Was ist eigentlich diese Blitzsynchronzeit?

Also, kleine Vorwarnung: Jetzt wird es streckenweise etwas technisch. Noch habt ihr Zeit auszusteigen und vielleicht doch lieber ‘nen Kaffee zu trinken, euch in die Sonne zu legen oder euch auf die Couch zu hocken. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Noch da? OK, selber Schuld!

Die Blitzsynchronzeit einer Kamera ist eine Hürde, die sich immer dann einem guten Foto in den Weg stellt, wenn man bei reichlich vorhandenem Umgebungslicht mit möglichst offener Blende und Blitzlicht fotografieren will. Denn was passiert, wenn man draußen bei hellem Tageslicht die Blende weit öffnet – also so in Richtung f/2 oder so? Genau, die Belichtungszeit geht schnell mal in Richtung 1/1000 sec. oder noch kürzer. Und so kurze Belichtungszeiten packen die meisten Kameras in Verbindung mit Blitzlicht nicht. Die Blitzsynchronzeit stellt dabei nämlich die Grenze für die kürzestmögliche Belichtungszeit bei Nutzung von Blitzlicht dar. Warum das so ist, versteht ihr hoffentlich am Ende dieses Blogposts.

Schlitzverschluss

Zum Verständnis des Mysteriums „Blitzsynchronzeit“ muss man erstmal wissen, dass die handelsüblichen Spiegelreflexkameras über einen sogenannten „Schlitzverschluss“ vor dem Bildsensor verfügen. Grundsätzlich wird über diesen Verschluss geregelt, wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Die Zeitspanne, die der Sensor dem Lichteinfall durch das Objektiv ausgesetzt ist, ist dann unsere Belichtungszeit. Soweit ganz einfach.

So ein Schlitzverschluss verfügt über zwei „Vorhänge“, die beide den kompletten Bildsensor überdecken können. Im Ruhezustand – also wenn gerade keine Belichtung stattfindet – verdeckt ein Vorhang den Sensor und einer ist geöffnet. Drückt ihr nun auf den Auslöser wird der erste Vorhang geöffnet, der Sensor wird dem Licht ausgesetzt und mit dem zweiten Vorhang wird der Sensor dann wieder verdeckt. So in etwa:

Disclaimer: Ich bin weder Kamerainschenöhr noch Schlitzverschluss-Nerd. Ob jetzt der Verschluss von oben nach unten läuft oder unten nach oben bzw. ob meine schematischen Darstellungen sonstige Ungenauigkeiten enthalten ist a) deshalb zu entschuldigen und b) für die Behandlung des Themas hier egal.

Wenn nun die Belichtungszeit immer kürzer wird, kommt es dazu, dass der zweite Vorgang bereits losläuft, um den Bildsensor wieder zu verdecken, bevor der erste Vorhang überhaupt ganz geöffnet ist. Es läuft dann sozusagen nur ein Schlitz über den Bildsensor und exponiert immer nur eine Teilfläche des Sensors dem einfallenden Licht.

So in etwa kann man sich das vorstellen:

Und was hat das jetzt mit meinem Blitz zu tun?

Ganz einfach:

  • Blitzt ihr bei einer längeren Belichtungszeit – bei der ja der ganze Bildsensor dem einfallenden Licht ausgesetzt ist – wird das Blitzlicht logischerweise vom gesamten Sensor aufgezeichnet.
  • Blitzt ihr aber bei einer sehr kurzen Belichtungszeit – bei der nur so eine Schlitzöffnung über den Sensor wandert – bekommt natürlich nur der Teil des Sensors das Blitzlicht ab, der just im Moment des Blitzes dem Licht ausgesetzt ist. Der Rest des Bildes ist dann sozusagen nur ein Available-Light-Foto ohne Blitzlicht.

Was ist jetzt also die Blitzsynchronzeit?

Das ist jetzt hoffentlich wiederum ganz einfach:
Das ist die kürzestmögliche Belichtungszeit, bei der der gesamte Sensor freiliegt, der Blitz gezündet und die abgerufene Blitzleistung vollständig freigesetzt werden kann. Bei den meisten (mir bekannten) Kameras beträgt diese Blitzsynchronzeit 1/200 sec. oder 1/250 sec.

Und warum ist das jetzt nochmal eine Hürde?

Ganz klar: Wenn einerseits das helle Tageslicht draußen Belichtungswerte von – sagen wir mal – ISO 200, f/2.8 und 1/1.000 sec. diktiert, euer Blitz andererseits aber nur bis 1/250 sec. mitspielen kann, dann habt ihr ein Problem. Denn bei ISO 200, f/2.8 und 1/250 sec. habt ihr eine satte Überbelichtung um zwei Blendenstufen durch das Tageslicht. Also müsst ihr irgendwie über ISO und Blende zwei Blendenstufen Licht aus der Kamera heraus halten. Wenn die ISO-Werte noch Luft nach unten haben (hier also bis ISO 50), habt ihr Glück.
Wenn nicht, müsst ihr zwangsläufig die Blende schließen und wärt dann bei f/5.6. Das wollt ihr aber im Zweifel ja aus gestalterischen Gründen nicht – denn siehe oben: Die Situationsbeschreibung war offenblendiges Foto mit Blitz und outdoor.

AHA. Und was kann ich nun machen?

Das, liebe Leser, kommt in Teil 2.

Bis dahin viel Spaß beim Blitzen.

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