Blitzsynchronzeit pt. 3 – Entschuldigung und letzte Reste

Dies ist Teil 3 meiner dreiteiligen Serie zur Blitzsynchronzeit.
In Teil 1 ging es darum, was die Blitzsynchronzeit eigentlich ist und warum sie ein Problem sein kann.
In Teil 2 hatte ich begonnen, mich zu Lösungs- bzw. Umgehungsmöglichkeiten der Blitzsynchronzeit auszulassen.

Bevor es weitergeht erstmal eine kleine Entschuldigung: Ich hatte ursprünglich nicht gedacht, dass das hier eine Serie wird und ich euch dermaßen mit diesem Thema belästige. Eigentlich wollte ich nur mal kurz den Begriff der Blitzsynchronzeit erläutern. Aber das alleine ohne Erklärung, wo und warum die Blitzsynchronzeit problematisch sein kann, kam mir dann zu dürftig vor. Und dann dachte ich mir, wenn ich ein Problem darstelle, muss ich auch Lösungsmöglichkeiten anbieten.

Und spätestens beim Supersync dachte ich darüber nach, ob ich eigentlich ganz bescheuert war, dieses Thema anzureißen. Und nein, ich möchte diese letzte Frage NICHT von euch beantwortet bekommen…

Also: Entschuldigt die relative Ausführlichkeit. Aber ihr seid ja auch ein bißchen selber Schuld, wenn ihr meinen Blog auch so gewissenhaft lest 😉

ZURÜCK ZUM THEMA:

Was kann man also sonst noch tun, um nicht auf 1/250 sec. Blitzsynchronzeit (oder langsamer) festgenagelt zu sein?

Benutzt eine Kamera ohne Schlitzverschluss.

Ich weiß, ich weiß. Hat man vielleicht nicht gerade herumliegen und man kauft sich ja wohl nicht zur Lösung eines einzelnen Problems gleich eine neue oder weitere Kamera. Aber es ist halt eine Option, die verfügbar ist, und vielleicht steht der eine oder andere ohnehin gerade vor Überlegung eine neue Kamera anzuschaffen und wusste nicht, dass das hier ein Entscheidungskriterium sein kann. Das kommt dann halt immer darauf an, wie stark der eine oder die andere ein solches Feature brauchen kann und er/sie es wertet. Oder es hat jemand eine solche Kamera, ohne zu wissen, welche Fähigkeiten diesbezüglich in ihr schlummern. Meine olle Nikon D70s hat zum Beispiel dank eines teilelektronischen Verschlusses eine Blitzsynchronzeit von 1/500 sec.

OK, also, welche Kameras kommen denn da in Frage?

Naja, halt insbesondere alle Kameras mit Zentralverschluss – also Kameras, wo der Verschluss statt vor dem Sensor im Objektiv eingebaut ist. Zum Beispiel die Fuji x100s. Schaut mal in diesen Artikel des Master-Strobisten David Hobby. Bei weit offener Blende (f/2) geht da wohl Blitzsynchronisation bis 1/1000 sec.

Desweiteren haben einige Mittelformatkameras Zentralverschlüsse. Die aktuelle Hasselblad H5D synchronisiert Blitze bis zur kürzestmöglichen Verschlusszeit der Kamera von 1/800 sec. (was mir jetzt angesichts der 1/8000 sec. meiner DSLR irgendwie recht langsam vorkommt, aber das ist jetzt hier nicht das Thema und ich kenne mich in dem Bereich der Mittelformatkameras auch bei weitem nicht aus, so dass mir ein Urteil darüber mal besser verkneifen sollte). Andere Mittelformatkameras haben lt. einem Wikipedia-Artikel Blitzsynchronzeiten von bis zu 1/2000 sec. Welche das sind wird dort aber praktischerweise nicht verraten…

Aber Achtung: Ihr könnt nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass Mittelformatkameras einen Zentralverschluss und damit superschnelle Blitzsynchronzeiten haben. Die aktuelle Pentax 645 Z hat z.B. einen Schlitzverschluss und eine Blitzsynchronzeit von 1/125 sec! Da muss man also wirklich im Einzelfall genau hinschauen. Und in diesem Metier wird es dann nun wirklich richtig teuer, das ist mir schon klar. Aber unerwähnt lassen wollte ich das dann doch nicht.

SO. Mehr fällt mir jetzt aber im Moment echt nicht ein zum Thema Blitzsynchronzeit.

Das heißt, doch, eins noch:

Man kann sich die Limitationen der Synchronzeit durchaus auch zu Nutze machen und eine Abschattung des Bildsensors durch eine Verschlusslamelle bewußt einsetzen. Dazu verweise ich nochmal auf einen Artikel bereits erwähnten des Meisters aller Blitze, David Hobby. Schaut mal hier.

Jetzt ist aber Schluss.

Viel Spaß beim Synchronisieren Fotografieren und bis bald.

Blitzsynchronzeit pt. 2 – Umgehungsstrategien

WAS die Blitzsynchronzeit ist, und warum sie bisweilen zu einem Problem werden kann, hatte ich ja hier im letzten Blogpost beleuchtet. Heute geht es um die Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, um diese Schallgrenze zu knacken oder zu umgehen.

Blitz ausschalten

Nein, das soll kein Witz sein. Bevor ihr euch nämlich vor Ort im Shooting mit irgendeiner der nachfolgend geschilderten hochtechnischen und kompromißbehafteten Umgehungsstrategien auseinandersetzt, atmet erstmal durch, schaut euch um, und überlegt, ob das Foto, dass ihr machen wollt tatsächlich unbedingt den Einsatz eines Blitzgerätes erfordert. Wenn es nämlich zum Beispiel nur um ein bißchen Aufhellung geht, reicht ja vielleicht auch ein passender Reflektor. Oder ihr müsst vielleicht nur geringfügigste Änderungen der Ausrichtung oder Gestaltung vornehmen und könnt mit dem natürlichen Licht fotografieren.

Auf alle Fälle sollte man getreu dem Motto „Lass weg, was Stress macht“ die Option „Blitz aus“ als mögliche Problemlösung in Erwägung ziehen.

FP bzw. HSS

FP (Focal-Plane-Modus [Nikon]) bzw. HSS (High-Speed-Sync [Canon]) ist eine herstellerspezifische Lösung, die sich im Zusammenspiel aus den Kameras mit den jeweiligen Systemblitzgeräten – a.k.a. Taschensonnen – nutzen lässt. Das ist also per se nichts für den Einsatz rein manueller Blitzgeräte – egal ob Aufsteckblitz oder Porty, sondern eine Lösung, die nur im jeweiligen proprietären
Blitzsteuerungssystem des Herstellers anwendbar ist. Und auch da muss man vorher – jedenfalls bei Nikon – genau schauen, ob a) der Blitz hierfür geeignet ist und b) die Kamera diese Technik unterstützt. Generell kann man davon ausgehen, dass „je teurer, desto ja“ gilt – also dass die hochpreisigeren Kamera- und Blitzmodelle eines Herstellers diese Lösung unterstützen.

Was ist FP/HSS denn nun?

Ihr erinnert euch an die schematische Darstellung der Verschlussbewegung bei sehr kurzen Verschlusszeiten aus dem vorherigen Blogpost? Diese hier?


Um bei einer solchen Verschlussbewegung trotzdem die ganze Sensorfläche mit Photonen aus dem Blitzlicht beschießen zu können, wird bei Nutzung von FP/HSS der Blitz im Prinzip in ein Stroboskop verwandelt. So kann der Blitz über die gesamte Zeit, die die Schlitzöffnung des Verschlusses für den Weg über den Sensor braucht, eine gleichmäßige Lichtmenge abgeben.

Der Vorteil: Selbst bei kürzesten Verschlusszeiten kann ich mit Blitzlicht fotografieren.

Der Nachteil: Die Leistungsfähigkeit des Blitzes geht prächtig in die Knie. Denn der Blitz kann ja nun nicht mehr die gesamte Kondensatorladung geballt in einen einzelnen Blitz stecken, sondern muss die Ladung des Kondensators ja häppchenweise abgeben, damit jedes Teilstück des Bildsensors die gleiche Lichtmenge abbekommt. Da kommt man dann schnell an die Leistungsgrenze des Blitzgerätes, auch wenn man den Blitz so nah wie möglich ans Model gestellt hat. Abhilfe schafft dann im Zweifel nur, die Zahl der Blitzgeräte zu vervielfachen.

Supersync

Im Gegensatz zur FP/HSS wird aus dem Blitz kein Stroboskop gemacht, sondern er blitzt nur einmal. Beim Supersync macht man sich aber das Zusammentreffen eines a) relativ langsam abbrennenden Blitzes mit einer b) insgesamt sehr kurzen Belichtungszeit zu nutze.

Was heißt das jetzt?

Zunächst einmal muss man wissen, dass auch ein Blitz – den wir ja nur als einen superkurzen Lichtimpuls wahrnehmen – technisch betrachtet eine gewisse Zeit andauert und während dieser Dauer unterschiedlich hell ist. Insofern kann man das Verhalten eines Blitzes beim Abbrennen als sog. Abbrennkurve wie nebenstehend gezeigt skizzieren.

Der Blitz erreicht also kurz nach dem Auslösen seine höchste Leuchtkraft. Diese sinkt dann nach dem Peak zunächst recht schnell und im weiteren Verlauf immer langsamer. Die insgesamt abgegebene Blitzleistung wird dabei durch die ausgefüllte Fläche unterhalb der Blitzkurve dargestellt. Je nach Bauart des Blitzes kann die faktische Dauer eines Blitzes bei gleicher Lichtmenge sehr kurz (z. B. 1/5.000 sec.) oder relativ lang (1/500 sec.) sein. In Abbrennkurven übersetzt kann man das so darstellen:

WENN JETZT meine Belichtungszeit kürzer ist als die Abbrenndauer des Blitzes UND ich es schaffe, den Beginn der Belichtung mit der Abbrennkurve meines Blitzes in geeigneter Weise zu synchronisieren, dann stellt ja der einzelne Blitz angesichts der superkurzen Belichtungszeit im Prinzip ein Dauerlicht dar. Auch das zur Veranschaulichung mal als Skizze:

Der Vorteil:

Ich kann auch bei superkurzen Belichtungszeiten kräftige Blitzleistung abrufen, weil der Blitz die gesamte Kondensatorladung in einen einzelnen Blitz pumpen kann.

Der Nachteil:

Über die Dauer der Belichtung kann die Blitzleistung variieren – siehe obige Kurve. Und damit können sich aufgrund des während der Belichtungszeit über den Sensor wandernden Schlitzes vom Verschluss unterschieldich hell belichtete Zonen im Foto ergeben.

Vor allem aber gibt es SEHR viele Variablen, die zum Gelingen oder Scheitern dieser Methode beitragen:

Zunächst einmal wären da die auf den Blitz bezogenen Variablen:

  • Wie lang ist die Abbrennzeit?
  • Welche Charakteristik hat die Abbrennkurve?
  • Und um es ganz einfach zu machen sind Abbrennzeit und Abbrennkurve auch noch je nach verwendeter Leistungsstufe des Blitzes unterschiedlich – ein schwächerer Blitz ist typischerweise von kürzerer Dauer als ein stärkerer Blitz

Dann wären da die Variablen in Bezug auf die Kamera:

  • Wie hoch ist die Auslöseverzögerung?
  • Wie schnell ist die Signalverarbeitung in der Kamera?
  • Wie schnell ist die eingestellte Belichtungszeit?
  • Wie groß ist der Sensor? Bei einem größeren Sensor muss der Verschluss ja einen längeren Weg zurücklegen als bei einem kleineren Sensor.

Und nicht zu vergessen die Variablen in Bezug auf die Verbindung zwischen Kamera und Blitz:

  • Geschwindigkeit der Signalverarbeitung bei Funkauslösung
  • Geschwindigkeit der Signalübertragung bei Kabelauslösung

Alle diese Dinge müssen zueinander passen, damit es „im richtigen Moment“ blitzt. Und damit ist klar, dass ich hierzu keine konkreten Empfehlungen aussprechen kann. Da muss man selber mal ran, um auszuprobieren, welche Auslöser mit welcher Kamera und welchem Blitz bei welcher Belichtungszeit und Blitzleistung zu guten Ergebnissen führen. Googelt mal im WWW nach Supersync, da finden sich einige Erfahrungsberichte, die aber immer mit dem gleichen Disclaimer versehen sind: Nämlich dass diese und jene Kombination bei dem Autor funktioniert haben. Das heißt aber nicht, dass es bei einer anderen Kamera des gleichen Herstellers – oder sogar mit dem genau gleichen Kameramodell – auch bei euch funktioniert. Ist das Leben nicht schön mit available Light?

Soweit zu Supersync.

Sonst noch was?

Ein paar abschließende Möglichkeiten, die Blitzsynchronzeit auszuhebeln kommen im nächsten Teil. Da wird es dann auch wieder etwas einfacher… Erholt euch gut.

Was ist eigentlich diese Blitzsynchronzeit?

Also, kleine Vorwarnung: Jetzt wird es streckenweise etwas technisch. Noch habt ihr Zeit auszusteigen und vielleicht doch lieber ‘nen Kaffee zu trinken, euch in die Sonne zu legen oder euch auf die Couch zu hocken. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Noch da? OK, selber Schuld!

Die Blitzsynchronzeit einer Kamera ist eine Hürde, die sich immer dann einem guten Foto in den Weg stellt, wenn man bei reichlich vorhandenem Umgebungslicht mit möglichst offener Blende und Blitzlicht fotografieren will. Denn was passiert, wenn man draußen bei hellem Tageslicht die Blende weit öffnet – also so in Richtung f/2 oder so? Genau, die Belichtungszeit geht schnell mal in Richtung 1/1000 sec. oder noch kürzer. Und so kurze Belichtungszeiten packen die meisten Kameras in Verbindung mit Blitzlicht nicht. Die Blitzsynchronzeit stellt dabei nämlich die Grenze für die kürzestmögliche Belichtungszeit bei Nutzung von Blitzlicht dar. Warum das so ist, versteht ihr hoffentlich am Ende dieses Blogposts.

Schlitzverschluss

Zum Verständnis des Mysteriums „Blitzsynchronzeit“ muss man erstmal wissen, dass die handelsüblichen Spiegelreflexkameras über einen sogenannten „Schlitzverschluss“ vor dem Bildsensor verfügen. Grundsätzlich wird über diesen Verschluss geregelt, wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Die Zeitspanne, die der Sensor dem Lichteinfall durch das Objektiv ausgesetzt ist, ist dann unsere Belichtungszeit. Soweit ganz einfach.

So ein Schlitzverschluss verfügt über zwei „Vorhänge“, die beide den kompletten Bildsensor überdecken können. Im Ruhezustand – also wenn gerade keine Belichtung stattfindet – verdeckt ein Vorhang den Sensor und einer ist geöffnet. Drückt ihr nun auf den Auslöser wird der erste Vorhang geöffnet, der Sensor wird dem Licht ausgesetzt und mit dem zweiten Vorhang wird der Sensor dann wieder verdeckt. So in etwa:

Disclaimer: Ich bin weder Kamerainschenöhr noch Schlitzverschluss-Nerd. Ob jetzt der Verschluss von oben nach unten läuft oder unten nach oben bzw. ob meine schematischen Darstellungen sonstige Ungenauigkeiten enthalten ist a) deshalb zu entschuldigen und b) für die Behandlung des Themas hier egal.

Wenn nun die Belichtungszeit immer kürzer wird, kommt es dazu, dass der zweite Vorgang bereits losläuft, um den Bildsensor wieder zu verdecken, bevor der erste Vorhang überhaupt ganz geöffnet ist. Es läuft dann sozusagen nur ein Schlitz über den Bildsensor und exponiert immer nur eine Teilfläche des Sensors dem einfallenden Licht.

So in etwa kann man sich das vorstellen:

Und was hat das jetzt mit meinem Blitz zu tun?

Ganz einfach:

  • Blitzt ihr bei einer längeren Belichtungszeit – bei der ja der ganze Bildsensor dem einfallenden Licht ausgesetzt ist – wird das Blitzlicht logischerweise vom gesamten Sensor aufgezeichnet.
  • Blitzt ihr aber bei einer sehr kurzen Belichtungszeit – bei der nur so eine Schlitzöffnung über den Sensor wandert – bekommt natürlich nur der Teil des Sensors das Blitzlicht ab, der just im Moment des Blitzes dem Licht ausgesetzt ist. Der Rest des Bildes ist dann sozusagen nur ein Available-Light-Foto ohne Blitzlicht.

Was ist jetzt also die Blitzsynchronzeit?

Das ist jetzt hoffentlich wiederum ganz einfach:
Das ist die kürzestmögliche Belichtungszeit, bei der der gesamte Sensor freiliegt, der Blitz gezündet und die abgerufene Blitzleistung vollständig freigesetzt werden kann. Bei den meisten (mir bekannten) Kameras beträgt diese Blitzsynchronzeit 1/200 sec. oder 1/250 sec.

Und warum ist das jetzt nochmal eine Hürde?

Ganz klar: Wenn einerseits das helle Tageslicht draußen Belichtungswerte von – sagen wir mal – ISO 200, f/2.8 und 1/1.000 sec. diktiert, euer Blitz andererseits aber nur bis 1/250 sec. mitspielen kann, dann habt ihr ein Problem. Denn bei ISO 200, f/2.8 und 1/250 sec. habt ihr eine satte Überbelichtung um zwei Blendenstufen durch das Tageslicht. Also müsst ihr irgendwie über ISO und Blende zwei Blendenstufen Licht aus der Kamera heraus halten. Wenn die ISO-Werte noch Luft nach unten haben (hier also bis ISO 50), habt ihr Glück.
Wenn nicht, müsst ihr zwangsläufig die Blende schließen und wärt dann bei f/5.6. Das wollt ihr aber im Zweifel ja aus gestalterischen Gründen nicht – denn siehe oben: Die Situationsbeschreibung war offenblendiges Foto mit Blitz und outdoor.

AHA. Und was kann ich nun machen?

Das, liebe Leser, kommt in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Blitzen.

Fensterlicht

Irgendwie ist ja immer das gleiche: Wenn ich zu einem Shooting fahre, ist mein Auto in der Regel ganz schön vollgepackt. Hintergrundsystem, Blitze, Lichtstative, Schirme, Softboxen, Reflektoren, Sandsäcke etc.. Eine Riesenschlepperei.

Und dann vor Ort? Oft genug entstehen die besten Fotos ganz einfach mit dem Licht, dass ohnehin durch die Fenster in die Wohnung meiner Kunden fällt. Wie oben zum Beispiel.

Superschönes, weiches Licht von der Seite, so dass das Gesicht schön modelliert wird.

In der Wand links vom Model (vom Fotografen aus gesehen), waren drei relativ kleine Fenster, die diese Szene für die Aufnahmewerte von ISO 800, f/2.8, 1/100sec. absolut hinreichend ausgeleuchtet haben – und zwar bei relativ diesigem Wetter.

Klar, über eine große Softbox von links oder einen größeren Diffusor, hinter dem ein Blitz steht, hätte ich ein genauso weiches Licht künstlich setzen, und damit meinen ISO-Wert in den Keller drücken können. Mit einer solchen  Fensterlichtsimulation hätte ich aber nur ein vergleichsweise kleines Stück Raum ausleuchten können.  Zudem wäre noch ein zusätzlich ein Aufhelllicht für die Schattenbereiche nötig gewesen. Ich hätte also mein Model nur in einem sehr begrenzten Stück Raum fotografieren können – na herzlichen Dank. Erklärt ihr mal einem kleinen Kind, dass es jetzt mal kurz genau “DA” stehen bleiben muss, damit der Fotograf ein gut ausgeleuchtetes Foto machen kann… Wünsche viel Erfolg dabei.

Die Fenster hingegen sorgten im kompletten Wohnbereich für eine super weiche Ausleuchtung; ich musste nur die Empfindlichkeit meiner Kamera ein bißchen aufdrehen, und schon konnte ich einfach drauf los fotografieren. Aufbau und Einrichtung der Fensterlichtsimulation zuzüglich der Positionierung meines Modells im “Sweet-Spot” hätten dagegen wieder mehr Zeit erfordert und die Geduld meines Models vermutlich weit über Gebühr strapaziert. Und dass ich mein Modell nicht an einer bestimmten Stelle im Raum festnageln muste, machte dieses Foto überhaupt erst möglich.

Und die Moral von diesem Blogpost? Den ganzen Kram zu Hause lassen und nur noch mit Fensterlicht fotografieren? Besser mal nicht darauf verlassen, den Murphy ist ein … und schlägt immer wieder zu. Also sollte man schon für alle Eventualitäten gerüstet sein, aber eben auch einfach mal durch den Raum schauen und auf das ohnehin vorhandene, natürliche Licht achten. Vielleicht seid ihr dann schon mit allem versorgt, was ihr braucht…

Viel Spaß beim Fotografieren und bis bald.

Wie groß soll denn die Softbox sein?

Diese Frage wurde neulich von einem fotointeressierten Freund an mich herangetragen, der soeben dabei ist, sich in den immerwährenden Malstrom der ewigen Fotozeuchmaterialbeschaffung zu stürzen. Gott sei seiner Seele gnädig…

Wie auch immer, jener Freund erhoffte sich natürlich ein paar konkrete Tipps und Hinweise, die ihm dazu verhelfen sollten, aus der schier unendlichen Masse angebotener Softboxen für seinen Systemblitz die genau für ihn richtige auszuwählen. Eine schier unglaubliche Erwartungshaltung. Denn wie immer in der Fotografie lautet die Antwort hier natürlich auch (und jetzt alle gemeinsam:)

ES KOMMT DARAUF AN.

Seufz. Mal wieder. Also, worauf kommt es diesmal an?

Naja, die Stichworte sind zum Beispiel: Anwendungszweck, gewünschte Lichtqualität, und gewünschter/nötiger Arbeitsabstand. Doch der Reihe nach:

Anwendungszweck:

Das ist grundsätzlich schnell erklärt. Wenn ich Produktfotograf für Schmuck oder andere Kleinteile bin, komme ich tendenziell mit einer ziemlich kleinen Softbox hin (z. B. 40×40 cm), weil die im Verhältnis zu den fotografierten Objekten schon ganz schön groß ist.

Möchte ich regelmäßig Personengruppen, Elefanten oder Autos ausleuchten, muss es halt etwas größer werden. Da ist dann auch eine 150cm Octabox nicht unbedingt übertrieben.

Für die folgenden Schilderungen gehe ich einfach mal von dem Anwendungszweck meines Freundes aus: Portraits von Einzelpersonen.

gewünschte Lichtqualität:

Gemeint ist hier vor allem der Grad der Härte des Lichtes. Der Zusammenhang zwischen der relativen Größe der Lichtquelle und der Härte des Lichtes ist bekannt? Wenn nicht, bitte hier entlang und mal einen kurzen Blick auf die Grundlagen werfen. Ich warte solange.

So, zurück? Oder gar nicht weg gewesen? OK, dann geht es weiter.

Wie hart oder weich ich mein Licht mache, basiert ja idealerweise auf zwei Dingen:

a) Auf den lichtbezogenen Erfordernissen der fotografierten Person
b) Auf dem persönlichen Geschmack

Bei b) kann ich nicht viel helfen. Schaut euch um. Schaut viele Bilder an, findet heraus, welche euch gefallen und findet dann heraus, wie sie wohl gemacht wurden. Ihr werdet mit der Zeit herausfinden, welche Sorte Licht euch im jeweiligen Anwendungsfall mehr zusagt. Experimentiert. Leiht euch von einem Kumpel mal das eine oder andere Lichtformerchen aus und lebt nach dem Grundsatz ‚probieren geht über studieren‘. Das braucht allerdings Zeit und der Geschmack verändert sich ja auch mit der Zeit. Aber nur so geht es.

Zu a): Was zum Teufel sind lichtbezogene Erfordernisse? Naja, mal ganz plakativ und vereinfacht: Von einer jungen Frau mit glatter Haut kann ich auch mit hartem Licht ein durchaus schmeichelhaftes Portrait machen, bei ihrer Oma wird das dann schon schwieriger. Da führt dann der Einsatz harten Lichtes eher zu einem Charakterportrait. Das ist nicht per se zu verdammen, man sollte nur die unterschiedliche Wirkung von hartem vs. weichem Licht kennen und unterscheiden, was denn das Ziel der jeweiligen Portraitsitzung ist. Oder ich fotografiere einen kantigen Kerl, dessen 3-Tage-Bart und Linien dem Gesicht prächtig Charakter geben. Da wäre weiches Licht dann eher kontraproduktiv, denn das würde der Kantigkeit und Ausdruckskraft zuwiderlaufen.

Diese Erfordernisse jedenfalls sind es, die im Zweifel die Wahl des geeigneten Lichtformers bestimmen.

Arbeitsabstand:

In dem oben verlinkten Grundagenartikel hatte ich ja schon mal die Wirkung des Abstands der Lichtquelle von der portraitierten Person angesprochen. Essenz: Je näher dran, desto weicher das Licht, bzw. die Umkehrung: Je weiter weg, desto härter das Licht.

Angenommen, ich habe eine Softbox mit einer Größe von 60x60cm, und weiß, die würde mir bei einer Entfernung von einem Meter den genau idealen Härtegrad an Licht geben. Dann stelle ich folglich  das Stativ mit dem Blitz und der Softbox ca. 1m von der Person entfernt auf, so dass das Licht etwa aus einem 45° Winkel zur Kameraachse von links und leicht von oben kommt. Nun kann ich schön eng geschnittene Portraits von der Person machen.
Was wäre aber, wenn ich der Person Raum in meinem Bild geben will? Wenn also z. B. links von der Person noch negativer Raum vorhanden sein soll?

Voraussichtlich hätte ich dann wohl mein Lichtstativ im Bild und möglicherweise noch einen Teil der Softbox gleich dazu.

Ich müsste also mein Stativ aus dem Bild heraus bewegen. Da ich typischerweise weder den (horizontalen) Winkel meines Lichtes zur Kameraachse noch den vertikalen Winkel des Lichtes zur portraitierten Person ändern möchte, bleibt mir nur der Weg nach hinten und nach oben aus dem Bildfeld der Kamera heraus.

Und was passiert dann?

Meine Lichtquelle wird in Relation zur Person kleiner, das Licht also härter. Um nun ein gleich weiches Licht wie vorher zu bekommen, müsste ich also eine entsprechend größere Softbox nehmen.
(Ja, ich weiß: Ich kann auch einem Galgenstativ versuchen, das Stativ aus dem Bildfeld zu bekommen und die Softbox trotzdem an der annähernd gleichen Stelle zu positionieren; aber hier geht es ja erstmal um Plan A und noch nicht um die Pläne B bis Z).

Insofern bestimmt auch der Arbeitsabstand irgendwo die benötigte Größe der Softbox, denn der Abstand des Lichtformers von der Person ist untrennbar mit der Lichtqualität verbunden.

Sonst noch was?

Ja klar, jede Menge. Neben den idealisierten Abhandlungen darüber, dass die Anforderungen des Motivs, der Bildaussage und der Bildgestaltung die Größe des Lichtformers bestimmen, kommen ja noch ein paar Nebensächlichkeiten hinzu. Zum Beispiel die Größe des Raumes, den ich überhaupt zur Verfügung habe. Gerade wenn ich in der Raumhöhe beschränkt bin, kann ich schlichtweg mein Licht nicht unendlich weit nach hinten ziehen, um massig negativen Raum im Bild zu produzieren, weil ich – je weiter ich nach hinten gehe – ja auch nach oben gehen muss, um das Licht dennoch ein wenig von oben kommen zu lassen.

Heißt übersetzt: Eine große Monstersoftbox nutzt mir da überhaupt nichts, wenn ich die nicht hoch genug fahren kann.

Dann ist da natürlich die Frage der Kosten.

Und die Frage, welche Softbox-Modelle in welchen Größen für meinen Blitz überhaupt verfügbar sind.

Und die Frage, ob das Handling beim Auf- und Abbau der Softbox eine Rolle spielt. Wenn z. B. die Softbox nur einmal aufgebaut und dann im einsatzbereiten Zustand gelagert wird, spielt das keine Rolle. Da ist es egal, wenn der Aufbau fummelig ist. Bin ich aber mit meinem Softboxen ständig unterwegs oder knapp an Lagerplatz, wäre z. B. eine Softbox mit stabiler Schirm-Mechanik eine sinnvolle Sache.

Aha. Und wie hilft das jetzt meinem Freund?

Naja, er weiß jetzt, dass er sich vorrangig mal überlegen sollte, was wohl der vorrangige Einsatzzweck der Softbox sein wird. Und er kennt jetzt ein paar Grundlagen, wie Größe und Distanz der Lichtquelle die Qualität des Lichtes beeinflussen. Und er weiß, dass er sich für Portraits von Einzelpersonen in engeren räumlichen Verhältnissen erstmal am besten eine Softbox mittlerer Größe kauft. Und, dass er für die Abdeckung eines größeren Bildfeldes immer noch zum Schirm greifen kann und wo er sich einen Haufen Zeug zum Experimentieren leihen kann.

Also dann, bis bald.

PS: Ich freue mich über jeden Leser. Wenn ihr also bis hier unten gelesen habt, seht ihr die Buttons zum Teilen des Blogbeitrags sofort vor euch. Benutzt sie bitte! Vielen Dank!

Licht sehen – reverse engineering

Einem Foto ansehen – oder sich zumindest vorstellen – zu können, wie es ausgeleuchtet wurde, ist eine praktische Sache. Mitunter eine unmögliche Sache, oft genug aber finden sich in einem Foto wenigstens einige Anhaltspunkte für das zugrundeliegende Beleuchtungskonzept. Man muss im Zweifel nur wissen, wo man hinschaut und worauf man achten sollte. Und ein bißchen Übung bzw. Erfahrung in Sachen Ausleuchtung ist natürlich auch hilfreich. Aber da ja jeder mal irgendwo anfängt, hier mal aus meiner Sicht die Kernpunkte, die helfen, die Lichtsetzung eines Fotos durch einfaches Anschauen zu entschlüsseln:

Es klingt vermutlich einigermaßen offensichtlich, aber das Erste ist, gezielt nach Licht und Schatten zu schauen. Wo ist Licht? Wo ist Schatten? In einem Portrait eignen sich hierfür in aller Regel die Nase und das Kinn. Werfen diese Partien Schatten? Wenn ja, wohin fallen diese?

Das sollte euch etwas über die Ausrichtung des Hauptlichts sagen, und zwar über den Winkel in der Horizontalen zur Kameraachse und über den Winkel in der Vertikalen, also wie steil das Licht auf die portraitierte Person auftrifft.

Auch der Übergang der Schattenbereiche in helle Bereiche verrät etwas, nämlich, ob ein eher
weiches Licht aus einem größeren Lichtformer gesetzt, oder ein hartes Licht aus einem kleinen Lichtformer auf die Person geworfen wurde. Zu den Zusammenhängen zwischen der Größe des Lichtformers und dem Härtegrad des Lichtes siehe meinen Blogbeitrag „Von weichem und von hartem Licht“. Sind die Übergänge hart und wie mit dem Bleistift ins Gesicht gemalt spricht dies für eine kleine Puntklichtquelle, sind die Übergänge verlaufend und soft, war eine eher größere Lichtquelle am Werk.

Hier mal ein paar Beispiele:

hartes Licht: erkennbar an den tiefen und definierten Schatten an Nase und Kinn
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Ein tiefer Blick in die Augen der portraitierten Person verrät möglicherweise auch noch etwas über die Form des als Hauptlichts verwendeten Lichtformers. Die Form des Lichtreflexes – wenn denn einer vorhanden ist – sagt euch, ob z. B. ein Schirm, eine Beauty-Dish oder eine rechteckige Softbox am Werk war.
Im Beispielbild kann man z.B. anhand der Form und der sichtbaren Streben ganz gut erkennen, dass ein Durchlichtschirm am Werk war.

Wie dunkel die Schattenbereiche sind, sagt euch etwas darüber, ob es ein Aufhelllicht gegeben hat und wie stark das Hauptlicht über den Level des Aufhelllichtes eingestellt war. Habt ihr tiefe, richtig dunkle Schatten, war das Hauptlicht im Vergleich zur Aufhellung sehr dominant. Sind die Unterscheide nur geringfügig, war das Hauptlicht vielleicht gerade mal eine halbe Blende heller als das Aufhelllicht. Eine Aufhellung über eine separate Lichtquelle oder einen Reflektor kann man auch oft anhand von Spiegelungen in den Augen der portraitierten Person erkennen. Fehlen diese, war möglicherweise gar keine „künstlich gesetzte“ Aufhellung im Spiel, sondern das „Aufhelllicht“ entstammt dem natürlich vorhandenen Umgebungslicht.

Sind Lichtkanten an Haaren, Wangen, Hals, Schultern oder Armen vorhanden? Nur auf einer oder auf beiden Seiten? Wenn ja, waren Akzentlichter im Spiel, die in irgendeiner Form von hinten auf die Person gestrahlt haben. Wie breit die von den Akzentlichtern erzeugten Lichtkanten sind, verrät wiederum etwas über den Winkel, den diese zur Person hatten.

Akzentlicht auf nur einer Seite bei einem Outdoor-Portrait? Und womöglich auch noch leicht orange eingefärbt? Womöglich war das einfach die Sonne. Wie bei dem Portrait in meinem Blogpost hier.

Also, ihr seht: Ein genauerer Blick auf ein Bild kann durchaus viel über seine Entstehung verraten.

Schnappt euch einfach mal die nächstgelegene Fernsehzeitung, ein Magazin, eine Werbung oder was auch immer, und versucht euch mal an ein bißchen reverse engineering anhand der darin abgebildeten Fotos. Passt aber bitte auf, dass ihr dabei nicht zu lange mit starrem Blick vor irgendwelchen Werbeplakaten oder Zeitungsständen in der Stadt stehen bleibt; könnte etwas komisch aussehen…. Und die Antwort „Ich habe einfach nur die Lichtsetzung des Fotos da analysiert“ glaubt euch auch kein Mensch, nachem ihr minutenlang auf das Cover des aktuellen Playboys geschaut habt… Nur so als kleiner Hinweis am Rande ;-).

Also, bis bald.

Teilen und Liken sind übrigens schwerstens erwünscht. Ich freue mich über jeden Leser. Und da ihr eh grad am Ende des Artikels seid, habt ihr die Share-Buttons der Social-Media-Netzwerke quasi direkt vor der Nase. Benutzt sie bitte! Danke!

von weichem und von hartem Licht

Man kann ja viele Adjektive verwenden, um die Qualitäten von Licht zu beschreiben. Wenn es in der Fotografie um Lichtformung und Lichtsetzung geht, trifft man aber immer wieder auf ein Wortpaar, das erhebliche Bedeutung zu haben scheint, nämlich WEICH und HART.

Erfahrenen Fotografen werde ich hier nichts Neues erzählen, aber für Einsteiger sind diese Bezeichnungen und die zugehörigen Erläuterungen doch anscheinend immer wieder etwas verwirrend. Daher hier mal mein Versuch der Klarstellung.

Wann also ist Licht weich, und wann ist es hart?

Diese Frage mit einem Blick auf die Übergänge der Schattenbereiche zu den beleuchteten Bereichen hin beantwortet: Sind die Schatten klar abgegrenzt mit scharfen Kanten, die wie mit dem Lineal gezogen sind, spricht man von hartem Licht.
Sind die Übergänge der Schattenbereiche in die hellen Bereiche dagegen wie ein Verlauf, wird es also von Dunkel zu Hell über eine gewisse Strecke graduell heller, spricht man von weichem Licht. Hier mal je ein Bildbeispiel:

weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen
weiches Licht: erkennbar an den sanft verlaufenden Übergängen zwischen Schatten- und Lichtbereichen

Woran liegt es, dass Licht weich oder hart ist?

Der Kernsatz lautet: Ob Licht hart oder weich ist, liegt an der Größe der Lichtquelle in Relation zum beleuchteten Fotosubjekt.

Zunächst mal zur Größe der Lichtquelle:

Wenn ich jemanden mit einer kleinen Taschenlampe anleuchte, habe ich extrem harte Schattenbildung. Das liegt daran, dass die von so einer kleinen Lichtquelle ausgehenden Lichtstrahlen sehr direktional sind, und kaum eine Chance haben, zu streuen. Die Person, die ich anstrahle überdeckt die Lichtquelle aus Sicht einer dahinterliegenden Wand komplett, so dass eben kein Streulicht „um die Person herum“ gehen und die harten Schatten der direkt auf die Person treffenden Lichtstrahlen abmildern kann.

Steht dagegen jemand an einem großen Fenster (oder eben vor einer großen Softbox), führt die Größe der Lichtquelle dazu, dass das Licht viel mehr streuen kann, und die angestrahlte Person die Lichtquelle aus Sicht der dahinterliegenden Wand nicht verdeckt. Das Licht aus so einer großflächigen Lichtquelle kann also viel mehr streuen, es gibt viel mehr Leuchtfläche, die Lichtstrahlen aussendet, und infolge dessen gelangt Licht auch besser „um die Person herum“. Aus diesem Grund sind bei größeren Lichtquellen auch die Schattenbereiche nicht ganz so tiefdunkel wie bei hartem Licht, denn durch die größere Streuung gelangt einfach mehr Licht selbst in die am besten abgeschatteten Bereich hinein.

Bei gleichem Abstand von der beleuchteten Person gilt also immer, dass eine kleine Lichtquelle härtere Übergänge der Schattenbereiche in die beleuchteten Bereiche produziert, also härteres Licht hervorruft. Soweit, so klar.

Die Relation zum Fotosubjekt:

Was vielen aber ein bißchen Kopfzerbrechen bereitet, ist die Geschichte mit der „Relation zum beleuchteten Fotosubjekt“. Denn die absolute Größe der Lichtquelle ändert sich doch nicht dadurch, dass ich sie weiter von einer Person entferne. Also müsste doch auch die Lichtcharakteristik gleich bleiben. Oder?

Antwort: Nein, die Lichtcharakteristik bleibt nicht gleich.

Anschaulich erläutern kann man das immer mit der Sonne. Unzweifelhaft ist die Sonne eine ziemlich gigantisch große Lichtquelle. Trotzdem werfen auch kleinste Dinge mittags an einem wolkenlosen Sommertag knallharte Schatten. Warum? Weil sie eben  zu dieser Zeit und in unseren Breitengraden in Relation zu allen Objekten nur eine winzige Punktlichtquelle ist. Sie ist dann unter Umständen sogar so klein, dass ich sie hinter dem Daumennagel meiner ausgestreckten Hand verstecken kann. Genau das ist mit der „Relation zum Fotosubjekt“ gemeint. Es geht dabei also nicht um die immer gleich bleibende, absolute und messbare Größe der Lichtquelle, sondern um die vom Standpunkt des Fotosubjekts aus wahrgenommene Größe.

Die Lichtcharakteristik einer beliebigen Lichtquelle ändert sich also in der Tat dramatisch mit ihrer Distanz vom jeweiligen Fotosubjekt, egal wie groß die Lichtquelle tatsächlich ist. Aus 20 Meter Abstand ist selbst meine 150er Octabox nur eine kleine Punktlichtquelle, die harte Schatten wirft. Sowas wäre dann zwar einigermaßen sinnfrei, aber theoretisch machbar – vorausgesetzt natürlich, ich hätte einen Blitz, der aus dieser Distanz noch eine hinreichende Menge Licht beim Fotosubjekt ankommen lässt. Steht aber die Person direkt vor der großen Octabox, wird sie von deren Licht sozusagen rundherum gebadet und ich habe ein ultraweiches Licht, weil diese Softbox dann nunmal vergleichsweise riesig ist.

Wofür ist das alles überhaupt relevant?

Am Ende geht es ganz einfach darum, zu verstehen, wie man gezielt die Lichtcharakteristik beeinflussen kann. Hartes Licht lässt Details und Strukturen wunderbar hervortreten und betont diese. Weiches Licht ebnet Strukturen ein und lässt sie minimal erscheinen. Ihr wollt ein schmeichelndes Portrait von einer 18-Jährigen mit gut gepflegter, frischer Gesichtshaut machen? Ihr habt die volle Auswahl zwischen ultrahartem und ultraweichem Licht, diese Person kann das vertragen.
Wenn ihr dagegen ein Portrait von eurer Oma machen möchtet, wird diese möglicherweise nicht so wahnsinnig erfreut darüber sein, wenn dank hartem Licht jede Linie im Gesicht wie ein halber Grand Canyon aussieht. Da ist tendenziell eher mega-weiches Licht angesagt.

Es sei denn – und da sind wir dann bei den persönlichen Vorlieben angekommen –  es ist eure Intention, durch die Betonung der Linien im Gesicht eines Menschen dessen Lebenserfahrung und Weisheit darzustellen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Oma die Begeisterung über eure Fähigkeit teilt, mit Licht bestimmte Bildaussagen zu formen…

Alles klar soweit? 😉

Also dann, bis bald.

PS:  Ich freue mich über jeden Leser. Wenn ihr also bis hier unten gelesen habt, seht ihr die Buttons zum Teilen des Blogbeitrags sofort vor euch. Benutzt sie bitte! Vielen Dank!

Müssen Reflektoren teuer sein?

Ihr kennt doch alle diese 5-in-1-Faltreflektoren, oder?

Ich meine diese Teile hier: Innen ein Diffusor mit Federrahmen, über den ein Wendebezug gezogen werden kann, so dass (meistens jedenfalls) eine weiße, eine silberne und eine goldene Reflektionsoberfläche sowie eine schwarze Abschattungsoberfläche zur Verfügung stehen. Von der Form her meistens rund oder oval in den verschiedensten Größen. Und die sich mit einem einfachen Griff wieder zusammenlegen lassen; je größer, je einfacher…*hüstel* (Allerdings: Faltreflektoren zusammenlegen ist Kinderkram gegenüber der Bändigung einer Popup-Strandmuschel am windigen Ostseestrand – nur mal so am Rande…)

So ein Teil mit einem Durchmesser von ca. 1 Meter war mein erster Reflektor. Hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Jedenfalls immer dann, wenn man ihn in einen Reflektorhalter eingespannt und in geschlossenen Räumlichkeiten(!) (Studio, Wohnzimmer, wo auch immer) in Position gebracht hatte.

Dann kam der Tag, an dem ich den Reflektor bei einem Outdoor-Shooting eingesetzt habe.
Und dann kam der nächste Tag. Das war dann der Tag, an dem ich bei California Sunbounce einkaufen ging…

OK, das war vielleicht ein bisschen zu schnell zum Mitschreiben, also nochmal langsam:

An JENEM TAG (*Einblendung von dunklen, bedrohlichen Wolken, Blitz und Donnerschlag*) als ich den Reflektor zum ersten und letzten Mal outdoor einsetzte, fand ein sommerliches Abendshooting statt. Ich war mit dem Model und einem Freund zum Fotografieren verabredet. Alle waren planmäßig da, auch die Abendsonne. Also sollte der Diffusoreinsatz des Rundreflektors zum Einsatz kommen, um aus nächster Nähe zum Model das Licht superweich zu machen. Windig war es eigentlich auch nicht. Gerade mal ein leichter Windhauch war dann und wann zu spüren, sehr angenehmes Wetter für ein Outdoor-Shooting.

Wir haben jedenfalls den Diffusor in den Reflektorhalter geklemmt (die Finger blieben dabei netterweise verschont, was bei meinem Reflektorhalter durchaus einer besonderen Erwähnung wert ist…) und den Reflektorhalter auf ein Handstativ gepflanzt. Dann wurde dieses Konstrukt zwischen Sonne und Model positioniert, und nach den Wünschen des Fotografen ausgerichtet. Da mein Freund und ich uns beim Fotografieren bzw. Assistieren abwechselten, hatte jeder mal das Vergnügen, den Reflektor (a.k.a. „das Segel“) zu halten. Es war schon echt erstaunlich, wieviel Windwiderstand so eine Reflektorfläche von gerade mal 0,78 qm aufbringt, und wie kräftig man sich mit dem Teil in den Händen gegen einen nur leichten Wind stemmen muss. Das fühlte sich schon nach wenigen Minuten so richtig nach Arbeit an. Dabei war die Verwendung des Reflektorhalters aber durchaus schon Gold wert, denn dadurch hatten wir wenigstens gute Fixpunkte zum Anpacken.

Aber das eigentliche Problem kommt erst noch:

Wir kamen nämlich auf die einigermaßen naheliegende Idee, nicht nur den Innenteil mit dem Diffusor zu nutzen, sondern den Reflektor auch zum Reflektieren herzunehmen. Und das erwies sich dann als nahezu unmöglich. Nicht, dass wir es nicht gelegentlich geschafft hätten, Sonnenlicht mittels des Reflektors auf unser Model zu werfen, aber das reflektierte Licht KONSTANT und ZIELGERICHTET auf die in etwa gleiche Position beim Model zu bringen, war schon bei dem leichten Wind kaum möglich. Der leichteste Windstoß führte zu Verformungen beim Reflektor. Dadurch wurde das reflektierte Licht ständig mal mehr und mal weniger gestreut. Und dadurch variierte laufend die beim Model ankommende Lichtmenge. Oder aber die Ausrichtung des Reflektors verschob sich, so dass der Schwerpunkt des reflektierten Lichtes aus dem Gesicht auf die Körpermitte wanderte oder das Model ganz verließ.

Der Reflektor verschwand an diesem Abend jedenfalls ziemlich zügig – sachgerecht zusammengefaltet versteht sich – in seinem Beutelchen, und der Porty hatte seinen großen Auftritt…
In Sachen Reflektor habe ich dann gleich am nächsten Tag den Rundreflektor von California Sunbounce, den SunMover, bestellt. Auf den ersten Blick bietet der deutlich weniger Optionen als so ein 5-in-1-Teil, weil der SunMover ja nur zwei Seiten/Funktionen hat (z. B. Silber/Weiß), bzw. im Falle eines Diffusors sogar nur eine. Dafür kostet er dann aber gleich mal das 3- bis 4-fache.

Warum also so ein Teil kaufen?

Ganz einfach: WEIL ES FUNKTIONIERT.

So ein SunMover ist deutlich starrer und hat eine viel straffer gespannte Reflektionsfläche als die landläufigen 5-in-1-Teile. Er verformt sich bei Wind nicht so sehr und kann deshalb erheblich zielgenauer eingesetzt werden.
Die oben geschilderte „Segel-Problematik“ bleibt natürlich erhalten, das ist ganz einfach systemimmanent bei der Nutzung flächiger Lichtformer im Outdoor-Bereich, aber mit diesem Reflektor kann man eben trotzdem ziemlich genau zielen.
Zudem kann man ihn über die integrierten Handgriffe deutlich besser halten und ihn damit bewusst konvex oder konkav verformen, um das reflektierte Licht mehr zu streuen oder eben zu bündeln und einen regelrechten Hotspot zu erzeugen. Versucht das mal mit einem 5-in-1-Reflektor.

Habe ich also meinen 5-in-1-Reflektor inzwischen entsorgt, wo ich doch so vom SunMover überzeugt bin?

Nixda (= altgriechisch für „Aber nein!“). In windstillen Umgebungen ist das ja immer noch eine zusätzliche Option. Ich habe sogar noch einen größeren handelsüblichen Faltreflektor gekauft (150x180cm), den ich als portablen Hintergrund einsetze. Die Teile haben halt nach wie vor in bestimmten Bereichen ihre Berechtigung und ihre Qualitäten, aber Outdoor geht der Griff immer zum Sunbouncer.

Zwischenzeitlich habe ich auch einen der größeren Sunbounce-Reflektoren, den „Mini“, mit zwei unterschiedlichen Reflektions- und einer Diffusorbespannung im Arsenal. Zusammen mit dem zugehörigen Griphead kommt da erst recht Freude beim Arbeiten auf. Dank des starren Rahmens und der Variabilität des Griphead ist die Positionierung des Reflektors sehr genau und mit etwas Übung auch sehr zügig möglich. Auch eine abschattende Position über dem Kopf des Models ist damit überhaupt kein Problem: Klemme des Griphead lösen, Reflektor in Position drehen, Klemme anziehen, fertig.
Sowas geht mit einem 5-in-1-Reflektor im Regelfall nur suboptimal. Das erfordert nämlich entweder den Einsatz von Assistenten, die auf je einer Seite vom Model den Reflektor hochhalten (was dann aber auch meinen möglichen Bildwinkel einschränkt). Oder ich muss deutlich mehr Hardware einsetzen, nämlich ein Stativ links, eins rechts, + Querstange, an die der Reflektor angeklipst wird, oder wenigstens ein dickes Galgenstativ bzw. ein Stativ mit sehr stabilem Reflektorhalter Auch nicht gerade der Inbegriff der Flexibilität.

Die Kosten eines Mini mit mehreren Bezügen und Griphead sind definitiv im „Autsch-Bereich“ angesiedelt. Ich habe mich daher vor dem Kauf schon gefragt, ob ich so viel Geld „nur“ für einen Reflektor ausgeben soll. Aber nach den positiven Erfahrungen mit dem Handling des SunMover und ging es schließlich einfach nur noch um eine Erkenntnis: Das Handling dieser Reflektoren während des Shootings ist vielfach einfacher, exakter und unkomplizierter als mit den Schwabbel-Faltreflektoren und die Bauart mit dem starren Alu-Rahmen ist für einige Einsatzmöglichkeiten (Schrägstellen, Über-Kopf-Einsatz) absolut vorteilhaft, wenn nicht gar unverzichtbar.

Neben California Sunbounce gibt es übrigens auch andere Hersteller von Reflektorsystemen mit starren Rahmen, Lastolite zum Beispiel. Die spielen preislich gesehen aber in einer ähnlichen Liga. Ansonsten kann ich dazu nichts sagen. Ich habe zwar deren Ezyboxen für den Aufsteckblitz und bin damit auch sehr zufrieden, aber die Reflektoren dieser Firma kenne ich nicht näher. Nur, dass hier nicht der Eindruck entsteht, ich würde von California Sunbounce gesponsert, dem ist nicht so. Mich haben halt einfach deren Produkte und Lösungen überzeugt.

Und die Antwort?

Um die anfängliche Frage zu beantworten, ob Reflektoren teuer sein müssen, kommt am Ende also – wie so oft in der Fotografie – nur bedingt eine Ein-Wort-Antwort in Frage. Für mich lautete die Antwort am Ende „JA, das musste sein“, und zwar insbesondere spezifisch für den Outdoor-Einsatz – wobei die Handling-Vorteile ja auch indoor nicht verloren gehen. Würde ich Reflektoren nur in geschlossenen Räumen einsetzen, hätte ich angesichts der aufgerufenen Preise aber vermutlich deutlich länger überlegt, ob mir die reinen Handling Vorteile den Mehrpreis wert sind. Nur zur Erinnerung: Ich bin Hobbyist/Nebenberufler, also nicht gerade jeden Tag fotografisch im Einsatz. Bei tagtäglichem Einsatz ist der Griff zur Lösung mit dem besten Handling m.E. sowieso obligatorisch, sobald man sich das leisten kann. Es kommt halt – wie immer – drauf an, was mit dem Material gemacht werden soll und wie häufig man sich im Zweifel über eine suboptimale Lösung ärgert.

Ich ärgere mich (darüber jedenfalls) nicht mehr, sondern fotografiere stattdessen mit wirklich guten Reflektoren.

Bis bald.

Das wichtigste Stück Ausstattung beim Outdoor-Shooting

Na? Was kann das wohl sein? Jemand eine Idee?

Kleiner Tipp: Ohne geht es nicht. Jedenfalls oft nicht. Nach meiner Meinung jedenfalls (und eine andere zählt in diesem Blog ja nicht… ;-)).

OK, also ‘Kamera’ lassen wir jetzt mal außen vor, das versteht sich ja sozusagen von selbst, jedenfalls, wenn ihr Fotografen seid und keine Maler. Ich meine auch nicht Verpflegung und Getränke, die im Zweifel auch immer ins Gepäck gehören, wenn man nicht nur ein 20-Sekunden-Shooting macht.

Ich meine vielmehr das ultimative Tool zur Bildkontrolle im Freien, eineeee….. Bildschirmlupe!

Ja, gut ich weiß. War natürlich schon anhand des Beitragsfotos klar.

Für alle, die gerade dennoch Fragezeichen in den Augen stehen haben hier nochmal als einzelnes Bild. Einfach ein Stück Formplastik mit einem Okular, gelegentlich mit integrierter Vergrößerungsfunktion, teilweise mit Gummiüberzug ein wenig stoßfest abgepuffert aber oft mit geradezu ERSTAUNLICHEN Preisen. Und ich meine nicht ‘erstaunlich niedrig’.

Als ich das Ding gekauft habe, war hierzulande eigentlich nur die Ausführung der Firma Hoodman, die Hoodloupe, zu bekommen. Zum schlanken Preis von rund 100 €. Nein, das ist kein Tippfehler. Für ein bißchen Formplastik und einer supereinfachen Linsenkonstruktion – mit Linsen, die mutmaßlich ebenfalls aus Kunststoff sind.

Trotzdem eine der besten Investitionen in meine Fotografie. Denn was macht man damit? Man stülpt das Teil über das Display der Kamera und macht die Bildkontrolle durch das Okular der Lupe. Sieht von außen betrachtet etwas merkwürdig aus, aber man sieht sein Bild in einer Klarheit, die sonst draußen nicht möglich ist. Besonders krass ist der Effekt natürlich an einem sonnigen Tag, wo man trotz aller Güte heutiger Kameradisplays gerade mal erkennen kann, ob man die Kamera grob in die richtige Richtung gehalten hat. Aber auch, wenn es ein bewölkter Tag ist oder in Innenräumen fotografiert wird und man eigentlich das Bild ganz gut auf dem Display sehen kann, hilft eine solche Lupe weiter, weil sie die Umgebung ausblendet und so den Blick allein auf das soeben gefertigte Bild fokussiert. Wie Scheuklappen. Nur kleiner und anders geformt.

Inzwischen gibt es die Teile ja auch zu gemäßigteren Preisen, wenn man nicht gerade ‘das Original’ von Hoodman kauft. Einige dieser Teile gibt es auch mit einem Rahmen, der auf den Kamerarücken aufgeklebt wird, sodass man die eigentliche Displaylupe regelrecht anklipsen kann und sie nicht an der Kamera festhalten muss. Schaut mal bei den bekannten Dealern vorbei. Ich bin sicher, ihr werdet das Ding nicht mehr missen wollen.

Eins noch: Die meisten dieser Displaylupen kommen mit einem Band, mit dem man sich die Lupe um den Hals hängen kann oder soll. Kann man machen. Mich stört so ein Gebaumel. Ich habe mir deshalb so ein selbstaufrollendes Schlüsselband mit Gürtelclip aus dem Baumarkt geholt, und die Hoodloupe daran befestigt – sieht man auch oben auf dem Bild. Das habe ich mir hier abgeschaut.

Soviel dazu. Freut mich, wenn ich euch einen neuen Equipment-Floh ins Ohr gesetzt habe :-). Das habt ihr halt davon, wenn ihr meinen Blog lest.
Und nein, ich bekomme bei keinem der Hersteller oder Verkäufer dieser Dinger eine Provision (warum eigentlich nicht…?).

Bis bald.

von der Planung eines Shootings

Gerade eben habe ich wieder für ein anstehendes Shooting Ideen gesammelt, eigentlich ein perfekter Anlass, um mal ein bißchen was zum Thema Vorbereitung zu schreiben.
Gehen wir mal von einem ganz normalen Portrait- oder Pärchenshooting aus. Normal ist für mich, dass meine Kunden ziemlich ausschließlich handelsübliche Privatleute sind, die Fotos von sich und für sich oder ihre Familie und/oder Freunde haben möchten. Meist sind dort weder Vorerfahrungen in Bezug auf das „fotografiert-werden“ noch spezifische Anforderungen an die Art und den Look der gewünschten Bilder vorhanden. Auf die – immer gestellte – Frage, nach diesbezüglichen Wünschen oder Vorlieben heißt es in der Regel „mach du mal.“
Der Ball liegt damit also fast immer bei mir, für das anstehende Shooting ein paar Vorschläge zu machen, von denen dann einige idealerweise

  1. den Geschmack meiner Kunden treffen und
  2. im Rahmen der organisatorischen Rahmenumstände des Shootings auch umsetzbar sind.

Wie gehe ich dabei also vor?

Grundlage der Vorbereitung ist immer der Griff in die Inspirationskiste. Davon gibt es mehrere:
Zum Einen gibt es da meine bisherigen Arbeiten, von denen ich gelegentlich das eine oder andere Bild als Anregung und Idee für das anstehende Shooting hernehme.

Zum Anderen gibt es da das Internet, das insbesondere in Form von Bilder- und Fotografenplattformen (wie z. B. 500px) und bestimmter Social-Media-Ausprägungen (wie z. B. Pinterest) eine Fülle von Inspiration und Ideen bietet.

Insbesondere Pinterest nutze ich (siehe hier) seit einiger Zeit als geordnete Sammelstelle für Ideen, und finde es dafür grandios. Für die, die es nicht kennen: Die Grundidee von Pinterest ist, dass man virtuelle Pinwände anlegt und dort alle Internetseiten, die über ein Bild verfügen, ‚anpinnen‘ kann oder selbst Bilder auf die Pinnwand hochlädt. Der Blick auf die Pinnwand zeigt dann die dort angepinnten Bilder. Ein Klick auf einen einzelnen Pin öffent diesen und mit einem weiteren Klick gelangt man zur ursprünglich angepinnten URL. Außerdem schlägt Pinterest zum jeweils angezeigten Pin ähnliche vor, so dass man immer wieder auf neue interessante Pinwände oder Pinner (=Pinnwandbetreiber) stößt. Pinnwände können öffentlich oder privat sein, öffentlichen Pinnwänden anderer Leute oder anderen Leuten selber kann man folgen, und bekommt neue Pins der gewählten Pinnwand/des Pinners in einer Art Stream angezeigt. Man kann zudem – für eine Shootingplanung innerhalb eines kleinen Teams oder zwischen Fotograf und Kunde besonders interessant – Pinnwände gezielt für bestimmte „Mitpinner“ freigeben, so dass diese auch Ideen anpinnen können.
Auf diese Weise kann man sich eine Vielzahl verschiedener, thematisch sortierter Pinnwände anlegen, die dann Bildideen vielleicht auch Posingtipps etc. enthalten.

500px ist eine der aktuellen Top-Bilderplattformen. Ein großer Teil dort gezeigten Fotos kann einem schon mal echt die Kinnlade auf die Tischplatte knallen lassen. Eine Suche mit entsprechenden Stichworten fördert in der Regel eine Vielzahl hochklassiger Bilder und folglich entsprechende Inspiration zu Tage. Von dort aus landen auch immer einige Ideen auf meinen Pinnwänden bei Pinterest.

Wenn ich ein konkretes Shooting plane, ziehe ich mir also aus den o.g. Quellen ein paar Ideen raus, von denen ich meine, dass sie sich mit dem Kunden und den Rahmenbedingungen umsetzen lassen.
Die Ideen werden dann – am besten im persönlichen Gespräch – sonst auch telefonisch nach vorheriger Übermittlung eines Links zur Online-Ideensammlung mit den Kunden und ggfs. dem Assistent besprochen und abgestimmt.

Dann erstelle ich mir mit einer Notizbuch-App (nämlich dieser hier) auf meinem iPad ein PDF-Dokument mit den abgestimmten Bildideen, einigen Notizen dazu, ggf. ein paar Bildern von der geplanten Location, sowie meiner für das spezifische Shooting vorbereitete Material-Checkliste. Das bekommt dann auch mein Assistent zur innerlichen Vorbereitung auf das anstehende Shooting. Beim Shooting selber ist dieses Dokument dann mein Leitfaden und meine Erinnerungstütze, sofern meine Erinnerungsleistung nicht ausreicht, die Shootingideen im Kopf zu behalten bzw. das Shooting sich nicht ohnehin per Eigendynamik in eine ganz andere Richtung entwickelt.

Sofern das Shooting „on Location“ stattfinden soll, steht natürlich noch eine Vorab-Visite der Location an, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Denn die ganze tolle Bildidee für genau diese Location nützt nix, wenn da zum Beispiel gerade eine dicke Baustelle aufgemacht wurde oder die Location inzwischen abgerissen wurde oder was auch immer sonst so schiefgehen kann.
Das ganze liest sich jetzt einigermaßen aufwendig und starr, aber das ist es eigentlich nicht. Ich mache mir da ja keinen Fünfjahresplan, der strikt einzuhalten ist. Es ist einfach nur eine Zusammenstellung und ggf. Abstimmung von Ideen als Rückfallebene und Leitfaden für das Shooting. Und wie sagte schon Kapitän Barbossa in ‚Fluch der Karibik‘ in Bezug auf den Piratenkodex? Genau. „Richtlinien“, nicht „Regeln“.

Auf diese Weise habe ich jedenfalls immer ein „Plänchen“ für das Shooting dabei, auf das ich bei Bedarf zurückgreifen oder das ich bei Bedarf ignorieren kann.

Bis bald.