Von der Location zum Foto: Mit Miss Lauryi im Tunnel

Ich war neulich noch einmal wieder mit Miss Lauryi für ein Shooting verabredet. Und da es regnerisch war – klar: Sommer in Deutschland – brauchten wir eine regengeschütze Location. Und so fiel die Wahl auf einen altehrwürdigen Fußgängertunnel, der unter einer Bahnstrecke durchführt.

Hier habe ich mal aufgeschrieben, wie ich vor Ort vorgegangen bin und vom ersten Scouting-Bild zum finalen Setup kam.

Hier also erstmal ein Scouting-Bild von der Location:

Sehr heimelig, nicht wahr? Und nur um die Helligkeit dieses Fotos mal in die eine belichtungstechnische Perspektive zu bringen: ISO 200 :: f/1.4 :: 0,5sek

Mit anderen Worten: Ganz schön düster. Und das Foto stammt ja noch vom Beginn des Shootings (ca. 19:30 Uhr). Was da also noch an Tageslicht in den Tunnel “strömte” war im Begriff, in Kürze zu schwinden.

Das allererste, was mich an diesem ersten Foto massiv störte, war wortwörtlich das Licht am Ende des Tunnels. Die Belichtungsparameter des obigen Fotos waren ja darauf ausgerichtet im Vordergrund, am Anfang des Tunnels, eine halbwegs nutzbare Helligkeit zu erzielen. Und schon brannte sich die Tunnelöffnung am anderen Ende als nahezu komplett weiße Fläche aufdringlich ins Foto.

Was also tun?

Klar, erstmal Belichtung runterregeln, bis die Helligkeit der jenseitigen Tunnelöffnung auf ein unaufdringliches Maß abgesenkt war.

Das Ergebnis siehst Du hier:

Die Helligkeit der jenseitigen Tunnelöffnung liegt nun im Bereich “nutzbar”. Und das restliche Bild enthält auch keine weiteren störenden Elemente mehr … 🙂

Hmmm. Vielleicht ein Mittelweg?

Um Dir jetzt weitere öde und belichtungstechnisch katastrophale Tunnelblicke zu ersparen, nehme ich das Ergebnis mal vorweg: NÖ, NIXDA, GINGNIX.
Denn selbst mit mäßig hellem Licht im Vordergrund, das vielleicht als Aufhellicht bzw. Grundlicht für ein Foto getaugt hätte, war im Hintergrund schon wieder “highlight-heaven” – also viel zu hell.

Es war daher sehr schnell klar, dass das vorwiegend schwarzseherische Bild die Ausgangsbasis meines Foto werden würde. Folglich musste die Ausleuchtung meines Models im Vordergrund ganz allein mit künstlichem Licht erfolgen. Mit Ausnahme der Freifläche am jenseitigen Tunnelende würde das Umgebungslicht mangels Masse im Foto überhaupt keine Rolle spielen.

Also raus mit dem Blitz aus dem Auto und rein mit dem Model ins Bild:

Öhm…. tja…… also……

Also das Gute ist ja schon mal, dass das Licht am Ende des Tunnels weiterhin nicht aufdringlich ist, und dass die Ausleuchtung des Models im Vordergrund auch schon mal generell in eine gute Richtung geht. Soll heißen: die Helligkeit passt und das Licht hat eine erkennbare Richtung.

Aber im Übrigen besteht das Bild immer noch vor allem aus Schwärze. Nun hab ich nicht zwingend was gegen dunkle Bildbereiche, aber hier schwebt mein Model einfach irgendwie vor schwarzer Kulisse mit einem grün-braunen Blob Licht im Hintergrund. Nixgut. Dass Lauryi da in einem Tunnel steht, kann man zwar anhand der Form der hellen Flecks hinten im Bild erahnen, aber wirklich sehen kann man den Tunnel jetzt nicht. Das liegt natürlich insbesondere daran, dass die einsame Leuchte, die zwecks Erhellung des Fußwegs an der Wand in der Mitte des Tunnels angebracht ist, defekt war und somit der gesamte Tunnel sackdunkel war..

Was also nun?

Na klar: Wenn das eigentliche Tunnellicht defekt ist, muss der Fotograf halt selber Licht machen. Und angesichts der leuchtend orangefarbenen Haare von Lauryi war sofort klar, dass der Tunnel dann nicht einfach nur hell, sondern bunt hell gemacht werden musste.

Und so sah das dann am Ende aus:

Schon sieht man den Tunnel, natürlich vor allem in einer schönen Komplementärfarbe zu Lauryis Hautton und Haarfarbe und zwecks Abwechslung noch in einem dunklen Pink illuminiert. Lauryi ist (natürlich sowieso aber auch)  von den Helligkeitswerten her eindeutig der Star des Fotos und nicht irgendein heller Lichtblob im Hintergrund. Und meine bunten Lämpchen machen den Tunnel zwar sichtbar, treten von der Helligkeit aber auch nicht in einen Streit mit dem Model ein.

Und apropos Farbe: Der eine oder die andere wird sich vielleicht abwenden, weil sich die Augen beim ersten Anzeichen solch knallig gesättigter Farben überfordert fühlen. Aber manchmal finde ich, darf es farbmäßig auch mal knallen; gerade wenn das Model selber schon kräftige Farben ins Bild mitbringt.

Und für die technisch Interessierten: Lauryi wird von einem portablen Studioblitz, einem Jinbei DC-600, durch ein 30x140cm Striplight mit Wabe beleuchtet. Das bunte Licht im Tunnel wird von zwei Systemblitzen erzeugt, die ihr Licht jeweils durch eine Farbfolie und einen Diffusoraufsatz verstreuen und ganz einfach mittels kleiner Plastikfüßchen auf dem Boden stehen.  Diese Blitze in Bodenhaltung werden (wenn’s geht) natürlich strategisch hinter dem Model versteckt, damit man die Lichtquellen selber im Foto nicht sieht. Die Wahl des Striplights inklusive Wabe als Lichtformer für das Hauptlicht war ganz einfach dem Umstand geschuldet, dass ich sehr selektiv mein Model beleuchten aber nicht noch meterweise Tunnelwand aufhellen wollte. Das sorgt dann zwar für einen eher eingeschränkten Bewegungsspielraum des Models, weil der Lichtkegel so eines schmalen Striplights mit Wabe ja nunmal recht eng ist. Es ist hilft aber der Lichtstimmung des Fotos enorm. Und die (sehr geringe) Aufhellung der Schattenseite des Models kam ganz schlichtweg von der düsterlich-grünbraunfleckigen-dreckigen Tunnelwand, die gleich rechts vom Model war.

Ausgelöst wurden die Blitze alle über meine einfachen Yongnuo-Auslöser; die Leistungsregelung erfolgte also rein manuell an den Blitzgeräten. Kein großer Schnickschnack und größtmögliche Kontrolle. Weiterer Vorteil: Ich konnte das gleiche Setup sowohl mit meiner Nikon Spiegelreflexkamera als auch mit meiner kleinen neuen MFT-Systemkamera fotografieren. Die muss ja nun auch mal ran. Und der Blick des Models, wenn man nach der fetten DSLR so ein Miniaturkameralein aus der Tasche zieht, ist einfach unbezahlbar :-D.

Wer Spaß dran hat, kann ja mal raten, aus welcher Kamera das obige Bild stammt. Die Aufnahmedaten der ganzen Serie – egal welche Kamera am Start war – lauten ISO 400 :: Blende 2.8 :: 1/125 sec..

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