G.A.S. – Gear Acquisition Syndrom

Kennt ihr das auch? Nach ein paar Jahren Befassung mit der Fotografie ist mein Materialschrank in Sachen Kameras, Objektiven, Blitzen und Co. nicht gerade unterbesetzt.

Und trotzdem: Kaum präsentiert ein Hersteller der staunenden Öffentlichkeit ein neues Objektiv, eine neue Kamera oder was auch immer, komme ich gelegentlich nicht umhin, das mal anzuschauen und zu überlegen, ob – oder schlimmer – wann ich diese neue Errungenschaft wohl brauchen könnte. Alternativ setzen solche Gedankengänge auch ein, wenn ich im Internet über mir bislang unbekannte Techniken stolpere. Oder faszinierende Fotos sehe, die mit mir nicht zu Verfügung stehenden Mitteln gemacht wurden. Das ist die Zeit des Konjunktivs: „Es wäre ja immerhin denkbar, dass ich mal dieses und jenes mache, und dann könnte ich das neue XY vielleicht echt gut gebrauchen. Bestimmt!“
Ziemlich viel „vielleicht“ und „wäre, könnte, hätte“.

Glücklicherweise gelingt es der Vernunft in Verbindung mit dem Bankkonto oft genug, die Oberhand zu gewinnen. So bleibe ich meist doch auf einem wandelbaren Pfad zwischen den Verlockungen der vom Hersteller angepriesenen völlig neuen, ungeahnten Möglichkeiten (die sich natürlich ausschließlich mit dem Kauf seines unglaublich leistungsstarken Produktes erschließen), und der nüchternen Feststellung, dass ich vermutlich kaum oder zumindest selten genug das Potenzial der Gerätschaften ausreize, die sich bereits in meinem Schrank türmen.

Und jedesmal, wenn ich mich wieder bei diesem Hin und Her ertappe, nehme ich mir vor, doch erstmal wieder das eine oder andere Shooting anzusetzen, um mal die Grenzen des mit dem vorhandenen Material Machbaren auszutesten. Naja, und dann kommt eben oft genug der Alltag des Familienvaters mit normalem Tagesjob wieder um die Ecke und lacht mich aus. Umso besser, dass ich die zusätzliche Kohle dann doch nicht ausgegeben habe.

Beispiel gefällig? Neulich bin ich über die Arbeit von Lisa Holloway gestolpert (Link), speziell über dieses und ähnliche Bilder. Wahnsinn, oder? Und natürlich habe ich die Frage „Wie hat sie das gemacht?“ geklärt. Und prompt stellte sich heraus, dass sie bei vielen dieser Bilder ein Objektiv vom Kaliber 200mm f/2 einsetzt. Schluck! Für normale (= nicht auf exzessivem Level mit Fotozeuch befasste) Menschen, die sich bis jetzt durch den Blogpost gekämpft haben, hier in Kurzfassung die Beschreibung eines solchen Objektivs: saugut – groß – schwer – sauteuer, letzteres im Bereich von mehreren Kilo-€.

Und was ist natürlich umgehend auf meiner „ewigen Foto-Wunschliste“ gelandet? Genau.
Realistisch? Wohl eher nicht.
Habe ich mal probiert, ähnliche Fotos mit dem verfügbaren Material zu machen? Öhm, naja. Könnte man mal drüber nachdenken.
Habe ich das schon eingestielt? *Hustenanfall* Habe ich mir aber fest vorgenommen und fast schon jemanden für angerufen…

Tröstlich, wenn man dann beim Schreiben dieser Zeilen den Blick vom Monitor auf ein paar Wandbilder lenken kann, die man dann doch selber zustande gebracht hat, und die einem bestätigen, dass man gelegentlich doch zur richtigen Zeit Schwung genommen und ein paar ordentlich Fotos zuwege gebracht hat.

Bis bald.

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