Portrait von einer 18-Jährigen mit gut gepflegter, frischer Gesichtshaut machen? Ihr habt die volle Auswahl zwischen ultrahartem und ultraweichem Licht, diese Person kann das vertragen.
Wenn ihr dagegen ein Portrait von eurer Oma machen möchtet, wird diese möglicherweise nicht so wahnsinnig erfreut darüber sein, wenn dank hartem Licht jede Linie im Gesicht wie ein halber Grand Canyon aussieht. Da ist tendenziell eher mega-weiches Licht angesagt.

Es sei denn – und da sind wir dann bei den persönlichen Vorlieben angekommen –  es ist eure Intention, durch die Betonung der Linien im Gesicht eines Menschen dessen Lebenserfahrung und Weisheit darzustellen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Oma die Begeisterung über eure Fähigkeit teilt, mit Licht bestimmte Bildaussagen zu formen…

Alles klar soweit? 😉

Also dann, bis bald.

PS:  Ich freue mich über jeden Leser. Wenn ihr also bis hier unten gelesen habt, seht ihr die Buttons zum Teilen des Blogbeitrags sofort vor euch. Benutzt sie bitte! Vielen Dank!