Wie lerne ich fotografieren?

OK, das könnte jetzt ein sehr kurzer Blogpost werden. Und zwar mittels der Antwort: Das ist ja wohl absolut unterschiedlich und typabhängig.

Weil das aber zu einfach wäre, hier mal der Versuch einer etwas ausführlicheren Antwort.

Zunächst mal die Ausgangslage

Ich gehe einfach mal von mir aus. Das bedeutet: Familienvater, Vollzeitjob mit regulären Arbeitszeiten. Fotografie ist Hobby und Nebenberuf und findet daher rein in der Freizeit statt, die Job, Haus und Familie so übriglassen. Mit anderen Worten: in sehr limitierter Zeit.

Meine Entwicklung

Neben der Tatsache, dass ich eigentlich “schon immer” gerne geknipst habe – und ich schreibe bewußt “geknipst” und nicht “fotografiert” – hat sich nach dem Erwachen des Interesses an Fotografie die Informationsbeschaffung zunächst ausschließlich im Internet abgespielt, und zwar vorrangig bei zwei Quellen: dem DSLR-Forum und dem Fotolehrgang von Tom Striewisch.
Der Fotolehrgang war für die fotografischen Grundlagenkenntnisse zuständig, das Forum für technische Fragen und- ich wage es kaum auszusprechen – die Kaufberatung.
Später, nach dem Einkauf der ersten digitalen Spigelreflexkamera in 2006, kamen dann noch regelmäßige Besuche in einem Nikon-spezifischen Forum dazu, dem NikonPoint. Dieses Forum löste während meiner “Forenzeit” nach einer Übergangsphase das DSLR-Forum so ziemlich vollständig ab, weil der Umgangston dort weit überwiegend eine ganz Spur moderater, freundlicher und hilfsbereiter war. Und es gab deutlich weniger Trolle…

Forenzeit? Ja, genau. In der Tat bin ich jetzt schon seit ein paar Jahren so ziemlich gar nicht mehr in Fotoforen unterwegs. Mit wachsender Kenntnis über die technische Seite der Materie Fotografie haben sich einfach immer weniger Fragen ergeben, zu denen ich mir dort Rat holen musste oder wollte. Parallel dazu hat sich mein Konsum von Fotografenblogs, -videos, -tutorials entsprechend erhöht. An erster Stelle wären da die Blogs von Krolop-Gerst und Patrick Ludolph zu nennen. Da geht es dann aber eben nicht mehr um grundlegende Dinge bei der Bedienung einer Kamera, oder um Fragen der Marke “welches Objektiv soll ich kaufen”, sondern um Tipps und Tricks für’s praktische Fotografieren. Also Lichtsetups, Bildaufbau, Bildbearbeitung und solche Sachen.

In Foren werden zudem auch gerne kleinste technische Aspekte zu einem riesigen Problem aufgebauscht, die im Zweifel wenigstens für die eigene fotografische Praxis überhaupt keine Relevanz hat. Ich erinnere mich da gerne, wie sich jemand (bzw. eine ganze Gruppe) über die Vignettierung eines Objektivs aufgeregt hat. 1.7 Blenden Vignettierung in den Bildecken. Ein Skandal! Damit kann man doch nicht fotografieren!
Damals hat mich das beschäftigt. Ich habe hinterfragt, ob es wirklich so schlau von mir war, dieses unglaublich schlechte Objektiv zu kaufen. Aus heutiger Sicht ziemlich naiv und lustig. Denn inzwischen habe ich mir in Lightroom eigene Objektivprofilpresets angelegt, bei denen die Vignettierungskorrektur mit voller Absicht ausgeschaltet ist. Im Regelfall füge ich eher noch Vignettierung hinzu, um den Blick des Betrachters zu helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren…

Ich glaube aber, das ist eine Entwicklung, die die meisten Hobbyisten durchlaufen. Erstmal gibt es viele Fragen zur Technik. Dann will man sein Geld ja nicht unsinnig versenken, weshalb Unmengen von Testberichten gelesen werden und in Foren bis zur Agonie darüber diskutiert wird, welches Objektiv in welchem Testkriterium besser abgeschnitten hat und so weiter und so fort. Irgendwann hat man dann aber sein Werkzeug beisammen und im Griff, und der Fokus geht weg von der Kameratechnik und hin zum Bildinhalt:

  • Wie bekomme ich dieses Bild hin?
  • Wie kann ich einen bestimmten Look kreieren?
  • Worauf muss ich bei der Kommunikation mit dem Model achten?
  • und so weiter und so fort…

Das sind eben die Dinge, die mich jetzt vorrangig beschäftigen, seit ich mit der grundlegenden Technik nicht mehr hadern muss. Das heißt natürlich nicht, dass ich alle Technikaspekte kenne und draufhabe. Ich kenne halt die Dinge, die ich ständig benutze und mache mir im Übrigen einfach keine Sorgen um dass, was ich vielleicht nicht kenne. Wenn ich auf ein Problem stoße, oder eine neue Technik, die mich interessiert, wird das kurz recherchiert, im Zweifel ausprobiert und dann ist auch gut.

Ein anderer Punkt ist natürlich immer – und zwar von Beginn an – das “machen”. Das ist ja so eine Sache, wenn Fotografie ein Hobby ist, das in begrenzter Zeit stattfindet. Da würde man vielleicht gerne mehr machen, aber die zeitlichen Zwänge des übrigen Lebens lassen das oft nicht zu. Aber letztlich ist “Praxis” nunmal der beste Lehrmeister – jedenfalls für mich. Es geht einfach nix über persönliche Erfahrungen.
Und genau da kommen aus meiner Sicht Workshops ins Spiel.
Denn bucht man einen Workshop hat man sich der Zeitfalle “Alltag” entzogen, man hat sich ein Zeitfenster geschaffen, in dem es mal ausschließlich um die Fotografie geht. Auch daheim kann man sicherlich viele Dinge mal antesten und ausprobieren, aber allzuoft ist man dann eben doch wieder für die Familie, Telefonanrufe etc. unmittelbar greifbar. Der normale Alltag droht dann, die Fotoexperimente wieder zu verdrängen.

Ist aber ein Workshop gebucht, ist völlig klar, dass man raus ist aus dem Alltag. Man kann sich wirklich auf die Fotografie konzentrieren.

Dazu kommt dann, dass man bei der Teilnahme an Workshops natürlich mit dem ganzen organisatorischen Kram nichts zu tun hat. Model und Visa etc. organisiert der Veranstalter. Und zwar in aller Regel Profis, was einem Fotografen ja nun auch das Leben beträchtlich erleichert.

Gleiches gilt im Prinzip, wenn man selber ein Shooting organisiert hat. Dann ist klar: dieser Zeitslot ist belegt. Leute wurden organisiert, man ist unterwegs und nicht greifbar. Das setzt aber mal voraus, dass man sich das dann eben auch zutraut. Optimal ist es da auch, wenn man nicht alles alleine macht. Ich bin ja meist mit meinem Fotobuddy Toto unterwegs, so dass mal der eine den Fotografen und der jeweils andere den Assistenten gibt. Aber es ist eben gut, wenn man sich unmittelbar austauschen kann.

Neben “selber machen” kann ich am besten durch “über die Schulter schauen” lernen. Auch dafür eignen sich ja Workshops ideal. Weil das aber natürlich zeitintensiv und nicht immer ganz preiswert ist, nutze ich hierzu auch gerne Videotutorials. So habe ich zum Beispiel Videotrainings von Martin Krolop und Patrick Ludoph gekauft, aber auch von jenseits des großen Teiches gibt es ja zum Beispiel in Form des Kelbytraining (bzw. KelbyOne, wie es jetzt heißt) ein wahres Füllhorn von Videotutorials mit Größen wie Joe McNally oder Jay Maisel.

Habe ich noch was vergessen?

Achja, Bücher.

Nachdem ich ein bekennender Fan des Fotografen Joe McNally bin, ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass ich hier drei seiner Bücher im Regal stehen habe. Daneben stehen aber auch noch Bücher von Scott Kelby, Tamara Lackey, Zack Arias, Gregory Heisler, Frank Doorhof und – als einziges deutschsprachiges Buch – Das Blitz-Kochbuch von Andreas Jorns. Eine kleine Linkliste habe ich unten man angehängt. Insgesamt stehe ich dabei eher auf “erzählende” Bücher, also keine rein technischen, lehrbuchhaften Abhandlungen, sondern den Erzählungen des Fotografen rund um ein Bild. Das beinhaltet dann im Zweifel auch die Überlegungen zur Technik und technische Hinweise und Ausführungen, ist aber oft eingebettet in die übergeordneten, motivbezogenen Überlegungen.
Zu dem hier vorhandenen Buch von Gregory Heisler, 50 Portraits, hatte ich mich hier ja schon mal ein wenig ausgelassen.

Und Podcasts.

Zu den regelmäßig konsumierten Podcasts gehören einmal die wöchentliche Foto-Talkshow “The Grid” aus der KelbyMedia-Schmiede. Nicht immer ein absolutes Muss, aber oft nett und je nach Gast schon mal sehr interessant.
Auf der “das muss ich hören”-Liste ganz oben steht der – momentan nach dem Ende der 2. Staffel pausierende – AUDIO(!)-Podcast Das Maddin und das Paddy, in dem Martin Kolop und Patrick Ludolph über alles Mögliche und Unmögliche aus der Welt der Fotografie schnacken.
Das Wunderbare an Audiopodcasts ist ja, dass man die gepflegt auf dem Weg zur Arbeit (oder wobei auch immer) hören kann. Da ergeben sich auch mitten im Alltag immer irgendwelche Gelegenheiten.

So. Jetzt bin ich aber glaube ich einmal durch alles durch, was ich so nutze oder genutzt habe, um mich fotografisch aus- und fortzubilden.
Schreibt mir doch bitte mal eure Tipps und Fortbildungsvarianten in die Kommentare.

Hier kommt jetzt noch die oben versprochene Bücherliste, und dann ist aber sowas von Feierabend…
Nun also in völlig zwangloser Reihenfolge die Bücher meines Fotobuchregals mit Amazon-Links:

Joe McNally – The Moment it Clicks
Joe McNally – The Hot Shoe Diaries
Joe McNally – Sketching Light
David A. Ziser – Captured By The Light
Moose Peterson – Captured
Tamara Lackey – Envisioning Family
Tamara Lackey – Children’s Portrait Photography
Scott Kelby – Light it, shoot it, retouch it
Zack Arias – Photography Q&A
Gregory Heisler – 50 Portraits
Frank Doorhof – Mastering the Model Shoot
Andreas Jorns – Das Blitz-Kochbuch

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